Letzthin erhielt ich, nebst einer kirchlichen Gemeinde und
einem größeren Freundeskreis ein dringendes Gebetsanliegen mit der Bitte um
Gebetsunterstützung von einer lieben Schwester:
" … ich hatte …
ein Vorstellungsgespräch (für einen neuen Job), heute sollte ich den Vertrag
unterschreiben ... alles passt, außer
ich müsste Sonntags Frühdienst machen, alle 2 Wochen ... habe gebetet und mit
Geschwistern geredet und bin auch die letzten Nächte wach gelegen, weil, was
soll ich machen, der Job wäre perfekt außer halt Sonntag Frühdienst ... ICH
WILL NICHT AUF DEN GODI VERZICHTEN!!! "
Ich selbst habe dieses Gebetsanliegen nicht unterstützt,
aber die ganze Gebetsgemeinschaft hat dann den "Sieg" errungen und
unsere Schwester hat den Job bekommen ohne je am Sonntagmorgen arbeiten zu
müssen!
Soweit wäre ja alles gut, alle sind glücklich und zufrieden
und das sichtbare Glaubensleben hat wieder ein wertvolles Zeugnis mehr, das
diesen bei manchen Beteiligen weiter stärkt. Soweit ist alles dem Wort Gottes
gemäss und sogar biblisch vorgegeben mit der Geschichte vom Richter und der
rigoros fordernden Witwe im Luk 18. 2 ff.
Obschon nun diese Geschichte ohne Zweifel in der Ordnung
Gottes verlief, müssen wir uns fragen, inwieweit war hier der Wille Gottes
involviert? Unsere Schwester hat wie die Witwe zusammen mit einer ganzen
Gemeinde um etwas gebeten, was die Schwester wollte. Nie stand die Frage
im Raum, was Gott wollte. Natürlich hat Gott diese Bitte um den Job
erhört, weil Er sich ja selber treu ist und verheissen hat, dass wenn wir
ernstlich um etwas bitten, Er uns das geben wird. Aber ob dann längerfristig
ein wahrer Segen daraus wird, wird sich zeigen – zu hoffen ist es ja.
Diese Geschichte zeigt uns ein grosses, grundlegendes
Problem unserer endzeitlichen Christenheit auf. Wir haben unseren Willen, was
uns gut dünkt, das muss geschehen. Gott muss uns helfen dabei, Seine
Verheissungen wollen wir jederzeit in Anspruch nehmen. Wir rufen Gott, wenn wir
Ihn benötigen und am nächsten Sonntag werden wir Ihn zum Dank dafür loben und
preisen. Er ist unser Kindermädchen, rennt, schuftet, beschützt, heilt, lehrt
und umsorgt uns – ja, Er hat so manches zu tun, damit es uns gut geht.
Fragen wir nach Seinem Willen? Fragen wir nach Seinem Plan,
den Er für uns hat? Fragen wir Ihn, was wir für Ihn tun dürfen? Nein! Wir sind
auf die Bibel fixiert und was nicht in der Bibel steht, existiert nicht.
Deshalb brauchen wir auch nicht nach Seinem Willen für unseren Job zu fragen –
oder?
Wer aber im Geiste Gottes lebt, also ein Gottesleben führt,
tut nichts mehr nach eigenen Wünschen. Er meldet bei Gott nicht mehr seine
eigenen Wünsche an, ganz einfach deshalb, weil er keine mehr hat. Sein einziger
und letzter Wunsch ist es, für jede Situation Seinen Willen zu erfahren und danach
zu handeln. Denn Gottes Wege sind nicht unsere Wege. Gott kann uns nicht Seinen
Plan für uns im Voraus bekanntgeben, sondern immer nur Schritt für Schritt.
Deshalb bleibt uns auch nichts anderes übrig, als jederzeit und ohne Unterlass
mit Ihm in Verbindung zu sein, dass wir nicht plötzlich wieder unsere eigenen
Wege gehen.
In der Geschichte unserer Schwester mit dem Job hätte es
wahrscheinlich Gottes Wille sein können, dass sie wirklich nur alle vierzehn
Tage den Gottesdienst besucht. Denn die vielen Lehren, Predigten, Bibelstudium
und alle anderen geistlichen äußeren Einflüsse, die riesige, wenn auch
biblische gerechte Informationsflut kann mehr zum Schaden als zum Nutzen
gereichen. Warum?
Alle Informationen von außen gehen zuerst ins Hirn und
werden dort verstandesmässig verarbeitet. Der Verstand ist absolut in der Lage,
sehr viele Informationen in relativ kurzer Zeit zu verarbeiten. Aber die Seele?
Ihr ist das bei weitem nicht möglich! Sie braucht Zeit, viel Zeit, um auch
geringe Informationen (Erkenntnisse) umzusetzen und es ihr eigen zu machen. Und
erst, wenn diese Erkenntnisse in die Tat umgesetzt werden, dann werden sie zur
Weisheit und zum Leben im Geist und der Wahrheit!
Es ist aber einfacher und weniger anstrengend, Infos über
die Ohren oder durchs Lesen sich einzuverleiben als diese dann zu tun, weil das
oft eine Änderung der Gewohnheiten erfordert. In dieser schnelllebigen Zeit und
in Anbetracht der der vielen andern, vermeintlich notwendigen weltlichen
Informationsflut, unterbleibt dann das Umsetzen von geistigen Erkenntnissen
oder es wird auf später verschoben.
Also, Gott hätte vielleicht unsere Schwester vor allzu
großer Informationsflut schützen wollen, aber ihr Eigenwille hat einen Strich
durch Seine Rechnung gemacht. Vielleicht glaubt jetzt jemand, dass Gott doch
sicher Seinen Willen trotzdem hätte durchsetzen können? Na klar, das ist ausser
Frage! Aber noch viel wichtiger ist für Gott, dass der freie Wille Seiner
Kinder bewahrt bleibt.
Und hier kommen wir nun zum Hauptproblem der ganzen Sache.
Denn schlussendlich gipfelt diese Geschichte in der alten Auseinandersetzung
Eigenwille – Gottes Wille. Es ist der Trotz, der Hochmut der gefallenen Geschöpfe, der sich nicht um
Gottes Wille kehrt. Es ist die Auflehnung, sein wie Gott, also der Grund,
weshalb wir alle einst gefallen sind. Es ist der Hochmut, den zu verlieren, ja
gegen den anzukämpfen und den zu überwinden, wir hier dieses Erdenleben
durchmachen.
Aber die Demut nur bringt uns Gott näher, die Aufgabe des
Eigenwillens, des Egos und das Suchen und Erkennen-Wollen des Göttlichen
Willens. Aber in den Freikirchen wird heute immer weniger, auch nicht für
kleinste Entscheidungen, nach dem Willen Gottes gefragt, weder bei Jobsuche
noch bei Krankenheilungen, weil man zu sehr auf die Bibel fixiert ist und
meint, für alles nur in der Heiligen Schrift den Willen Gottes finden zu
können, was aber für Alltagssituationen nicht immer der Fall ist.
Was in den Freikirchen mehr und mehr gelehrt und geübt
werden solle ist das Eintreten in das Stille Kämmerlein. Nicht beten, nicht
lesen, sondern sich einfach nur der Gegenwart Gottes bewusst werden und sich
Seinen gedanklichen Einflüssen zu öffnen und lernen, Ihn zu verstehen.
(Sollte jemand nun Bedenken haben, dass sich plötzlich
fremde Einflüsse einmischen sollten, den möchte ich zum Aufsatz am nächsten
Mittwoch einladen. Dann gehe ich ganz speziell auf dieses Thema ein.)
Geschrieben aus der Erkenntnis, die der Geist Gottes mir
ins Herz gegeben hat.
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