Neulich hat jemand folgende Frage zu bedenken gegeben:
"Ich habe die
letzten Tage schon mehrfach drüber nachgedacht, dass Gott uns ab und zu als
Werkzeug gebraucht. Ein guter Freund hat mir mal einen tollen Vergleich
gebracht: Kann die Mörtelkelle des Maurers von sich
behaupten, eine Mauer gebaut zu haben?! Die Kelle wird vom
Maurer entsprechend der Aufgaben ausgewählt.... geht es uns mit Gott nicht
genau so? Reicht es uns Werkzeug zu sein oder wären wir gern der Maurer? Können
wir hinnehmen, dass die gebaute Mauer nicht unser Werk und nicht unser Verdienst
ist?"
(Im Kontext
dieser Geschichte ist der Begriff "Werkzeug" im Sinne einer Berufung
zu verstehen, da Christen ja in den Weinberg Gottes berufen sind um dort eine
bestimmte Arbeit zu verrichten.)
Diese Frage ist ein deutliches und sehr zum Nachdenken
anregendes Beispiel, wie die Denkweise in den Bibel-Kirchen auch in der Frage
"zum Dienst berufen" ganz auf das leichte und süße
Seligkeits-Evangelium ausgerichtet ist. Diese Denkweise geht von der
Voraussetzung aus: ich bin bekehrt, ich
muss ein Zeugnis sein, will Jesus bekennen – Herr, ich danke dir, dass du mich
so gebrauchst, wie ich bin. Beim hin und her sinnen kommt dann vielleicht
plötzlich der Gedanke, man könnte eine Bibelschule besuchen und sich dann als
Prediger anstellen lassen. Nachher freut man sich, dass man vom Herrn dazu
berufen wurde.
Sind eigene Wünsche mit der Berufung des Herrn
gleichzusetzen? Ist es richtig, wenn wir beten "Herr, gib mir eine Aufgabe in deinem Weinberg",
"gebrauche mich als Maurerkelle"? Sehr wahrscheinlich wird jetzt
jedermann sagen, dass das doch biblisch sei und nichts Verkehrtes. Ja,
natürlich, es gibt etliche Bibelstellen dazu. Wenn man sie schlau kombiniert,
dann ergibt sich daraus sehr wohl eine biblische Grundlage. Aber ob das auch im
Geiste der Heiligen Schrift ist, ist dann eine andere Frage.
Biblisch gesehen ist der Werdegang einer Berufung zum
Dienst etwas ganz anderes, als den eigenen Wünschen zu folgen und Gott
überreden zu wollen, dass Er Seinen Segen dazu gibt. Wenn der Maurer eine
Maurerkelle benötigt, dann will er ein Werkzeug gebrauchen, das genau zu diesem
Zweck hergestellt worden ist. So ist es auch im Weinberg Gottes. Auch Er kann
nur diese "Werkzeuge" benützen, welche so zubereitet wurden, dass sie
Ihm dienen. Die persönlichen und meist egoistischen Wünsche der Werkzeuge sind
dabei für Gott nicht relevant.
Die Heilige Schrift gibt uns gute Beispiele, wie Er
Seelen zum Dienst beruft und sie auch zu diesem Dienst zubereitet. Es ist wie
mit einer Maurerkelle. Als Rohmaterial dient erst einmal das Eisenerz, das
sündige Herz. Das wird dann gebrochen und kommt in den Schmelztiegel und das
Eisen wird von aller Schlacke befreit, die Seele wird damit durch die
Sündenvergebung in dem den eigenen Schuldigern vergeben wird, rein. Dann wird
das Eisen im zweiten Tiegel mit anderen Metallen zu Stahl legiert, die Seele wird
sich dem keimenden und wachsenden Geist Gottes im Herzen bewusst. Dann kommt
der Stahl-Barren ins unbarmherzige Walzwerk und wird zu dünnem Blech
plattgewalzt, die Seele empfängt damit ein Kreuz um das Ego zu überwinden. Dann
erst wird aus dem Blech die Maurerkelle gestanzt, fertig bearbeitet und mit
einem Holzgriff versehen, das heißt, die Seele wird vom Heiligen Geist erfüllt
und erhält diejenigen Geistesgaben, welche für den von Gott auserwählten Dienst
benötigt werden.
Wäre schon ein bisschen komisch, wenn das Eisenerz sagen
würde, es wolle eine Maurerkelle werden. Das Berufen-werden erlebten die
Apostel. Jesus hat sie gerufen und sie zum Dienst zubereitet. Erst nach dieser
Zubereitung hat dann der Heilige Geist sie zur Arbeit in den Weinberg geschickt
und ihnen die konkrete Arbeit zugewiesen. Was sie taten, taten sie aus dem
Geist, nicht aus dem eigenen Willen oder den eigenen Wünschen.
In der Schrift sind drei verschiedene Weinberg-Gottes-Arbeiter
erwähnt. Da sind einmal die zwölf Jünger, welche, wie schon erwähnt, von Jesus
persönlich erwählt und zubereitet wurden. Jünger, also Schüler, welche ohne
Wenn und Aber alles verlassen, (die ganze Welt hinter sich gelassen haben), um
Ihm nachzufolgen.
Dann sind die siebzig, welche Jesus ausgesandt hat mit
relativ knappen Erklärungen und mit der Gabe, Kranke zu heilen (Luk. 10). Nach
dem sie voller Freude ihrer Macht über die Geister zurückgekehrt sind, liest
man aber nichts mehr von ihnen. Aber auch sie hatten die Grundvoraussetzungen
für ihren wohl einmaligen Dienst, nämlich die Liebe zu Jesus. Ich stelle mir
vor, dass diese dann nach dem erfolgreichen Dienst wieder zu ihren Familien und
zu ihrer Arbeit zurückgekehrt sind.
Die dritte Art von den Weinberg-Gottes-Arbeitern sind die
Selbst-Berufenen. Johannes erzählt: " … wir sahen jemand Dämonen austreiben in deinem Namen, und wir wehrten ihm, weil er dir nicht mit
uns nachfolgt." (Joh. 9. 49) Die Antwort Jesu war lediglich: Lasst ihn gewähren! So lässt der Geist Gottes auch heute noch diese
Art von Diener einfach gewähren, wobei zu sagen ist, dass heute diese
Selbstberufenen nicht einmal die Kraft haben, Krankheiten zu heilen, geschweige
denn Dämonen auszureiben.
Einmal mehr müssen wir uns fragen, ob angesichts dieser
Kraftlosigkeit das Seligkeits-Evangelium (Ihr seid rein durch den Glauben ohne
Werke) wirklich im Geiste der Heiligen Schrift steht. Im Gegensatz zur
Zubereitung der Jünger, durch das Selbst-Verleugnen, das Aufnehmen des Kreuzes,
dem Widerstehen der Sünde und dem Überwinden der Welt, wird heute davon
ausgegangen, dass die Zubereitung nicht mehr notwendig ist, da wir durch den
Glauben allein schon fertig zubereitet sind. So wie wir sind, soll Gott mit uns
vorlieb nehmen und uns im Dienst einsetzen. Dass diese hochmütige Haltung im
Widerspruch zum Wirken des Geistes Gottes steht, ist offensichtlich, da Er nur
eine demütige Seele, welche auch zum Leiden bereit ist, erfüllen kann. Wollen
hochmütige Seelen (Herr, nimm mich so wie ich bin) einen Dienst verrichten, so
verwehrt es der Herr nicht, beschenkt sie aber auch nicht mit der Kraft des
Geistes. Deshalb wirken die meisten heutigen schwachen Diener Gottes aus dem
Verstand mit organisatorischen Strukturen und erlernten psychologischen, rhetorischen
und pädagogischen Techniken, welche aber nur den Verstand und nicht die Herzen
der Menschen ansprechen.
Wessen Wunsch es ist, ein wahrer Arbeiter im Weinberg Gottes zu
sein, dessen Bereitschaft muss vorhanden sein, sich vor der Berufung zum Dienst
zubereiten zu lassen! Er muss erst die Welt mit seinen Reizen und sein Fleisch
mit seinen Lüsten (auch die sexuellen Triebe) überwinden. Er muss seine
Begierden, seine Leidenschaften und seine Gewohnheiten besiegen, kurz, er muss
der Sünde nicht nur in der Tat, sondern schon in Gedanken widerstehen. Erst mit
diesen Voraussetzungen kann der Geist Gottes wach werden und wirken. Dass Gott
solch eine Seele dann zum Dienst beruft, ist die sichere Folge, man muss Ihn
nicht einmal dafür bitten.
Prediger, Pastoren, Pfarrer, Evangelisten, Lehrer des Evangeliums
müss(t)en alle den harten Kampf gegen den Weltgeist und die Sünde kennen, bevor
sie in den Dienst treten. Wie sollen sie ihren Schäfchen das Evangelium vom
Kreuz lehren, wenn sie es selbst nicht kennen? Deshalb sagte auch Paulus,
" … sondern ich zerschlage meinen
Leib und führe ihn in Knechtschaft, auf daß ich nicht, nachdem ich anderen
gepredigt, selbst verwerflich werde" (1. Kor. 9. 27)
Das ist die wahre Demut, wenn man mit dem Dienst wartet, bis ihn
Gott gesegnet hat und den "Startschuss" dazu gibt. Alles
Selbst-Wollen, Selbst-Wissen-was-gut-ist, alles eigenmächtige Handeln ist
Hochmut und dem Hochmütigen widersteht Er! Nicht wir Menschen sind eigentlich
die Diener Gottes, sondern der Geist Selber! Jede Initiative muss aus Ihm
kommen, Jedes Wort, das geredet oder geschrieben wird, muss ebenfalls aus Ihm
kommen, ob Er es dann in den Mund oder ins Herz legt, ist einerlei. Damit das
aber so geschehen kann, ist eine persönliche und intensive Verbindung mit dem
innenlebenden Christus vonnöten, welche wiederum nur durch die aktive Heiligung
zustande kommt. Arbeiten wir losgelöst von einer solchen immerwährenden innigen
Verbindung, handeln wir stets auf eigene Faust und wir können statt eines
echten Segens nur ein "lasst ihn gewähren" erwarten.
Bist Du Prediger oder Pastor, wirst Du im Namen Jesu "Dämonen
austreiben, Schlangen aufnehmen, ungeschoren etwas Tödliches trinken können und
den Schwachen die Hände auflegen damit sie sich wohl befinden". Wenn Du
aber Ausreden gebrauchst, weshalb dieses Zeugnis des Glaubens nach Mark. 16.
17+18 nicht funktioniert, dann prüfe Dich ernsthaft, ob Du von Gott oder von
Deinen eigenen Wünschen berufen worden bist. Du wirst eines Tages Rechenschaft
darüber ablegen müssen.
Geschrieben aus der Erkenntnis, die der Geist Gottes mir
ins Herz gegeben hat.
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