Wie der Handel im natürlichen Leben funktioniert, muss ja
nicht speziell beschrieben werden. Den kennen wir alle. Es ist ein Nehmen und
Geben (Reihenfolge beachten!) in derselben Beziehung. Für denselben Handel, an
denselben Geber einer Sache geben wir einen Gegenwert. Unabhängig, ob der
Gegenwert gerechtfertigt ist oder nicht. Zuallererst aber liegt der Fokus beim
Nehmen. Ist es ein Bedarfsgut, ein Gegenstand der einem unserer Sinne
schmeichelt oder eine mehr oder weniger nötigen Dienstleistung, immer steht das
Nehmen (Haben müssen) im Vordergrund. Das Geben des Gegenwertes steht dann an
zweiter Stelle. Der Käufer hat einen Bedarf, entweder zum Überleben, einen
durch die Begierden des Fleisches oder einen durch die Werbung geweckten, der
Verkäufer hat den Bedarf am Gegenwert, dem Geld. Dass bei vielen Verkäufern
(Handel, Produktionsbetriebe) das Geld für sie tausendmal wichtiger ist als der
verkaufte Gegenstand für den Kunden, ersehen wir darin, dass Qualität und Preis
immer seltener im Einklang stehen. Vor allem von Produktionsgütern aus dem
fernen Osten zu europäischen Marktpreisen, ist Wucher vom grössten Ausmass.
Auch hier in Brasilien ist dasselbe zu erkennen. Form und Design, bei den
Nahrungsmitteln, deren Verpackung und der Geschmack der Produkte sind für den
Handel wichtig, der Rest nur Kostenverursachung. Der industrielle Handel
basiert heute auf reinem Wucher und Betrug, das Geld ist die einzige
Motivierung.
Beim Handel (also der Handänderung einer Ware) im
geistigen Leben sieht das alles ganz anders aus. Ein Weltmensch, der vom Leben
im Geist nichts weiss, kann das zwar nicht gutheissen, weil er dies nicht
verstehen kann. Dieser Handel besteht einseitig nur aus dem Geben, nach dem
Nehmen wird nicht gefragt! Noch einmal: das kann nur bei Menschen
funktionieren, welche ein Leben im Geist führen und deshalb im natürlichen
Leben einen grösstmöglichen Konsumverzicht üben. Sie haben durch konsequente
und geübte Enthaltsamkeit ihre leiblichen und seelischen Bedürfnisse auf ein
absolutes Mindestmass heruntergeschraubt, so dass sie alleweil immer mehr
haben, als sie selbst brauchen. Sie leben also stets im Überfluss! Das Ganze
ist somit eine reine Frage des persönlichen Bedürfnisses. Bei einem Geistmenschen
sind diese Bedürfnisse naturgemäss allein auf das Überleben des Leibes ausgerichtet, sonst
könnte er ja nicht ein vom Geist Gottes geführtes Leben führen! Dabei basiert
dieses Leben nicht auf Askese, sondern ganz einfach darauf, dass alles
Überflüssige, was nicht zum Überleben nötig ist, eine reine Belastung
darstellt.
Mit dieser neuen Lebenseinstellung ist es keine
Überwindung mehr, etwas herzugeben das man "besitzt", sondern eine
Entlastung. So ist es gemeint, wenn Jesus sagt „Geben ist seliger als nehmen“.
Wir geben dann nicht mehr aus einem gesetzesmässigen Druck, also deshalb, weil
Gott das von uns erwartet, sondern weil der Geist Gottes in unserem Innern uns
von all dem entlasten will, was wir nicht benötigen oder wir mit Freude dem
Nächsten eine Wohltat gönnen wollen.
Das schönste und segensreichste Geben ist dann die anonyme
Form. „Die Rechte weiss nicht was die Linke tut“. Das ist dann so, wie
alle alles Überflüssige auf den Altar Gottes legen und Gott selber verteilt es
dann nach Seinem Gutdünken und nach Seinem Willen. Für den Beschenkten ist dann
das Nehmen von Sachen und auch von Dienstleistungen ein Nehmen aus der Hand
Gottes. Wenn wir etwas benötigen steht das in keiner direkten Beziehung zu
einem vorherigen bestimmten Geben. In der Praxis ist es dann so, dass Brüder
und Schwestern die ein Geistiges Leben führen, ja nur das tun, wozu sie vom
Geist geführt werden. Ist der Geist Gottes in uns frei, kann Er diese Form der Nächstenliebe
im reinen Geben leben. Bei Bedarf wird dann uns das gegeben, was wir benötigen und von Gott erbitten haben.
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