Mittwoch, 28. April 2010

Erweckung und Wiedergeburt

Es gibt wohl kaum weitere biblische Begriffe, welche so kontrovers gehandhabt werden – aber auch vielfach falsch verstanden werden – wie 'Glaube' und 'Wiedergeburt'.

In der Monatsumfrage vom April antworteten die meisten Leser dieses Blogs auf die Frage, wann die Wiedergeburt stattfände, mit 'nach der Bekehrung'. Die anderen Antwortvorgaben waren: 'nach erfolgter Heiligung' und 'Wiedergeburt ist Reinkarnation'. Die letzte Antwort fällt natürlich weg, denn Reinkarnation kennen nur die östlichen Religionen. Die biblische Lehre, das Evangelium lehrt, dass die Wiedergeburt die Erfüllung der Seele mit dem Heiligen Geiste ist. Die entscheidende Frage – mit weitreichenden Folgen – aber ist, wann diese Wiedergeburt stattfindet. Wichtig ist nun zu wissen, wovon man spricht: Die Wiedergeburt ist nicht ein einmaliges Ereignis, sondern ein Prozess. Demzufolge gibt es einen Beginn und ein Ende dieses Prozesses oder dieser Entwicklung. So unterscheiden wir zwischen dem Anfang der Wiedergeburt und der vollen Wiedergeburt. Ebensowenig wie ein Mechaniker-Lehrling am ersten Tag in seiner vierjährigen Ausbildungszeit sagen kann, er sei Mechaniker, genauso wenig kann ein gläubiger Christ am Beginn seines Glaubenslebens sagen, er sei voll wiedergeboren. Sagt jemand 'ich bin wiedergeboren', so verstehe ich, dass er voll wiedergeboren sei.

Bekehrt sich ein sündiger Mensch durch das gnadenvolle Wirken des Geistes Gottes in ihm, dann führt gewöhnlich der Geist ihm seine üblen Sünden vor Augen und er erkennt die gnadenvolle Erlösung durch das heilige Blut Jesu als seine Errettung. Je nachdem mit welcher Inbrunst und welchem Ernst diese Bekehrung erfolgt, empfindet er eine vorher nie erlebte Seligkeit. Ein hohes Gefühl der wärmsten Freude übermannt ihn unerwartet. Dieses fast berauschende Empfinden hält dann eine geraume Zeit an und klingt eine längere Zeit nach. Doch warum und wie geschieht das? Es ist die grosse Freude des Himmels, es ist die schönste Freude der Engel, wenn ein Sünder die winzig kleine Pforte gefunden hat und sie durchschreitet um auf dem schmalen und dornenreichen Weg zurück zu kehren ins Vaterhaus. Gott, die Engel, der Geist Gottes, Jesus, ja, das ganze Himmelreich ist im eigenen Herzen und nicht irgendwo ausserhalb und deshalb kommt diese überwältigende Freude bei der kompromisslosen Umkehr auch so ganz aus dem tiefsten Herzen. "So, sage ich euch, wird Freude sein vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut" (Luk.15.10).

Die ernste Umkehr vom breiten Weg der finsteren Sünde, vom toten Leben in und für die vergängliche Materie, ist der Beginn einer längeren seelisch/geistigen Entwicklung. Vielfach herrscht die Meinung vor, dass dieses überwältigende Seligkeits-Erlebnis und die geänderte und neu ausgerichtete Lebensperspektive nun die Wiedergeburt sei. In den meisten (Frei-) Kirchen wird das leider so gelehrt. Es ist aber nur die halbe Wahrheit, weil diese Wiedergeburt hiermit erst seinen Anfang nimmt. Bis zur vollen Wiedergeburt ist es dann noch ein weiter, weiter Weg, wenn sie überhaupt in diesem Erdenleben je erreicht wird. Es ist verständlicher, wenn wir von einer Erweckung (des Geistes) sprechen. Wenn die Seele beginnt Gott zu lieben, dann kann sich der Geist im Herzen regen und sich langsam befreien und wachsen, je nach dem wie nun die Reinheit des Herzens, der Seele, bzw. des Denkens zunimmt. Lehrt man die Gläubigen, dass sie nach der Bekehrung schon wiedergeboren sind, dann meint jeder, dass er schon am Ziel sei und eine weitere Entwicklung erübrige sich dann. Nein, mit der Bekehrung ist man noch nicht am Ziel, sondern erst am Anfang einer längeren Seelen-Ausbildung, auch Heiligung genannt.

Die volle Wiedergeburt

Die volle Wiedergeburt bedeutet: "Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden." (2.Kor. 5,17). Macht aber nicht jeder Gläubige einen Tag nach seiner ernsten Bekehrung und der vermeintlichen Wiedergeburt die leidige Erfahrung, dass doch noch nicht so alles neu geworden ist, dass die alten Begierden, Leidenschaften und Gewohnheiten noch nicht verschwunden sind und dass die ganze Gedankenwelt immer noch viel zu fest vom materiellen Leben geprägt wird? Ertappt er sich nicht in manchen alltäglichen Situationen immer wieder dabei, dass heisser Zorn oder den Geist trübenden Ärger aufwallen und dass es doch nicht so ganz einfach ist, all denen zu vergeben und sie zu rechtfertigen, welche ihm auf die eine oder andere Art und Weise einen materiellen oder seelischen Schaden zugefügt haben? Das sind nicht die löblichen Eigenschaften der geistigen Wiedergeburt, sondern zeugen noch vom altbekannten Leben des alten Adams in uns. Darum: Lasst uns nicht wähnen, wir seien am Ziel, sondern nehmen wir das Wort des Paulus ernst, wenn er mahnt: "Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung" (1.Thessalonicher 4,3). Die volle Wiedergeburt erleben wir nach erfolgter Heiligung, wenn der Geist Gottes unsere ganze Seele bis in die kleinste 'Faser' durchströmt. Dann können wir mit Paulus sagen: "Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir" (Gal.2,20). Das bedeutet nun aber auch, dass die gläubige Seele nichts mehr von sich aus unternimmt, keine eigene Wünsche (materielle schon gar nicht) mehr hat, sein Ego ganz und gar gekreuzigt ist, seine fünf Sinne die Seele nicht mehr mit ihren Reizen betören kann und seine leiblichen Bedürfnisse keinen Faktor mehr in seinem Leben darstellt. Der voll Wiedergeborene lebt nur für Jesus, sein eigenes Leben ist ihm nichts mehr wert. Bei ihm trifft es auch zu, was Johannes mit seinen Worten sagt: "Und die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, bleibt in euch, und ihr habt nicht nötig, dass euch jemand lehrt; sondern wie euch seine Salbung alles lehrt, so ist's wahr und ist keine Lüge, und wie sie euch gelehrt hat, so bleibt in ihm" (1.Joh.2,27). Trifft dies auch für einen soeben Bekehrten zu? Diese Salbung, diese Reife ist heute noch genauso ein Erfordernis für das Leben im Geist wie vor zweitausend Jahren. Die Bibel kann diese Salbung, die Wiedergeburt nicht ersetzen.

Paulus lehrt die Epheser, worauf es in der ersten Zeit nach der Bekehrung ankommt (Epheser 4,17 bis 5,20 und ff): Das Ablegen der fleischlichen Begierden, sinnlichen Leidenschaften und alten Gewohnheiten. Das ist beileibe nicht leicht und einfach. Dies schafft man nur durch die stützende Hilfe und schöpferische Kraft des innewohnenden Geistes Gottes. Hat man die unheilige Liebe zur Welt und der vergänglichen Materie einmal soweit überwunden, so ist die Überwindung des Egos mit allen seinen unreinen Eigenschaften der Finsternis wie Zorn, Hochmut, Geiz, Neid usw. das nächste Ziel.

Der Geist Gottes selbst führt uns auf diesem Weg der Heiligung und gibt uns jeweils das nächste Ziel vor. Auch Paulus ist diesen Weg gegangen und mahnt deshalb: "und jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus" (Phil3,14).



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Dienstag, 20. April 2010

Die sieben Geistesgaben

Es seien verschiedene Gaben, aber nur ein Geist, sagt Paulus im ersten Korintherbrief. Selbst wenn vom "Geist der Liebe" oder vom "Geist der Wahrheit" gesprochen wird, so ist es immer der eine Geist Gottes im Menschen, der in Bezug auf diese Geistesgaben gemeint ist. Die sieben Geistesgaben entsprechen den sieben Eigenschaften Gottes und damit den sieben Eigenschaften des Heiligen Geistes, von dem ein ganz kleiner Teil in ein jedes Menschenherz gegeben wurde – das Ebenbild Gottes. Bei einer Seele, welche die volle Wiedergeburt erlebt hat sind alle die sieben Eigenschaften zum genau gleichen Teil ausgebildet und keiner ist vorherrschender als der andere. Diese Eigenschaften sind Liebe, Licht, Kraft, Ordnung Gottes, Ernst, Geduld und dann alles in Einem: die Barmliebe. Beim Wiedergeborenen sind alle sieben Eigenschaften und damit alle sieben Gaben (Manifestationen des Geistes) voll ausgebildet und wirksam, kommen aber nicht im Eigenwillen der Seele zum Einsatz, sondern ausschliesslich nur im Willen Gottes, beziehungsweise wie der Geist es will (Der Geist weht wo Er will). Diese sieben Gaben haben aber noch einige derivative Auswirkungen. Es ist auch möglich, dass reine Seelen, welche aber die volle Wiedergeburt noch nicht erreicht haben, die eine oder andere Geistesgabe erhalten, um einen Dienst zu erweisen. Das heißt dann, der Geist gibt die Gaben, wem Er will.

1. Die Gabe der Liebe. Außer der übersteigerten Selbstliebe ist die Liebe in jeder Form ein Wirken des Geistes Gottes. Der Mensch ist böse von Anfang an, in ihm ist nichts Gutes. Der Geist Gottes selbst ist pure Liebe und wenn Er am Wirken ist, d.h. wenn die Seele dieses Wirken nicht unterdrückt, dann drängt der Geist Gottes die Seele zur Liebe zu Gott. "Liebe Gott mit deinem ganzen Herzen,. Mit deiner ganzen Seele und deinem ganzen Gemüte", das sind die Auswirkungen dieser Gabe. Wenn dann die Liebe zu Gott im Wachsen begriffen ist, dann erfolgt daraus die selbstlose Nächstenliebe. Die wahre Nächstenliebe, die damit beginnt, dass man allen Menschen vergeben kann, welche uns etwas zu leide getan haben, ist ebenso das pure Wirken des Liebe-Geistes. Desgleichen die Hilfe für andere, sei sie materieller oder geistiger Art. Diese Hilfen aus dem Geist oder anders gesagt, vom Geist Gottes getrieben, liebt dann die Anonymität, so, dass die Rechte nicht weiss, was die Linke tut. Das ist die Erste Liebe, wie sie oft in der Schrift genannt wird.

2. Die Gabe der Wahrheit. Die Eigenschaft des Lichtes ist die Wahrheit, die Erkenntnis, die Weisheit und das Wort. So spricht Paulus oft von der Gabe der Prophetie, des Zungenredens und der Gabe der Lehre. Unter dieser Gabe verstehen wir auch die Worte Jesu, wenn er sagt, wir sollen uns nicht sorgen, was wir sagen sollen, denn der Geist wird es uns 'ins Herz oder auf die Zunge' legen. Paulus ermahnte die Korinther: "Strebt nach der Liebe! Bemüht euch um die Gaben des Geistes, am meisten aber um die Gabe der prophetischen Rede" (1.Kor 14,1). Diese Gabe kommt in der Wahrheitsverkündung seit dem 18. Jahrhundert immer häufiger zur Anwendung. Heute wird diese Gabe der prophetischen Rede in vielen kirchlichen Gemeinschaften nicht nur verdrängt, sondern vielfach offen bekämpft. Und das ist vielleicht auch gut so, denn wo das Wesen der Geistesgaben und das Wirken des Geistes im Allgemeinen nicht verstanden werden, mangelt es auch an der Gabe der Geisterunterscheidung. Diese aber ist vonnöten, denn wir sollen alles prüfen und das Gute behalten. Um das Gute zu erkennen, ist die Gabe der Unterscheidung natürlich wichtig. Als die Endzeit mit der Industrialisierung im 18. Jahrhundert eingeläutet wurde, erweckte Gott Emanuel Swedenborg, der etliche Bücher vom Geiste Gottes getrieben, schrieb. Darauf wurde Jakob Lorber mit einem umfangreichen Werk betraut, das ebenfalls durch die Gabe der prophetischen Rede zustande kam. Weitere Frauen und Männer Gottes bekamen Botschaften wie Bertha Dudde, Max Seltmann, Georg Riehle, Johannes Widmann und etliche andere. (Alle die hier aufgezählten Werke stimmen mit der Heiligen Schrift in allen Teilen überein, es gibt keine Widersprüche). Es ist dann aber auch nicht ausgeblieben, dass falsche Propheten ebenfalls Werke geschrieben haben wie beispielsweise Anita Wolf, aber das ist bei der Lektüre relativ schnell und leicht zu erkennen. Auch in der jetzigen Zeit sind einige Wortträger (wie sie heute genannt werden) von Gott ausersehen, mit der prophetischen Rede (heute: Kundgaben) zu dienen (Maria-Helga, Michael Nehmann, Anka Pawlik, D.O., Pastor Matutis und andere).

3. Die Gabe der Kraft. Die Gabe der Kraft dient dem opferwilligen Dienen. Die Geisteseigenschaft der Kraft ist auch der Wille (der Wille ist ja die Kraft der Liebe). Wenn es der Wille Gottes ist, so dürfen die geisterfüllten Diener Gottes ihre Hände auflegen, und die Kranken werden gesund. Solches gelingt aber nicht, wenn die Gabe zu einer Show benützt werden soll oder sich jemand materielle Vorteile verschaffen möchte. Auch hier wird der Diener vom Geiste getrieben, um zu wirken.

Das sind die drei Hauptgaben, nach denen man sich, wie Paulus schreibt, bemühen soll. Nun folgen die vier anderen, die meist im Stillen, im Inneren der einzelnen Gottsuchenden Seelen wirken, ohne dass man es wahrnimmt, dass es eben auch Geistesgaben sind.

4. Die Ordnung Gottes. Diese Eigenschaft des Geistes wirkt dahin, dass die Seele sich bewusst wird, dass sie sich nicht ausserhalb dieser Ordnung bewegen soll. "Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung" (1.Thessalonicher 4,3). Diese Heiligung kann nur durch das Mitwirken des Geistes geschehen.

5. Der Ernst. Der Geist oder die Gabe der Beharrlichkeit ist der Garant, dass das, was angefangen wurde auch zu Ende geführt werden kann.

6. Die Gabe der Geduld. Die Geduld ist nötig, weil alles Geschehen auf dieser Welt ein Zusammenwirken von materiellen sowie geistigen Abläufen ist. Alle alltäglichen Lebenssituationen sind für diejenigen, die Gott lieben von der geistigen Welt vorbereitet und dienen zum Besten. Dieses unsichtbare Wirken ist wiederum von materiellen Begebenheiten und/oder Entscheidungen anderer Menschen abhängig. Damit der Mensch den geistigen Entwicklungen nicht vorgreift, braucht er Geduld. Diese Geduld muss gelernt werden und wird auch hin und wieder von der geistigen Führung geprüft. Wer ganz gottergeben ist, erlebt das Wirken des 'Geistes der Geduld' bewusst mit und kann für diese Herrlichkeit den Herrn nur preisen und rühmen!

7. Der Geist des Erbarmens. Diese edelste Gabe zeigt uns die anderen Menschen mit Gottes Augen. Man erkennt, wenn Menschen das angebotene Licht bewusst ablehnen und somit schon verloren sind. Man erkennt die Menschen, die von den Mächten und Gewalten die hinter dem Treiben in dieser Welt stehen, geblendet werden und sie in dieser Verblendung den schmalen Weg nicht erkennen können. Man erkennt auch die Menschen, die wohl den Weg erkennen und ihn gehen möchten und trotzdem die Welt und ihre Reize nicht überwinden wollen. Der Geist des Erbarmens entwickelt im geisterweckten Diener eine Kraft, den Geistigen Kampf zu kämpfen, der in der heutigen, finalen Endzeit besonders hart und brutal tobt. Diese Gabe gibt die Kraft, alle Menschen gleich zu lieben, egal wie gut oder böse sie sind. Die Gabe des Erbarmens will, dass alle Sünder gerettet werden und keiner, auch der Schlechteste nicht, verloren geht.

Um diese Gaben zu erhalten, müssen sie nicht von Gott erbeten werden. Denn sie liegen schon heimlich in dir, aber durch deine unselige Liebe zur materiellen Welt verborgen. Es ist Gottes klarer Wille, dass diese nützlichen Gaben zum Tragen kommen, denn auch du bist berufen, im Weinberg Gottes am grossen Erlösungswerk mitzuarbeiten. Diese Gaben sind nützliche Werkzeuge zum selbstlosen Dienst am Nächsten und deshalb sollen sie von jedem Gläubigen erweckt werden.

Aber wie?

Wende dich kompromisslos von der knechtenden Weltliebe (nicht von der Welt!) ab mit allen seinen schnell vergänglichen Sinnesreizen, Begierden, Leidenschaften und Gewohnheiten und wende dich ohne Umschweife mit deinem ganzen Herzen, deiner ganzen Seele und deinem ganzen Denken Gott zu. Suche in jeder Lebenssituation, in den kleinen wie den grossen, den Willen Gottes zu erkennen und diesen dann auch zu tun. Lass dich nicht von deinen eigenen Wünschen treiben, sondern übe dich in der Selbstverleugnung bis zur völligen Demut. In einer persönlichen und intensiven Beziehung und starken Verbindung zu deinem Erlöser, Bruder und Freund Jesus Christus findest du deine individuelle und persönliche Führung. Tag für Tag und Stunde um Stunde! Ist der Geist in dir erweckt und gewachsen, dann erlebst du Sein Wirken als Seine Gaben.

Mittwoch, 14. April 2010

Liebe Gott über alles (Teil 4/4)

Zur Erinnerung: In vier Teilen möchte ich das Wort des Herrn, „Liebe Gott über alles und deinen Nächsten wie dich selbst“, kurz streifen. Hier der vierte Teil.

1. Die Nächstenliebe
2. Alle Dinge dienen zum Besten
3. Habt nicht lieb die Welt
4. Reine Gedanken – Reine Seele

'Die Gedanken sind frei, wer kann sie ergründen?' Wer kennt es nicht, dieses alte deutsche Volkslied? Das Lied kommt dann zum Schluss, dass die Gedanken von niemand durchschaut werden können. Ist dies nicht vielmehr ein Wunschtraum, denn viele Gedanken von uns sollten ja wirklich nicht durch andere erforscht werden können! Wäre das der Fall, so würden wir oft 'alt aussehen' um dies einmal so zu sagen. Wir wollen hier erforschen wie es um diese Gedanken-Geheimhaltung steht und auch, woher die Gedanken überhaupt kommen. Dann interessiert uns, welchen direkten Einfluss die Gedanken auf unsere Seele und damit auf unser Leben haben.
Die wissenschaftliche Gedankenforschung beginnt so langsam zu bestätigen, was wir schon von der Bibel her wissen: Gedanken sind Bilder und haben vom Gehalt her einen tausendmal grösseren Umfang als Worte es haben können. "Als aber Jesus ihre Gedanken sah, sprach er: Warum denkt ihr so Böses in euren Herzen?" (Math.9,4) Auch sensible, nicht mystisch veranlagte Menschen können Gedanken lesen, das heißt, die Gedankenbilder sehen und dann wissen sie mehr, als es tausend Worte sagen könnten. Gedanken sind lebendig und leben ohne zu sterben. Sie sind ungestüm, lassen sich kaum bändigen und stören uns mit Bildern, auch gegen unseren Willen. Wir können Gedanken verwerfen (und kommen trotzdem immer wieder) oder wir können ihnen nachhängen, bis sie so intensiv werden, dass sie als Tagträume dienen und für uns eine Ersatzwelt schaffen können. Wer schon versucht hat seine Konzentration zu üben und dazu die Gedanken auszuschalten, den kann es fast zur Verzweiflung bringen, da sich Gedanken nicht so einfach kontrollieren lassen.

Jeder Mensch hat eine Sphäre um sich, eine Aura, ein Od oder wie immer man das benennen möchte. In dieser Sphäre hat er viele Mitbewohner, die um ihn sind. Da sind zum einen die Engel, mindestens ein Schutzengel, und wenn er geistig interessiert ist auch einen Führungsengel. Diese Engel sprechen zum Menschen durch Bilder und dazugehörende Empfindungen. Vom normalen weltlichen Menschen wird das als 'Gewissen' wahrgenommen. Schutzengel und/oder Schutzgeister sind bei allen Menschen. Schutzgeister können auch verstorbene Angehörige sein.

Dann 'leben' in dieser Sphäre Geister, die der geistigen Reife des Menschen entsprechen. Mit dabei sind zahlreiche unreine Geister, welche die Befriedigung ihrer eigene Süchte und Lüste der im Fleisch lebenden Menschen mitempfinden wollen und können. Ich möchte betonen, die allermeisten sind unreine Geister, und nicht Dämonen. Diese haben in nur wenigen Fällen 'Zutritt'. Von Dämonen reden wir hier nicht, denn wer diesen Bericht liest, hat seine geistige Ausrichtung ja meist schon auf Jesus ausgelegt und somit sind diese teuflischen Geister von vornherein schon kein Thema, da unsere Schutzengel uns ihren Schutz bieten. Aber unreine und unlautere Geister haben wohl die Möglichkeit unsere Seele zu verunreinigen und unsere Aufmerksamkeit zu stehlen mit ihren Einflüsterungen. Die Gedanken sind nicht unsere Produkte. Diese werden uns eingegeben. Aber unsere Produkte sind dann die Ideen, welche sich aus vielen Gedanken zusammensetzen. Das verhält sich etwa so wie Atome zu Molekülen. Diese Gedanken können wir kombinieren wie wir wollen und was da jeweils herauskommt, das ist dann unsere geistige Errungenschaft. Künstler wie Zeichner, Maler, Komponisten, Schriftsteller usw. sind gute Beispiele, wie sie einen Kanal für den jenseitigen Einfluss darstellen. Hier erkennt man auch die Spannbreite von der tiefsten bis zur höchsten geistigen Reife.
Wer den Gedankenbildern nachgibt, wird von diesen Gedanken gesteuert. Unzüchtige, Pädophile, Diebe, Ehebrecher um nur einige zu nennen, sind Seelen, die von diesen Gedanken zu ihren Taten 'getrieben' werden. Triebtäter, eben. Auch wenn man nicht mit dem Gesetz in Konflikt kommt, dem Einfluss der fremden Gedanken ist jedermann ausgesetzt. Will man nun aus dieser Einflussnahme ausbrechen und sich eine ganz andere Gedankenwelt aneignen, so gibt man sehr schnell auf und muss sich sagen: "Ich kann nicht aus meiner Haut schlüpfen". Wie wahr.

Und trotzdem gibt es eine Möglichkeit. Paulus sagt zu den Thessalonicher im ersten Brief (4,3): "Das ist Gottes Wille, eure Heiligung". Die Heiligung der Seele geht über den Wechsel der Gedankenbeeinflussung. Weg von den unreinen, unheiligen und hin zu den reinen Gedanken. Und in genau diesem Moment, wo der Mensch beschliesset, nach dem Reiche Gottes zu trachten und die Welt hinter sich zu lassen, da wo er beginnt, Gott zu lieben mit seinem ganzen Herzen, seiner ganzen Seele und eben mit seinem ganzen Denken, dann gibt es einen Wechsel in seiner Sphäre. Die unreinen Geister verlieren plötzlich ihren Einfluss, und da es hell und heller wird in der Seele, da geben sie bald Fersengeld, denn sie lieben die Finsternis mehr. Wenn das Denken plötzlich aus freiem Willen zu Gott gelenkt wird, dann sind die unreinen, unreifen Gedanken bald Vergangenheit. David hat das erkannt und besingt diese Tatsache immer wieder in seinen Psalmen: "wenn ich mich zu Bette lege, so denke ich an dich, wenn ich wach liege, sinne ich über dich nach" (63,7), "Wie habe ich dein Gesetz so lieb! Täglich sinne ich ihm nach" (119,97), usw.

Eine reine (geheiligte, vollkommene) Seele kann nur über die Gedankenwelt heranreifen. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Wer sich aber der Liebe zur Welt, zum Vergänglichen und seinen Begierden, seinen Leidenschaften hingibt, erfüllt den Willen Gottes nicht. Denn nur Heiliges kann in die Himmel eingehen, alles Unheilige nicht. Die Gedanken, welche der Mensch zu seiner Erdenzeit nachgehangen hat haben seine Seele geprägt und diese Gedanken sind dann in seiner Seele immer noch vorhanden und lebendig. Paulus sagt das so: "Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens" (Hebr. 4,12). "… und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen , damit vieler Herzen Gedanken offenbar werden" (Luk. 2,35).

Einen wunderschönen und sehr treffenden Satz finden wir im Buch der Prediger (10,20): "Fluche dem König auch nicht in Gedanken und fluche dem Reichen auch nicht in deiner Schlafkammer; denn die Vögel des Himmels tragen die Stimme fort, und die Fittiche haben, sagen's weiter". Damit ist natürlich nicht nur der König und die Reichen gemeint, sondern dein Arbeitskollege, dein Nachbar und dein Partner! Die Vögel und jene, welche Fittiche haben, das sind die reinen und unreinen Boten im geistigen Reich, die Geister, denen deine Gedanken sehr wohl bekannt sind! Deine Gedanken holen dich dereinst ein.

Dienstag, 6. April 2010

Liebe Gott über alles (Teil 3/4)

Zur Erinnerung: In vier Teilen möchte ich das Wort des Herrn, „Liebe Gott über alles und deinen Nächsten wie dich selbst“, kurz streifen. Hier der dritte Teil.

1. Die Nächstenliebe
2. Alle Dinge dienen zum Besten
3. Habt nicht lieb die Welt
4. Reine Gedanken – Reine Seele

Der Apostel Johannes war wahrscheinlich der, welcher die Welt und seine geistige Umgebung am besten durch die Augen Gottes sehen konnte. Seine Texte, das Evangelium, die Briefe und die Offenbarung sind von Demut und Liebe geprägt. Nie wirkt er schulmeisterlich, aber in jedem Satz ein wahres Licht verbreitend. So wirkt es fast ungewohnt, wenn Johannes so richtig heftig wird und überaus deutlich, wenn es darum geht, den alten Menschen (endlich) abzustreifen. Er schreibt im ersten Brief 2,15 ff: "Habt nicht lieb die Welt, noch was in der Welt ist. Denn wer die Welt liebhat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters."

Ergründen wir etwas tiefer, was Johannes mit diesen Worten sagt. Er spricht zu gläubigen Christen. Also zu jenen, welche täglich beten, zu jenen, welche wissen, dass Jesus am Kreuze für sie gestorben ist und zu jenen, die vermutlich von sich selbst sagen, sie seien wiedergeboren. Jenen, die felsenfest davon überzeugt sind, dass sie eines Tages Jesus im Himmelreich sehen werden und Einzug halten werden im Neuen Jerusalem. Zu jenen, die glauben, dass der Geist Gottes, also Jesus Christus in ihnen lebt, ja zu denen sagt nun Johannes: 'Wenn ihr die Welt liebhat, dann ist die Liebe des Vater (der Geist Gottes) nicht in euch'. Mit anderen Worten sagt er: "Ihr könnt beten soviel ihr wollt, könnt sagen Herr, Herr, könnt glauben bis sich die Berge hinweg heben und könnt Liebeshandlungen machen bis zum Müde werden – wenn ihr aber die Welt noch lieb habt, dann ist Jesus Christus nicht in euch!"

Wie kommt denn das? Wer also die Welt noch lieb hat, und demzufolge der Geist Gottes im Herzen noch schlummert und beinahe inaktiv ist, sind alle religiösen Handlungen wie beten, glauben und Liebeswerke verrichten reines Menschenwerk, das aus dem Verstand kommt. Erst wenn der Geist Gottes im Herzen erweckt wird durch ein reines Umfeld, dann wird die Seele zu den oben genannten Handlungen geführt, und so geschieht dann das aus dem Geist und der Wahrheit.

Bei Gott gibt es keine Grauzone, keine lauwarme Temperaturen. Entweder Weiss oder Schwarz, entweder Heiss oder kalt. Entweder man dient dem Fürsten dieser Welt oder man dient Gott. Entweder man dient dem Mammon, oder man folgt Jesus Christus nach. Ich weiss vollkommen, dass ich mich mit diesen und den folgenden Worten nicht gerade beliebt mache, aber mir geht's nicht darum, Beifall vom Leser zu erhalten, sondern die klare Wahrheit von Neuem zu verkünden.

Was heisst die Welt lieb haben?

Ich habe schon so oft argumentieren gehört, dass Gott uns diese Welt gegeben hat, damit wir uns mit ihr auseinandersetzen können/sollen/müssen/dürfen. Wir sollen uns in der Welt behaglich einrichten und uns wohlfühlen, damit wir Gottes Werke preisen können. Hat das Jesus, dem wir ja nachfolgen wollen, auch getan? Nein. Er hat gesagt: Ich habe die Welt überwunden. Und das ist genau der Grund, warum uns dieses Leben geschenkt wurde, dass wir uns von den Banden des Fürsten dieser Welt, welcher ja Herr ist über die Materienwelt, lossagen und zu einem geistgeführten Leben gelangen. Die Geistige Welt, das Himmelreich, das in unserem Herzen lebt, das ist die Realität und nicht die Materie. Wie die Materie vergeht, sehen wir jeden Tag. Das Geistige Reich bleibt. Beachte, dass das Geistige Reich nicht erst bei unserem Ableben in Erscheinung tritt, sondern dass du schon auf dieser Erde ein Angehöriger dieser Geistigen Welt sein kannst mit allen seinen Verheissungen und Seligkeiten.

Nun, die Welt lieb haben heisst, unsere Aufmerksamkeit, unsere Neigungen, unsere Interessen, kurz: unsere Liebe auf das Vergängliche, auf die Materie zu lenken. Wer also Interesse hat, wie es in der Welt so zu und hergeht, wer seine Aufmerksamkeit auf all den Lug und Betrug unseres verlogenen Systems richtet (und all das auch noch glaubt!), der hat die Welt lieb. Wer im Geiste lebt, den ekelt all dies an. Die Frau, welche täglich so viel Zeit aufwendet um ihre äussere Form mit Puder und Farbe in ein für die Welt gutes Licht zu stellen, die hat die Welt noch lieb. Lebt sie im Geiste, so ist ihre Zierde das strahlende Licht ihrer Seele. Diese Liste könnte man fast endlos weiterführen, schlussendlich ist alles Weltliebe, was unser Interesse in unserem Aussenleben fesselt. Die Weltliebe, also der Weltgeist, welche die Seele dirigiert, hat noch einige Helfershelfer: das sind Begierden, Leidenschaften und Gewohnheiten. Und die Früchte dieser Geister sind Zorn, Missmut, Neid, Hochmut und Geiz.

In diesem materiellen Umfeld unserer Seele kann sich das Samenkorn des Geistes Gottes nicht richtig entwickeln. Es vermag vielleicht zu keimen, aber zu wachsen und zu erstarken vermag es nimmer. Die Seele muss sich ganz Gott zuwenden, Gott mit ganzem Herzen, ganzer Seele und mit dem ganzen Gemüte lieben, damit die Kraft Gottes (eben des Heiligen Geistes) wirksam und offenbar werden kann. Diese Seele wendet ihre ganze Liebe Gott zu und sie ist allen persönlichen Wünschen abgestorben, ausser dem einen: Den Willen Gottes in jeder Situation zu erkennen und zu tun.

Wer die Welt vollständig durch die Kraft des Geistes überwunden hat, keine Begehrlichkeiten und keine Pläne mehr hat, der kann mit Paulus sagen: "Nicht mehr ich lebe, Christus lebt in mir!"

"Erdenfreude, Sinnesreize und Wohlgenusses erbringen keine Ewigkeitsfrüchte"