Wir haben in den letzten Wochen uns sehr ausführlich mit dem
innersten Kern des Evangeliums auseinandergesetzt und sind zum Schluss
gekommen, daß Jesus uns am Kreuz von der Knechtschaft der Sünde erlöst hat, daß
wir fortan ohne Sünde, ganz in der Ordnung Gottes leben sollen. Wir wollen nun
versuchen zu erläutern, weshalb uns Jesus von der Knechtschaft, also vom Fluch
der Sünde erlöst hat und weshalb es nicht darum gehen kann, aus fleischlichen
Gründen sündigen zu müssen, aber dafür die Sündenvergebung Jesus in Anspruch
nehmen dürfen, wie es die Sekten lehren.
Was ist Sünde?
Das vordringliche Wirken des Geistes Gottes in der Seele ist
es, ihr das Verständnis der Sünde, also die Erkenntnis der Sünde klarzumachen.
Die Sünde ist das Sein außerhalb der Ordnung Gottes und die Folge der Sünde ist
die Trennung von Gott. Praktisch sieht das dann so aus, daß sich der Geist
Gottes – oder sagen wir: der Heilige Geist – sich im Herzen zurückzieht und
Seine Führungs- und Lehrwirkung der Seele verbirgt. Sünde ist immer Trennung
von Gott! Auch wenn hinterher um Vergebung gebeten wird, so ist im Augenblick,
wenn der Sünde nachgegeben wird, eine merkliche Trennung von Gott
unausweichlich. Wirkt der Geist Gottes im Menschen und sündigt dieser, so wird
der Tempel verunreinigt und der Geist muß sich zurückziehen, weil Er mit der Sünde
keinen Anteil haben kann.
Ist die Seele auf dem Weg der Heiligung, so kommt es
natürlich immer wieder vor, daß die Begierden des Fleisches überhand nehmen und
man tritt in die Sündenfalle, welche der Feind immer wieder auslegt. Aber die
Seele, welche die Sünde bewußt überwinden will, spürt dann auch sofort und
deutlich, daß der "Christus, der in uns lebt" enttäuscht ist, weint
und sich vorübergehend abwenden muß. Es tut der Seele dann aufrichtig leid und
ist umso mehr fest entschlossen, daß es das letzte Mal war, diesem unreinen
Drängen nachgegeben zu haben. Ja – wer kennt das nicht, dieses Fallen und
Wiederaufstehen! Wie oft bitten wir Jesus um Vergebung und um die Kraft, nun
endlich einmal diese Sünden überwinden zu können!
Nun – Jesus vergibt uns diese Fehltritte, das ist keine Frage!
Aber wir wollen nicht uns damit zufrieden geben, denn das Getrenntsein von Gott
durch die Sünde ist eines – und das Bitten um Vergebung ist das andere. Sind
wir auf dem aktiven Heiligungsweg und fallen wir, dann vergibt uns Jesus, dann
haben wir einen Fürsprecher im Himmel. Aber wenn wir davon ausgehen, daß wir
halt sündigen müssen, da wir noch im Fleisch leben, dann sündigen wir aus
Spass, aus Mutwillen. In diesem Fall gibt es eine klare und sehr ernste
Warnung: "Denn wenn wir freiwillig
sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, so bleibt
für Sünden kein Opfer mehr übrig, sondern ein schreckliches Erwarten des
Gerichts und Feuereifers, der die Widerspenstigen verzehren wird"
(Hebr. 10. 26).
Welche Sünden sind
gemeint?
Die wichtigsten Sünden sind diese der Unzucht, der Eitelkeit
(Hochmut) und Trotz. Natürlich gibt es keine wichtigen oder unwichtigen Sünden,
Sünde ist Sünde! Aber die soeben erwähnten sind wohl die, mit denen wir am
häufigsten zu kämpfen haben. Und diese sind es, die auch in die Kirchen, in die
Gottesdienste hineingetragen werden und kaum ein Pastor nimmt dagegen Stellung.
Bei den Männern ist es wohl die Sexualität, welche ihnen am
meisten zu schaffen machen. Dabei ist nicht erst der tätliche Ehebruch, sondern
schon das Begehren in Gedanken die Sünde der Unzucht. Es ist dann die folgende
Selbstbefleckung, welche den Tempel des Heiligen Geistes verunreinigt. Auch
wenn diese Sünde dem Nächsten verborgen bleibt, so schafft sie es
ausgezeichnet, daß dem Geist Gottes die Hände gebunden werden um zu wirken!
Beim weiblichen Geschlecht ist es dann im Allgemeinen mehr
die Eitelkeit, welche als die grösste Hürde einer reinen Seele im Wege steht. Die
Eitelkeit stellt die eigene Person über die des Nächsten, Sie überhebt sich. Wie kann so der Heilige Geist wirken, wenn
nicht die Demut, sondern der Hochmut das Herz erfüllt?
Es ist traurig zu sehen, wie die Sünde bei Brüdern und
Schwestern in Kauf genommen wird und niemand darüber redet! Vor allem aber im
Gottesdienst ist die Sünde kaum ein Thema. Dabei muß man sich klar sein,
wer die Sünde nicht
anprangert, heißt die Sünde gut!
Und die Sünde wird im Allgemeinen nicht angeprangert,
sondern sie wird mit dem Leben im Fleisch entschuldigt. Und schlimmer noch, die
Sünde der Unzucht wird sogar von gläubigen Christen verherrlicht – obschon es
diejenige Sünde war, welche Adam aus dem Paradies verstossen hatte. So ist es
auch diejenige Sünde, welche uns den Weg zurück ins Paradies versperrt, obschon
Jesus uns diesem Weg wieder freigemacht gemacht hat. Warum sündigen wir
trotzdem? Weil uns diese Sünde Spass macht! Wir sündigen freiwillig – obschon wir
wissen, daß es dadurch kein Sühneopfer mehr gibt!!
Ja, es ist wirklich traurig, wenn man von Brüdern, welchen
die Bibel über alles bedeutet, folgendes hört: " … ich kann es nicht mehr hören, wie schlecht der Mensch gemacht
wird.... und dass wir eigentlich gar nichts dafür können, wenn wir mal mit Lust
dem anderen Geschlecht nachschauen, wenn wir unseren Bauch zu Gott machen, wenn
wir unseren Sinnen nachgeben." Heißt es da nicht im Eph. 4. 22: "So legt nun von euch ab nach dem vorigen Wandel den alten Menschen, der
durch Lüste im Irrtum sich verderbt." Oder eine Schwester, die regelmässig den
Gottesdienst besucht, der Ansicht ist " … wenn der Leib an sich nur schlecht ist wie kann es dann sein, dass
Gott uns als sexuelle Wesen geschaffen hat? Da Sex zu den Bedürfnissen des
Menschen zählt wie kann es dann sein dass der Leib mit dem er ja ausgeführt
wird, schlecht ist?" Paulus antwortet darauf: " Gal 5. 24 "Welche
aber Christo angehören, die kreuzigen ihr Fleisch samt den Lüsten und
Begierden."
Mit einer solchen Herzenseinstellung wird man sich natürlich
niemals auf den Weg der Heiligung begeben. Wozu auch? Wenn man der Ansicht ist,
daß es sowieso nicht zu schaffen ist, ohne Sünde zu leben, dann wäre alle Müh'
vergebens. Billiger und einfacher ist dann die Annahme, daß man ja immer unters
Kreuz kann, da Jesus doch für unsere Sünden gestorben ist.
Die Überwindung der Sünde
Ohne Sünde leben wäre eigentlich gar nicht so schwer, wenn –
ja wenn! Wenn wir die Anleitung dazu in der Bibel richtig lesen und uns daran
halten würden. Aber die erste Bedingung ist wohl die, das wir den festesten
Wunsch haben müssen, ein Leben ohne die Sünde zu leben, ein Leben ohne die
bitteren Trennungen von Gott zu leben und das Leben zurück ins Paradies zu
finden. Dieser Wunsch muß ernstlich sein. Ist dieser Wunsch wirklich aufrichtig
und echt, dann erfahren wir, daß wir selbst aus eigener Kraft die Sünde nicht –
oder nur sehr schwer! – überwinden können. Aber Paulus macht uns Hoffnung: "denn wenn ihr nach dem Fleisch
lebt, so werdet ihr sterben; wenn ihr
aber durch den Geist die Geschäfte des Fleisches tötet, so werdet ihr
leben." (Röm. 8. 13)
Es gibt nur diesen einen Weg: durch den
Geist die Geschäfte des Fleisches, beziehungsweise die Begierden zu töten.
Das deshalb, weil die Sünde im Grunde genommen Geister sind, Geister, welche im
Fleisch wirken und gegen diese Geister können wir selbst in den wenigsten
Fällen klarkommen. Indem wir gegen die Sünden kämpfen, kämpfen wir gegen
Mächte, Gewalten und Fürstentümer, also gegen unsichtbare Kräfte. Deshalb ist
es nur dem Geist Gottes, also Christus, möglich, die Sünde in uns zu
überwinden. Was wir aber selbst dazu beitragen sollen und müssen ist der heiße Wunsch,
daß die Sünde bezwungen wird. Ist der heiße Wunsch da, dann dürfen wir, wenn es
Not tut auch das Wollen erbitten und es wird uns zuteil werden!
1Jo 3. 9 "Keiner,
der aus Gott .geboren ist, tut Sünde; denn Sein Same bleibt in ihm, und er
kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist."
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Zu diesem Thema passend kopiere ich eine erhaltene Schrift
aus der Urchristenzeit. Weitere Schriften der "Bibliothek der
Kirchenväter" unter diesem Link: http://www.unifr.ch/bkv/index.htm
Ambrosius von Mailand (340-397)
Die Flucht vor der Welt
Die Flucht vor der Welt
1. Man kann die Lüste und Begierden der Welt
nur unter dem Beistande der göttlichen Gnade fliehen.
1. Wiederholt haben wir ausgeführt, daß man die Welt fliehen müsse: wollte Gott, daß die Herzensmeinung dabei ebenso voll Ernst und Besorgniß wäre, wie die Rede leichthin fließt. Gar schlimm ist es eben, daß nur zu oft die Lockungen der Lust in das Herz Eingang finden, daß die Ergießung der Eitelkeiten den Geist gefangen nimmt, so zwar, daß man im Geiste daran denkt, Das erwägt, was man zu meiden entschlossen ist. So ist es für den Menschen überaus schwer, Das zu meiden, dessen er sich niemals ganz entäussern kann. Man wünscht Das wohl, aber der Erfolg belehrt uns, wie unfruchtbar dieser Wunsch ist. So betet ja auch der Psalmist: „Neige mein Herz zu deinen Zeugnissen und nicht zum Geize!“ Wir haben eben unser Herz nicht ganz in unserer Gewalt. Unsere Gedanken, die unversehens in die Seele einströmen, den Geist überschütten und uns nach einer ganz anderen Richtung ziehen, als wir selbst ursprünglich wollten: diese Gedanken rufen uns zu irdischem, weltlichem Begehren, werfen Lüsternheit und Begierlichkeit in unsere Seele hinein; ja selbst in den Augenblicken, wo wir unser Herz im Gebete zu Gott erheben wollen, werden wir oft genug zur Erde wieder herabgezogen.
2. Wer ist so sehr der Seligkeit schon hier theilhaftig, daß sein Herz allezeit emporgerichtet wäre und bliebe? Und vor Allem, wer vermöchte Das ohne die göttliche Hilfe? Gewiß Niemand. Sagt ja auch die Schrift: „Selig der Mann, der seine Hilfe von dir hat. Aufgänge zur Höhe sind in seinem Herzen.“ Ja vollkommen selig ist Derjenige, den keine Lust zurückruft, den keine Begierde beugt, der auf das Niedere gar nicht mehr zurückblickt: diesem Verlangen unterlag freilich selbst Lots Weib. Und durch dieses Beispiel gemahnt vergißt der Apostel das Vergangene, was hinter ihm liegt, und strebt nur Dem zu, was vor ihm ist: so aber eilt er dem Kampfziele entgegen und erreicht dasselbe. Er sieht Christus vor sich, von dem er zur Krone der Gerechtigkeit gerufen wird. Aber er erreicht diese Krone nur, weil er sich selbst verleugnete, um Christus zu gewinnen. Er lebte sich ja auch nicht mehr selbst, sondern Christus lebte in ihm.
3. Wer kann aber bei so vielen Leidenschaften, denen wir im Leibesleben unterworfen sind, bei so vielen Versuchungen, welche diese Welt bietet: wer kann da den Weg zum Leben sicher und ohne Wanken inne halten? Da blickt das Auge zurück, und sogleich zieht es das Fühlen der Seele nach; es hört das Ohr und lenkt die Aufmerksamkeit ab; der Geruch wird eingesogen, und die Gedanken sind sofort gehindert; es kostet der Mund und die Sünde bleibt haften; das Gefühl wird angeregt, und sogleich ist das Feuer entzündet. „Der Tod tritt ein durch das Fenster,“ sagt der Prophet; das Fenster aber ist dein Auge. Wenn du ein Weib ansiehst, ihrer zu begehren, so hat der Tod Eingang bei dir gefunden; wenn du buhlerischen Worten lauschest, wenn dein Gefühl von der Lust ergriffen wird: so hat der Tod bei dir Eingang gefunden. Wer also hinansteigen will zur Wohnung Gottes, der darf nicht den Freuden und Lüsten dieser Welt folgen; er muß entschlossen sein, auch Schmerz- und Leidvolles hinzunehmen. Besser ist es ja, in das Haus der Trauer als in das Haus sinnlicher Freude einzutreten. Hätte Adam nicht der Lust sich gefangen gegeben, er wäre niemals aus dem Paradiese herabgesunken.
4. Mit Recht preist deßbalb auch David, der selbst die Gefahren sündhaften Schauens an sich erprobt hatte, Denjenigen selig, dessen ganze Hoffnung im Namen des Herrn ist. Dann sieht er nicht um nach Eitelkeit, Lüge und Thorheit: er hält vielmehr sein Auge fest und unentwegt auf Christus gerichtet. Darum fleht er: „Wende meine Augen, o Herr, daß sie nicht Eitelkeit schauen.“ Die Eitelkeit ist wie eine Rennbahn ohne Nutzen; sie ist wie die Schnelligkeit des Pferdes, trügerisch hinsichtlich unseres Heiles; wie ein Schauspiel ist die Eitelkeit, und der weise Mann sagt: „Alles ist Eitelkeit, was in dieser Welt ist.“ Wer also selig werden will, der steige über die Welt empor, der suche das ewige Wort beim Vater; er fliehe diese Welt, lasse hinter sich die Erde. Denn Niemand kann jenes ewige, unveränderliche Wort erreichen, wer nicht vorher der Welt entflohen ist. Deßhalb sagte auch der Herr, da er seinem himmlischen Vater sich nahen wollte, zu seinen Aposteln: „Stehet auf, lasset uns gehen!“
1 Kommentar:
Ich bin auch darüber erschüttert, wie die Mehrheit der Christen immer wieder propagiert, dass es gar nicht möglich wäre ohne Sünde zu leben. Jesus ist doch dafür gekommen, um uns aus der Knechtschaft der Sünde zu befreien! Und auch Paulus sagt immer wieder, dass wir der Sünde gestorben sind und folglich nicht länger in ihr leben.
Es stimmt, dass jeder einfach nur selbst eine Entscheidung treffen muss. Dafür ist uns der freie Wille gegeben worden. Damit wir die Option haben böse zu sein, aber uns dennoch dafür entscheiden gerecht und gut zu sein. Jemand, der gerecht sein will und seine Sünden wahrlich bereut, empfängt den Geist Gottes, der ihm hilft heilig zu wandeln und nicht zu sündigen.
Keiner, der aus Gott geboren ist, tut Sünde; denn sein Same bleibt in ihm, und er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist. Daran sind die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels offenbar: Wer nicht Gerechtigkeit übt, der ist nicht von Gott, ebenso wer seinen Bruder nicht liebt. (1. Johannes 3:9-10)
Hier die Quelle: https://www.faithcatcher.de/laut-der-bibel-ist-es-moeglich-nicht-zu-suendigen/
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