In der
vergangenen Woche gab es im Forum eine denkwürdige und tiefgreifende Diskussion
bezüglich des freien Willens des Menschen. Bekanntlich hat Luther sich auf den
Standpunkt gestellt, dass der Mensch keinen freien Willen hätte, aber das würde
ja bedeuten, dass er von Instinkten wie die Tiere geleitet würde. Also, gibt es
einen freien Willen und wenn ja, wie sähe dieser aus? Ein Bruder stellt
dazu folgenden Einwand:
"Wenn
ich mich vollends dem Willen Gottes unterwerfe, dann ist es ja nicht mehr
freier Wille, wenn mein Wille nicht mit dem Gottes kongruent ist!"
Ich denke,
diese Bemerkung ist auf folgendes Zitat
einer in diesem Zusammenhang diskutierten Schrift zurückzuführen:
"Wo
ein Mensch den erkannten Willen Gottes tut, da tut er nicht nach seinem eigenen
Willen, sondern nach dem Willen Gottes; was aber der Wille Gottes tut im
Menschen oder im schon reinen Engel, das ist dann sicher nicht ein Werk pur des
Menschen oder eines Engels, sondern ein Werk dessen, wessen der Wille ist, nach
dem ein Werk vollbracht ward."
Ja,
zugegeben, es ist schon etwas verwirrend anzunehmen, wenn wir den Willen Gottes
täten, dass dies dann unser eigener Wille sei. Oder anders gesagt, wenn wir den
Willen Gottes tun sollen, müssten wir ja zwangsläufig unseren freien Willen
aufgeben. Das wäre logisch, aber die Logik hat ja mit dem Verstand zu tun und
der Verstand ist eine Sache der Materie und die Materie hat wiederum nichts mit
dem Geistleben zu tun. Deshalb müssen wir diese Frage von einer ganz anderen
Seite anpacken.
Was ist der Wille Gottes?
Uns allen
ist die Trinitätsformel "Vater, Sohn und Heiliger Geist" bestens
bekannt. Die natürlichen Christen, ich meine damit die natürlich gesinnten
Christen haben aus dieser Trinität eine dreiköpfige Gottheit erschaffen. Also
eine Abkehr vom Monotheismus. Sie sagen, dass es drei Personen sind, aber weil
man die Abkehr der Ein-Gott-Lehre doch nicht so ganz zugeben will, sagt man, es
wären zwar drei Personen, aber doch nur
ein Gott.
Wie konnte
es zu einer solchen Verwirrung kommen? Ganz einfch, weil natürliche Christen die
geistige Entsprechungen in der Materie nicht erkennen können! Es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als alles materiell,
alles wörtlich erfassen zu wollen. Vater, Sohn und Heiliger Geist haben aber
eine ganz andere Bedeutung, wie ja die Lektüre des Johannesevangelium, Kap. 1,
ab Vers 1 lehrt.
Der
"Vater" in der Trinitätsformel bedeutet nicht ein familiäres
Oberhaupt wie im Irdischen, sondern der "Vater" bedeutet
"Liebe". "Vater" ist also die Entsprechung für Liebe. Es
gibt noch eine andere Entsprechung für die Liebe und die lautet
"Feuer". Aber davon in einem andern Aufsatz mehr. Nun hat der Trinitäts-Vater einen Sohn. Wäre
das für die Evangelischen eine verwandtschaftliche Beziehung? In gewisser
Hinsicht ja, dann nämlich, wenn wir das gezeugte Etwas des "Feuers",
also der "Liebe" ansehen, dann merken wir, dass die Erzeugung des
Feuers das "Licht" ist. Das Licht ist also der Sohn des Feuers, der
Liebe. Jesus nennt sich während Seines Erdenganges den "Sohn" und
sagt: "Ich bin das Licht der Welt".
Hier ist die Entsprechung: Sohn = Licht. Licht bedeutet aber auch Erkenntnis,
Weisheit, ja, das WORT insgesamt!
Die dritte
Person, welche ja gar keine Person ist, der Heilige Geist, bedeutet der
"Wille", die "Kraft" und die "Macht". Und das
macht dann diese "Gottheit" aus: die Liebe, das Liebe-Licht und der
Liebe-Wille. Das ist die geistige Sicht der Gottheit, wie sie uns nicht nur im
Geistigen, sondern auch im Materiellen begegnet. Jeden Tag, Jede Stunde –
immer!
Wenn wir
nun vom Willen Gottes reden, meinen wir damit den Heiligen Geist!
Was ist der (eigene) freie Wille?
Nun gut,
wenn also unser eigener, vermeintlich freier Wille ebenfalls Geist ist und wir
bedenken, dass der Geist ja oftmals noch gar nicht erzeugt ist, was hat es denn
damit auf sich? Nun, Wille ist immer gleich Geist. Das Problem ist nur, wenn es
nicht der eigene Geist mangels Erzeugung ist, dann muss es wohl ein anderer
Geist sein – oder nicht? Ja, leider ist das so. Wo der eigene Geist noch nicht
erzeugt ist, bzw. dadurch auch keine Verbindung mit dem Heiligen Geist hat, dann hat er eben
Verbindung mit anderen Geistern, bzw. diese Geister haben direkte Verbindung
mit der Seele. Und die arme Seele tut dann den Willen dieser meist finsteren
Geister und meint, es sei ihr eigener, freie Wille. Genau das hat uns Paulus im
berühmten Kapitel 7 des Römerbriefes berichtet: Ich tue, was ich nicht will und
ich will, was ich nicht tue. Also ein ferngesteuerter Wille – der aber doch
meistens als eigener, freier Wille
daherkommt – aber er ist es nicht!
Der wahre,
eigene und freie Wille ist immer der eigene, erzeugte und im Wachstum
begriffene Geist, welcher automatisch immer, dem Wachstum entsprechend, die
Verbindung zum Göttlichen sucht! Eben zum Heiligen Geist und das ist ja der
Göttliche Wille.
Nun kommts
darauf an, inwieweit die Seele bereit ist, das sinnliche Leben (= der Wille der
finsteren Geister, des "Fleisches", des vermeintlichen eigenen freien
Willens) aufzugeben, damit der eigene Geist und somit der wahre eigene Wille,
wachsen kann.
Wir sehen
daraus, dass im besten Fall sich der eigene freie Wille immer dem Willen Gottes
unterwirft – sofern die Seele dabei mitmacht. Unser eigener Geist ist ja das
"Gottesteilchen" in uns, das Ebenbild Gottes und damit wiederum Sein
Wille.
Hat Luther doch recht?
Wenn wir
das vielzitierte Lutherwort betrachten
"Auf
diese Weise ist der menschliche Wille mitten zwischen beide [Gott und Satan]
gestellt, ganz wie ein Reittier, wenn Gott darauf sitzt, will er und geht,
wohin Gott will ... Wenn der Satan darauf sitzt, will er und geht, wohin der
Satan will. Und er hat nicht die Entscheidungsfreiheit, zu einem der Reiter zu
laufen oder ihn zu suchen, sondern die Reiter selbst streiten darum, ihn
festzuhalten und zu besitzen."
müsste
man ihm ja fast zustimmen. Aber Luther bleibt Luther und von wem er geritten
wurde, wissen wir ja auch. Ebenso wissen wir, dass wir alle von Geburt auf
zuerst mal vom Teufel geritten werden und es dann aber in unserer Entscheidung
liegt, diesen Reiter abzuwerfen. Aber um überhaupt dies entscheiden zu können,
muss bereits Licht vorhanden sein, also unser Geist muss da bereits seinen
Einfluss geltend machen können. Ist das der Fall, dann haben wir unseren freien
(oder doch den Göttlichen?) Willen, diesen elenden Reiter aus dem Sattel zu
heben – was dann allerdings ein Werk des Geistes aus Gott ist!
Wir
sehen also wieder:
Haben wir einen echten freien
Willen, dann haben wir ihn Gottes Willen unterworfen – und: haben wir unseren
Willen Gott unterworfen, erst dann haben wir einen freien Willen!
An einem Beispiel sehen wir diesen Sachverhalt ganz deutlich. Es steht geschrieben "Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung!" Bei demjenigen Christen, dessen Geist noch unterentwickelt, bzw. noch gar nicht gezeugt ist, herrscht dann die Meinung vor, dass sie sich nicht speziell heiligen müssen, denn sie seinen bereits geheiligt durch das Blut Christi. Für die anderen, deren eigener Geist bereits im Wachstum begriffen ist, ist die aktive Heiligung, also die Läuterung der Seele eine Selbstverständlichkeit und nehmen deshalb ihr Kreuz auch bereitwillig, dankbar und demütig an. Das bewirkt der eigene Geist, der nun bereits eins ist mit dem Heiligen Geist. Der Wille Gottes ist somit zum eigenen Willen geworden.
Nun kommt noch ein weiteres hinzu. Unser Geist ist, wie wir wissen, ein von Gott gegebener Geist, der unser Wille ist. So hat Gott bereits seinen Willen in uns gelegt. Unser Geist, nicht unsere Seele, ist das Ebenbild Gottes und wie könnte dies etwas anderes sein, als Gottes ureigenster Wille?
Nun kommt noch ein weiteres hinzu. Unser Geist ist, wie wir wissen, ein von Gott gegebener Geist, der unser Wille ist. So hat Gott bereits seinen Willen in uns gelegt. Unser Geist, nicht unsere Seele, ist das Ebenbild Gottes und wie könnte dies etwas anderes sein, als Gottes ureigenster Wille?
Im
Prinzip ist das alles ganz einfach und gar nicht so kompliziert. Aber es geht
vielleicht auch nur darum. dass wir alles, wirklich alles mit geistigen Augen
zu betrachten versuchen. So manche Frage wird uns beantwortet, wenn wir nach
innen gehen, weil nur dort die Zusammenhänge erschlossen werden können. Innen,
das heisst im Herzen, dort ist unser Geist zu Hause – und das ist der Wille
Gottes, dort Seinem Kommen zu harren ...
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Austausch über das Thema im Forum offen
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Haltung freien Lauf lassen. Kritische und gegenteilige Meinungen ergeben bei
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