Ich wende mich heute
vor allem an die kirchentreuen Geschwister, die von Kindesbeinen an dazu
erzogen wurden, die Bibel wörtlich zu nehmen und zu glauben und wir werden die
wunderbare Erfahrung machen, dass in der Heiligen Schrift noch viel mehr geschrieben
steht, als mit den Buchstaben zu lesen ist. Die Bibel unterscheidet sich von
allen anderen Büchern darin, dass sie ein geistiges
Buch ist. Somit gibt zwei Arten, die Bibel zu lesen. Zuerst einmal wörtlich,
als Geschichtsbuch und dann auch geistig, nämlich das, was zwischen den Zeilen
steht.
Nur, und das ist das
grosse Problem, der natürliche Mensch versteht überhaupt nichts vom Geiste
Gottes und deshalb sind die geistigen Wahrheiten eine glatte Torheit.
Ihm
bleibt nichts anderes übrig, als die Schrift genau so zu verstehen, wie es
geschrieben steht. Der Geistige Mensch aber liest im Geiste die geistige
Botschaft. Man kann dies Gleichnis nennen, eine Allegorie, ein Metapher oder
eine Entsprechung. Wir wollen heute eine solche Entsprechung miteinander
ansehen, welche in einem ganz einfachen Text verborgen liegt. Im Gegensatz dazu
gibt es auch schwerer zu erkennende Entsprechungen, wie zum Beispiel das Hohe Lied
von Salomo, welche geistige Dimension im Grunde genau das Gegenteil aussagt,
als das was geschrieben steht! Aber wenden wir uns wie gesagt einem einfachen,
aber sehr interessanten Beispiel zu. Lesen wir den wörtlichen Text des
geschichtlichen Geschehens:
„Und da Jesus viel Volks um sich
sah, hieß er hinüber jenseit des Meeres fahren. Und es trat zu ihm ein Schriftgelehrter, der
sprach zu ihm: Meister, ich will dir folgen, wo du hingehest. Jesus sagte zu
ihm: Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber
des Menschen Sohn hat nicht, da er sein Haupt hinlege. Und ein anderer unter seinen Jüngern sprach
zu ihm: Herr, erlaube mir, daß ich hingehe und zuvor meinen Vater begrabe. Aber Jesus sprach zu ihm: Folge du mir und
laß die Toten ihre Toten begraben! Und
er trat in das Schiff, und seine Jünger folgeten ihm. Und siehe, da erhub sich ein groß Ungestüm im
Meer, also daß auch das Schifflein mit Wellen bedeckt ward; und er schlief. Und
die Jünger traten zu ihm und weckten ihn auf und sprachen: HERR, hilf uns, wir
verderben! Da sagte er zu ihnen: Ihr
Kleingläubigen, warum seid ihr so furchtsam? Und stund auf und bedräuete den
Wind und das Meer; da ward es ganz stille.
Die Menschen aber verwunderten sich und sprachen: Was ist das für ein
Mann, daß ihm Wind und Meer gehorsam ist?“ (Math. 8. 18 – 27)
Der natürliche Mensch
oder der fleischlich gesinnte Christ, was ja dasselbe ist, lernt hier, dass man nicht kleingläubig sein soll und wie
wunderbar die Macht über die Schöpfung war, welche Jesus innehatte.
In geistiger Hinsicht
aber lesen wir hier weit mehr und hier liegt die wahre Botschaft verborgen,
nicht im wörtlichen Text. Die Bibel darf man nicht wie einen Roman lesen und
sich in eigenen Phantasien die Geschichte ausdenken. Gottes Wort ist Geist und
ist zeitlos und verliert seine Gültigkeit nie, in Ewigkeit nicht. So verbirgt
sich das Wort Gottes nicht im Text, sondern in der geistigen Botschaft hinter
dem Text – oder eben zwischen den Zeilen, wie man zu sagen pflegt. Die Texte
haben Menschen geschrieben und übersetzt, die geistige Botschaft aber ist von
Gott. In nur ganz wenigen Ausnahmen hat der Mensch wissentlich und willentlich
diese Botschaft zu verfälschen versucht.
Das gilt für uns
Nicht-Juden natürlich auch für das Alte Testament. Diese geistige Botschaft
hängt mit dem Neuen Testament aufs Engste zusammen. Nimmt man nun aus der
ganzen Schrift einige Textstellen zusammen, um irgend eine Ideologie oder
Philosophie zu stützen, dann mag das sehr wohl funktionieren, aber mit der
dahinterliegenden Botschaft stimmt es dann nicht mehr überein. Das ist der
Grund, weshalb man die Bibel nicht nur wörtlich nehmen darf, sondern unter
Gebet die Göttliche Mitteilung zu suchen und zu verstehen ist.
Viel Volk
Soviel zur Einleitung
und fürs Allgemeine. Beginnen wir mit unserer Szene bei Vers 18
„Und da Jesus viel Volks um sich
sah, hieß er hinüber jenseit des Meeres fahren“
Eigentlich recht
erstaunlich, dass Jesus im Angesicht der Menge den Ort verlassen wollte. Er
scheint auf den ersten Blick dieser Masse
überdrüssig zu sein und suche Seine Ruhe. Aber das wäre ja nicht Jesus, der ja
für „das Volk“ die Himmel verlassen und zu uns auf die Erde gekommen ist!
Wer ist das „viele
Volk“ und woher kam es? Die ganze Szene ereignete sich kurz nach der Bergpredigt.
Als Jesus nämlich dort geendet hatte, „entsetzte sich das Volk, denn Er
predigte gewaltig“. Es gab noch dort auf dem Berg eine erste Sichtung. Die
Volksmenge, welche durchaus Jesus und seine Botschaft direkt und nicht nur vom
Hören-Sagen kennen lernen wollte, hatten sich die meisten wieder von Ihm
abgewandt. Diejenigen, in welchen im Herzen ein kleines Licht angezündet wurde,
folgtem Ihm weiter bis ans Ufer.
Man kann das gut mit dem
Leben in unserer Neuzeit vergleichen. Die Welt ist oftmals durchaus bereit, das
Wort Gottes zu hören, aber es aufzunehmen ist dann schon etwas schwieriger. Sie
sagen „Ich glaube nur, was ich sehe“. Und dann gibt es eben auch eine erste
Sichtung. Diese Menschen werden sich kaum mehr um die Wahrheit kümmern, sie
gehen weiter ihres Weges. Andere aber sind von der Wahrheit angetan und wollen
noch mehr hören und sehen. Ich stellte mir das immer so vor, auf dem Berg bei
der Predigt war es das (ganze) Volk, also alle Menschen aus der Stadt..
Diejenigen, welche sich an Seiner Predigt nicht entsetzten, waren diejenigen,
welche jeden Sonntag in die Predigt gehen und mehr wissen wollen und vor allem
erbaut werden wollen. Ich stelle mir weiter vor, dass alle diejenigen , welche
Jesus bis ans Ufer folgten, der heutigen Allianz entspricht. Werden in den
Städten Allianz-Versammlungen durchgeführt, dann kommen auch „viel Volk“
zusammen, vielleicht etwa zehn Prozent der Bevölkerung. Diese Zahl muss
natürlich nicht stimmen, zeigt aber mehr oder weniger eine Grössenordnung.
Nun steht also Jesus da
vor der Allianz, sieht die Volksmenge und sagt zu den Jüngern „Lasst uns
gehen!“ Warum denn das, denn das Volk hängt ja an Seinen Lippen, möchte hören,
was Er zu sagen hat. Nein, „Lass uns gehen!“ sagt der Herr und liess das Volk
alleine zurück.
Das ist nun ein ganz
entscheidender Punkt. Es ist die zweite Sichtung. Jesus zieht sich zurück und
sieht zu, wer da einfach zu den Sensationslüsternen, bzw. zu den „Herr!, Herr!“-Rufern
gehört. Er zieht sich zurück um zu sehen, wem es ernst ist mit der Nachfolge, wer
alles zu unternehmen bereit ist, Ihm nachzufolgen und ins Boot zu steigen.
Diese zweite Sichtung,
welche Jesus hier vornimmt, trennt die „Gläubigen“ von den wahren Nachfolgern.
Man könnte es auch so sagen: Die Sichtung von denen, welche vom Glauben-Allein
bis hierher zum Ufer geführt wurden ... (Zynismus Ende)
Bereit zur Nachfolge ?
Nun gab es durchaus
einige Gläubige, welche sich vorgenommen haben, Jesus nachzufolgen und nicht
nur Sein Wort zu konsumieren. Sogar ein Theologe war darunter:
„Und es trat zu ihm ein
Schriftgelehrter, der sprach zu ihm: Meister, ich will dir folgen, wo du
hingehest. Jesus sagte zu ihm: Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem
Himmel haben Nester; aber des Menschen Sohn hat nicht, da er sein Haupt
hinlege.“
Wir kennen den
Beweggrund dieses Theologen nicht, noch tiefer in die Geheimnisse dieses
aussergewöhnlichen Jesus einzudringen, aber Jesus wusste darum. Ob es eine
Studienreise sein sollte, um seine Zuhörerschaft in den Synagogen später durch
das hinzugewonnene Wissen zu beeindrucken oder ob es ihm gar daran gelegen war,
die Zeichen und Wunder zu erlernen um damit dann glänzen zu können - uns
bleiben die Gründe verborgen. Aber eines wissen wir, weil Jesus es gesagt hat.
Diesem Theologen ging es um weltliche, materielle Beweggründe. Deshalb sagt
Jesus zu ihm, dass er in materieller Hinsicht nichts gewinnen kann, im
Gegenteil, dass er die materielle Bequemlichkeit aufgeben müsse, alles, was ihm
liebgeworden ist – einschliesslich den Sex. Nichts was ihm lieb geworden war im
bisherien Leben könnte er in der Nachfolge fortführen, alles müsste er
hintanstellen oder gar vüllig verzichten. Interessanterweise gebraucht hier
Jesus zwei Tierarten um ihm dies zu erklären. Er nimmt Bezug auf die Füchse und
die Vögel. Der Instinkt der Tiere symbolisiert hier im vorliegenden Text die
Grundbedürfnisse des Zuhause (Gruben und Nester), mit den drei echten
Grundtrieben: Essen, Schlafen und Fortpflanzung. Hier muss sich der Nachfolger
Jesu schon bewusst sein, dass es in diesen Grundbedürfnissen gewaltige Einschnitte
geben wird. Was Jesus hier tat, war nichts anderes als die Fortführung der
harten Rede von der Bergpredigt. Nur mit dem Unterschied, dass diese Rede noch
weit härter war als jene und auf diejenigen zugeschnitten, welche die
ernstliche Nachfolge bereits ins Auge gefasst haben.
Wenn wir hier noch das
Gleichnis vom reichen Jüngling in Betracht ziehen wollen, dann können wir
sehen, dass es bei Jesus niemals um Quantität ging, sondern einzig und allein um
Qualität. Nicht jeder, der nachfolgen wollte hat er bereitwillig begrüsst, wie
das natürlich in den heutigen Kirchen der Normalfall ist, sondern er hat sie
ausgewählt - ausgenommen dem Judas, damit die Schrift erfüllt würde, wie es
andernorts heisst.
Auf „viel Volk“ hat
Jesus offensichtlich keinen Wert gelegt, also das vielgepriesene
Gemeindewachstum ist für Ihn kein Thema, aber ein anderes Thema zählte für Ihn:
Sichtung, also eine Triage von Ernstwilligen und Mitläufern. Eine Sichtung derjenigen,
welche die Wahrheit um der Wahrheit willen suchen und derjenien, welche irgend
andere Motive im Glauensleben haben.
Und hier müssen wir
innehalten. Wir müssen uns ernstlich fragen, was sind a) unsere Motive und b)
sind wir bereit, alles zu lassen, was auch in kleinster Weise den
geistigen/geistlichen Weg hindern könnte? Sind wir „gläubig“ um in den Himmel
zu kommen, also den ersten Platz in der Ewigkeit zu ergattern und nicht in der
Hölle schmoren zu müssen oder ist es um die Liebe zur Wahrheit, das heisst
ausschliesslich um die Liebe zu Gott zu tun, die uns treibt?
Es scheint, dass Jesus
hier bei der zweiten Sichtung keine neuen Jünger mehr aufgenommen hat.
Jedenfalls nicht solche, welche es aus sich wollten. War es so, dass Jesus
„Seine“ Seelen schon im Voraus bestimmt hatte?
Und dann gibts noch
den zweiten Mann, der Jesus nachfolgen wollte.
„Und ein anderer unter seinen
Jüngern sprach zu ihm: Herr, erlaube mir, daß ich hingehe und zuvor meinen
Vater begrabe. Aber Jesus sprach zu ihm:
Folge du mir und laß die Toten ihre Toten begraben!“
Dabei gilt es zu
beachten, dass hier steht „... unter
seinen Jüngern ...“, also nicht ein Mann unter dem „vielen Volk“, also
einer in der Allianz-Versammlung. Es war offenbar einer, der schon zum engeren
Kreis gehörte und der Meinung war, Jesus, der im Begriff stand ins Boot zu
steigen, würde nun noch einen Tag warten, bis er seinen Vater begraben hatte.
Was heisst das für uns? Einen Toten begraben hatte im jüdischen Volk einen sehr
hohen Stellenwert, wie wir das aus dem Buch Tobias kennen. Und trotzdem
akzeptierte Jesus das bei diesem Jünger nicht. Warum? Ich denke, Er wollte den
Jüngern und damit auch uns zeigen, dass a) nicht die Agenda des Jüngers wichtig
sondern nur jene von Jesu und b) dass alle gesellschaftlichen Verpflichtungen
und Traditionen, auch wenn sie noch noch religiös sind, sofort und
diskussionslos in den Hintergrund treten müssen. Radikal? Hatte Jesus von
Seinen Jüngern eine Radikalität
verlangt? Ich denke JA!
Vor einiger Zeit hatte
jemand in einem christlichen Forum die Frage gestellt, dass wenn Jesus jetzt
käme, wir noch vorher etwas erledigen wollten. Es gab dabei keinen Bezug zu
diesen Bibelversen, sondern es ging um die Wiederkunft Jesu. Schade, dass ich
die vielen verschiedenen Antworten nicht abgespeichert habe, jenes Forum gibt
es nicht mehr. Aber jeder – wirklich jeder! – hatte noch irgend etwas, das er
erledigen wollte und einige hatten sogar geschrieben, sie würden Jesus bitten,
noch einige Tage zu warten. Und das von sogenannten „wiedergeborenen Bibeltreuen“.
Darin sehen wir wie zeitgemäss die Bibel ist. Genauso wie es vor zweitausend
Jahren war, so ist es auch heute noch. Alle diese „Gläubige“, welche wie hier
unser Vater-Beerdiger, Jesus noch einen oder zwei Tage warten lassen möchten
bis sie bereit sind, gehören trotz ihrer vermeintlichen Wiedergeburt und trotz
ihrer vermeintlichen Bibeltreue eindeutig zu den törrichten Jungfrauen. Sie
bleiben wohl oder übel am Ufer.
Aber Jesu hatte ein
Einsehen mit diesem Mann. Er sagte nicht „Dann gehe, begrabe deinen Vater“ und
liess ihn damit nicht einfach stehen. Er klärte ihn auf. Er sagte zu ihm, dass
„Tote begraben“, also ein Traditionsrummel um tote Materie nichts für Menschen
sei, in denen eben das wahre Leben zu keimen beginnt. Alles Tote, alles
Materielle, alles Vergängliche hat von nun an keinen Wert mehr wie alle
Gewohnheiten. „Wer Vater oder Mutter mehr
liebt als mich, der ist meiner nicht wert“, sagt Jesus, auch wenn in den
zehn Geboten davon die Rede ist, dass Vater und Mutter hohe Ehre zukommt.
Ja, die Nachfolge Jesu
verlangt, dass alles, wirklich alles Bisherige verlassen werden muss. Der Geist Gottes möge in den Herzen aller
Leser mehr und mehr erhellen, was das heisst!
Im zweiten Teil wollen
wir dann sehen, was passiert, wenn die die grosse Volksmenge der
Allianz-Versammlung verlassen wird und der engere Kreis der Jünger im selben
Boot sitzen.
Wie immer ist die
Diskussion über das Thema im Forum offen und auch Gäste können sich einbringen,
können ergänzen oder ihrer kritischen Haltung freien Lauf lassen. Wer will,
kann auch Fragen stellen.
Jesus segne Dich!