Mittwoch, 24. August 2016

Glaube haben oder Glaube tun?




Zwei Personen können sich über den Glauben unterhalten – und jeder spricht von was anderem als der andere.  Unmöglich? Nein, passiert täglich. Das deshalb, weil "Glaube" zwei Bedeutungen hat. In der Evangelischen Welt bedeutet "Glaube" lediglich Zustimmung. Zustimmung zu dem, was in der Schrift steht und Zustimmung, was Jesus einst gesagt hat. Und was weiter? Weiter gibt es wohl nichts mehr. Einfach nur Glauben. Und dieser Glaube ist erst dann vollgültig, wenn er keine Werke benötigt, denn Werke würden diesen Glauben wieder zunichte machen, denn dann wären es die Werke und nicht mehr der Glaube, welcher in die Herrlichkeit führt. 

Den Wert dieses Glaubens wollen wir heute ein bisschen auseinandernehmen und sehen, was davon übrigbleibt, wenn diese Art von Glaube unter das geistige Licht kommt. 

Glaube, der einfach die Bibel, die Kreuzigung Jesu und alles was Er in Seinem Erdenleben getan und gesagt hat unwidersprochen zur Kenntnis nehmen ist die selbe Art des Glaubens, wie ihn die Mohammedaner pflegen. Im Islam braucht es lediglich ein vorformuliertes, dreizeiliges Gebet und wenn man dieses aufsagt und innerlich bejaht, ist man bereits ein Mohammedaner. So verhält es sich beinahe auch bei vielen Denominationen, wo der Betreffende sein Leben Jesus übergebt indem er ein vorgesagtes Gebet nachspricht und dann ist er wiedergeboren und – gläubig.

Diese Art des Glaubens, also Glauben haben, ist überaus praktisch und stellt keine besondere Anforderungen, weil grosse Teile der Heiligen Schrift (NT) übergangen werden können. So zum Beispiel heisst es "das ist der Wille Gottes, eure Heiligung". Mit der Heiligung ist die Läuterung der Seele gemeint, aber das interessiert nun nicht mehr gross, da der Gläubige bereits durch seinen Glauben geheiligt ist.

Genauso st es mit dem schon oft erwähnten Thema der Sündenvergebung. Ist man einmal gläubg, hat die Sünde einen anderen Stellenwert. Das bedeutet, wenn ein Ungläubiger sündigt, dann ist ihm die Hölle sicher, da kein Sünder in den Himmel kommt. Wenn aber ein Glaubender sündigt, tut das nichts zur Sache, da man ja einen Fürsprecher im Himmel hat und man ohnehin täglich alle Sünden unters Kreuz legen darf.  

Diese Ansicht habe ich in meiner evangelischen Zeit ebenfalls vertreten. Ich habe geglaubt, und glaubte, dass es mit dem Glauben allein genügt, um vor Gott gerecht zu sein.

Trotz der überzeugenden Art, wie die Prediger und Pastoren das christliche Leben auf den Glauben-allein zu reduzieren in der Lage sind, blieben mir Zweifel, da mir immer mehr Bibelabschnitte unerklärbar vorkamen.

Heute, nach vielen Jahren, ist mir bewusst geworden, wo der Hase begraben liegt, also wieso es zu diesem Glauben-allein überhaupt kommen konnte. Diese Rechtfertigung vor Gott steht in Verbindung mit den wiederholten Paulusworten, dass nicht die Gesetzeswerke gerecht machen können. Und hier liegt das Problem. Nicht etwa bei Paulus, sondern bei uns, welche diese Paulusworte falsch deuten. Die erwähnten Gesetzeswerke betrifft das Gesetz der Thora, bzw. des Talmud. Also sind die Juden angesprochen. Paulus hat den Juden immer wieder zu erklären versucht, welchen Unterschied zwischen der mosaischen und der durch Christus gepredigten Gerechtigkeit  vor Gott besteht.
Wir Heiden (Nicht-Juden) aber brauchen keine Vergleiche mit dem Alten Testament, also mit der Thora, denn wir haben kaum Berührungspunkte und schon gar keine Erziehung in der jüdischen Lehre. Die Paulusworte gelten somit für jüdische Konvertiten. Wir Heiden aber können in jedem Fall das Alte Testament zur Seite legen, wir finden das Evangelium absolut vollständig im Neuen Testament.

Ich will aber nichts gegen das Alte Testament sagen, denn rein geschichtsmässig gibt es uns sehr viel Aufschluss. Aber nicht nur, das AT dient natürlich auch dazu, uns einige geistliche Zusammenhänge klar zu machen. Aber das Heil finden wir einzig und allein nur im Neuen Testament.
Etliche werden nun einwenden, dass das allzu provokant sei, denn wir brauchen doch die Zehn Gebote, nach denen wir uns richten müssen.

Brauchen wir die Zehn Gebote?

Nein, die Zehn Gebote brauchen wir nicht. Haben diese Mosaischen Gebote den Israeliten, bzw. den Juden heilsmässig nichts gebracht, dann bringen sie auch uns nichts. Eben, wie es Paulus doch so schön sagt, das Gesetz vermag es nicht ...!

Im Neuen Testament haben wir diese Zehn Gebote nicht. Wir haben nur noch Zwei Gebote. Jesus hat uns diese Zwei Gebote gegeben, und uns klar gemacht, dass wenn wir diese Zwei Gebote halten, dann halten wir (automatisch) auch die Zehn Gebote, denn diese Zwei Neuen Gebote ist das Gesetz und die Propheten

Wenn wir nun einmal in Gedanken das gesamte Alte Testament vergessen, so, wie wir keinen blassen Dunst von seiner Existenz hätten, dann sähe die Rechtfertigungslehre komplett anders aus. In diesem gedanklichen Experiment müssten wir nun auch alle Briefe, welche auf das AT Bezug nehmen, für einmal beiseite lassen. 

Somit bleiben als Hauptsache nur noch die Aussagen von Jesus persönlich und das Johannesevangelium. In diesen verhältnismässig wenigen Texten finden wir das Evangelium, klipp und klar, kurz und bündig. 

Wenn wir dabei die Bergpredigt als zentrale Aussage Jesu betrachten, dann bleibt von dem an die Juden gerichteten "ohne Gesetzeswerke" nichts mehr übrig. Heute wird ja nicht mehr von "Gesetzeswerken", sondern nur noch von "Werken" gepredigt, welche man unterlassen soll und damit werden offensichtlich von vielen Gläubigen auch die "Glaubenswerke" verstanden!

Jesus legt aber allen Wert des Glaubenslebens aufs Tun! (Seid nicht Hörer allein, sondern Täter des Wortes) "Wer diese meine Worte hört und tut, der ist ..." usw.

Das  beste Beispiel im Neuen Testament finde ich die Geschichte mit den Reichen Jüngling. Derjenige, der alle Gebote gehalten hat, wie es im AT die Gerechtigkeit vor Gott bedeutete, steht bei Jesus nun erst am Anfang des Heilsweges. Was danach kommt, ist die Läuterung der Seele, als die Heiligung. Und zu diesem Zweck empfahl Jesus dem Jüngling, sein Hab und Gut zu verkaufen und den Erlös den Armen zu geben.
 
Weshalb diese Forderung? Ging es Jesus darum, dass den Armen geholfen wurde? Nein, ich glaube nicht, denn dazu hätte Jesus nicht diesen Reichen Jüngling bedurft, das hätte Er selbst besser hingekriegt. Nein, diese Empfehlung hatte einen ganz anderen Grund. Es ist die Löse der Seele (des Jünglings) von der Materie, die er liebhatte und für die er lebte. Auch er hatte Jesus geliebt, sonst wäre es erst gar nicht zu diesem Gespräch gekommen. Aber diese Liebe genügte eben noch nicht ganz. Es sollte die Tat vollbracht werden, die Tat nämlich der Löse.

Unser Heil liegt darin, dass wir unsere Seele vom  Vergänglichen lösen und wenn diese Löse nach und nach immer besser vonstatten geht, dann wird es auch immer leichter, die Zwei Gebote (liebe Gott und den Nächsten) zu erfüllen. Das ist das Glaubensleben, wenn wir dies täglich, ja stündlich vor Augen halten und uns danach richten.









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Jesus segne Dich!