Damit der Leser nicht hin und her zu klicken braucht, wiederhole ich
hier den Forumsbeitrag, der die Grundlage zu diesem Aufsatz bildet. Es
empfiehlt sich, zuerst den 1. Teil zu lesen.
„ ...
nun gab Gott ja allen Menschen einen freien Willen. Ob aber ein neugeborenes
Kind schon über einen solchen verfügt, wage ich zu bezweifeln. ...(schon
beantwortet ... - ja ja, der Mensch hat seinen freien Willen. Aber ab welchem
Zeitpunkt hat er diesen? Um auf die Predigtworte zurück zu kommen, schon bevor
er geboren wurde. Judas Geistseele war also schon seit Äonen von Jahren mit dem
"Satan" infisziert oder was? ...“ (aus unserem Forum)
Der freie Wille
Wir sind im ersten Teil schon darauf eingegangen, wie Luther dem
Menschen den freien Willen komplett absprach mit den Worten:
„Auf
diese Weise ist der menschliche Wille mitten zwischen beide gestellt, ganz wie
ein Reittier, wenn Gott darauf sitzt, will er und geht, wohin Gott will … Wenn
der Satan darauf sitzt, will er und geht, wohin der will. Und er hat nicht die Entscheidungsfreiheit,
zu einem der Reiter zu laufen oder ihn zu suchen, sondern die Reiter selbst
streiten darum, ihn festzuhalten und zu besitzen." (Martin
Luther, Quellenangabe im 1. Teil)
Der letzte (von mir unterstrichene) Satz ist natürlich völlig unsinnig,
denn dann wären wir alles nur Roboter. Jede Bekehrung, jeder Gottesdienst, jede
Sündenvergebung wäre letztlich überflüssig. Auch die Kirchen wären überflüssig.
(Was sie ohnehin schon sind.)
Ab wann hat der Mensch einen freien Willen? Wer Kinder grossgzogen hat,
weiss, dass der freie Willen schon sehr bald sich zu offenbaren beginnt. Auch
der freie Wille hat ein Wachstum, das beginnt sehr früh. Bereits bevor das Kind
zu sprechen beginnt, kann es seinen Willen durch Weinen oder Schreien kundtun.
Je nach Erziehung wird nun dieser Wille zum Guten oder Schlechten hingeführt.
Mit zwölf Jahren ist die Seele dann soweit, dass sie – in Göttlicher Hinsicht –
weiss, was gut und was böse ist. Ab diesem Alter macht eine Bekehrung Sinn,
weil auch mit diesem Alter das Gewissen (der Göttliche Geist im Herzen) soweit
ausgbildet ist, dass eine eigene Urteilsfindung der Situationen im materiellen
und geistigen Leben sichergestellt ist. (Der zwölfjährige Jesus im Tempel).
Geistseele vom
Satan infiziert?
Nun, Frage an den Beitragsschreiber,
beziehungsweise an den Prediger, welcher im Beitrag zitiert wurde: Was ist eine
„Geistseele“? Eine Geistseele existiert so nicht. Entweder spricht man von der
Seele oder vom Geist. Dann unterscheidet man zwischen dem menschlichen
Geist und dem Heiligen Geist. Eine Seele hingegen ist immer geistig, nicht
materiell.
Was meint nun dieser Prediger,
was ist vom Satan infiziert, die Seele oder der Geist? Der Geist kann es nicht
sein, denn der (menschliche) Geist ist Göttlich, es ist das Ebenbild Gottes,
ja, ein Teil Gottes. Sowenig Gott vom Satan infiziert werden kann, sowenig kann
auch der menschliche Geist von Satan infiziert werden. Dieser Geist kann
höchsten von Satan gehindert werden, dass Er nicht wirken kann. Aber der
Entscheid liegt dazu nicht bei Satan, sondern bei der Seele selbst!
Die Seele kann durchaus vom Satan infiziert werden. Wenn das der Fall
ist, dann hindert die Seele den innewohnenden Geist an dessen Wirken. Und dass
der Satan die Seele infiziert, ich denke mal, das können wir jeden Tag an uns
selbst beobachten. Siehe dazu den Aufsatz „Abhängigkeiten
vom Geistigen Reich“. Die Seele ist sozusagen der Schiedsrichter und bestimmt
durch deren Lüste, Begierden, Leidenschaften, kurz: durch die Liebe des
Herzens, wer die Oberhand im Leben haben darf, Satan oder der Geist.
Oder um es mit den Worten Luthers zu sagen, die Seele bestimmt, wer das
Pferd reitet, der Teufel oder Gott. Aber anders als bei Luther, ist es die
Seele, welche den Reiter sucht. Das macht Sinn und so bekommt auch die
Göttliche Aufforderung nach der Heiligung der Seele einen Sinn. Ja, das ganze
Evangelium bekommt so seinen wahren Sinn. Das ist das wahre Licht – Luther
hingegen hantiert nur mit feuchten Nebelkerzen.
In der eingangs zitierten Predigt heisst es also „...Judas Geistseele war also schon seit Äonen
von Jahren mit dem "Satan" infisziert oder was? ...“
Nun, an sich wäre dieser Satz völlig richtig, aber er ist falsch
hinübergekommen. Jede Menschenseele ist seit Äonen von Jahren mit Satan
infiziert. Genauer gesagt, seit dem Engelfall, der ja mit unserer Beteiligung
stattfand. Und um diese „Satan-Infizierung“ wieder hinauszuschaffen, besteht
der Heilsplan Gottes. Diese Rückführung ins Vaterhaus (siehe das Gleichnis vom
Verlorenen Sohn) steht unter dem Motto Läuterung, Läuterung und nochmals Läuterung
der Seele, bis alles Satanische wieder hinausgeschafft ist. Die Erde ist nichts
anderes als ein Schulhaus. Wer es begriffen hat und an den Schulstunden
teilnimmt, wird an der geistig/seelischen Entwicklung teilhaben, wer sich aber
nur auf dem Pausenplatz herumtümmelt, für den wird dieses Erdenleben keinen
Nutzen bringen. Ja, die Klassenzimmer sind tatsächlich fast ganz leer, aber der
Pausenplatz ist überfüllt.
Kehren wir zum Judas Ischariot zurück. Es ist nicht so, dass Gott das
Herz von Judas verstockt hätte, dass die Schrift erfüllt würde. Nein, das wäre
ganz gegen das Prinzip Gottes. Gott will niemanden zu Fall bringen. Judas war
vom Satan infiziert, so wie wir alle es sind. Im Gegensatz zu den anderen
Jüngern liess es Judas aber nicht zu, dass der Geist Gottes seinen eigenen
Geist umwandeln konnte, er hat sich für den satanischen Reiter entschieden,
weil dieser ihm mehr materielle Vorteile bringen konnte als der Göttliche
Reiter. Dem Judas wurde sein freier Wille zum Problem, genauso wie auch heute
bei der grossen Masse ebenfalls eines jeden Einzelnen der freie Wille zum
eigenen Problem wird. Sogar Kirchenchristen – allen voran Martin Luther selbst
– haben sich nicht für den Göttlichen Reiter entschieden, sie bevorzugen den
satanischen, weil nur dieser ihnen die mannigfachen Wünsche erfüllen kann wie
die Befriedigung des Geschlechtstriebes und alle anderen Sinnesreize. Der satanische Reiter nimmt die Sünde mit,
der Göttliche Reiter überwindet die Sünde. Der Satanische Reiter sagt, wir
seien Sünder und Gerechte zugleich, der Göttliche Reiter sagt, wir sollen
Vollkommen sein wie der Vater vollkommen ist.
Jeder, der vom Satan geritten wird, ist ein Verräter. Judas war nur
einer von vielen. Auch heute ist das noch so. Die Verräter sind im Kreis der
Gläubigen. Sie gehen mit Jesus. Sie folgen Ihm nach und sie werden zuerst mal
als Jünger wahrgenommen. Sie wirken und niemand kommt auf den Gedanken, dass
ein bestimmter Gläubiger ein solcher Verräter sein könnte.
Der Grund, weshalb ein gläubiger Mensch zum Verräter wird, ist derselbe
wie bei Judas Ischariot. Wie wir schon
eingangs gesehen haben, Judas hat nicht aus Böswilligkeit, nicht aus Geldgier
oder sonst einem niederträchtigen Grund Jesus verraten, nein, er wollte mit bestem
Wissen und Gewissen „Geschichte schreiben“. Aber Judas hat den Messias nicht
verstanden. Oder soll ich sagen, er hat den Messias falsch verstanden. Er sah in Ihm einen politischen König. Und
genauso geht es heute in den Kirchen. Die angeblichen Lehrer haben Jesus nicht
verstanden – ja, sie wollen Ihn gar nicht verstehen. Deshalb kann der Geist
nicht „funken“ und das Herz fängt kein Feuer. Es bleibt alles im Kopf. Und nur
natürliche Menschen denken mit dem Kopf, aber, leider, natürliche Menschen
vernehmen nichts vom Geiste Gottes – auch wenn sie „gläubig“ sind! Sehen wir an
einem Beispiel, wie heutzutage so ein Verrat zustande kommen kann.
Moderner Verrat
Es ist bekannt, dass die evangelische Lehre davon ausgeht, dass es keine
Propheten mehr gibt und demzufolge auch keine neue Offenbarungen und
Weissagungen mehr. Im Folgenden geht es mir niemals darum, einen Bruder als einen
Verräter nennen, wenn auch die Lehre dessen ein wirklicher Verrat darstellt!
Ich will deutlich betonen, dass ein solcher Verrat niemals böswillig und auch
nicht aus niederträchtigen Beweggründen geschieht, sondern allein nur aus dem
Nicht-Erkennen der Geistigen Zusammenhänge.
So finden wir eine Abhandlung von Rudi Holzhauer, ein bekannter
evangelischer Publizist, wie er dieses
Nichtvorhandensein von Göttlichen Kundgaben begründet . Diese Begründung ist
es, was den Verrat ausmacht. Das Nicht-Verstehen des Kontextes der Schrift.
Wenn man sich der Bibel bedient wie in einem Supermarkt, indem man einfach das
nimmt, wonach man Lust hat, dann kommen solche verkehrte Sachen heraus und das
zuhörende oder lesende Volk wird in die Irre geführt.
Rudi Holzhauer schreibt:
„Nachdem das prophetische Wort abgeschlossen
und nach 1. Kor. 13,8 die Prophetengabe zum Aufhören bestimmt war, gibt es
heute keine echte Prophetie mehr, auch nicht im Bereich der Gemeinde Jesu.“
Nun, das ist Absolut. Da kann es keine Widerrede mehr geben. Das tönt
nach einem unfehlbaren Gesetz und wer was anders sagt, ist ein Ketzer. Aber –
da er den angegebenen Vers nicht zitiert hat, wollen wir das tun. Dort, im 1.
Kor. 13. 8 steht folgendes:
„Die
Liebe höret nimmer auf, so doch die Weissagungen aufhören werden, und die
Sprachen aufhören werden, und die Erkenntnis aufhören wird.“
Wie kommt unser lieber Rudi auf die Idee, dass jetzt die Weissagungen
aufhören sollten? Natürlich steht geschrieben, dass diese einmal aufhören
werden, aber wann? Doch sicher erst dann, wenn man diese Weissagungen nicht
mehr braucht, also im Himmel selbst. Dann werden die Weissagungen aufhören wie
die Erkentnnisrede und – im Vergleich, und darum geht es in diesem Vers – die
Liebe eben nicht aufhören wird.
Also, Behauptungen aufzustellen und einen x-beliebigen Vers suchen um diese Behauptung zu stützen, einen
Vers, der darüber hinaus etwas ganz anderes aussagt, das ist Verrat. Und wenn
wir bedenken, dass im vorgehenden und nachstehenden Kapitel (12 und 14) genau
das Gegenteil steht von dem, was Holzhauer behauptet, dass wird der Verrat erst
so richtig komplett. Schauen wir uns das an.
„Einem
jeglichen aber wird die Offenbarung des Geistes zum allgemeinen
Nutzen verliehen“ (Vers 7)
„Dem
einen nämlich wird durch den Geist die Rede der Weisheit gegeben, einem
andern aber die Rede der Erkenntnis nach demselben Geist;“ (Vers 8)
„...
einem andern Weissagung ...” (Vers 10)
„Und so
hat Gott in der Gemeinde gesetzt erstens Apostel, zweitens Propheten
...“ (Vers 28)
„...doch
eifert auch nach den Geistesgaben, am meisten aber, daß ihr weissagen könnet!“
(14. 1)
„... Wer
aber weissagt, der redet für Menschen zur Erbauung ...“ (Vers 3)
„Ich
wünschte, ... daß ihr weissagen könntet. Denn wer
weissagt, ist größer, als wer in Zungen redet“ (Vers 5)
„...
wenn ich nicht zu euch redete, sei es durch Offenbarung oder durch
Erkenntnis oder durch Weissagung ...“ (Vers 6)
„Wie
ist es nun, ihr Brüder? Wenn ihr zusammenkommt, so hat jeder von euch
etwas: einen Psalm, eine Lehre, eine Offenbarung ...“ (Vers 26)
„Propheten
aber sollen zwei oder drei reden, und die andern sollen es beurteilen“
(Vers 29)
Wie kann es nun sein, dass man anhand eines einzelnen Verses eine
Behauptung aufstellen kann, aber im vor- und im nachstehenden Kapitel stehen
mindestens zehn Verse, welche das Gegenteil aussagen? Das ist Verrat. Verrat am Evangelium und
Verrat an Jesus. Auch wenn dieser Verrat
ncht aus niederträchtigen Beweggründen geschieht wie Böswilligkeit oder Geldgier, so ist es doch Verrat, ganz einfach
aus dem Unverständnis des Wortes Gottes und dessen Zusammenhang.
Eine Feindesmacht, welche sich vor dem Stadttor lagert, sieht man und
man kann diesen Feid bekämpfen. Der Verräter aber, welcher sich in der Stadt
selbst aufhält ist unsichtbar und man erkennt ihn nicht. Der Verräter ist um
ein Vielfaches gefährlicher als ein offener Feind. Und solche gefährliche
Verräter haben wir sehr viele in den evangelischen Kreisen. Ich könnte einige
Namen nennen – und werde dies wahrscheinlich auch noch tun. Denn das Werk der
Finsternis muss aufgedeckt werden um diejenigen willen, welche noch ehrlichen
Herzens sind und die Tiefe der Wahrheit suchen.
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Jesus segne Dich!