Es fragt eine Glaubensschwester in einer öffentlichen
Diskussionsrunde:
"Das Thema beschäftigt mich schon eine Weile.
Was ist Gottesdienst? Reicht es aus, sonntags im Gottesdienst anwesend zu sein
und damit seine "Pflicht" erfüllt zu haben?! Gottesdienst hat als
Wortstamm wenn man es auftrennt "Gott dienen". Ist dann sonntags der
Gottesdienst nicht irgendwie zu kurz gedacht?! Dieses "Gott dienen"
beschäftigt mich gedanklich....und wenn ich mich so frage und mich selbst prüfe
dann muss ich leider auch feststellen, dass dieses "Gott dienen"
leider bei mir viel zu kurz kommt.... Wie seht ihr das?! Was ist Gottesdienst
für euch persönlich? "
Wenn sich das Glaubensleben auf das Absolvieren einer
Religion mit allen seinen Traditionen und Zeremonien beschränkt, dann ist der
sonntägliche "Gottesdienst" genau das Richtige. Dieser
allwöchentliche und auch in den Freikirchen praktizierte sogenannte
Gottesdienst ist aber für den Nachfolger Jesu kein Thema, weil "Gott dienen"
etwas ganz anderes beinhaltet als eine gut durchdachte, mehr oder weniger
schlaue Predigt zu hören. Dabei geht es nicht um die Gemeinschaft mit
Glaubensgeschwister, denn diese sollen wir pflegen. Aber dafür gibt es auch
andere Formen als der zeremonielle Sonntagmorgen in der Stein-Kirche.
Vor Jahren wohnte ich einem Allianz-Gottesdienst bei mit
einem fein ausgearbeitetem und klugen Programm, wie es der Hauptprediger ankündigte:
"Den Gottesdienst haben wir in drei
Teile aufgeteilt. Zuerst werden wir 10 Minuten Fürbitte leisten, dann 15
Minuten Gott loben und preisen und nachher hören wir die Auslegung aus der Heiligen
Schrift". Nun – Gott wird sich wahrlich gefreut haben, daß diese ganze
Gemeinschaft sich Zeit nahm, Ihn eine Viertelstunde lang zu loben und zu preisen.
Diese Lobpreisung wurde aufgelockert durch einen adHock zusammengestellten
Kirchenchor, welcher durch die akustisch perfekten vierstimmigen Lob- und
Preislieder eine seelisch starke emotionale Stimmung hervorrief.
Soweit sind wir gekommen. Ein Gottesdienst, bei welchem Gott
nur noch eine untergeordnete Rolle spielt, mehr dafür aber das
Organisationstalent, gut vorbereitete und gut durchdachte Reden, welche
bestenfalls den Verstand aber kaum das Herz erreicht. Denn was aus dem Verstand
kommt, geht in den Verstand und was aus dem Herzen kommt, geht in die Herzen.
Gottesdienste dieser Art ist reine Religion wie wir sie von den Landeskirchen
her kennen, ohne den geringsten Bezug zum wahren Glaubensleben. Soweit sind die
Freikirchen heute, weit ab von dem wie die Gründer dieser Gemeinschaften einst
lebten und sich die Gemeinschaft der Gläubigen vorstellten.
Es braucht heute wieder einen Amos. Der Prophet, welcher im
achten Jahrhundert vor Christus eben genau auch die selben Probleme an den
Pranger stellte, muß auch heute wieder zu Wort kommen:
"Ich hasse, ich
verachte eure Feste und mag eure Festversammlungen nicht riechen! Wenn ihr mir
gleich euer Brandopfer und Speisopfer darbringt, so habe ich kein Wohlgefallen
daran, und eure Dankopfer von Mastkälbern schaue ich gar nicht an. Tue nur weg
von mir das Geplärr deiner Lieder, und dein Harfenspiel mag ich gar nicht
hören! Es soll aber das Recht daherfluten wie Wasser und die Gerechtigkeit wie
ein unversiegbarer Strom!" (Amos 5, 21 – 24)
Wie sieht der wahre
Gottesdienst aus?
Ja, um auf die eingangs gestellte Frage zurückzukommen, es
geht weniger darum, was der Gottesdienst "für uns persönlich bedeutet", als vielmehr darum, was
Gottesdienst in den Augen Gottes ist. Wie sieht Er es, wie wir Ihm dienen
sollen?
Das Buch Tobias ist eines der besten Lehrbücher im Alten Testament,
weil es in klarer Weise das Evangelium des Neuen Testamentes schon vorwegnimmt
und uns in unmissverständlicher Weise, kurz und bündig lehrt, was echter
Gottesdienst ist.
" … und obwohl
er dort unter Fremden (die Welt, Face-Book- und Fernseh-Zombies) leben musste, ist er dennoch von Gottes Wort
nicht abgefallen. Darum teilte er alles, was er hatte, Tag für Tag mit
seinen gefangenen Brüdern und Verwandten … Während alle andern den goldenen
Kälbern (Banken, Versicherungen, Markenartikel) dienten … schied er sich von der Gemeinschaft mit ihnen und
hielt sich als Einziger zum Tempel des Herrn in Jerusalem und diente
dort dem Herrn und betete des Gott Israels an. Er gab auch alle Erstlinge und
Zehnten mit solcher Treue, daß er sogar jedes dritte Jahr den Fremdlingen, Witwen
und Waisen ihren Zehnten gab."
Weiter beinhaltete sein Gottesdienst auch
Gefangenenbesuche: "So besuchte er
nun alle, die in der Gefangenschaft lebten, und ermahnte sie, Gottes Wort treu
zu bleiben." Und das wohl wichtigste Element in seinem
Gottesdienst war: " … ging Tobias
wieder bei allen Israeliten umher und tröstete sie und gab ihnen von seinem
Vermögen soviel er konnte: die Hungrigen speiste er, die Nackten kleidete
er, die Toten und Erschlagenen begrub er."
Wann hast Du, lieber Bruder, liebe Schwester, das letzte
Mal jemanden darauf hingewiesen, Gottes Wort treu zu bleiben, also nicht zu
sündigen? Schon bald werden wir alle Gelegenheit haben, Hungrige zu speisen mit
unserem Vermögen, in Griechenland, in Spanien, ja selbst in den USA ist diese
Gelegenheit schon heute gegeben. Ist Dein Vermögen auch dafür vorgesehen?
Es ist natürlich nicht nur Tobias von dem die Bibel
spricht, auch noch unzählige andere Stellen weisen auf diese Art von echtem
Gottesdienst hin. Aber nirgends steht, daß mit einem viertelstündigen Lobpreis
Gott Genüge getan wird, denn das ist rein luziferisch. Das gesamte Leben muß ein
Gottesdienst sein, nicht eine beschränkte Zeit in der Woche.
Gott dienen heißt dem
Menschen dienen!
Aber es ist auch nicht die Bibel allein, welche den wahren
Gottesdienst proklamiert. Der alleinige Rote Faden im gesamten Lorberwerk ist
nichts anderes, als Gott zu dienen, in dem man in jedem Menschen Jesus erblickt
und diesem Menschen dient. Natürlich nicht nur denen, welche uns zuvor schon
beschenkt haben, sondern vor allem eben jenen, welche etwas schwierig im Umgang
sind, Menschen, die uns zum Kreuz geworden sind. Dienen wir diesen Menschen,
vor allem mit der Liebe, dann dienen wir Gott, Jesus, der immer bei und in uns
ist!
Jesus segne Dich!
Geschrieben aus der Erkenntnis, die der Geist Gottes mir
ins Herz gegeben hat.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen