Stille


"Sei stille dem Herrn und warte auf ihn" (Ps. 37,7)

Die Stille ist nicht ein Ort, sondern ein Zustand. Die Stille hat ebenfalls nichts mit Dezibel, also mit der Abwesenheit des Lärms zu tun, Stille üben ist auch in einer lärmigen Umgebung möglich, allerdings ist es in einer ruhigen Umgebung leichter. Die Stille hat damit zu tun, dass die fünf äußeren Sinne abgeschaltet werden, dass die fleischliche Reizvermittlung in der Seele keine Empfindungen mehr hervorruft. Die Seele wird in der Stille vom Leib distanziert, soweit das möglich ist. Im Bewusstsein gibt es in diesem Zustand keinen Leib mehr, weil das Bewusstsein völlig auf etwas anderes gerichtet wird. Stille üben heißt aber auch die Gedanken soweit möglich unter Kontrolle zu haben. Die Gedanken ans Materielle und Vergängliche sind Störfaktoren. Wenn diese sich aber ungewollt vordrängen, so wischen wir sie weg, sobald sie uns bewusst werden und kehren wieder zurück auf das, was uns weit mehr interessiert und unser allerliebstes Anliegen ist. Und schliesslich ist Stille üben auch nicht lesen, beten oder irgendwelche Betrachtungen über religiöse oder Göttliche Themen.

Was ist denn 'Stille üben'?

Der einzige Gegenstand unseres Bewusstseins ist die Liebe. Gottes Liebe. Die Liebe zu und von Gott. In der Stille werden wir uns bewusst, dass Gott die Liebe ist und dass da, wo die Liebe auch in der primitivsten Form vorhanden ist, auch Gott ist. Überall, wo die Liebe ist, ist Leben, da die Liebe und das Leben dasselbe ist.

Gott ist Geist. Wo Leben ist, ist der Geist Gottes, weil der Geist Gottes die wahre und ungeteilte Liebe ist. Er durchdringt alles, gibt sogar der Steinen und Erzen Leben, nur in einer etwas anderen Form. Jede Pflanze und jedes Tier zeugt von der Liebe Gottes durch das innewohnende Leben. Jeder Mensch hat das höhere Leben in sich und somit auch die Liebe Gottes und, weil es dasselbe ist, auch den Geist Gottes. "Aber der Tröster, der Heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe" (Joh. 14,26). Dieser an Pfingsten ausgegossene Heilige Geist ist der wiedergekommene Christus, wie Er es verheissen hat.

Christus ist der Geist Gottes, ist die Liebe, das Licht und die Kraft Gottes in einem jeden Menschen. Unser Bewusstsein wird nun in der Liebe zu Gott Christus immer mehr und mehr erkennen und die Seele wird sich immer bewusster, dass wie nah ihr Christus ist, wo immer sie sich aufhaltet. Christus als Licht und Kraft ist in der innigen Verbindung zum Vater. Der Vater ist die Liebe. Ja, Christus und der Vater in uns ist eins. Christus ist im Vater und der Vater ist in Christus. Das Bestreben und das Verlangen der Seele ist es jetzt, mit Christus und dem Vater eins zu sein. Eins mit der Liebe (dem Vater), dem Licht (dem Sohn) und der Kraft (des Heiligen Geistes). Ist die Seele eins mit Christus, ist sie erfüllt mit dem Heiligen Geist und der Geist kann nun auf die Seele und diese auf den Leib wirken und die Seele ist dadurch ein Werkzeug Gottes.

Dadurch bilden die mit dem Geist erfüllten Seelen den Leib Christi auf Erden. Der Physische Leib Christi sind die aus Wasser und Geist geborenen Seelen, der Leib, der von dem einzigen und ungeteilten Geist geführt wird. Jeder erfüllte Mensch ist eine eigene, persönliche Form des einen Geistes Gottes und trotzdem, oder gerade dadurch, sind alle eins.

Der Geist, also Christus, verbindet immer und trennt nie. Eins sein ist der Wille Gottes und deshalb sagt Jesus: "Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt" ( Joh. 13,34). Nur die verbindende Liebe ist ein Zeugnis des lebendigen Geistes in der Seele. Damit ist sie die Quelle des Lebens, des Ewigen Lebens.

Jeder Streit, jede Trennung und jedes uneins sein ist nicht von Gott. Ist Streit, ist Trennung, so flieht der Geist, also die Liebe. Das ist eine Störung der Liebe und des Lebens. Hier ist auch die Quelle von Disharmonie im Leib, nicht nur im Leib Christi, sondern auch im Leib der betreffenden Menschen. Harmonie und Frieden, welcher immer aus der Liebe kommen, stellt das Leben ob seelisch oder physisch, wieder her.

In der Stille können wir Christus erfahren. Wir erleben, dass Zeit und Raum schwindet und nur noch das Jetzt das einzig Wahre ist. Im Jetzt liegt die Ewigkeit. Ist Christus in uns, so ist im Jetzt die Liebe und das Leben für die Ewigkeit in uns. In der Stille werden wir uns immer mehr bewusst, mit Christus, dem Vater Eins zu sein. Christus erleben wir bald als über-heilig, über-mächtig, aber als Freund und als Bruder. Mit dem Eins sein mit Ihm erben wir auch alles, was Christus und des Vaters ist. Das Licht und die Kraft, mit der er uns auf der Erde wirken lässt zur Verherrlichung Seines Namens in Seinem Willen. Das Eins sein mit Christus kann mit menschlichen Worten nicht beschrieben werden. Sind wir eins mit Ihm, brauchen wir auf dieser Welt nichts mehr, es fliehen uns dann alle Bedürfnisse, wir fragen nach nichts, weder von dieser Welt wie auch nach nichts im Himmel. Christus ist das Leben. Und es ist schon in uns. Werden wir uns dessen bewusst!