Nicht erst
seit Martin Luther, schon seit Thomas von Aquin ist der Begriff «Glaube» der
meistgeführte, wenn es um die Nachfolge
Jesu und vor allem auch um die Rechtfertigung geht. So gesehen ist die
Nachfolge eine recht einfache Sache, wenn es nur darum geht, an Jesus zu
glauben. Oft wird mit Apg. 16. 31 argumentiert, wo es heisst «Sie aber sprachen: Glaube an den Herrn
Jesus, so wirst du gerettet werden, du und dein Haus!»
Was aber für
ein gewaltiges Wirken Gottes diesem einfachen Satz vorangegangen war, wird dann
selten miteinbezogen. Glauben ist eben nicht einfach Glauben. Paulus und Silas
waren im Gefängnis. Trotz ihrer unbequemen und ungewissen Lage, ihre Füsse
waren zudem noch im Block
eingeschlossen, wirkte der Geist Gottes derart, dass
sie Gott lobten im Gebet und Gesang. Dann, auf einmal, entstand ein Erdbeben,
das ja wohl nicht zufällig war. Das
Beben war so stark, dass die Grundfesten erzittterten, aber dem Gebäude doch
keinen Schaden zufügte, ausser dass es alle
Türen öffnete und sich Wandhalterungen, an welche die Insassen gebunden waren,
lösten. Nun erwachte der Kerkermeister und nicht nur das Gebäude bebte, sondern
auch dessen Herz. Sein Schock sass tief und sah den einzigen Ausweg aus seiner
miesslichen Lage darin, seinem Leben ein Ende zu setzen um der grausamen Folter
zu entgehen, welche auf ihn wartete, wenn die Gefangenen entflohen.
Paulus aber,
der das Wirken Gottes ja nicht zum ersten Mal erlebte, richtete den
Kerkermeister mit ruhiger Stimme auf und sagte, sie seien ja noch alle hier.
Der Gefängniswärter war nicht allein und schickte einen anderen, um Licht zu
holen. In diesem Moment verstand er wohl die Welt nicht mehr. Warum alles in
der Welt fliehen sie nicht? Wird er sich gefragt haben, aber in seinem
Schockzustand fand er wohl keine Antwort. Nur das eine irritierte ihn: die
ruhige Stimme von Paulus.
Im Vers 29
lesen wir einen zweideutigen Satz. Zum einen ist er weltlich, also materiell zu
vertshen, zum andern aber geistig: «Da
forderte er ein Licht, sprang hinein und fiel zitternd vor Paulus und Silas
nieder.» In diesem Moment war es wohl das weltliche Licht, eine Kerze in
der Sturmlaterne, die er haben wollte, aber wir lesen in diesem Satz, dass er
wohl schon früher nach dem geistigen Licht gesucht hatte. Als nun «das Licht»,
nicht die Kerze, sondern Paulus, da war, da fiel er zitternd vor ihnen nieder.
Mit diesem
Niederfallen hat er sich selbst die Antwort schon gegeben, bevor er die Frage
stellte: «Was muss ich tun, um gerrettet
zu werden?» Die Antwort, die er sich selber gegeben hat ist: Das Licht
ergreifen! Die Antwort von Paulus, die uns überliefert wurde, lautete: «...Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du
gerettet werden ...».
Warum ich
diese Geschichte erzähle? Um das Wesen des «Glaubens» besser erkennen zu
können.
Wir sehen
an dieser Geschichte, dass «Glaube» etwas anderes ist, als was man heute in
unserer Wohlstandgesellschaaft gemeinhin annimmt. Dem einen genügt der Glaube,
wenn auf der Steuererklärung «kath» oder «ref» steht,( damit die Kirchensteuer
ans richtige Ort überwiesen wird). Der andere sagt, «Ich glaube, dass Jesus für meine Sünden gestorben ist» und damit
täglich unters Kreuz geht um täglich wieder errettet zu werden. Aber ist das
der Glaube, den Paulus meinte, als er dem Kerkermeister diese Antwort gab? Ich
glaube nicht.
Paulus hat
nicht Glauben gehabt und hat nicht nur vom Glauben gesprochen. Paulus hat
Glauben gelebt und hat Glauben bezeugt mit seinen Taten, mit seinem Sein.
Hätte
irgend ein Gefängnisbesucher diese Antwort im Vorbeigehen dem Kerkermeister
gegeben, wäre dieser wohl unberührt geblieben. Paulus aber war für seine
Überzeugung eingekerkert worden und hat es wohl widerspruchslos über sich
ergehen lassen, dass seine Füsse eingeblockt wurden, seine Hände waren wohl eh
an der Wandhalterung festmontiert worden. Konnte sich also nicht kratzen, wenn
das Ungeziefer ihn pausenlos belästigt hatte.
Nein, er
fluchte und schimpfte nicht, sondern sie sangen Loblieder. Sie taten das, wie
es ihnen im Herzen zumute war. Das Himmelreich ist in uns und mit dem
Himmelreich Christus, Gott und alle
Engel des Himmmels. Diese Engel hatten ein Lobpreisfest in Paulus’ Himmel und
so wurde die Seele, der Geist und auch der Leib Pauli davon ergriffen. Dieser
Geist bewegte natürlich auch die Umgebung und so wurde der Kerkermeister
erweckt. Das war der gelebte Glaube von Paulus, es war das stete Bewusstsein
der Gegenwart Christi.
War es aber
wirklich der Glaube? Wie wird Glaube definniert?
Wickipedia:
Das deutsche Wort Glaube wird in dem
hier behandelten Sinn verwendet als Übersetzung des griechischen Substantivs pistis
mit der Grundbedeutung „Treue, Vertrauen“. Das zugehörige Verb lautet pisteuein
(„treu sein, vertrauen“). Ursprünglich gemeint war also: „Ich verlasse mich auf
..., ich binde meine Existenz an ..., ich bin treu zu ...“. Das Wort zielt
demnach auf Vertrauen, Gehorsam (vergleiche: Gelöbnis, Verlöbnis), Treue.
Wenn wir jetzt
weiter fragen, wie kann der Glaube
gestärkt werden oder wie kann der Glaube so stark werdeen, dass er ein ganzes
Bergmassiv versetzen kann? Dann kommen wir mit dem obigen Definitionsversuch
nicht sehr weit. Wenn wir das «ich
verlasse mich auf ...» bis zum höchst erdenklichen Mass anwenden, dann ist
der Glaube immer noch weit vom Bergeversetzen entfernt.
Ein solches
«sich auf Gott verlassen» ist zum Beispiel dem Pastor Jamie
Coots nicht gut bekommen. Er hat für seinen Glaubensbeweis Schlangen mit in
seinen Gottesdienst genommen und sich dabei auf Gott verlassen. Nun, da soll
mir einer sagen, dieser Pastor hätte keinen Glauben! Nicht nur Glauben, sondern
auch Glaubensmut, da war nichts von Kleinglauben! Aber leider hat ihm dieser
starke Glaube nichts genützt. Eine Schlange hat ihn gebissen und er ist sofort
daran gestorben.
Also, wie wir sehen, hat es mit dieser Definition des Glaubens seine
geweisten Wege. Wenn man den Glauben beweisen will, dann ist man auf dem
falschen Pfad, denn Glauben muss man nicht beweisen. Der Glaube muss sich
selbst bezeugen.
Wie ist es aber, wenn die Religion lehrt, dass der Glaube allein gerecht
macht vor Gott und man sich darauf verlässt? Wenn man so lebt wie man immer
gelebt hat und einfach sagt, man «glaube»? Wenn die Doktrin der Religion derart
einleuchtet klingt, dass man gar nicht anders kann, als sich darauf zu
verlassen? Ich denke, mit dem Glauben-allein könnte es sogar sehr gefährlich
werden, wie der Pastor Coots und seine Gemeinde erfahren musste.
Also wollen wir auf Nummer Sicher gehen und uns überlegen, was denn
eigentlich «Glaube» ist und auf welche Weise dieser «Glaube» auch stets weiter
gestärkt werden kann.
Die Lösung finden wir im Markus 8. 35:
«Denn wer seine Seeele retten will, der wird sie
verlieren; wer aber seine Seele verliert um
meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird sie retten”
Darin
begründet sich der wahre Glaube: sein
(weltliches) Leben verlieren um
Seinetwillen.
Das weltliche Leben verlieren um Seinetwillen ist nur durch die Liebe
möglich. Es ist die Liebe zu Gottt und gleichzeitig das Verleugnen seiner
selbst. Wenn diese Liebe nicht gegeben ist, ist aller Glaube nur heisse Luft.
Wenn Jesus sagt um meinetwillen und um des
Evangeliums willen,
so heisst das, die uneingeschränkte Liebe zu Gott und die Liebe zur Wahrheit,
denn das Evangelium ist die Wahrheit. Die Liebe zu Gott findet man nicht im Prayer,
in den emotionalen Gospelgesängen sondern im Verleugnen des weltlichen Lebens
mit allen seinen Begierden und Leidenschaften. Somit sind das auch die
Voraussetzungen für den Glauben.
In obiger
Aussage Jesu gibt es noch einen interessanten Hinweis. Es steht «der wird sie retten», also der
wird die Seele retten. Wer rettet nun die Seele? Jesus oder der, welcher sich
verleugnet? Die Antwort ist klar: Du
errettest Deine Seele, wenn Du Dich verleugnest. Dazu hat Jesus am Kreuz alle
Voraussetzungen geschaffen, aber die Rettung Deiner Seele liegt bei Dir selbst!
Und das
funktioniert nur, wenn Du eben diese Liebe zu Gott und zur Wahrheit auch leben
willst. Genau so, wie es Paulus gemacht hat. Er hat alles hinter sich gelassen,
seinen Weg nach Damaskus hat er zwar fortgesetzt, aber den inneren Weg, seine
innere Gesinnung hat er verlassen.
Vielleicht
sagst Du jetzt, das wäre wohl leicht, wenn man ein solches Erlebnis wie Paulus
gehabt hat. Aber dem ist nicht so. Paulus hatte schon vorher als Christen
verfolgender Pharisäer Gott geliebt. Er dachte, mit seiner Verfolgung für Gott
etwas Gutes zu tun und hat sozusagen die Interessen Gottes vertreten. Aus
dieser innigen Liebe resultiert dann das Erlebnis auf dem Weg nach Damaskus.
Und so hat sich die Liebe zu Gott – zu Jesus Christus also - stets verstärkt
und diese Liebe war dann der Glaube.
Würde man
im Neuen Testament an etlichen Stellen das Wort «Glaube» mit dem Wort «Liebe»
ersetzen, dann würde auch das Evangelium
klarer ud verständlicher. Luther hättte dann sagen müssen,
«nur durch die Liebe allein sind wir
gerechtfertigt vor Gott»
und das
Evangelium bekäme ein ganz anderes Gesicht.
Nun steht
aber in der Heiligen Schrift nicht «Liebe», sondern «Glaube». Warum wohl? Hat
das einen besondern Grund?
Ja, ich
denke schon. Gott tut nichts ohne Seine tiefsten Gründe. Zum einen will uns
Gott dazu erziehen, dass wir nicht alles «glauben», ohne es zu verstehen. Er
will, dass wir verstehen, was da geschrieben steht. Er will, dass wir die Zusammenhänge
erkennen können und das geht nicht ohne nachzudenken. Wir sollen über die
Wahrheit nachdenken, wir sollen forschen – was ja das eigentliche Bestreben des
eignen Geistes ist: das Erforschen der Tiefe der Gottheit. Und mit diesem
Forschen auch die Entsprechungen erkennen wie eben im vorliegenden Beispiel,
wenn wir erkennen, dass der Glaube eine Folge der Liebe ist. Das Wort Gottes
ist Geist. Und nur im Geist, also durch das Forschen des Geistes, kommen wir zu
dem Licht, das der Kerkermeister angefordert hat. So erkennen wir in den
materiellen Erzählungen und Berichte desr Bibel die eigentliche Geistige
Botschaft. Diese wahre Liebe zur Wahrheit, errettet schlussendlich Deine
Seele.
Nachtrag:
Nachdem ich diesen Aufsatz bereits hochgeladen habe, kommt mir folgende Aussage Luthers unter die Augen. Ich wollte wirklich nicht schon wieder unseren armen Freund aus Sachsen belästigen, aber den wirklich unübertroffenen Unsinn, den er von sich gegeben hat, läuft mir bereits lästigerweise nach. Lies selbst:
Nachtrag:
Nachdem ich diesen Aufsatz bereits hochgeladen habe, kommt mir folgende Aussage Luthers unter die Augen. Ich wollte wirklich nicht schon wieder unseren armen Freund aus Sachsen belästigen, aber den wirklich unübertroffenen Unsinn, den er von sich gegeben hat, läuft mir bereits lästigerweise nach. Lies selbst:
"So nun jemand meinet, dass er darum Vergebung der Sünde will erlangen, dass er die Liebe hat, der schmähet und schändet Christus, und wird am letzten Ende, wenn er vor Gottes Gericht stehen soll, finden, dass solches Vertrauen vergeblich ist. Darum ist es gewiss, dass allein der Glaube gerecht macht." (Aus den bis heute verbindlichen evangelisch-lutherischen Bekenntnisschriften, Apologie IV.151, zit. nach Die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche, herausgegeben im Gedenkjahr der Augsburgischen Konfession 1930, 9. Auflage, Göttingen 1982, S. 189)
Wie immer ist der Austausch über das Thema
im Forum offen und auch Gäste können sich
einbringen, können ergänzen oder ihrer kritischen Haltung freien Lauf lassen.
Kritische und gegenteilige Meinungen ergeben bei uns keine "Streit"gespräche,
sondern sind eine Bereicherung! Wer will, kann auch Fragen stellen. Der erste
Beitragsschreiber soll bitte das Thema mit dem Aufsatztitel eröffnen.
Jesus segne Dich!