Apg. 1. 21 ff "Es muß nun von den Männern, die mit uns
gegangen sind in all der Zeit, in welcher der Herr Jesus bei uns ein- und
ausging, anfangend von der Taufe Johannes' bis zu dem Tage, an welchem er von
uns aufgenommen wurde, von diesen muß einer ein Zeuge seiner Auferstehung mit
uns werden. Und sie stellten zwei dar: Joseph, genannt Barsabas, der Justus
zubenamt war, und Matthias. Und sie beteten und sprachen: Du, Herr,
Herzenskündiger aller, zeige von diesen beiden den einen an, den du
auserwählt hast, um das Los dieses Dienstes und Apostelamtes zu empfangen, von welchem Judas abgewichen
ist, um an seinen eigenen Ort zu gehen. und sie gaben Lose über sie; und das Los fiel auf Matthias, und er
wurde den elf Aposteln zugezählt."
Im Aufsatz "Berufung zum Dienst" habe ich die
Frage "Sind eigene Wünsche mit der
Berufung des Herrn gleichzusetzen?" gestellt. Heute werden mehr die
eigenen Wünsche als Berufung durch den Herrn angesehen, als dass man auf die
echte Berufung Gottes wartet, weil das natürlich mehr Geduld erfordert, oder
mit der modernen Terminologie ausgedrückt: weil damit mehr Zeit verloren geht.
Die beste Ausrede hört man durchs Band: "Der Herr hat mir diesen Wunsch
ins Herz gegeben."
Jeremia hatte keine Wunsch-Berufung, er wehrte sich,
diesen Dienst zu tun und sprach: Nein, Herr, ich kann das nicht! "Herr, Jehova! Siehe, ich weiß nicht zu reden, denn ich bin (zu) jung."
Hesekiel erlebte seine Berufung so: "Am Fünften des Monats, das war das fünfte
Jahr der Wegführung des Königs Jojakin, geschah das Wort Jehovas ausdrücklich
zu Hesekiel, dem Sohne Busis, dem Priester, im Lande der Chaldäer, am Flusse
Kebar; und daselbst kam die Hand Jehovas über ihn."
Die
allermeisten kleinen und großen Propheten wurden mit einem Gesicht
(Offenbarung) berufen. Kein einziger Prophet wurde durch eigenen Wunsch zum
Propheten. Sie wurden gedrängt und ihr segensreicher Dienst war immer in großer
Abhängigkeit von der Führung des Heiligen Geistes. Das war so bis nach Jesu
Himmelfahrt. Dann geschah ein eindrückliches Beispiel, wie eine Berufung
stattgefunden hat, welche nicht vom Heiligen Geist kam, obschon das
gesamte Umfeld richtig, ja, sogar biblisch war. Es bestand eine Prophetie
Davids, dass der zwölfte Apostel ersetzt
werden wird. Petrus und alle Apostel, mit etlichen Frauen, darunter Maria und
die Brüder Jesu, insgesamt ein hundertzwanzig Personen, "verharrten einmütig im Gebet".
Petrus nun
stand dann auf und hielt eine Rede, wie im Eingangs-Zitat erwähnt und es
erfolgte durch das Los die Berufung des Matthias der heiligen Männer, die
Apostel.
Dass diese
Erwählung aber – wie man heute sagen würde – ein Schuss in den Ofen war,
stellte sich nachher deutlich heraus. Von Matthias hört man fürderhin nichts
mehr, aber die gottgewollte Ersetzung von Judas dem Verräter durch den Heiligen
Geist wurde später mit Saulus von Tarsus vollzogen.
Ein pikantes
Detail dieser Petrus'schen Berufung: Es war die letzte Handlung bevor
der Heilige Geist ausgegossen wurde!
Und genau das
soll uns zum Lehrstück gereichen. Alle – oder mindestens die allermeisten –
Berufungen sind menschliche Berufungen und damit reine Wunschgebilde! Man lässt
sich nicht Zeit, bis der Heilige Geist von Sich aus aktiv wird, man will ja
keine Zeit verlieren. Aber dieses ist auf der einen Seite wieder verständlich,
denn in den allermeisten Fällen wäre das Warten auch vergeblich. Warum? Weil
der Geist Gottes mit einer Berufung erst dann aufwartet, wenn die
"Ausbildung" (beinahe) abgeschlossen ist. Gemeint ist aber nicht die
Ausbildung an einer Bibelschule, sondern mit der Ausbildung ist die
Her-Ausbildung des Heiligen Geistes in der Seele gemeint. Und das ist erst
gegen Ende des Kreuzesweges, also nahe Golgatha der Fall. Schon eines geraumen
Wegs muss das Kreuz geschultert worden sein, bis einem der Herr entgegenkommt. Das
ist natürlich langwierig und mühevoll und dazu hat heute wohl niemand mehr Zeit
– genauso wie es bei den Aposteln auch war.
Alle die 120
haben nachher gesagt, "wir haben dafür mit Inbrunst gebetet". Ja
natürlich, aber sie alle haben nicht auf ein klärendes Gesicht (Offenbarung) oder
sonst ein untrügliches Zeichen gewartet, sondern haben eine Entscheidung von
Gott erzwungen und Ihm lediglich die Auswahl von zwei vorherbestimmten Personen
gelassen. Auch haben sie nicht gewartet bis sie mit dem Heiligen Geist erfüllt
wurden. Genau wie heute. Da hilft auch der billige und lapidare Glaube nichts,
man "habe ja den Heiligen Geist" durch den Glauben. Welch eine
Illusion!
Der Weg
Gottes umfasst drei Teilstücke, und diese drei Wegstrecken muss jeder gehen,
will er ins Neue Jerusalem eingehen. Zuerst muss man als Weltmensch zur
Sündenerkenntnis gelangen und Sündenvergebung erlangen. Diesen Weg sind wir
wohl alle gegangen, sonst wäre es auch nicht möglich, diese Aufsätze zu lesen
und zu verstehen, weil ohne Zutun des Geistes Gottes beides nicht möglich ist,
Sünderkenntnis zu haben und geistliche Literatur zu verstehen.
Zweites ist die Heiligung angesagt. Dieses Wegstück
ist das langwierigste und schwierigste und wohl ist es möglich, aufzugeben und
zurückzufallen. Aber die meisten erkennen auch, dass in diesem
Entwicklungsprozess man dahin gelangen muss, die Sünde zu überwinden wie den
Weltgeist auch. Was einige aber davon abhält, die Welt gänzlich zu überwinden
ist die falsche Lehre, dass man zu diesem Zeitpunkt bereits wiedergeboren ist
und dass man nach dem irdischen Ableben bereits im Himmelreich, im Neuen
Jerusalem Einzug halten darf. Welch eine Illusion!
Wer aber
durchhält und die Heiligung und damit die wahre Loslösung aus der Knechtschaft
der Sünde mit ganzem Willen und aller Kraft mit Hilfe der Kraft des Heiligen
Geistes (ohne die geht es nicht) konsequent und kompromisslos
"durchzieht", der kommt früher oder später zum
Dritten
Punkt. Das ist dann die wahre Erfüllung mit dem Heiligen Geist. Dies ist nur
einer absolut reinen Seele möglich, welche ihr ganzes Dasein allein der Liebe
zu Gott und dem Nächsten verschrieben hat.
Nach dieser
Erfüllung (oder auch ganz kurz davor) kann die Berufung zum Dienst stattfinden.
Der Heilige Geist muss Gewähr haben, dass die Seele nicht mehr aus sich selbst
handelt, nicht mehr ihren eigenen Willen durchsetzt und nicht mehr auf
Menschliches und Natürliches setzt, sondern alles und jederzeit allein nur aus
der Hand Gottes empfängt. Diese Selbstverleugnung und Demut ist das eigentliche
"Marken-"Zeichen der Weinberg-Gottes Arbeiter. Das ist der grosse
Unterschied zur eignen Wunsch-Berufung.
Geschrieben aus der Erkenntnis, die der Geist Gottes mir
ins Herz gegeben hat.
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