In unserem Forum zum Blog hat eben ein lieber Bruder ein ganz aktuelles
und wichtiges Thema angeschnitten, das es verdient, in der Tiefe anzugehen und zu
sehen, was es mit diesem „Judas, dem
Verräter“ auf sich hat
„Kürzlich habe ich eine Predigt
gehört, die das Dienen zum Inhalt hatte. Am Beipiel von Maria, die Schwester
Marthas, die Jesus umsorgte bzw. diente, als sie kostbares Nardenöl über ihn
goss und mit ihren Haaren seine Füsse trocknete.
Jetzt kommt Judas Ischariot ins "Spiel", welcher dies als verschwenderisch bezeichnete. Der Prediger führte dann aus, dass Judas bereits seit seiner Geburt verflucht und dem Teufel verfallen war.
Nun gab Gott ja allen
Menschen einen freien Willen. Ob aber ein neugeborenes
Kind schon über einen solchen verfügt, wage ich zu bezweifeln.Jetzt kommt Judas Ischariot ins "Spiel", welcher dies als verschwenderisch bezeichnete. Der Prediger führte dann aus, dass Judas bereits seit seiner Geburt verflucht und dem Teufel verfallen war.
Nun gab Gott ja allen
Hatte Judas überhaupt eine Chance, nicht als die unrühmlichste Figur des NT gelten zu müssen?
Es gibt so Stellen in der Bibel, die mir schwer aufliegen, wenn dann steht 'damit die Schrift in Erfüllung geht'. Im Heilsplan Gottes stand ja fest, dass sein Sohn für uns am Kreuze sterben würde? Was, wenn Judas ihn nicht verraten hätte? Ja, mir ist bekannt, dass Gott alles schon seit Ewigkeiten weiss, also auch die Schreckenstat des Judas Ischariot. Gott hätte es es verhindern können - ja ja, der Mensch hat seinen freien Willen. Aber ab welchem Zeitpunkt hat er diesen? Um auf die Predigtworte zurück zu kommen, schon bevor er geboren wurde. Judas Geistseele war also schon seit Äonen von Jahren mit dem "Satan" infisziert oder was? ...“ (aus unserem Forum zum Blog)
Ich gehe mal davon
aus, dass dieser Prediger einer evangelischen Kirche dient und es scheint, dass
dies einer der wenigen Prediger ist, welcher schon einen besseren Durchblick
auf die Geistigen Zusammenhänge hat. Normalerweise dient dieses Thema den
Evangelikalen als „Beweis“ der lutherischen Prädestinations-Lehre. Unser
sächsischer Freund hat ja bekantlich behauptet, der Mensch besässe keinen
freien Willen und dass die Menschen schon vorbestimmt entweder für die Hölle
oder für den Himmel geboren sind.
Gut. Nun wollen wir
dieses Thema, beziehungsweise den obigen Beitrag in der ganzen Tiefe und im
Licht des Geistes Jesu angehen und Punkt für Punkt die Geistigen Zusammenhänge
erläutern um schlussendlich zu sehen, wie aktuell diese Fragen in der heutigen
Zeit noch sind. Dann wollen wir auch an Beispielen erkennen, wie solche Judasse
heute noch Verrat üben – ohne es zu wissen oder zu wollen.
Weshalb hat Judas
Jesus verraten?
Bevor wir den
Ischariot sowie all die vielen modernen Judasse verurteilen, müssen wir uns die
Frage nach dem „Tatmotiv“ stellen. Welches Motiv hatte Judas? War es
Böswilligkeit? Wollte er Jesus „eines auswischen“? War es wegen den 30
Silberlingen? Oder gab es noch andere Gründe?
Boswilligkeit wäre
durchaus möglich, denn alle Menschen sind von Natur aus böse. Immerhin war
Judas drei und einhalb Jahre mit Jesus durchs Land gezogen, die Gesellschaft hatte
etliche feindliche Angriffe und damit durchaus genug Gelegenheiten gehabt,
Jesus zu schaden. Also dieses Argument gibt keinen Sinn, weil auch ein
stichiges Motiv fehlen würde.
Um Jesus „eines
auszuwischen“ würde schon eher in Betracht fallen, weil Jesus doch etliche Male
Judas vor seinen Mit-Jünger ausgescholten hat und ihn sogar einen Teufel
genannt. Dagegen spricht, dass Judas genau wusste, dass Jesus hellsehend war,
dass Er schon bei der Vorbereitung der Tat Gegenmassnahmen ergreifen konnte.
Gut genug kannte Judas seinen Meister, denn mehrmals war Er mit Seiner gesamten
Gesellschaft Gefahren ausgewichen, weil Seine Zeit noch nicht gekommen war.
Nein, in dieser Hinsicht war Judas kein Illusionist. Somit ist auch dieses mögliche Tatmotiv nicht oportun.
War es aber die 30
Silberlingen, welche ihn reizten? Auch das wäre grundsätzlich möglich, denn es
war ja ein offenes Geheimnis, dass er geizig war und jedem Stater
hinterherrannte. Dieses Argument ist bei den Evangelikalen der wahre Grund
seines Verrats, schon deshalb, weil die Bibel keinen anderen Grund so
offensichtlich erkennen lässt. Sie
sagen, Judas war ja „ein Dieb und nahm
alles Geld an sich“ (Joh 12. 4)
Ganz klar gegen dieses Geld- und Dieb-Motiv spricht, dass Judas keinen
Grund gehabt hat, wegen 30 Silberlingen Jesus zu verraten, denn in der ganzen
Zeit zusammen mit Jesus hat er doch weit mehr gescheffelt. Judas war ein
Oekonom, wusste genau wie man zu Geld kommt und deshalb war es ihm klar, dass
ein lebender Jesus mehr Wert war als ein toter! Wäre es ein finanzieller Grund
gewesen, dann hätte Judas Jesus nicht verraten, sondern mit allen seinen
Kräften beschützt!
Also muss es noch einen anderen Grund gegeben haben. Ein ideologisches,
ein politisches Motiv. Dieses Motiv wird
aber von den Evangelikalen aufs Heftigste bekämpft, und in den Bereich des Gnostischen
und der Mystik gestellt. Alles was nach Gnostik und Mystik riecht, ist für sie ein rotes Tuch. (Und
genau, weil es die Evangelikalen verwerfen, dürfte dies ein Hinweis sein, dass
es der Wahrheit entspricht.)
Rudolf Augstein nahm in seinem Buch „Jesus
Menschensohn“ an, dass Judas wie
auch die anderen Jünger (Lk 24,13) erwartete, dass Jesus Israel als politischer
Messias in den Befreiungskampf gegen die Römer führen würde. Er habe Jesus
durch seinen Verrat zwingen wollen, sich als Messias zu offenbaren, weil er
geglaubt habe, Jesus habe von JHWH die Macht, die Juden von den Römern zu
befreien.
Dies ist das einzige Motiv, das Sinn macht. Er glaubte, indem er nun
Jesus zwingen würde, Seine gesamte
innewohnende Kraft auf einen Schlag zu entfalten und das politische
Königreich aufzurichten.
Wenn nun Jesus sogar „zum Kampf bläst“
„Ich bin kommen, daß ich ein Feuer anzünde
auf Erden; was wollt' ich lieber, denn es brennete schon! Aber ich muß mich zuvor taufen lassen mit
einer Taufe; und wie ist mir so bange, bis sie vollendet werde! Meinet ihr, daß ich herkommen bin, Frieden
zu bringen auf Erden? Ich sage nein, sondern Zwietracht. Denn von nun an werden fünf in einem Hause
uneins sein: drei wider zwei und zwei wider drei. Es wird sein der Vater wider den Sohn und der
Sohn wider den Vater, die Mutter wider die Tochter und die Tochter wider die
Mutter, die Schwieger wider die Schnur und die Schnur wider die Schwieger.“ (Luk. 12.
49 ff)
was den Jüngern ja noch in lebhafter Erinnerung war und das alles nun
nach dem Palmsonntag geschah, als “der König in Jerusalem einzog”, war
es nachvollziehbar, dass Judas seine grosse Stunde als gekommen sah. Es dürfte
also offensichtlich sein, dass Judas in gutmeinender Absicht seinen Verrat
ausgeübt hat. Dass er diesen Umstand noch versilbert hat, ist eher ein
Nebeneffekt, genau so wie heute ja alles auch versilbert wird.
Judas falsches
Verständnis
Doch die grosse und entscheidende Frage wird wohl sein, weshalb glaubte
Judas, dass der Messias ein politischer Messias sein wird? Er war doch
mehr als drei Jahre mit Jesus zusammen, hatte dieselben Informationen wie die
anderen Jünger auch. Und genau hier sehen wir ein grosses menschliches Problem,
ein richtiges Phänomen.
Wenn zwei dasselbe hören,
hören sie nicht dasselbe
Man könnte auch sagen, wenn „zwei dasselbe hören, dann verstehen sie
nicht dasselbe“. Genau das selbe Phänomen finden wir auch unter den
Bibellesern. Welch ein Kampf! Welch verschiedene Theorien! Welche
Meinungsverschiedenheiten! Ebenso ist es mit der evangelischen
Sekundärliteratur und noch eindrücklicher ist das Phänomen beim
leichtverständlichen und detaillierten Lorberwerk. Wenn zwei dasselbe lesen, so
versteht fast jeder etwas anderes. Die einen lesen die Buchstaben, die andern
beachten die Buchstaben nicht und lesen zwischen den Zeilen. Die Folgen sind
Unverständnis und Meinungsverschiedenheit am laufenden Band.
Aber lassen wir das Lorberwerk mal getrost auf der Seite und sehen wir,
was in den evangelischen Kirchen so alles abläuft! Ich werde dann in einem weiteren
Teil dieses Aufsatzes noch weiter darauf eingehen und anhand eines ganz
offensichtlichen Beispiels erläutern, wie auch heute noch durch das
Unverständnis dieser selbe Verrat an Jesus und am Evangelium geschieht. Nicht
böswillig, nicht aus Neid oder Geiz, sondern ganz in der Meinung, Gott damit zu
dienen.
War Judas schon bei seiner Geburt verflucht?
Verflucht? Was heisst:
Verflucht? Es gibt verschiedene Arten von Verflucht-Sein.
Noah hat zum Beispiel
seinen Sohn Ham verflucht. Die Geschichte kennt jeder, brauche sie hier nicht
zu wiederholen. Dieser Fluch war für Ham und seine Nachkommen eine sehr
tragische Angelegenheit und die Auswirkungen sind heute noch offenbar.
Dann gibt es den Fluch
der Generationen. Wenn ein Vater schwer sündigt, dann sind die direkten
Auswirkungen bis ins dritte oder vierte Glied spürbar. Auch das sind nicht alte
Geschichten. Selbstmorde zum Beispiel haben auch in dieser Hinsicht
Konsequenzen, indem die nachkommenden Generation in den allermeisten Fällen sehr
schwer belastet sind.
Dann gibt es den
Fluch, unter dem Gesetz sein zu müssen. Das war für den ganzen Erdkreis bis zum
Kreuzestod Jesu der Fall. Der Fluch des Gesetzes war der Fluch der Sünde, von
dem wir aber jetzt frei sind – sofern wir diese Freiheit mit allen Konsequenzen
angenommen haben.
Ja, und dann soll es
noch einen Fluch geben, und das ist der, für die Hölle geboren zu sein. Ich
habe das zwar noch nie in der Bibel oder anderswo gelesen, aber unser Freund
aus Sachsen hat das so gelehrt. Anscheinend ist da eben auch Judas Ischariot,
welcher dieses schlechte Los gezogen hat.
„Der katholische
"Heilige" und Kirchenvater Augustin gilt als der eigentliche Erfinder
der Prädestinationslehre. Er war auch der Lehrmeister für den Augustinermönch
Martin Luther. Augustin hat eine unverhohlen "doppelte"
Prädestinationslehre vertreten. Dabei ging er sogar davon aus, dass wenige von
Gott dazu vorherbestimmte Menschen bereits vor der Erschaffung der Welt (!) zum
ewigen Heil berufen wurden und der große Rest zur ewigen Verdammnis. Gott wäre
also ein solches grässliches Monster gewesen, dass er eine Schöpfung ins Leben
gerufen hätte, wo von vorne herein klar gewesen wäre, dass dies überwiegend in
entsetzlichem und für alle Ewigkeiten unaufhörlichen Leiden für die meisten
Menschen enden würde.
In dem theologischen Lexikon Theologische Realenzyklopädie, Band 27 (Herausgeber Robert Balz, Gerhard Krause, Gerhard Müller, Berlin. New York 1997) steht über Augustins Prädestinationslehre folgendes geschrieben:
Augustin fand "zu der Auffassung, dass schon der Beginn des Glaubens Gottes Gabe sei und dass diese Gabe frei sein müsse, da durch Verdienst Erworbenes keine Gnade sei (De praedestinatio sanctorum 3, 2; 6, 2). In einem Gnadenakt hat Gott entschieden, dass bestimmte Menschen erlöst werden sollen (ebd. 11, 6). Diese Gnadenwahl ist Prädestination. Gnade ist Gabe, auf die die Prädestination vorbereitet (ebd. 19, 10) ... Die Gnadenwahl hat ihren Ort in der Vorsehung Gottes (ebd. 32, 16). Er trifft seine Vorherbestimmung zum Heil, nicht aber zur Verdammnis, denn das würde ihn zum Urheber des Bösen machen. Niemand kann wissen, ob er prädestiniert ist, und darum kann auch niemand seines Heils gewiss sein. Im Gegeneinander ... stehen die zur himmlischen Herrlichkeit Vorherbestimmten denjenigen gegenüber, die nicht in dieser Weise prädestiniert und damit Bürger der Hölle sind." (De civitate Dei, X.)
In dem theologischen Lexikon Theologische Realenzyklopädie, Band 27 (Herausgeber Robert Balz, Gerhard Krause, Gerhard Müller, Berlin. New York 1997) steht über Augustins Prädestinationslehre folgendes geschrieben:
Augustin fand "zu der Auffassung, dass schon der Beginn des Glaubens Gottes Gabe sei und dass diese Gabe frei sein müsse, da durch Verdienst Erworbenes keine Gnade sei (De praedestinatio sanctorum 3, 2; 6, 2). In einem Gnadenakt hat Gott entschieden, dass bestimmte Menschen erlöst werden sollen (ebd. 11, 6). Diese Gnadenwahl ist Prädestination. Gnade ist Gabe, auf die die Prädestination vorbereitet (ebd. 19, 10) ... Die Gnadenwahl hat ihren Ort in der Vorsehung Gottes (ebd. 32, 16). Er trifft seine Vorherbestimmung zum Heil, nicht aber zur Verdammnis, denn das würde ihn zum Urheber des Bösen machen. Niemand kann wissen, ob er prädestiniert ist, und darum kann auch niemand seines Heils gewiss sein. Im Gegeneinander ... stehen die zur himmlischen Herrlichkeit Vorherbestimmten denjenigen gegenüber, die nicht in dieser Weise prädestiniert und damit Bürger der Hölle sind." (De civitate Dei, X.)
Durch solche
Philosophien beeinflusst, hat dann der Erfinder des Luther-Evangeliums unter
manchem Anderen folgendes zum Besten gegeben:
"Auf diese Weise ist der
menschliche Wille mitten zwischen beide gestellt, ganz wie ein Reittier, wenn
Gott darauf sitzt, will er und geht, wohin Gott will … Wenn der Satan darauf
sitzt, will er und geht, wohin der Satan will. Und er hat nicht die
Entscheidungsfreiheit, zu einem der Reiter zu laufen oder ihn zu suchen,
sondern die Reiter selbst streiten darum, ihn festzuhalten und zu besitzen." (Martin Luther, De servo arbitrio, Weimarer
Ausgabe 18, S. 634f.) (Diese beiden Zitate entnommen aus: Der
Theologe, Nr. 49, „Prädestinationslehre: Nie wurde ein
grausamerer Gott erfunden als hier“)
Nach der Evangelischen
Lehre wäre das also so, dass alle, welche nicht glauben, das sind die
Katholiken, die Pfingstler, die Hindus, und alle anderen, welche eben nicht evangelisch
sind, In die Hölle kommen – und das auf ewig! – weil sie für diese Hölle ausersehen
und geboren sind! Einzig die Lutherisch-Evangelikalen sind prädestiniert für
den Himmel und, wer Glück hat wie unsere Generation, sogar für die Entrückung. Ja,
ja, das ist schon ein gewaltiges
Vorrecht!
Nach eben dieser
Lutherischen Irrlehe wäre auch Judas Ischariot schon vor der Geburt für diese
Tat auserkoren gewesen und hätte somit keine Chance gehabt, ein auch nur
ansatzweise anständiger Mensch zu
werden. Merkt denn von den Abermillionen evangelischen Gläubigen nicht ein
einziger, welche Absurdität, welch ein absoluter Stuss dieser Luther in die
Welt gesetzt hat? Oder könnte es am Ende noch zutreffen, dass mindestens in der
evangelischen Kirchen der freie Wille abhanden gekommen ist, dass solche
Unsinnigkeiten widerspruchslos hingenommen werden?
Es gibt in der Bibel
ein Beispiel, wo Gott jemanden dazu vorherbestimmt hatte, an dem Er (Gott)
Seine Grösse und Seinen Zorn offenbaren wollte. „Ich aber will sein Herz
verstocken,” sprach Gott zu Mose und beabsichtigte damit, dem Pharao seinen
freien Willen zu nehmen. Aber Pharao war kein Mensch, stand nicht als Geschöpf
in der Blutlinie Adams, sondern war ein Nephilim, wie alle Pharaonen. Die
Nephilims waren natürlich samt und sonders für die Hölle bestimmt.
Judas Ischariot aber
war kein Nephilim, sondern ein Mensch mit einem eigenen freien Willen. Was es sich mit dem freien Willen auf sich
hält, sehen wir dann am nächsten Mitwoch.
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