Zwei
Personen können sich über den Glauben unterhalten – und jeder spricht von was
anderem als der andere. Unmöglich? Nein,
passiert täglich. Das deshalb, weil "Glaube" zwei Bedeutungen hat. In
der Evangelischen Welt bedeutet "Glaube" lediglich Zustimmung.
Zustimmung zu dem, was in der Schrift steht und Zustimmung, was Jesus einst
gesagt hat. Und was weiter? Weiter gibt es wohl nichts mehr. Einfach nur Glauben.
Und dieser Glaube ist erst dann vollgültig, wenn er keine Werke benötigt, denn
Werke würden diesen Glauben wieder zunichte machen, denn dann wären es die
Werke und nicht mehr der Glaube, welcher in die Herrlichkeit führt.
Den Wert dieses
Glaubens wollen wir heute ein bisschen auseinandernehmen und sehen, was davon
übrigbleibt, wenn diese Art von Glaube unter das geistige Licht kommt.
Glaube, der
einfach die Bibel, die Kreuzigung Jesu und alles was Er in Seinem Erdenleben
getan und gesagt hat unwidersprochen zur Kenntnis nehmen ist die selbe Art des
Glaubens, wie ihn die Mohammedaner pflegen. Im Islam braucht es lediglich ein
vorformuliertes, dreizeiliges Gebet und wenn man dieses aufsagt und innerlich bejaht,
ist man bereits ein Mohammedaner. So verhält es sich beinahe auch bei vielen
Denominationen, wo der Betreffende sein Leben Jesus übergebt indem er ein
vorgesagtes Gebet nachspricht und dann ist er wiedergeboren und – gläubig.
Diese Art
des Glaubens, also Glauben haben, ist
überaus praktisch und stellt keine besondere Anforderungen, weil grosse Teile
der Heiligen Schrift (NT) übergangen werden können. So zum Beispiel heisst es
"das ist der Wille Gottes, eure
Heiligung". Mit der Heiligung ist die Läuterung der Seele gemeint,
aber das interessiert nun nicht mehr gross, da der Gläubige bereits durch
seinen Glauben geheiligt ist.
Genauso st
es mit dem schon oft erwähnten Thema der Sündenvergebung. Ist man einmal gläubg,
hat die Sünde einen anderen Stellenwert. Das bedeutet, wenn ein Ungläubiger sündigt,
dann ist ihm die Hölle sicher, da kein Sünder in den Himmel kommt. Wenn aber
ein Glaubender sündigt, tut das nichts zur Sache, da man ja einen Fürsprecher
im Himmel hat und man ohnehin täglich alle Sünden unters Kreuz legen darf.
Diese
Ansicht habe ich in meiner evangelischen Zeit ebenfalls vertreten. Ich habe
geglaubt, und glaubte, dass es mit dem Glauben allein genügt, um vor Gott
gerecht zu sein.
Trotz der
überzeugenden Art, wie die Prediger und Pastoren das christliche Leben auf den
Glauben-allein zu reduzieren in der Lage sind, blieben mir Zweifel, da mir
immer mehr Bibelabschnitte unerklärbar vorkamen.
Heute, nach
vielen Jahren, ist mir bewusst geworden, wo der Hase begraben liegt, also wieso
es zu diesem Glauben-allein überhaupt kommen konnte. Diese Rechtfertigung vor
Gott steht in Verbindung mit den wiederholten Paulusworten, dass nicht die
Gesetzeswerke gerecht machen können. Und hier liegt das Problem. Nicht etwa bei
Paulus, sondern bei uns, welche diese Paulusworte falsch deuten. Die erwähnten Gesetzeswerke
betrifft das Gesetz der Thora, bzw. des Talmud. Also sind die Juden
angesprochen. Paulus hat den Juden immer wieder zu erklären versucht, welchen
Unterschied zwischen der mosaischen und der durch Christus gepredigten
Gerechtigkeit vor Gott besteht.
Wir Heiden (Nicht-Juden)
aber brauchen keine Vergleiche mit dem Alten Testament, also mit der Thora,
denn wir haben kaum Berührungspunkte und schon gar keine Erziehung in der
jüdischen Lehre. Die Paulusworte gelten somit für jüdische Konvertiten. Wir
Heiden aber können in jedem Fall das Alte Testament zur Seite legen, wir finden
das Evangelium absolut vollständig im Neuen Testament.
Ich will
aber nichts gegen das Alte Testament sagen, denn rein geschichtsmässig gibt es
uns sehr viel Aufschluss. Aber nicht nur, das AT dient natürlich auch dazu, uns
einige geistliche Zusammenhänge klar zu machen. Aber das Heil finden wir einzig
und allein nur im Neuen Testament.
Etliche
werden nun einwenden, dass das allzu provokant sei, denn wir brauchen doch die
Zehn Gebote, nach denen wir uns richten müssen.
Brauchen wir die Zehn Gebote?
Nein, die
Zehn Gebote brauchen wir nicht. Haben diese Mosaischen Gebote den Israeliten,
bzw. den Juden heilsmässig nichts gebracht, dann bringen sie auch uns nichts.
Eben, wie es Paulus doch so schön sagt, das
Gesetz vermag es nicht ...!
Im Neuen
Testament haben wir diese Zehn Gebote nicht. Wir haben nur noch Zwei Gebote.
Jesus hat uns diese Zwei Gebote gegeben, und uns klar gemacht, dass wenn wir
diese Zwei Gebote halten, dann halten wir (automatisch) auch die Zehn Gebote,
denn diese Zwei Neuen Gebote ist das
Gesetz und die Propheten.
Wenn wir
nun einmal in Gedanken das gesamte Alte Testament vergessen, so, wie wir keinen
blassen Dunst von seiner Existenz hätten, dann sähe die Rechtfertigungslehre
komplett anders aus. In diesem gedanklichen Experiment müssten wir nun auch alle
Briefe, welche auf das AT Bezug nehmen, für einmal beiseite lassen.
Somit bleiben
als Hauptsache nur noch die Aussagen von Jesus persönlich und das
Johannesevangelium. In diesen verhältnismässig wenigen Texten finden wir das
Evangelium, klipp und klar, kurz und bündig.
Wenn wir
dabei die Bergpredigt als zentrale Aussage Jesu betrachten, dann bleibt von dem
an die Juden gerichteten "ohne
Gesetzeswerke" nichts mehr übrig. Heute wird ja nicht mehr von
"Gesetzeswerken", sondern nur noch von "Werken" gepredigt,
welche man unterlassen soll und damit werden offensichtlich von vielen
Gläubigen auch die "Glaubenswerke" verstanden!
Jesus legt
aber allen Wert des Glaubenslebens aufs Tun! (Seid nicht Hörer allein, sondern Täter des Wortes) "Wer diese meine Worte hört und tut, der ist
..." usw.
Das beste Beispiel im Neuen Testament finde ich
die Geschichte mit den Reichen Jüngling. Derjenige, der alle Gebote gehalten
hat, wie es im AT die Gerechtigkeit vor Gott bedeutete, steht bei Jesus nun erst
am Anfang des Heilsweges. Was danach kommt, ist die Läuterung der Seele, als
die Heiligung. Und zu diesem Zweck empfahl Jesus dem Jüngling, sein Hab und Gut
zu verkaufen und den Erlös den Armen zu geben.
Weshalb
diese Forderung? Ging es Jesus darum, dass den Armen geholfen wurde? Nein, ich
glaube nicht, denn dazu hätte Jesus nicht diesen Reichen Jüngling bedurft, das
hätte Er selbst besser hingekriegt. Nein, diese Empfehlung hatte einen ganz
anderen Grund. Es ist die Löse der Seele (des Jünglings) von der Materie, die
er liebhatte und für die er lebte. Auch er hatte Jesus geliebt, sonst wäre es
erst gar nicht zu diesem Gespräch gekommen. Aber diese Liebe genügte eben noch
nicht ganz. Es sollte die Tat vollbracht werden, die Tat nämlich der Löse.
Unser Heil
liegt darin, dass wir unsere Seele vom
Vergänglichen lösen und wenn diese Löse nach und nach immer besser
vonstatten geht, dann wird es auch immer leichter, die Zwei Gebote (liebe Gott
und den Nächsten) zu erfüllen. Das ist das Glaubensleben, wenn wir dies
täglich, ja stündlich vor Augen halten und uns danach richten.
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Jesus segne Dich!