Mittwoch, 27. Juli 2011

Die zehn Gebote (9)

Das neunte Gebot 


"Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen wider deinen Nächsten." 


Oder anders ausgedrückt: "Du sollst nicht lügen!"
Mag sein, dass dies das am häufigsten übertretene Gebot überhaupt ist. Dabei geht es in erster Linie darum, dass über den Nächsten, also über Verwandte, Arbeitskollegen, Chefs, Politiker und Nachbarn hinter ihrem Rücken  wissentlich oder unwissentlich falsche Tatsachen geschildert werden. Wieviel giftiges Unheil wird oft von krankhaften Plappermäulern und dummen Schwätzern angerichtet, die reden und reden, was ihnen gerade in den Sinn kommt!
Dieses Gebot zielt aber wie die anderen auch, nicht nur auf das natürliche Leben ab, sondern vielmehr auf das Geistige. Im Natürlichen Leben gibt es keine Wahrheiten, denn das Natürliche, das Materielle, ist ununterbrochen in Veränderung und was sich stetig ändert, kann nicht ewige Wahrheit sein.
Die menschliche Seele ist nur durch die äusserliche (körperliche) Form zum Lügen und zur Falschheit fähig. Im Geistigen Reich ist die Seele offenbar, das heißt, sie ist transparent. Was in der Seele vorgeht, ist für alle anderen Seelen erschaubar. Gedanken und Empfindungen können nicht versteckt werden. Deshalb hat Jesus auch gepredigt, dass einst die Spatzen von den Dächern pfeifen werden, was die Seele im Erdenleben geredet hat. Hier im Materienleben, wo die Seele mit dem grobstofflichen vergänglichen Fleisch umgeben ist, kann sie die Mimik und Gestik nach Belieben steuern, unabhängig von Gedanken und Empfindungen. Da die fleischlichen Augen des Mitmenschen auch nur die körperliche Mimik und Gestik schauen kann, nicht aber die Seele, so kann die Wahrheit und die Lüge nicht erkannt werden.
"Wie geht's?" ist eine allgemeine Begrüssungsformel. Die Antwort weiß man ja auch schon zum Voraus: "Danke, gut!" Diese Antwort muss aber nicht zwangsläufig richtig sein und der Frager merkt dann nicht, dass es dem Befragten hundeelend zu Mute ist. "Schön dich zu sehen!" sagt ein anderer und denkt dabei: "Warum muss dieser Kerl mir über den Weg laufen!" Das sind – geistig gesehen – die ausgemachten Lügen: da, wo das Innere nicht mit dem Äußeren übereinstimmt. Dieser Umstand begleitet uns während des ganzen Erdenlebens in allen möglichen Lebensbereichen, in der Familie, am Arbeitsplatz in der Nachbarschaft und vor allem auch in der Politik.
Einmal wird der die Seele schützende Leib vergehen und zurück bleibt die Seele. Jeder, welche im Geistigen Reich in die Sphäre dieser Seele tritt, wird seine Gedanken samt seinen Empfindungen erschauen können. Das wird ein Heulen und Zähneknirschen sein! Davor ist niemand geschützt. Jeder kann jedem in die Sphäre treten, sozusagen ungefragt in seine Wohnung trampeln! Deshalb ist uns dieses Gebot gegeben, Gott will, dass wir im Geist und in der Wahrheit leben, damit es dereinst keine bösen Überraschungen geben wird.
Nicht unerwähnt darf in dieser Betrachtungsweise bleiben, dass nicht nur die inneren und unsichtbaren Gedanken und Empfindungen mit der Mimik und Gestik übereinstimmen muss, sondern auch die Handlungen. Wasser predigen und Wein trinken, das gilt vor allem nicht zuletzt ebenso für uns Christen! Wenn wir sagen, wir folgen Jesus nach und lieben nach wie vor die Welt, dann stimmt das Innere nicht mit dem Äusseren überein. Beten wir darum, dass wir das Licht des Geistes Gottes erkennen können und lassen und nach wie vor durch TV und Radio von der Welt umgarnen, dann sind wir unehrlich oder wenn wir predigen, "Gott sorgt für mich, ich lege alles in Seine Hände!" und gehen zu Arzt und nehmen Medikamente oder lassen uns gar für oder gegen irgend was impfen, dann leben wir nicht im Geist und in der Wahrheit.








Geschrieben aus der Erkenntnis, die der Geist Gottes mir ins Herz gegeben hat.






Mittwoch, 20. Juli 2011

Die zehn Gebote (8) II

Das achte Gebot (2.Teil)

"Du sollst nicht stehlen"

Ich zitiere wweiter aus dem Text "Die Geistige Sonne", dem 84.Kapitel.

Es läßt sich nun fragen, da der Herr nie ein Eigentumsrecht eingeführt und daher auch unmöglich je ein Gebot gegeben hat, durch welches man besonders ein erwuchertes Vermögen so vieler geiziger Wucherer respektieren soll, und das gegenüber einer Unzahl der allerärmsten Menschen, – ob man dann wohl stehlen dürfte, das nämlich, was sich solche „Wucherer“ (Banken, Financiers, Investoren, Anm.H.K.), dem göttlichen Gesetze zuwider, zusammengescharrt haben? Denn man nimmt doch einem Diebe nach den irdischen Gesetzen, sobald man ihn ertappt, seine gestohlenen Sachen weg. Sollte man denn nicht umso mehr das Recht haben, den allerbarsten Dieben und Räubern gegenüber dem göttlichen Gesetze ihre zusammengeraubten Reichtümer wegzunehmen und sie unter die Bedürftigen zu verteilen?
Nach dem Verstandesschlusse könnte man gegen diese Forderung gerade nichts einwenden; aber der rechte Mensch hat noch höhere Kräfte in sich als seinen Verstand. Was werden aber diese zu dieser Verstandesbilligung sagen?

Fragen wir unsere Nächstenliebe und unsere Gottesliebe. Was spricht sie in ihrem inwendigsten, ewig lebendigen Geiste aus Gott? Sie spricht nichts anderes, als was der Herr Selbst gesprochen hat, nämlich: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt!“ – Und wer sein äußeres Leben liebt, der wird das innere verlieren; wer aber sein äußeres Leben flieht und gering achtet, der wird das innere behalten. Das spricht alsdann der innere Geist.
Wir sehen nirgends eine Aufforderung, daß wir uns über die Güter der Reichen hermachen sollen. Der Herr Selbst spricht: „Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist.“ So befiehlt Er auch nicht dem reichen Jünglinge, seine Güter zu verkaufen, sondern erteilt ihm nur den freundschaftlichen Rat nebst der Verheißung des ewigen Lebens.

Da wir sonach nirgends auf ein Gebot vom Herrn stoßen, durch welches Er ausdrücklich befohlen hätte, sich irgendwie des Reichtums der Wucherer zu bemächtigen, so liegt es auch sicher klar am Tage, daß ein wahrhaftiger Christenmensch nicht das Recht hat, sich über die Güter der Reichen herzumachen. – Selbst derjenige, der in der größten Not ist, hat vom Herrn aus kein irgend nachzuweisendes Recht, sich der Güter selbst eines barsten Diebes zu bemächtigen; wohl aber hat bei einem großen Notzustande ein ganzes Volk das Recht dazu.
Warum denn? Weil dann der Herr Selbst im Volke waltend auftritt und bewirkt dadurch für die nimmersatten Wucherer ein gerechtes Gericht. (Dieses Gericht ist gerade jetzt in diesen Zeiten, 2011, im Anzug! Sie der schon geschehene und kommende Zusammenbruch  der Wucherer (Banken und Investoren im Zusammenhang der Staatsschuldenkrise) Anm.H.K.) – Nur sollte sich da niemand, außer im höchsten Notfalle, erlauben, die Wucherer und die reichen Hartherzigen zu ermorden, sondern ihnen nur so viel von ihren höchst überflüssigen Schätzen wegzunehmen, als das Volk zu seiner Unterstützung nötigst bedarf, um sich wieder auf die Füße des friedlichen Erwerbes stellen zu können. (z.B. Um- und Entschuldung Griechenlands unter Einbezug der privaten Gläubigern. Anm.H.K.)

Dem reichen Wucherer aber solle noch immer so viel gelassen werden, daß er auf der Welt keine Not leide; denn das ist ja sein einziger Lohn für seine Arbeit. Der Herr aber will niemanden strafen, sondern jedermann nur belohnen nach der Art seiner Tätigkeit.
Da der Reiche und Wucherer aber nach diesem Erdenleben nichts mehr zu erwarten hat, da ist es ja recht und billig, daß er für sein Talent dort seinen Lohn findet, wo er gearbeitet hat.
Zudem will der Herr auch keinen Menschen auf dieser Welt völlig richten, damit da für einen jeden die Möglichkeit noch vorhanden bleibe, sich freiwillig von der Welt abzuwenden und zum Herrn zurückzukehren. Würde nun solch einem reichen Wucherer alles weggenommen werden, so erscheint er schon als völlig gerichtet; denn Verzweiflung wird sich seiner bemächtigen und eine endlose Zornwut, in der er unmöglich je den Weg des Heils betreten kann. Ist ihm aber noch ein genügendes Vermögen gelassen worden, so ist er fürs erste keiner irdischen Not ausgesetzt und erscheint auch nicht als völlig unbelohnt für sein Spartalent; fürs zweite aber kann er in diesem Zustande als nicht völlig gerichtet ja auch noch den Rat befolgen, den der Herr dem reichen Jünglinge gegeben hat, und kann dadurch zum ewigen Leben gelangen.

Am wenigsten aber sollen bei solchen äußersten Unternehmungen von seiten eines tiefverarmten Volkes blutige Grausamkeiten ausgeübt werden; denn sobald solches geschieht, da wirkt nicht mehr der Herr mit dem Volke und das Volk wird seine Tat nicht gesegnet sehen! Denn wenn es heute siegen wird, so wird es morgen wieder geschlagen, und da wird ein Blut wider das andere fließen! Nie soll der Mensch vergessen, daß alle Menschen seine Brüder sind. Was er unternimmt, das soll er stets mit einem liebeerfüllten Herzen unternehmen; niemandem soll er je etwas Böses tun wollen, sondern allezeit nur etwas Gutes, besonders im geistigen Teile zum ewigen Leben Wirkendes.

Ist so sein Sinn beschaffen, dann wird der Herr seine Handlung segnen, im Gegenteile aber verfluchen! Denn so der Herr Selbst niemandem ein ewig tödlicher Richter sein will, dem doch alle Gewalt im Himmel und auf Erden eigen ist, und Er niemanden zu fragen hat, was Er tun oder nicht tun soll, um so weniger soll ein Mensch auf der Erde etwas nach seinem argen Willen tun.
Wehe aber dem Volke, welches ohne die äußerste Notwendigkeit sich gegen die Reichen und Mächtigen erhebt! Das wird für seine Tat bitterst gezüchtigt werden; denn die Armut ist des Herrn. Wer den Herrn liebt, der liebt auch die Armut; der Reichtum und das Wohlleben aber ist der Welt und des Satans! Wer nach diesem trachtet, was der Welt ist, und es liebt, der hat sich vom Scheitel bis zur Zehe dem Satan einverleibt!

Solange also irgendein Volk sich des Tages nur einmal halbwegs sättigen und noch das Leben erhalten kann, so lange auch soll es sich nicht erheben. Wenn aber die Reichen und Wucherer beinahe alles an sich gerissen haben, so daß Tausenden von armen Menschen augenscheinlichst der Hungertod droht, dann ist es Zeit, sich zu erheben und die überflüssigen Güter der Reichen untereinander zu teilen; denn dann will es der Herr, daß die Reichen bis zu einem großen Teile für ihre schändliche Eigenliebe und Habsucht gezüchtigt werden sollen.

Zum Schlusse der Abhandlung über dieses Gebot dürfte vielleicht noch jemand fragen, ob die Zinsnahme für geliehene Kapitalien nicht gewisserart auch wider ddieses Gebot ist? Da sage ich: Wenn in einem Staate der Zinsfuß gesetzlich bestimmt ist, so ist es auch erlaubt, nach diesem Zinsfuße von den Reichen die Interessen zu nehmen; hat aber jemand einem Bedürftigen ein erforderliches Kapital geliehen, so soll er dafür keine Zinsen verlangen.

Hat sich dieser Notdürftige mit diesem Kapital insoweit geholfen, daß er sich nun in seiner Gewerbshantierung bürgerlich wohl befindet, so soll er darauf bedacht sein, das geliehene Kapital seinem Freunde wieder zurückzuerstatten. Will er aus Dankbarkeit die gesetzlichen Zinsen zahlen, so soll sie der Ausleiher nicht annehmen, wohl aber den Rückzahler erinnern, solche an seine ärmeren Brüder zu verabfolgen nach seiner Kraft.

Ganz Armen aber soll niemand ein Kapital leihen, sondern was einer ihnen gibt, das soll er ihnen ganz geben. Das ist in dieser Hinsicht der Wille des Herrn. Wer ihn befolgt, der wird des Herrn Liebe haben.


Mittwoch, 13. Juli 2011

Die zehn Gebote (8) I

Das achte Gebot
"Du sollst nicht stehlen."
[Ausnahmsweise übernehme ich hier den Text, dem 83. Kapitel, aus dem zweiten Band der "Geistigen Sonne" das (ISBN: 9783874952071)]

Daß anfänglich unter dem Begriffe „Stehlen“ unmöglich die eigenmächtige Wegnahme der materiellen Güter eines andern verstanden werden konnte, erhellt klar daraus, daß besonders zur Zeit der Gesetzgebung niemand aus dem israelitischen Volke ein Eigentum besaß. Selbst als das Volk ins Gelobte Land gezogen war, war seine staatliche Verfassung so bestellt, daß niemand in diesem Lande ein vollrechtliches Eigentum besitzen konnte. Sondern es war dabei soviel als möglich auf eine Gütergemeinschaft abgesehen, und ein jeder dürftige Israelit, wenn er im übrigen in der göttlichen Ordnung lebte, mußte allenthalben die gastfreundlichste Aufnahme und Unterkunft finden.
Wäre aber in diesem Gebote unter dem Stehlen die willkürliche und eigenmächtige Wegnahme des Gutes eines andern verstanden worden, so fiele, wie es im Verlaufe dieser Darstellung hinreichend klar gezeigt wurde, unfehlbar der Tadel auf den Gesetzgeber, indem Er dadurch gewisserart stillschweigend dem Erwerbe, der Industrie und somit auch dem Wucher das Wort gesprochen hätte. Denn das muß doch jedem Menschen auf den ersten Blick in die Augen fallen, so er nur eines etwas helleren Denkens fähig ist, daß das Eigentumsrecht dann als vollkommen sanktioniert und bestätigt eingeführt ist, sobald man ein Gesetz gibt, durch welches das Eigentum eines jeden als vollkommen gesichert erscheinen muß.
Wie könnte man aber auf der andern Seite ein solches Gesetz von jenem Gesetzgeber erwarten, der mit Seinem eigenen Munde zu Seinen Schülern gesprochen hat: „Sorget euch nicht, was ihr essen und trinken werdet und womit euren Leib bekleiden, denn das alles ist Sache der Heiden. Suchet vor allem das Reich Gottes; alles andere wird euch schon von selbst hinzufallen.“
Weiter spricht derselbe Gesetzgeber: „Die Vögel haben ihre Nester und die Füchse ihre Löcher, aber des Menschen Sohn hat nicht einen Stein, den Er unter sein Haupt lege!“ Andererseits wieder sehen wir Seine Schüler sogar an einem Sabbate Ähren raufen, also offenbar stehlen. Als sich aber die Eigentümer des Ackers darüber beschwerten, saget: wer bekam da von dem großen Gesetzgeber den Verweis und eine recht empfindliche Zurechtweisung? Ihr brauchet nur im Buche nachzusehen und es wird euch alles klar sein.
Weiter sehen wir denselben Gesetzgeber einmal in der Lage, einen Mautzins entrichten zu müssen. Hat Er in Seine eigene Tasche gegriffen? O nein, sondern Er wußte, daß im nahen See ein Fisch einen verlornen Stater verschluckt hatte. Der Petrus mußte hingehen, dem durch die Kraft des Herrn gehaltenen Fische die Münze aus dem Rachen nehmen und mit derselben den Mautzins bezahlen.
Ich frage aber: Hat nach euren Eigentumsrechten der Finder auf ein auf was immer für eine Weise gefundenes Gut das verfügbare Eigentumsrecht? Mußte der große Gesetzgeber nicht wissen – oder wollte Er es nicht wissen –, daß Er von diesem im Fische gefundenen Gute nur auf ein Dritteil das verfügbare Eigentumsrecht hatte, und zwar erst nach vorausgegangener öffentlicher oder amtlicher Bekanntgebung seines Fundes? Er hat solches nicht getan. Sonach hat Er offenbar einen zweidritteiligen Diebstahl oder, was ebensoviel ist, eine Veruntreuung begangen.
Ferner ließe sich nach den Rechtsprinzipien fragen – wenn man voraussetzt, daß nur wenige Juden es in der Fülle wußten, wer eigentlich Christus war –, wer Ihm das Recht eingeräumt hat, die bewußte Eselin ihrem Eigentümer abnehmen zu lassen und sie dann Selbst nach Seinem Gutdünken zu gebrauchen.
Man wird hier sagen: Er war ja der Herr der ganzen Natur und Ihm gehörte ja ohnehin alles. Das ist richtig, aber wie spricht Er denn in weltlicher Hinsicht, daß des Menschen Sohn keinen Stein habe, und auf der andern Seite spricht Er, daß Er nicht gekommen ist, das Gesetz aufzuheben, sondern es zu erfüllen bis auf ein Häkchen.
Wenn wir Seine Geschichte verfolgen wollten, so würden wir noch manches finden, wo der große Gesetzgeber nach den gegenwärtigen Eigentumsrechtsprinzipien und nach der umfassenden juridischen Erklärung des siebenten Gebotes gegen eben diese Rechtsprinzipien sich offenbar vergriffen hat. Was würde hier dem geschehen, der einem Eigentümer einen Baum zerstörte oder der eine große Herde von Schweinen vernichtete und dem mehr? Ich meine, wir haben der Beispiele genug, aus denen sich mehr als klar ersehen läßt, daß der große Gesetzgeber mit diesem siebenten Gebote einen ganz anderen Sinn verbunden hat, als er nach der Zeit von der habsüchtigen und eigennützigen Menschheit ausgeheckt worden ist.
Man wird sagen: Das ist nun ganz klar und ersichtlich; aber welchen Sinn Er damit verbunden hat, das liegt noch hinter einem dichten Schleier! Ich aber sage: Nur Geduld! Haben wir bis jetzt die falsche Auffassung dieses Gebotes gehörig beleuchtet, so wird die rechte Bedeutung dieses Gebotes sich sicher auch leicht finden lassen; denn jemand, der die Nacht zu durchblicken vermag, dem darf es doch wohl nicht bange sein, daß er am Tage zu wenig Licht haben wird.
Was heißt denn hernach im eigentlichen wahren Sinne: „Du sollst nicht stehlen?“ – Im eigentlichen Sinne heißt das so viel:
Du sollst nimmer die göttliche Ordnung verlassen, dich nicht außer dieselbe stellen und der Rechte Gottes dich bemächtigen wollen. –
Was aber sind diese Rechte und worin bestehen sie? Gott allein ist heilig und Ihm allein kommt alle Macht zu! Wen Gott selbst heiliget und ihm die Macht erteilt, der besitzt sie rechtmäßig; wer sich aber selbst heiligt und die göttliche Macht an sich reißt, um im Glanze derselben eigennützig und habsüchtig zu herrschen, der ist im wahrhaftigen Sinne ein Dieb, ein Räuber und ein Mörder!
Wer also eigenmächtig und selbstliebig durch was immer für äußere Schein- und Trugmittel, seien sie irdischer oder geistiger Art, sich über seine Brüder erhebt, der ist's, der dieses Gebot übertritt. In diesem Sinne wird es auch diese Kinder hier (im Himmel, Anm. H.K.) gelehrt, und ihnen auf praktischem Wege gezeigt, daß da kein Geist je die ihm innewohnende Kraft und Macht eigenmächtig gebrauchen soll, sondern allzeit nur in der göttlichen Ordnung.


Die Bücher "Die geistige Sonne" (Bd.1 und Bd 2) von Jakob Lober kann über jede Buchhandlung bezogen werden.



Mittwoch, 6. Juli 2011

Die zehn Gebote (7)

Das siebte Gebot 


"Du sollst nicht ehebrechen."  


Bei diesem Gebot gibt es – zumindest in der natürlichen Lesart –ebenfalls nichts zu deuteln, denn die Aussage ist klar. Dieser kurze Satz klagt uns alle an – mich nicht ausgeschlossen. Und wenn man noch bedenkt, wie Jesus bei Seinen Jüngern dieses Gebot ausgelegt hat, so gibt es wohl niemanden mehr, der in dieser Hinsicht nicht gesündigt hätte. Er sagte: "Ihr habt gehört, daß gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen. Ich aber sage euch, daß jeder, der ein Weib ansieht, ihrer zu begehren, schon Ehebruch mit ihr begangen hat in seinem Herzen." (Mat. 5. 27)
Für Gottes Gericht ist es also nicht ausschlaggebend, was wir getan haben, sondern was wir haben tun wollen, wenn wir die Gelegenheit dazu gehabt hätten. Es ist das Begehren, es sind die Gedanken, welchen wir nachhängen, die uns zu Fall bringen, wenn wir die Sündenvergebung nicht angenommen haben. Wenn wir bedenken, dass die Gedanken lebendig sind und kein einziger von ihnen irgend verloren gehen kann, sondern dass sie alle einst anwesend sein werden, wenn unser Lebensfilm abläuft, dann wird es jedem klar, dass das das Gericht Gottes ist.
Dieses Gebot gilt sogar für diejenigen, welche gar keinen Ehepartner haben! Und es ist wie das gesamte Wort Gottes, es nicht nur für das gegenwärtige Erdenleben gegeben, sondern es gilt auch für die gesamte Ewigkeit und das ganze unendliche Geistige Reich. Die Ehe im Erdenleben ist eine Entsprechung für die allerheiligste Ehe im Himmel. Und somit sind wir schon bei der Geistigen Lesart dieses Gebotes angelangt, welches besagt, dass die Himmlische Braut und der Himmlische Bräutigam schon während dem Erdenleben vermählt werden sollten und dass diese Liebe immer mehr vertieft gelebt werden kann. Die Braut ist die Seele und der Bräutigam ist der innewohnende Geist Gottes, also Christus Jesus. Das unaufhörliche Werben und hoffnungsvolle Sehnen des Bräutigams ist es, dass die Braut, also die Menschenseele, Seine unendliche Liebe, die Liebe Gottes, erwidert und sie ihre gesamte zur Verfügung stehende Zeit in innigster Hingabe mit Ihm verbringt.
Aber wie im natürlichen Leben, gibt es auch in der geistigen Verbindung einen Nebenbuhler, welcher die Seele zu sich ziehen will. Dieser Nebenbuhler und Widersacher Christi ist das Fleisch, die Materie. Wenn er die Seele dazu bringt, dass sie fleischlichen Begierden nachhängt, fleischlichen Leidenschaften und Angewohnheiten frönt, dann hat er so gut wie gewonnen, denn eine fleischliche Seele, welche das Leben in der Erfüllung und Befriedigung der Sinnesreizen sieht, ist für den wahren Bräutigam so viel wie verloren. Der Geist Gottes zieht sich zurück und die Seele kann das Licht Seines wahren Lebens nicht mehr erkennen und fällt der Illusion anheim, dass das natürliche – biologische – Leben das wahre Leben sein soll. Der Geist Gottes drängt sich nicht auf, die Seele soll sich freiwillig und in großer Liebe sich Ihm hingeben. Der Bräutigam wartet in unendlicher Geduld auf das Ja-Wort Seiner Braut und erwartet dann aber auch, dass sie dann wirklich nur noch für Ihn da ist. Er erwartet, dass sie Ihr Leben ganz und gar, mit aller Konsequenz und Hingabe, nur für Ihn lebt.
Doch es ist gar oft wie im natürlichen Leben. In der ersten Begeisterung gibt man für den Bräutigam alles auf – bis sich dann so ganz langsam die alten liebgewordenen Genüsslichkeiten und alten gewohnten Verbindungen wieder melden. Man geht wieder dorthin, wo man immer war. Wie in vielen weltlichen Vernunft-Ehen die Hingezogenheit zum Partner nur eine äusserliche statt eine innere ist, also eine rein rationale, verstandesmässige, so ist es auch mit der Verbindung der Seele mit dem innewohnenden Christus. Das Ausgerichtetsein auf die Erfüllung der biblischen Verheissungen führt zu den rein rationalen "Bekehrungen". Findet dann das Berge-versetzen in der materiellen Welt nicht sofort statt, so steigen bald Zweifel auf,  die Liebe des Bräutigams wohl eine echte ist und so hofiert der Nebenbuhler bald wieder und  zieht die verstörte Seele mit den alten Begierden  und Leidenschaften wieder zu sich ins alte materielle Leben.
Der Ehebruch, welcher das siebente Gebot anprangert, versteht sich also vor allem in Geistiger Hinsicht. Es geht darum, dass die Verbindung zu Christus rein auf der Liebe zu Gott begründet ist. Und das bedingt, dass es kein "Weib, das mit begehrenden Gedanken anzusehen" mehr geben kann. Dieses Weib ist die Materie, das weltliche Leben.  Dieses Weib ist geistig gesehen die zeitlichen Vorteile, welche eine Geistige Verbindung mit dem Geiste Gottes begehrt werden. Und genau der Blick auf dieses Weib ist es, der eine Verbindung mit Christus in der ersten Liebe unmöglich macht. Ist die Welt, die Materie, aber einmal überwunden, dann bittet die Seele ja nicht mehr Weltliches, sondern Geistiges und dann funktioniert das Berge-versetzen plötzlich und ich möchte fast sagen: erschreckend schnell!
Das Überwinden der Welt ist nichts anderes als das Überwinden des Fleisches und seine Begierden und Leidenschaften. Haben wir das im Hinblick und durch die Kraft des Geistes Gottes geschafft, dann gibt es dieses Weib und die begehrlichen Gedanken nicht mehr und es ist dann auch die Kraft des Geistes, welche die Seele von dem Gesetz dieser Ehebruch-Sünde befreit.



Geschrieben aus der Erkenntnis, die der Geist Gottes mir ins Herz gegeben hat.