Das ist wiederum ein Thema, welches die Gemüter erhitzt.
Man sieht es nicht nur in den freikirchlichen Gemeinden, auch in den
christlichen Foren ist man ein Aussenseiter, wenn man das Wort Heiligung nur
schon in den Mund nimmt. Und das scheinbar aus gutem Grund: "nicht um der Werke willen der
Gerechtigkeit, die wir getan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit machte
er uns selig durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes"
(Titus 3.5) und auch "Doch
weil wir wissen, dass der Mensch durch Werke des Gesetzes nicht gerecht wird,
sondern durch den Glauben an Jesus Christus, sind auch wir zum Glauben an
Christus Jesus gekommen, damit wir gerecht werden durch den Glauben an Christus
und nicht durch Werke des Gesetzes; denn durch Werke des Gesetzes wird kein
Mensch gerecht." (Gal. 2.16)
Also: Hände weg davon, sich selbst zu einem heiligen Leben
zu erziehen! Denn Selbsterlösung schmälert die Erlösung durch die Gnade durch
das Blut von Jesus Christus.
Soweit hört man es fast jeden Sonntag im Gottesdienst. Die
Bibelschulen lehren das und die Pastoren geben das so weiter. Und die frommen
Zuhörer nehmen den Farbstift und hinterlegen diese Bibelstellen mit leuchtender
Farbe. Wer nun das Gegenteil behauptet, ist ein Irrlehrer – oder nicht?
Aber lesen wir weiter in der Heiligen Schrift: “So
seht ihr nun, dass der Mensch durch Werke gerecht wird, nicht durch
Glauben allein.” (Jak. 2,24)
- Hoppla, was soll denn das?
Gerecht
werden schließt die Heiligung ein und heilig sein, heißt ein reines Herz haben.
Ein reines Herz zu haben aber heißt, dass die Sünden im alten Leben vergeben
sind und Gott ihrer nicht mehr gedenkt. Ein reines Herz zu haben heißt aber
auch, dass in diesem neuen Leben keine neuen Sünden mehr entstehen, das heißt,
dass die Seele nicht mehr sündigt. Und hier sehen wir, dass die Aussage des Jakobus
kein Widerspruch zur jenen von Paulus ist, weil Paulus meint und immer wieder
betont, dass die Sündenvergebung aus reiner Gnade und ohne Verdienst und eigene
Werke geschenkt wird. Jakobus hingegen nimmt Bezug auf das Neue Leben im Geist,
und hier sind nun Werke gefragt.
Das erste
Werk das der Mensch im Neuen Leben, auf dem Weg der Heiligung, bewusst und
aktiv tun muss, ist den Mitmenschen zu vergeben, jenen, welche ihm auf
irgendeine Weise etwas zu Leide getan haben. Diese Vergebung ist ein Werk, das
man tun muss, damit die Sündenvergebung durch das Kreuz für die eigene
Seele Gültigkeit hat! Ohne diese Tat des Menschen, wäre der Kreuzestod Jesu vergebens!
Das ist schon der erste Schritt der aktiven Heiligung.
Der zweite
Schritt in der aktiven Heiligung, also im Bestreben der Seele, die Heiligung
(Vervollkommnung) zu erreichen, besteht ebenso aus lauter Tätigkeiten. Dieser
zweite Schritt nach der Bekehrung zum Neuen Leben (bzw. Erweckung des Geistes)
bezweckt die klare Abkehr von der Welt. Diese Abkehr wird uns nicht aus der
Gnade geschenkt oder erlassen, nein, diese Abkehr ist eine bewusste Handlung. "Weil wir nun solche Verheißungen haben,
meine Lieben, so lasst uns von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes
uns reinigen und die Heiligung vollenden in der Furcht Gottes." (2.Kor
7,1) Über die Phase der Abkehr von der Weltliebe habe ich ja schon …zig Aufsätze geschrieben, aber hier will ich
die Betonung auf unser bewusstes Zutun legen und aufzeigen, dass uns nicht
alles vom Himmel zufällt, sondern dass wir in der Heiligung mit unserem eigenen
Willen und eigener Werke tätig sein müssen. Je mehr wir uns dereinst der vollen
Wiedergeburt nähern und wir die Welt in der Kraft Gottes überwunden haben,
werden wir dann eher passive Zuschauer unseres Lebens, weil die Werke dann völlig
anders sein werden, ganz nur aus dem Geist.
Aber bis es soweit ist, gilt: "Und stellt euch nicht dieser Welt gleich,
sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, … " (Röm. 12.2) (Ob Paulus hier den TV und Facebook
angesprochen hat?) und " So tötet nun die Glieder, die auf
Erden sind, Unzucht, Unreinheit, schändliche Leidenschaft, böse Begierde und
die Habsucht, die Götzendienst ist." (Kol. 3.5)
Diese Heiligung der Seele ist wirklich ein heißer Kampf,
den jeder selber führen muss, der uns nicht geschenkt wird mit der lapidaren
falschverstandenen Redewendung "wir sind geheiligt durch den
Glauben": " ...sondern ich
zerschlage meinen Leib und behandle ihn als Sklaven,
damit ich nicht andern predige und selbst verwerflich werde." (1Kor.
9. 27). Der Hebräerbrief-Schreiber sagt auch: "Ihr habt im Kampf gegen die Sünde noch nicht bis aufs Blut der Sünde widerstanden " (Hebr.
12,4), dann Paulus : "Alle, die zu Christus Jesus gehören, haben
das Fleisch und damit ihre Leidenschaften und Begierden gekreuzigt“ (Gal. 5,24)
Nun soll mir
jemand sagen, weshalb soll ich meinen "Leib zerschlagen", "ihn
als Sklaven behandeln", gegen die Sünde "bis aufs Blut"
widerstehen, mein "Fleisch kreuzigen" oder "die Glieder, die auf
Erden sind töten (Unzucht, Unreinheit, Leidenschaften usw.)" wie in Kol. 3,5 beschrieben, wenn wir doch aus
dem Glauben schon geheiligt sind?
Also wir sehen,
wenn nun jemand behauptet, "Wir
sind Menschen und als solche fehlerhaft, daran wird sich nichts ändern. Das ist
ja der Grund für Jesu Tod am Kreuz",
dann spricht er an der Sache vorbei.
Haben wir das einmal verstanden, dass dieser
zweite Schritt, die Abwendung von der Weltliebe ein striktes Erfordernis im
Evangelium für die Seele ist, dann kommt der dritte Schritt: "Jagt dem Frieden nach mit
jedermann und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird". Dieses Nachjagen ist nicht weniger von Tätigkeit und
aktiver Handlung geprägt, wie die beiden ersten Schritte. Warum?
Dieser Kampf währt nun längere Zeit, weil wir immer wieder
von Anfechtungen und Versuchungen eingeholt werden. Immer wieder kommen wir zu
Fall, immer wieder müssen wir aufstehen, jede Leidenschaft, jede Begierde und
jede Gewohnheit wehrt sich und manifestiert sein Eigenleben. Deshalb braucht es
den aktiven Kampf, bis der "innere Schweinehund"
endgültig besiegt ist.
Auch das Nachjagen nach dem Frieden mit jedermann, ist
ebenso eine bewusst aktive Handlung wie die täglichen Werke der Nächstenliebe.
Dass aber alle diese erwähnten Handlungen nicht aus der
seelischen Kraft alleine bewerkstelligt werden können, das ist wohl klar und
das ist auch gar nicht die Meinung. Kein Mensch kann von sich aus aus seiner Haut
schlüpfen. Aber was wir mindestens haben müssen, was wir mitbringen müssen ist
der festeste Wille. Und wenn dieser fehlt? Dann dürfen wir uns sogar das "Wollen"
erbitten, und der Geist Gottes wird uns mit diesem Wollen erfüllen, weil ja die
Heiligung Gottes reinster Wille ist ("Denn
das ist der Wille Gottes, eure Heiligung", (1.Thess 4,3)). Und wenn
wir sehen, dass es einfach nicht aufhören will, dass wir ständig fallen, so
dürfen wir gewiss sein, dass auch das endliche Vollbringen aus dem Geist, und
nur aus dem Geist erfolgen kann.
Die Kraft des Geistes aus Gott ist es, welche uns zum Ziel
führt. Deshalb kann sich auch keiner rühmen, wenn er die Welt überwunden hat,
er rühme sich denn dem Herrn! Aber die Überwindung der Welt muss vollbracht
werden – von jeder Seele, sonst wird sie einst vor dem Himmelstor stehen
bleiben müssen.
Darum meine Lieben: Auf,
in den Kampf!
Geschrieben aus der Erkenntnis, die der Geist Gottes mir
ins Herz gegeben hat.
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