Heute haben
wir wieder einmal ein Thema, das unter die Rubrik «Säuglings-Nahrung» fällt. Interessanterweise
aber beschäfftigt dieses Thema die gesamte evangelische Christenheit, wie man
das unschwer feststellen kann, wenn man inden verschiedensten Foren unterwegs
ist um zu sehen, was die Leute so bewegt. Dabei geht man bei Fragen wie die
Dreieinigkeit oder eben den «Werken» oft gar nicht zimperlich miteinander um.
Die Foren sind deshalb interessant, weil hier im Gegensatz zu den
Gemeindeversammlungen, alle Denominationen zusammenkommen. Und da die meisten Christen
anonym sind, ist die Hemmschwelle oft sehr tief, um den Pfad der Liebe zu
verlassen.
Was mich
tief traurig macht, ist die allgemeine Unkenntnis in den grundlegensten Fragen
des christlichen Glaubens. Eben Fragen, die wir als «Kinder-Nahrung» bezeichnen
und um die sich die allermeisten Diskussionen drehen. Mit den folgenden Ausührungen
wollen wir aber bei uns dieses Thema nachher nicht wieder aufgreifen, sondern
ein für alle Mal ad acta legen.
Der Streit
um Grundlegendes aber ist trotzdem nicht eine Zeiterscheinung. Wir wissen, dass
auch Paulus und Jakobus solche Zwistigkeiten ebenfalls öffentlich austrugen,
wie jene von Paulus und Petrus, wie im Galaterbrief beschrieben. Oder den «Werke-Disput»
zwischen Paulus (»keine Gerechtigkeit
durch Werke») und Jakobus, bei welchem Letzterer Paulus widersprach, dass «ohne Werke niemand gerecht wird».
Dabei ist
diese Frge recht einfach für alle Beteiligten zu lösen. Vor allem dann, wenn
wir uns bewusst werden, dass Paulus und Jakobus nicht von den selben Werken
reden.
Drei Arten von Werken
Die Bibel
kennt drei Arten von «Werke»:
·
Gesetzeswerke
·
Liebeswerke
·
Werke
zur Heiligung
Paulus
spricht vor allem von Gesetzeswerken.
«Der euch
nun den Geist darreicht und Kräfte in euch wirken läßt, tut er es durch Gesetzeswerke
oder durch die Predigt vom Glauben?» (Gal. 3. 5)
«Denn
alle, die aus Gesetzeswerken sind, die sind unter dem Fluch;» (Gal.
3. 10)
«So
kommen wir zu dem Schluß, daß der Mensch durch den Glauben gerechtfertigt
werde, ohne Gesetzeswerke» (Röm. 3. 28)
Wenn die
Rede davon ist, dass wir nur durch den Glauben, nicht aber durch Werke gerecht
werden, so betrifft dies ausschliesslich die Gesetzeswerke! Paulus schrieb dies vor allem den Römern, den
Ephesern und den Galatern, weil dort viele Juden zum Christenglauben gekommen
sind. Alle diese christliche Juden wurden jüdisch erzogen und das jüdische
Gesetz war ihnen in Fleisch und Blut übergegangen. Sie kannten nichts anderes
als den Talmud. Und um den Unterschied zwischen dem Alten Testament (dem Talmud)
und dem Neuen Testament klar zu machen, hatte Paulus auch klare Worte gegen die
Heiligung und Rechtfertigung durch die jüdischen Gesetzeswerke gefunden. Dabei geht es vor allem um die unreinen
Speisen und die Beschneidung.
Dass diese
oft harten Worte Pauli bezüglich der Gesetzeswerke nicht für die Heiden glt,
dürfte logisch sein. Kein einziger Heide wäre auf die Idee gekommen, seine
Rechtfertigung in der Beschneidung zu suchen. Genausowenig wie die heutigen
Christen in Mitteleuropa das Heil in der Beschneidung suchen würden.
Noch
einmal: Der gesamte Diskurs mit den «Werken» betrifft die Gesetzeswerke der
Juden. Nun gibt es derart viele unnütze Diskussionen, ob man «Werke» tun soll –
oder nicht. Da schreibt jemand zum Beispiel:
«... Ich kann dir nur
sagen wende dich ab von Satan und komme heraus aus der Lüge der
Werksgerechtigkeit.»
(im Forum)
Genau
dieselben Argumente finden wir überall. Immer spricht der Evangelikale (vor allem
in charismatischen Kreisen, welche leider immer mehr überhand nehmen) von
«Werksgerechtigkeit», wie wenn sie sich als Juden outen würden. Wir aber sind keine Juden, deshalb steht die
Gesetzeswerk-Gerechtgkeit überhaupt nicht zur Diskussion! Alles also nur leeres
Geschwätz!
Aber ist es
wirklich nur leeres Geschwätz? Vielleicht nicht, denn es könnte auch sein, dass
die Begriffe von «Werke» nicht oder falsch verstanden werden.
Im
Gegensatz zu den Gesetzeswerken gibt es
Die Werke der Liebe.
Was wir als
Entgegnung von Jakobus in seinem Brief verstehen, ist gar keine Entgegnung an Paulus,
denn Jakobus hat – als Jude! – sehr wohl verstanden, dass Paulus von Gesetzeswerken sprach. Aber um der Heiden
willen hat er es deutlich abgegrenzt, dass Werke der Liebe nichts mit Gesetzeswerken
zu tun hat. Auch machte er deutlich, dass im Gegensatz der Gesetzeswerke die Werke
der Liebe Pflicht für jeden Christen
ist! Jakobus schreibt:
«Was
hilft es, meine Brüder, wenn jemand sagt, er habe Glauben, dabei aber keine
Werke hat? Kann ihn denn der Glaube retten? Wenn es einem Bruder oder einer
Schwester an Kleidung und täglicher Nahrung gebricht und jemand von euch zu
ihnen sagen würde: Gehet hin in Frieden, wärmet und sättiget euch, ihr gäbet
ihnen aber nicht, was zur Befriedigung ihrer leiblichen Bedürfnisse
erforderlich ist, was hülfe ihnen das? So ist es auch mit dem Glauben: Wenn er
keine Werke hat, so ist er an und für sich tot.» (Jak. 2. 14)
Wie eine
Gemeinde «Werksgerechtigkeit» vermeidet, habe ich kürzlich gesehen. Ich war in
einem «Gottesdienst» einer charismatischen Gemeinde in einem neuen
Kirchgebäude. Diese Kirche zeigt offen, wie man Geld versteckt: Teure, bequeme
Sitze mit Gobelin-Stickereien, Rosenholz-Bänke und eine ausgeklügelte
Illlumination ud Sound-Technik mit allem Schnick-Schnak. Eine eigene
Fünf-Mann-Band lässt den Übergang von einem Gottesdienst in eine Disco fliessend
erscheinen. Der ganze Bau mit gedeckten Parkplätzen und Grillrestaurant zeugt
eher von einem erfolgreichen Wirtschafts-Unternehmen.
Wirft man
einen Blick in die Umgebung, so steht diese Kirche wie ein Palast inmittten
bedürftigen, unverputzten Backsteinhäuser, deren Bewohner kaum das Geld für den
Bus aufbringen, um ihre Einkäufe zu besorgen. Hier gibt es noch und nöcher
leibliche Bedürfnisse zu befriedigen.
«Wenn er keine Werke hat, so ist er an und
für sich tot», wenn er tot ist, lebt er in der Finsternis! Und wenn er in
der Finsternis lebt, dann befindet er sich nicht im Himmel. Jakobus sagt also,
wer keine Werke der Liebe, und damit Werke des Glaubens hat, wird nicht den
Himmel sehen!
In der
Offenbarung spricht Johannes 24 mal von «Werke» und im letzen Kapitel sagt dann
Jesus:
«Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir,
um einem jeglichen zu vergelten, wie sein Werk
sein wird.»
Weksgerechtigkeit?
Wenn nun
jemand sagt «Und ich lasse mir keine
Werkgerechtigkeit zusprechen!«, dann weiss er offensichtlich gar nicht, wovon
er spricht. Werksgerechtigkeit in Bezug auf Werke der Liebe, sind uns allen
vonnöten! Jesus fordert uns auf, solche Werke zu tun: «... sammelt euch Schätze im Himmel ...» - ohne sich zu bewegen,
funktioniert das aber nicht.
Wir sehen
also: Von uns wird dringend Werksgerechtigkeit verlangt. Nicht in der Beschneidung,
also auf Gesetzesebene, aber in der Liebe! Und diese beiden Arten von «Werke»
dürfen wir auf keinen Fall verwechseln!
Werke der Heiligung
Nun gibt es
aber noch eine weitere Art von Werken, welche wir selbst tun müssen: die
Heiligung! Obschon immer wieder billige und sehr billige Ausreden kommen, wie
«du
denkst bei Heiligung an eine Anstrengung des Menschen, zur Sündlosigkeit zu
gelangen und zwar durch eigenes Bemühen und eigene Kraft. Das läuft aber auf
ein "gesetzliches Christentum" hinaus und führt unwillkürlich zu
einer ganz unschriftgemäßen "Heiligung" des Fleisches. Das Fleisch
aber kann nicht geheiligt werden, sondern ist dem Tod verfallen”,
liegt es an
uns, ob wir unsere Seele läutern lassen. Es ist selbstverständlich niemals so,
dass irgendwer die «Heiligung des Fleisches» beabsichtigt, das wäre durchaus
ein umögliches Unterfangen. (Die Durchgeistigung des Leibes als Vorbereitung
für die Entrückung, ist aber ein anderes Kapitel, das der Geist Gottes vollbringt).
Nicht das Fleisch, aber die Seele
muss geheiligt werden, wenn sie ins Himmelreich eingehen will. «Jaged nach der Heiligung», meint Paulus
im Hebräerbrief und will sagen, dass diese Heiligung der Seele nicht einfach so
vom Himmel fällt. Im Epheserbrief sagt er uns dann noch detaillierter, wie dies
zu machen ist: Ein «40-Punkte-Programm» der Heiligung (Kap 4. 25 bis 5. 33). Würde das alles nur der Heilige Geist
ohne unser Zutun bewirken, Paulus hätte sich nicht die Mühe gemacht, das alles
aufzulisten.
Srechen wir
von Werken, so müssen wir auch ganz klar sagen, von welchen Werken wir
sprechen. Vor allem ist es auch wichtig, beim Bibellesen selbst die Gabe des
Denkens zu nutzen und nicht nur Meinung und Doktrin eines Schriftgelehrten zu
übernehmen. Denn
Die Aufgabe einer Volkkskirche
ist es nicht, das Volk in den Himmel, sondern in die Kirche zu bringen!
Wie immer ist der
Austausch über das Thema im Forum offen
und auch Gäste können sich einbringen, können ergänzen oder ihrer kritischen
Haltung freien Lauf lassen. Kritische und gegenteilige Meinungen ergeben bei
uns keine "Streit"gespräche, sondern sind eine Bereicherung! Wer
will, kann auch Fragen stellen.
Jesus segne Dich!
Werke der
Heiligung Eph.4. 25 ff
Werke der
Liebe mit Gesetzeswerken verwechseln:
Und: