Mittwoch, 9. Februar 2011

Berufene und Auserwählte

"Denn viele sind Berufene, wenige aber Auserwählte." (Mt22,14)

Nachdem wir erkannt haben, dass der Verstand sich alleine mit der Materie auseinandersetzt und des Herzens Ding es ist, ein Empfindungsleben zu führen und das Gemüt zu bilden, damit die Seele das Geistige Licht empfangen kann, so werden wir jetzt ganz klar innewerden, was das in der Praxis bedeutet. Dieser Aufsatz ist nun beileibe mit dem Verstand alleine nicht zu verstehen, sondern es braucht das Geistige Licht, das die Auslegung dieses Bibelwortes in der Seele als Wahrheit erkennen lässt.

Die Geschichte im Matthäus 22 als Entsprechung handelt vom König, der die Geladenen (also schon vorher mit einer Einladung beglückt) nun zum Hochzeitsfest ruft. In der Entsprechung ist der König Jesus, Christus oder der Geist Gottes in uns, das Hochzeitsfest ist die Vereinigung der Seele als Braut und dem Geist Gottes als Bräutigam und entspricht wiederum der Geistigen Wiedergeburt. Die Geladenen hingegen sind eine zu unterscheidende Gruppe gegenüber dem allgemeinen Volk. Auf die nähere Beschreibung dieser Geladenen-"Gruppe" komme ich zurück.

Wie verhalten sich die Einzelnen dieser Gruppe, welche der Ruf zur Hochzeit ja nicht unvorbereitet ereilt? "… und sie wollten nicht kommen. Wiederum sandte er andere Knechte aus und sprach: Saget den Geladenen: Siehe, mein Mahl habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh sind geschlachtet, und alles ist bereit; kommt zur Hochzeit. Sie aber achteten es nicht und gingen hin, der eine auf seinen Acker, der andere an seinen Handel. Die übrigen aber ergriffen seine Knechte, mißhandelten und töteten sie." (Mt 22, 3ff)

Im Klartext ganz eindeutig geht es hier um die Nachfolge Christ, es geht darum, das Kreuz auf sich zu nehmen, die Seele zu heiligen und sie von der Materie und Weltliebe immer mehr zu lösen, damit die Erfüllung mit dem Geist Gottes stattfinden kann. Es gibt zwei Aufforderungen für diese Geladenen, also Berufenen. Bei der ersten Aufforderung hörten sie zwar den Ruf, hatten aber einfach keine Lust. Den zweiten Appell hingegen verachteten sie und waren zu sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt, sei es auf dem Acker oder im Handel. Ein kleiner Teil dieser speziell Geladenen aber waren derart gewalttätig, dass sie die Einlader drangsalierten, weil diese ihnen mehr als lästig wurden.

Nach der fehlgeschlagenen Einladung an die vom König Auserwählten, erfolgte nun die zweite an das allgemeine Volk.

Der Mann von der Strasse nahm nun die Einladung an, und ging schnurstracks hin, denn viel Zeit blieb ja nicht, da das Mahl schon bereit war. Der Saal war voll und das Fest konnte beginnen.

Soweit die Geschichte, welche der Verstand noch nachvollziehen kann. Die Geistige Seite dieser Geschichte, oder besser: dieser Entsprechung kann nur im Lichte des Geistes verstanden werden.

Wer sind diese zwei Gruppen, die Geladenen und das Volk? Warum wurde nicht nur das Volk eingeladen, denn die zuerst Geladenen gehörten ja auch zum Volk? Das, wie alles was in der Heiligen Schrift steht, sind Entsprechungen, welche bis ins Detail Geistige Zusammenhänge offenbaren. Die Geschichten der Entsprechungen sind immer materiell, die eigentliche Aussage aber Geistig. Die Geschichten der Entsprechungen kann der Verstand noch begreifen, die Geistigen Zusammenhänge aber nicht.

Da dieser mein Blog wohl kaum von reinen Verstandesmenschen gelesen wird, da diese meine Aufsätze als Hirngespinst eines Psychopathen abtun, sind wir Geistes-Interessierte und Nachfolger Jesu unter uns und ich kann da schon ein bisschen 'aus der Schule' plaudern.

In dieser Hochzeitsgeschichte stossen wir auf ganz interessante Tatsachen. Zu einen sind es die beiden Gruppen, die sich in der Tat voneinander stark unterscheiden. Die kleine Gruppe, die Auserwählten, das sind die Menschen mit einer alten Seele, Menschen die von irgendwoher der Schöpfung kommen. Sie haben ihre Welt verlassen, um die Gotteskindschaft anzunehmen, da es nur diesen einzigen Weg gibt, nämlich die Seele mit dem irdischen Fleisch zu beschweren, die Seele der gefestigten und gerichteten Materie auszusetzen und mit diesem "Klotz am Fuss" aus eigenem Willen die Nachfolge Jesu anzunehmen und zu leben. Mit vollem Bewusstsein hat jeder in dieser Gruppe um die Schwierigkeiten des Erdenganges gewusst, hat selbst den (Lebens-)Plan mit entworfen mit allen seinen Vorgaben (etwaige Behinderung, Nation, arm oder reich, ja selbst die Charaktereigenschaften). Jeder einzelne dieser "Gruppe", den Auserwählten, inkarnierte sich mit einer ganz persönlichen Bestimmung für die wunderbare Arbeit im Weinberge Gottes.

Wer die "Haushaltung Gottes" (J.L.) gelesen hat, erkennt auch die Entsprechung der Menschen in der Höhe um Adam, deren einige ebenfalls mit einem speziellen Auftrag nach Hanoch, also den Menschen in der Tiefe, wo Sünde und Schande herrschte, gesandt wurde.

Wie in unserer Hochzeitsgeschichte die Geladenen an der Materie haften blieben und für den König kein Gehör mehr hatten, so erging es vielen Bewohnern der Höhe, als sie in Hanoch eintrafen, gewannen sie das Leben und die Sünde dort lieb und vergassen Auftrag und Auftraggeber. So geht es auch vielen Berufenen, welche unser Himmlische Vater auf die leidige Erde sandte. Acker und Handel war plötzlich ihr Leben, den Himmlischen Vater völlig vergessend.

Gemäss einer kürzlichen Kundgabe von unserem Bruder Michael Nehmann dürfte es etwa einer von fünfzig der Menschen sein, die zu dieser "Gruppe" der Geladenen gehören. Also zwei Prozent.

Nun, wer ist demnach die andere Gruppe, die viel grössere? Es sind die Seelen, welche die letzte Stufe der Naturseelen- Entwicklung als Mensch absolvieren. Für sie ist das Erdenleben eine vorerst abschliessende Lektion, wo es (wie auch in der ersten Gruppe!) darauf ankommt, dass die Liebe zu Gott wenigstens im Ansatz in der Seele Gestalt annimmt, um auf dem Weg zur Gotteskindschaft fortschreiten zu können.

In unserer Hochzeitsgeschichte sehen wir, wie deren viele dem ersten und für sie einzigen Aufruf mit Freude Folge leisten und zum Wohlgefallen des Königs mit dem reichsten Mal bedient wurden.

Wie mancher dachte schon, wenn er dieses Gleichnis in der Bibel gelesen hat, was der Unterschied sein soll zwischen 'Auserwählt' und 'Berufen'. Dabei zählt sich doch jedermann insgeheim zu den Auserwählten – oder nicht? Aber wie wir nun gesehen haben, nützt das Privileg, Auserwählt zu sein, sehr wenig. In dieser Geschichte sind dann sehr wohl einige dieser besonders Geladenen noch mit dem Volk am Fest erschienen, wurden dann aber dort nicht mehr speziell erwähnt!

Fazit? Berufen sind alle, den Weg des Kreuzes zu gehen. Von ihnen wird nichts weiter erwartet, als dass sie kommen, das heißt, dass ihr Wille, den König zu lieben und ihm mit der Aufmerksamkeit zu dienen, offenbar wird. Alles andere ist dann Sache des Königs. Von den Auserwählten aber erwartet der König mehr, darum hat er sie ja auch frühzeitig speziell eingeladen. Es steht zwar nichts davon in dieser Geschichte, aber ich kann mir vorstellen, dass der König von den beizeiten Eingeladenen ein kleines Hochzeitgeschenk erwartete. Nämlich ihren ganzen Besitztum und alle ihre Liebe, welche nur dem König gelten sollte. Besitz und Liebe, beides aber haben diese für sich behalten. Leider.




Geschrieben aus der Erkenntnis, die der Geist Gottes mir ins Herz gegeben hat.

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