Mittwoch, 14. November 2012

Im Glauben verzweifeln II


 
 

Im letzten Aufsatz habe ich davon gesprochen, daß die baptistischen Kirchen Zweifels-Kirchen sind. Diese Behauptung ist wohlbegründet, denn der Zweifel ist – nicht in der Predigt, aber in der Tat – weitaus stärker als der Glaube. Wie schon beschrieben, der weltliche Arzt mit seinen Medikamenten-Kenntnissen geniesst weit grösseres Vertrauen als Jesus, unser eigentlicher Arzt und Heiland.

Doch woher kommen diese Zweifel? Wo liegt der Ursprung? Nun, wir reden ja von "Baptistischen" Kirchen als Sammelbegriff für alle biblischen Freikirchen. Der Ausdruck "Baptistischen" bedeutet "Täufer", es ist also ein Bezug auf Johannes der Täufer. Ich bin mir fast sicher, als dieser Ausdruck für die heutigen Freikirchen geprägt wurde, hätte man sie lieber "Jesus-Kirche" oder eben "Jesuiten" genannt, aber dieser Ausdruck ist bekanntlich anderweitig besetzt.

"Nomen est Omen" – und das kann man auch hier bestätigt sehen, wenn man die heutige Baptisten-Kirche auf Johannes dem Baptisten bezieht. Beide sind von Zweifel, ja starken Zweifel geprägt. Man würde das zwar von Johannes niemals erwarten, denn seine Voraussetzungen für das Amt und seine Aufgabe als Rufer in der Wüste, also den Wegbereiter für Jesus Christus, waren einzigartig. Jesus gibt ihm das Zeugnis, daß er weit grösser ist als ein Prophet – und was kann grösser sein als ein Prophet? Das kann nur ein Engel sein.

Johannes der Täufer war der Sohn des Hohepriesters Zacharias. Seine Mutter Elisabeth und die Mutter Jesu, Maria, kannten sich bestens und besuchten einander. Johannes und Jesus hatten die Kindheit zusammen verbracht, wenn sie auch räumlich nicht sehr nah beisammen wohnten. Man darf sehr wohl annehmen, daß Johannes, der spätere Täufer eine alte Seele, eben ein Engel war, der für diese bestimmte Aufgabe sich auf diese Erde inkarnierte und wie alle anderen Menschen auch, das Bewusstsein des vorherigen Zustandes für die Zeit des Erdenaufenthaltes verloren haben. Mit Sicherheit war Johannes eine starke Seele, denn er ist später als Einzelperson gegen das ganze weltliche System der Templer angetreten und hat sie bloss gestellt. Heute würde man sagen, das Templer-System war ein faschistisches System und gegen ein solches Gebilde anzutreten ist lebensgefährlich. Aber Johannes tat, was er tun musste, es war seine Bestimmung. Als dann eines Tages sein Jugendfreund Jesus am Jordan vorbei kam, erkannte er ihn als Messias und rief vor allem Volke: "Ich taufe mit Wasser; aber mitten  unter euch steht Einer, den ihr nicht kennt, welcher nach mir kommt, der doch vor mir gewesen ist, für den ich nicht würdig bin, ihm den Schuhriemen zu lösen."

Am folgenden Tage sieht Johannes Jesus auf sich zukommen und spricht:  "Siehe, das Lamm Gottes, welches die Sünde der Welt hinwegnimmt! Das ist der, von welchem ich sagte: Nach mir kommt ein Mann, der vor mir gewesen ist; denn er war eher als ich. Und ich kannte ihn nicht; aber damit er Israel offenbar würde, darum kam ich, mit Wasser zu taufen. Und Johannes zeugte und sprach: Ich sah den Geist wie eine Taube vom Himmel herabsteigen und auf ihm bleiben. Und ich kannte ihn nicht; aber der mich sandte, mit Wasser zu taufen, der sprach zu mir: Auf welchen du den Geist herabsteigen und auf ihm bleiben siehst, der ist’s, der im heiligen Geiste tauft."

Diese Verse sind sehr interessant, weil sie mehr aussagen, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Johannes hat mit absoluter Sicherheit erkannt, wer Jesus ist.

1.  Er sagt: " … mitten unter euch steht einer, den ihr nicht kennt …" Das heißt, das Volk kennt ihn nicht, oder höchstens als den Zimmermannssohn, der mit seinem Vater und den Brüdern im Land herumzog und in Lohnarbeit Häuser und Ställe errichtete. Johannes aber weiß mehr, er kennt und erkennt Ihn. Wie wir noch sehen werden, weiß Johannes jetzt, daß er eine besondere Seele ist und weiß, daß Jesus eine noch weit mehr besondere Seele ist. Er weiß, daß Jesus über ihm steht und eine starke Ehrfurcht ist in dieser Situation nicht zu verkennen.

2. am folgenden Tag wird Johannes noch deutlicher. Jetzt erkennt er Jesus wirklich und weiß sogar, zu welchem Zweck Jesus auf der Erde ist, sich inkarniert hat: " … Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt! … " Diese Aussage brauchte eine gehörige Portion Mut, denn wenn wir uns vorstellen, daß die Oligarchen stets Spione bei Johannes hatten, so konnte sich Johannes im höchsten Grade lächerlich machen und damit seine ganze Glaubwürdigkeit verlieren. Die Sünde von der Welt wegnehmen, heißt, die wirtschaftliche Existenz der Templer zerstören, denn diese lebten von der Sünde und deren Folgen, wie später auch die katholische Kirche mit dem Ablasshandel. Johannes hatte also ein ganz klares Erkennen der Bedeutung von Jesus.

3. Und jetzt kommt die wohl interessanteste Aussage: "… aber der mich sandte, mit Wasser zu taufen, der sprach zu mir: Auf welchen … usw." Johannes wusste nun ganz klar um seine Sendung. Doch wer sandte ihn? Jesus? Nein. Sein Vater Zacharias? Nein, der lebte nicht mehr zu diesem Zeitpunkt. Der Heilige Geist? Nein. Ich bin mir ganz sicher, daß Johannes zu diesem Zeitpunkt das Bewusstsein um seinen vorigen Zustand (als Engel) erhalten hat, also eine ganz klare Erleuchtung aus der geistigen Welt erhalten hat und somit ganz klar wusste, um was es ging.

Bis zu dieser Taufe Jesu lief alles so ab, wie es von jeher vorgesehen war und wie es die alttestamentlichen Propheten schon geschrieben haben. Nach der Taufe Jesu aber geschah etwas mit Johannes, das absolut unerklärlich war und noch immer ist. Die Heilige Schrift schweigt sich darüber aus. Man müsste annehmen, daß die natürliche Reaktion Johannes des Täufers eine ganz andere hätte sein sollen, als sie es war. Johannes hätte nun auch erkennen müssen, daß seine Aufgabe erledigt war, aber er erkannte seinen eigenen Widerspruch nicht. Tags zuvor sagte er, daß Jesus der sei, welcher die Sünde der Welt hinwegnimmt, aber er (Johannes) predigt noch immer die Busse von der Sünde. Er hätte erkennen müssen, daß die Sache mit der Sünde nun alleine Jesus' Sache sei und seine Aufgabe als Wegbereiter Jesu hätte in eine Nachfolge Jesu sich wandeln sollen.

Johannes ist Jesus nicht nachgefolgt. Er predigte weiter und liess seine Jünger bei sich. Wenigstens alle seine Jünger hätte er zu Jesus schicken müssen, daß diese ihm nachfolgten, denn er hatte ja vorher richtig erkannt, daß Jesus grösser als er selbst ist. Es ist unerklärlich, weshalb Johannes seine Events beibehielt und viel Volk an sich band, statt auch das Volk zu entlassen, daß es alleine nur auf Jesus blicke.

Dieses rätselhafte Verhalten Johannes des Täufers hatte bald ein tragisches Nachspiel. Mit Sicherheit drang die Kunde an sein Ohr, wie Jesus wirkte und was Jesus predigte. Und trotzdem begann ein elender Wurm an seiner Seele zu nagen, der Wurm des Zweifels. Die ehemals klare Erkenntnis über die Bestimmung und das Wirken Jesu verblasste zusehends, daß er sich genötigt fühlte, sich nochmals Klarheit darüber zu verschaffen, wer Jesus wirklich war. " … Johannes rief zwei seiner Jünger zu sich, sandte sie zu Jesus und ließ ihn fragen: Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten?" (Luk 7, 18)

Diese Frage muß wie ein Schlag in Gesicht von Jesus gewesen sein. Wie ist eine solche Frage in dieser Situation überhaupt möglich?

Das ist nur so zu erklären. Auch Engel haben, wenn sie sich inkarnieren, einen luziferischen Gegenpol in sich, was schon vom Fleisch (Körper) her vorgegeben ist. Selbst Jesus musste mit dieser Situation kämpfen und dieses Luziferische überwinden. Er hat so lange gekämpft, bis Er sagen konnte: "Ich habe die Welt überwunden". Auch Johannes hat wohl damit gekämpft, denn er hatte ja ein leibliches Vorbild in Jesus, aber ein Rest dieses luziferischen Zustandes ist hängengeblieben und das Ego Johannes sah sich und seine einmal begonnene Aufgabe bei einer Nachfolge Jesu in die Bedeutungslosigkeit versinken. Es war die Welt, welche Johannes nicht ganz zu hundert Prozent überwunden hat und an diesem luziferischen Ego konnte der Zweifel Fuss fassen und das Herz beschleichen.

Zweifel hat genau soviel mit der Welt zu tun, wie der Glauben mit dem Geist Gottes zu tun hat. Da, wo der geringste Zweifel vorhanden ist, also da wo noch Welt(liebe) im Herzen vorhanden ist, da kann der Glaube nicht wirksam sein. Die Welt mit seinem rationalen Denken im Kopf ist die Brutstäte des Zweifels. Vielleicht büsste Johannes in der Folge sinnbildlich für uns, seinen Kopf ein.

Die Nicht-Nachfolge Jesu wurde Johannes zum Verhängnis. Aber nicht nur Johannes dem Täufer, sondern auch uns wird die Nicht-Nachfolge oder die nicht konsequente Nachfolge zum Verhängnis werden. Die laue Nachfolge, auch wenn wir Jesus einst erkannt haben, aber die Welt(liebe) immer noch Bestandteil unseres Lebens ist, dann kommt bald die Zeit des Zweifels: "Bist wirklich Du es? Oder ist es ein anderer?"

Ja, meine lieben Geschwister, ist es wirklich Jesus, oder ist es ein anderer? Wie und durch wen werden wir geführt in unserem Leben? Ist es wirklich Jesus, oder ist es ein anderer?

Wie Johannes der Baptist ins Zweifeln und ins Grübeln gekommen ist, so ist auch die nach ihm genannte Kirche heute nicht besser dran. Am nächsten Mittwoch werden wir uns mit den aktuellen und uns auf Schritt und Tritt begegnenden Zweifel in und durch die Lehre der Kirche auseinandersetzen.

 

Jesus segne Dich!

 

Geschrieben aus der Erkenntnis, die der Geist Gottes mir ins Herz gegeben hat.

 

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