Im letzten Aufsatz habe
ich davon gesprochen, daß die baptistischen Kirchen Zweifels-Kirchen sind.
Diese Behauptung ist wohlbegründet, denn der Zweifel ist – nicht in der Predigt,
aber in der Tat – weitaus stärker als der Glaube. Wie schon beschrieben, der
weltliche Arzt mit seinen Medikamenten-Kenntnissen geniesst weit grösseres
Vertrauen als Jesus, unser eigentlicher Arzt und Heiland.
Doch woher kommen diese
Zweifel? Wo liegt der Ursprung? Nun, wir reden ja von "Baptistischen"
Kirchen als Sammelbegriff für alle biblischen Freikirchen. Der Ausdruck "Baptistischen"
bedeutet "Täufer", es ist also ein Bezug auf Johannes der Täufer. Ich
bin mir fast sicher, als dieser Ausdruck für die heutigen Freikirchen geprägt
wurde, hätte man sie lieber "Jesus-Kirche" oder eben "Jesuiten"
genannt, aber dieser Ausdruck ist bekanntlich anderweitig besetzt.
"Nomen est Omen"
– und das kann man auch hier bestätigt sehen, wenn man die heutige Baptisten-Kirche
auf Johannes dem Baptisten bezieht. Beide sind von Zweifel, ja starken Zweifel
geprägt. Man würde das zwar von Johannes niemals erwarten, denn seine
Voraussetzungen für das Amt und seine Aufgabe als Rufer in der Wüste, also den
Wegbereiter für Jesus Christus, waren einzigartig. Jesus gibt ihm das Zeugnis, daß
er weit grösser ist als ein Prophet – und was kann grösser sein als ein
Prophet? Das kann nur ein Engel sein.
Johannes der Täufer war
der Sohn des Hohepriesters Zacharias. Seine Mutter Elisabeth und die Mutter Jesu,
Maria, kannten sich bestens und besuchten einander. Johannes und Jesus hatten
die Kindheit zusammen verbracht, wenn sie auch räumlich nicht sehr nah
beisammen wohnten. Man darf sehr wohl annehmen, daß Johannes, der spätere
Täufer eine alte Seele, eben ein Engel war, der für diese bestimmte Aufgabe
sich auf diese Erde inkarnierte und wie alle anderen Menschen auch, das Bewusstsein
des vorherigen Zustandes für die Zeit des Erdenaufenthaltes verloren haben. Mit
Sicherheit war Johannes eine starke Seele, denn er ist später als Einzelperson
gegen das ganze weltliche System der Templer angetreten und hat sie bloss
gestellt. Heute würde man sagen, das Templer-System war ein faschistisches
System und gegen ein solches Gebilde anzutreten ist lebensgefährlich. Aber
Johannes tat, was er tun musste, es war seine Bestimmung. Als dann eines Tages
sein Jugendfreund Jesus am Jordan vorbei kam, erkannte er ihn als Messias und
rief vor allem Volke: "Ich taufe mit
Wasser; aber mitten unter euch steht
Einer, den ihr nicht kennt, welcher nach mir kommt, der doch vor mir gewesen
ist, für den ich nicht würdig bin, ihm den Schuhriemen zu lösen."
Am folgenden Tage sieht
Johannes Jesus auf sich zukommen und spricht:
"Siehe, das Lamm Gottes,
welches die Sünde der Welt hinwegnimmt! Das ist der, von welchem ich sagte:
Nach mir kommt ein Mann, der vor mir gewesen ist; denn er war eher als ich. Und
ich kannte ihn nicht; aber damit er Israel offenbar würde, darum kam ich, mit
Wasser zu taufen. Und Johannes zeugte und sprach: Ich sah den Geist wie eine
Taube vom Himmel herabsteigen und auf ihm bleiben. Und ich kannte ihn nicht;
aber der mich sandte, mit Wasser zu taufen, der sprach zu mir: Auf welchen du
den Geist herabsteigen und auf ihm bleiben siehst, der ist’s, der im heiligen
Geiste tauft."
Diese Verse sind sehr
interessant, weil sie mehr aussagen, als es auf den ersten Blick scheinen mag.
Johannes hat mit absoluter Sicherheit erkannt, wer Jesus ist.
1. Er sagt: " … mitten unter euch steht einer, den ihr nicht kennt …" Das heißt,
das Volk kennt ihn nicht, oder höchstens als den Zimmermannssohn, der mit seinem
Vater und den Brüdern im Land herumzog und in Lohnarbeit Häuser und Ställe
errichtete. Johannes aber weiß mehr, er kennt und erkennt Ihn. Wie wir noch
sehen werden, weiß Johannes jetzt, daß er eine besondere Seele ist und weiß, daß
Jesus eine noch weit mehr besondere Seele ist. Er weiß, daß Jesus über ihm
steht und eine starke Ehrfurcht ist in dieser Situation nicht zu verkennen.
2. am folgenden Tag wird
Johannes noch deutlicher. Jetzt erkennt er Jesus wirklich und weiß sogar, zu
welchem Zweck Jesus auf der Erde ist, sich inkarniert hat: " … Siehe, das
Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt! … " Diese Aussage
brauchte eine gehörige Portion Mut, denn wenn wir uns vorstellen, daß die
Oligarchen stets Spione bei Johannes hatten, so konnte sich Johannes im höchsten
Grade lächerlich machen und damit seine ganze Glaubwürdigkeit verlieren. Die Sünde
von der Welt wegnehmen, heißt, die wirtschaftliche Existenz der Templer
zerstören, denn diese lebten von der Sünde und deren Folgen, wie später auch die
katholische Kirche mit dem Ablasshandel. Johannes hatte also ein ganz klares
Erkennen der Bedeutung von Jesus.
3. Und jetzt kommt die
wohl interessanteste Aussage: "… aber
der mich sandte, mit Wasser zu taufen, der sprach zu mir: Auf welchen …
usw." Johannes wusste nun ganz klar um seine Sendung. Doch wer sandte
ihn? Jesus? Nein. Sein Vater Zacharias? Nein, der lebte nicht mehr zu diesem
Zeitpunkt. Der Heilige Geist? Nein. Ich bin mir ganz sicher, daß Johannes zu
diesem Zeitpunkt das Bewusstsein um seinen vorigen Zustand (als Engel) erhalten
hat, also eine ganz klare Erleuchtung aus der geistigen Welt erhalten hat und
somit ganz klar wusste, um was es ging.
Bis zu dieser Taufe Jesu lief
alles so ab, wie es von jeher vorgesehen war und wie es die alttestamentlichen
Propheten schon geschrieben haben. Nach der Taufe Jesu aber geschah etwas mit
Johannes, das absolut unerklärlich war und noch immer ist. Die Heilige Schrift
schweigt sich darüber aus. Man müsste annehmen, daß die natürliche Reaktion
Johannes des Täufers eine ganz andere hätte sein sollen, als sie es war.
Johannes hätte nun auch erkennen müssen, daß seine Aufgabe erledigt war, aber
er erkannte seinen eigenen Widerspruch nicht. Tags zuvor sagte er, daß Jesus der
sei, welcher die Sünde der Welt hinwegnimmt,
aber er (Johannes) predigt noch immer die Busse von der Sünde. Er hätte
erkennen müssen, daß die Sache mit der Sünde nun alleine Jesus' Sache sei und
seine Aufgabe als Wegbereiter Jesu hätte in eine Nachfolge Jesu sich wandeln
sollen.
Johannes ist Jesus nicht
nachgefolgt. Er predigte weiter und liess seine Jünger bei sich. Wenigstens alle
seine Jünger hätte er zu Jesus schicken müssen, daß diese ihm nachfolgten, denn
er hatte ja vorher richtig erkannt, daß Jesus grösser als er selbst ist. Es ist
unerklärlich, weshalb Johannes seine Events beibehielt und viel Volk an sich
band, statt auch das Volk zu entlassen, daß es alleine nur auf Jesus blicke.
Dieses rätselhafte
Verhalten Johannes des Täufers hatte bald ein tragisches Nachspiel. Mit
Sicherheit drang die Kunde an sein Ohr, wie Jesus wirkte und was Jesus predigte.
Und trotzdem begann ein elender Wurm an seiner Seele zu nagen, der Wurm des
Zweifels. Die ehemals klare Erkenntnis über die Bestimmung und das Wirken Jesu verblasste
zusehends, daß er sich genötigt fühlte, sich nochmals Klarheit darüber zu
verschaffen, wer Jesus wirklich war. "
… Johannes rief zwei seiner Jünger zu sich, sandte sie zu Jesus und ließ ihn
fragen: Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern
warten?" (Luk 7, 18)
Diese Frage muß wie ein
Schlag in Gesicht von Jesus gewesen sein. Wie ist eine solche Frage in dieser Situation
überhaupt möglich?
Das ist nur so zu erklären.
Auch Engel haben, wenn sie sich inkarnieren, einen luziferischen Gegenpol in
sich, was schon vom Fleisch (Körper) her vorgegeben ist. Selbst Jesus musste
mit dieser Situation kämpfen und dieses Luziferische überwinden. Er hat so
lange gekämpft, bis Er sagen konnte: "Ich
habe die Welt überwunden". Auch Johannes hat wohl damit gekämpft, denn
er hatte ja ein leibliches Vorbild in Jesus, aber ein Rest dieses luziferischen
Zustandes ist hängengeblieben und das Ego Johannes sah sich und seine einmal
begonnene Aufgabe bei einer Nachfolge Jesu in die Bedeutungslosigkeit versinken.
Es war die Welt, welche Johannes nicht ganz zu hundert Prozent überwunden hat
und an diesem luziferischen Ego konnte der Zweifel Fuss fassen und das Herz
beschleichen.
Zweifel hat genau soviel
mit der Welt zu tun, wie der Glauben mit dem Geist Gottes zu tun hat. Da, wo
der geringste Zweifel vorhanden ist, also da wo noch Welt(liebe) im Herzen
vorhanden ist, da kann der Glaube nicht wirksam sein. Die Welt mit seinem rationalen
Denken im Kopf ist die Brutstäte des Zweifels. Vielleicht büsste Johannes in
der Folge sinnbildlich für uns, seinen Kopf ein.
Die Nicht-Nachfolge Jesu wurde
Johannes zum Verhängnis. Aber nicht nur Johannes dem Täufer, sondern auch uns
wird die Nicht-Nachfolge oder die nicht konsequente Nachfolge zum Verhängnis
werden. Die laue Nachfolge, auch wenn wir Jesus einst erkannt haben, aber die Welt(liebe)
immer noch Bestandteil unseres Lebens ist, dann kommt bald die Zeit des
Zweifels: "Bist wirklich Du
es? Oder ist es ein anderer?"
Ja, meine lieben Geschwister,
ist es wirklich Jesus, oder ist es ein anderer? Wie und durch wen werden wir
geführt in unserem Leben? Ist es wirklich Jesus, oder ist es ein anderer?
Wie Johannes der Baptist
ins Zweifeln und ins Grübeln gekommen ist, so ist auch die nach ihm genannte
Kirche heute nicht besser dran. Am nächsten Mittwoch werden wir uns mit den
aktuellen und uns auf Schritt und Tritt begegnenden Zweifel in und durch die Lehre
der Kirche auseinandersetzen.
Jesus segne Dich!
Geschrieben aus der Erkenntnis, die der Geist Gottes mir
ins Herz gegeben hat.
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