.. oder wirst Du überwunden?
Es folgt nun der vierte Teil des Gastbeitrages von Hans Hauser.
Die Befreiung
Dieses Studium zeigte deutlich, dass das, was wir tun, nicht von einem
starken oder schwachen Willen abhängt, sondern von dem, was wir sind. Solange
wir das Gesetz der Sünde und des Todes in uns haben, herrscht eine böse Macht
in unserem Leib, die unser Fleisch und Blut nach ihrem eigenen Willen als
Werkzeug benutzt, ohne auf die Erkenntnisse, die Wünsche und das Gewissen
unseres Verstandes Rücksicht zu nehmen.
Um von dieser Macht befreit zu werden, muss sie direkt aus dem Menschen
herausgenommen, von ihm entfernt und durch ein neues Leben ersetzt werden. Es
gibt keinen anderen Weg, um die Wiedergeburt zu erfahren. Nur so kann jemand aus
der Knechtschaft von Römer 7 in die Freiheit von Römer 8
gelangen.
Während es äußerst wichtig ist, das Problem und das Bedürfnis zu
verstehen, um die Befreiung zu erfahren, bleibt doch zusätzlich die Frage zu
klären, wie diese Befreiung aus der Knechtschaft praktisch vor sich geht.
Das Evangelium ist die Lösung. Es ist die Kraft Gottes zur Errettung von
Sünde.
Die Frage könnte gestellt werden: Wenn das Evangelium die Kraft Gottes
ist und gegeben wurde, um die ersehnte Befreiung zu bewirken, warum bin ich
dann noch nicht von der Sünde errettet? Die Antwort ist ganz einfach: weil das
Evangelium nicht für jeden Menschen die Macht Gottes zur Befreiung ist. Wenn man Römer
1,16 aufmerksam liest, wird man dies sehen. Paulus sagte nicht: Ich
schäme mich des Evangeliums Christi nicht, denn es ist die Kraft Gottes zur
Rettung für jeden. Obwohl Paulus genau diese Worte in derselben Reihenfolge
benutzte, sprach er aber doch noch weiter, und wir würden seine Aussage falsch
verstehen, wenn wir an dieser Stelle aufhören würden zu lesen. Er sagte: »Es
ist Gottes Kraft zur Rettung für je-den, der glaubt. « Das ist der wesentliche
Unterschied. Für den, der nicht glaubt, mag das Evangelium eine Sammlung vieler
schöner Worte sein, doch für den, der glaubt, ist es die Kraft Gottes zur
Rettung von Sünde.
Der Apostel Johannes wiederholte dieselbe Wahrheit in
den folgenden Worten: »Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt
überwunden hat. « 1.Johannes 5,4.
Würde man heute jemanden, der sich als Kind Gottes bekennt,
fragen, ob er Glauben hat, so würden die meisten sicherlich prompt und
überzeugt mit Ja antworten. In begrenztem Sinn ist ihre Antwort auch richtig,
denn normalerweise glauben sie, dass die Bibel das Wort Gottes ist und dass
Gott das höchste Wesen ist. Sie glauben, dass die Sünde ihre Strafe nach sich
zieht und dass in Jesus Christus allein Erlösung gefunden werden kann.
Doch man kann all diese Dinge glauben, ohne den
Glauben zu besitzen, der das Evangelium als die lebendige Kraft des lebendigen
Gottes ergreift, die einen von der Sünde befreit. Es ist jedenfalls sicher,
dass jeder, der noch in der Erfahrung von Römer 7 steht, nicht den
Glauben hat, der die Welt überwindet, denn das ist der Sieg. Es heißt nicht
einfach, dass der Glaube den Sieg bringt — er ist der Sieg. Wenn du also den
Glauben hast, von dem Paulus im Römerbrief und Johannes in seinem ersten Brief
spricht, dann bist du mit Sicherheit nicht mehr in dem Zustand von Römer 7,
sondern in der Freiheit von Römer 8.
Von diesem Glauben sprach Christus, als er sagte: »Doch
wenn der Menschensohn kommen wird, meinst du, er werde Glauben finden auf
Erden? « Lukas 18,8.
Ein Glaube dieser Art, der Befreiung aus der
Knechtschaft der Sünde bringt, ist in der heutigen Welt nicht verbreitet. Jesus
wusste, dass das so sein würde, und stellte deshalb diese Frage, mit der er zum
Ausdruck brachte, dass er nicht erwartete, bei seiner Wiederkunft viel von
diesem Glauben vorzufinden.
Ohne diesen Glauben ist der Sieg jedoch unmöglich.
Deshalb muss sehr deutlich gemacht werden, wie man diesen Glauben übt. Zu
diesem Zweck wollen wir uns der Geschichte von dem königlichen Beamten
zuwenden, der von Kapernaum zu Jesus kam und ihn um die Heilung seines Sohnes
bat.
»Und Jesus kam abermals nach Kana in Galiläa, wo er
das Wasser zu Wein gemacht hatte. Und es war ein Mann im Dienst des Königs;
dessen Sohn lag krank in Kapernaum. Dieser hörte, dass Jesus aus Judäa nach
Galiläa kam, und ging zu ihm hin und bat ihn, herabzu-kommen und seinem Sohn zu
helfen; denn der war todkrank. Und Jesus sprach zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen
und Wunder seht, so glaubt ihr nicht. Der Mann sprach zu ihm: Herr, komm herab,
ehe mein Kind stirbt! Jesus spricht zu ihm: Geh hin, dein Sohn lebt! Der Mensch
glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte, und ging hin. Und während er
hinabging, begegneten ihm seine Knechte und sagten: Dein Kind lebt. Da erforschte er von ihnen die Stunde,
in der es besser mit ihm geworden war. Und sie antworteten ihm: Gestern um die
siebente Stunde verließ ihn das Fieber. Da merkte der Vater, dass es die Stunde
war, in der Jesus zu ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebt. Und er glaubte mit
seinem ganzen Hause. Das ist nun das zweite Zeichen, das Jesus tat, als er aus
Judäa nach Galiläa kam. « Johannes 4,46-54.
Dieser Mann wünschte nichts sehnlicher als die
physische Heilung seines Sohnes, der so krank war, dass man seinen Tod bereits
in den nächsten Stunden erwartete. Offensichtlich hatten die irdischen Ärzte
den Jungen aufgegeben, nachdem sie alles getan hatten, was in ihrer Macht
stand, um ihn zu retten.
Diese Geschichte bezieht sich zwar auf die Ausübung
des Glaubens bei einer körperlichen Heilung, doch gleichzeitig enthält sie für
uns wertvolle Lehren, die auf unsere Heilung von der geistlichen Krankheit
übertragbar sind. Tatsächlich bestand der eigentliche Zweck von Christi
Krankenheilungen darin, seine Macht zur Rettung von Sünde zu offenbaren und den
Weg zu veranschaulichen, auf dem man Befreiung von geistlichen Krankheiten
erlangt. Solange man in Christus nur den sieht, der Macht hatte, Menschen
von Aussatz, Lähmung und Ähnlichem zu befreien, geht man an der tatsächlichen
Botschaft seines Heilungsdienstes vorbei. In der Bibel ist Krankheit ein Symbol
für Sünde. Siehe Jesaja 1,4-6. Tatsächlich ist sie sogar ein sehr
geeignetes und treffendes Symbol dafür.
Vergleichen wir einmal das, was wir über das Sünden
Problem gelernt haben, mit dem Problem der Krankheit. Der Kranke hat einen
Verstand und einen Leib, der als Werkzeug dient. Mit seinem Verstand möchte er
bestimmte Dinge tun; doch die Krankheit ist eine Macht in ihm, die das Kommando
über sein Fleisch übernommen hat, sodass er das, was er möchte, nicht tun kann.
Erst wenn die Krankheit aus seinem Körper ausgerottet ist, kann er darauf
hoffen, wieder das zu tun, was er tun möchte. Könnten die drei Bereiche des
Sünden Problems in einem vollkommeneren Bild dargestellt werden? Es gibt kaum
eine bessere Veranschaulichung.
Als der königliche Beamte von Kapernaum nach Kana
reiste, um bei Christus Hilfe zu finden, suchte er also die Lösung für ein
Problem, das dem Sündenproblem gleich ist. Was er benötigte, war die
Beseitigung der herrschenden Krankheit aus dem Körper seines Sohnes, so wie wir
die Beseitigung des Sündenherrn aus unserem Körper brauchen.
Zweifellos kam er zu der einzigen Person, die ihm
helfen konnte, nämlich zu Jesus. Außerdem bat er um das, was der Herr ihm gerne
geben wollte. In anderen Worten, er kam mit der richtigen Bitte zur richtigen
Person. Trotzdem lehnte Jesus es ab, seiner Bitte nachzukommen. Er tat dies
nicht, weil er nicht wollte oder weil der Mann nicht in der Gunst Gottes stand;
vielmehr wurde es ihm durch die Art und Weise, wie der Bittsteller zu ihm kam,
unmöglich gemacht, dessen Sohn zuheilen.
Wie oft haben wir auf unseren Knien um Vergebung für
eine Sünde gebeten und den Herrn angefleht, uns den Sieg über die Versuchung zu
geben! Doch die Sünde blieb in uns, so als hätten wir nie gebetet. Verwirrt
standen wir vor einem Rätsel und konnten nicht verstehen, warum der Herr unser
Gebet nicht erhört hatte. Wir verstanden nicht, dass wir zwar um das gebeten
hatten, was der Herr uns gerne geben wollte, dass wir aber nicht in wahrem
Glauben gebetet hatten. Auch dieser Mann hätte bei seiner Rückkehr nach
Kapernaum seinen Sohn tot vorgefunden, wenn er nicht erkannt hätte, dass er in
einer falschen Art und Weise zu Christus gekommen war, und wenn er diesen Weg
nicht so geändert hätte, dass er der wahren Wissenschaft des Gebets entsprach.
Als er dann im Glauben zu Christus kam, wurde sein Gebet erhört.
Jesus ließ diesen Mann über seinen Glaubens Mangel
nicht in Unwissenheit. Traurig sagte er zu ihm: »Wenn ihr nicht Zeichen und
Wunder seht, so glaubt ihr nicht. « Johannes 4,48. Mit dem Wort »so
glaubt ihr nicht« sagte er dem Mann unmissverständlich: »Du glaubst nicht. Du
bist noch ein Ungläubiger. «
Dabei darf man nicht übersehen, dass dieser Mann sich
seines großen Bedürfnisses bewusst war, genauso, wie du dir deines Bedürfnisses
bewusst bist. Er wusste, dass keine irdische Macht seinen Sohn heilen konnte.
Auch du weißt, dass dich keine irdische Macht von der Sünde befreien kann. Er kam
mit seiner Bitte zu Christus. Genauso bist auch du mit der Bitte zu Christus
gekommen, von deinen Sünden gerettet zu werden. Dieser Mann betete zu Christus;
denn wenn man eine Bitte an Christus richtet, so ist das ein Gebet. Ebenso hast
auch du viele Male zu Christus gebetet.
Doch Christus erklärte ihm unmissverständlich, dass er
trotz alledem ein Ungläubiger war. Unter diesen Umständen konnte der Heiland
nichts für ihn tun. Das heißt, wenn du dich nach allem,
was du getan hast, um den Sieg über deine Sünden zu bekommen, immer noch in der
Erfahrung von Römer 7 befindest, dann bist auch du immer noch ein
Ungläubiger. Und wenn du ungläubig bist, dann musst du den Weg des Glaubens
verstehen lernen. Du brauchst den Glauben, der durch die Liebe tätig ist und
die Seele reinigt.
Wie war dieser Mann zu Jesus gekommen? Das können wir
aus Christi Antwort ersehen: »Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt
ihr nicht. « Das heißt, er war an Christus herangetreten und hatte ihm seine
Bitte vorgetragen. Danach wartete er ab, um zu sehen, ob Christus sie erfüllen
könnte. Wenn Christus dies tun könnte und tun würde, dann wollte der Mann an
ihn glauben.
Doch das ist nicht der Weg eines rettenden Glaubens
und kann niemals dieser Weg sein. Würden wir einmal ganz aufrichtig die Art und
Weise untersuchen, wie wir uns Gott im Gebet genähert haben, dann würden wir
sehen, dass wir in der gleichen Weise zu ihm gekommen sind, wie der königliche Beamte
zu Jesus kam. Wir sind vor den Herrn getreten und haben ihn gebeten, uns zu
segnen. Dann sind wir wieder weggegangen und haben darauf gewartet, den Segen
zu sehen; vorher wollten wir nicht glauben, dass wir die verheißene Gabe
hatten. Es ist nicht einmal Zuviel gesagt, wenn wir feststellen, dass wir sogar
überrascht gewesen wären, wenn der Herr uns tatsächlich den Segen gegeben
hätte, um den wir gebeten hatten.
Für den königlichen Beamten war die Stunde der
Wahrheit gekommen, so wie sie auch für jeden von uns kommen muss, wenn wir den
Glauben erfahren wollen, der von Sünde errettet. Im Augenblick des göttlichen
Tadels nimmt der Geist Gottes, dessen Aufgabe es ist, uns der Sünde zu
überführen, die Worte des Heilands und bringt sie unserem Gewissen so nahe,
dass sie uns unsere Charaktermängel offenbaren. Deshalb waren Christi Worte
auch in diesem Fall völlig ausreichend; unter dem Dienst des Geistes Gottes
offenbarten sie dem Bittsteller den Unglauben, von dem sein Herz geplagt wurde.
Als der Mann begriff, was der Heiland ihm zeigen
wollte, nahm er den Tadel offensichtlich an. Er ergriff die Macht, die er im
Leben Christi offenbart sah, denn auf seine nächste Bitte gab ihm der Heiland
eine ganz andere Antwort als auf sein erstes Gebet.
Der Mann bat Jesus nun inständig: »Herr, komm herab,
ehe mein Kind stirbt! « Dieses Gebet war anders. Es mag nicht möglich sein,
den Unterschied in den Worten selbst zu erkennen, doch Gottes Antwort auf die
Bitte zeigt uns, dass ein Unterschied besteht. Die erste Bitte veranlasste
Christus nur zu einem traurigen Tadel, die zweite aber führte zur Befreiung.
Worin bestand der Unterschied? Er bestand darin, dass der Mann jetzt glaubte.
Das wissen wir aus den Worten der Bibel, denn in Vers 50 steht: »Der Mensch
glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte, und ging hin. «
Kana war nicht weit von Kapernaum entfernt, höchstens
25 Kilometer. Das Gespräch zwischen Christus und dem Vater hatte um die siebte
Stunde stattgefunden, das bedeutet etwa um ein Uhr mittags. Der Vater hätte
also leicht noch am selben Tag nach Hause gehen können. Doch er tat es nicht.
Gewiss hätte er es getan, hätte er sich persönlich davon überzeugen wollen,
dass sein Sohn wirklich geheilt war — aber das war nicht nötig.
Er wusste, dass der Junge geheilt war. Kurz bevor er
am nächsten Tag zu Hause ankam, begegneten ihm seine Knechte. Ihr Bericht war
nur eine Bestätigung dessen, was ihm durch seinen Glauben schon zur Gewissheit
geworden war. Sicherlich wunderten sie sich, dass ihre Mitteilung ihn gar nicht
überraschte.
Als Nächstes sollte man die beiden Annäherungsarten
miteinander vergleichen. Es ist der Vergleich zwischen einem Gläubigen und
einem Ungläubigen. Bei seiner zweiten Annäherung an Christus gewinnt der Mann
eine Ahnung von der Macht, die in Jesus als dem Sohn Gottes wohnt. Sein Glaube
ergreift diese Macht, in der er die vollkommene Antwort auf sein Bedürfnis
erkennt. Dann bittet er um die Gabe, ergreift sie im Glauben und weiß, dass sie
ihm gehört. In der Gewissheit, dass er diesen Segen, den er bereits besitzt,
dann sehen wird, wenn er ihn am meisten benötigt, geht er seines Weges. Hier
offenbart sich die Formel für einen erfolgreichen Glaubensweg. Zuerst müssen
wir das Problem, dem wir gegenüberstehen, gut kennen. Wie oft sind wir in der
Vergangenheit zu Gott gekommen und haben ihn um Vergebung für das gebeten, was
wir getan haben, ohne das eigentliche Problem zu erkennen und ohne, darum zu
bitten, dass das Gesetz der Sünde aus unseren Gliedern entfernt wird! Wir
haben nur sehr unzureichend verstanden, womit wir es bei der Sünde zu tun
haben, und diesem Mangel muss abgeholfen werden, bevor wir intelligent und
erfolgreich beten können.
Zweitens müssen wir die Verheißungen Gottes in einer
Weise kennen, dass sie für uns mehr als nur Schrift Worte sind, nämlich die
Kraft Gottes selbst. Um dies zu erreichen, müssen wir sie lesen und studieren,
bis sie unser Denken so weit erfüllen, dass sie ein Teil von uns geworden sind.
Doch wie oft habe ich vor ganzen Gruppen bekennender
Christen gestanden, und auf meine Bitte, mir einige der großen biblischen
Verheißungen für den persönlichen Sieg über die Sünde zu nennen, konnte niemand
etwas sagen! Doch jeder, der einen persönlichen Sieg über das Sündenproblem
erlangen und behalten will, muss sich diese Verheißungen zu eigen gemacht
haben, das heißt, sie müssen ein lebendiger Teil von ihm selbst geworden sein.
Sie müssen zu jeder Zeit greifbar sein, sodass man sie sofort parat hat, um
jedem feindlichen Angriff zu wehren, und jedem Zweifel entgegenzuwirken, der an
Gottes Kraft zur Rettung von Sünde aufkommen könnte.
Wir wollen jetzt nicht versuchen, so etwas wie eine
umfassende Liste von allen großen Verheißungen der Bibel zu erstellen; denn sie
sind nicht nur machtvoll und wirksam, um von dem Gesetz der Sünde und des Todes
zu retten, sie sind auch ebenso zahlreich. Jeder sollte diese Verheißungen
selbst herausfinden und sich damit einen Vorrat an Kraftquellen sammeln. Um den
Anfang zu erleichtern, wollen wir an dieser Stelle nur eine kleine Auswahl
anbieten.
»Denn die Sünde wird nicht herrschen können über euch.
« Römer 6,14. Lies diese Worte, bis du sie als
eine persönliche Verheißung verstehst, mit der Gott dir sagt, dass die Sünde
nicht über dich herrschen soll. »Bisher hat euch nur menschliche Versuchung
getroffen. Aber Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft,
sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihr's ertragen
könnt. « 1. Korinther 10,13. So wie Eltern niemals zulassen werden,
dass ihr Kind in Gefahren kommt, denen es noch nicht gewachsen ist, wird auch
der Herr keine Versuchung zulassen, die zu groß für dich ist. Für jede
Versuchung, die dich treffen kann, hat er schon einen Weg der Befreiung
vorgesehen, sodass es keine Entschuldigung für irgendeine Sünde gibt. Wir
vermögen alles durch den, der uns mächtig macht, Christus. Siehe Philipper 4,13.
Mit Verheißungen dieser Art könnten wir beliebig
fortfahren, aber es ist besser, wenn sich jeder selbst bemüht, sie
herauszusuchen. Deshalb sollen hier nur noch ein paar Schriftstellen angegeben
werden: Matthäus 1,21; Johannes 8,36; 1. Korinther 15,34.57;
2. Korinther 2,14; Galater 3,14-21; Philipper 1,6; l
Thessalonicher 4,3; 5,23.24; /. Petrus 1,5; 2. Petrus 1,4 und
Judas 24. Im Alten Testament finden wir die Macht zur Befreiung besonders
treffend in Psalm 23 und 46 beschrieben. Kraftvolle Verheißungen, die
man in sich aufnehmen sollte, sind auch Hesekiel 11,19.20 und 36,26.
Das große Ziel, das durch die Kenntnis der
Verheißungen erreicht werden soll, ist die Entwicklung eines Glaubens, der die
Reinigung der Seele bewirkt. In dem Maß, in dem die Verheißungen
gelesen, studiert und zum persönlichen Eigentum gemacht werden, bauen sie in
dir den Glauben auf, dass solch eine Erfahrung möglich ist, bis du schließlich
an den Punkt gelangst, wo du die Macht ergreifst und die Befreiung erfährst,
die allein durch diese Macht bewirkt werden kann. Glauben haben wir weder von
Natur aus, noch können wir ihn aus eigener Kraft hervorbringen. Das ist einfach
unmöglich. »So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das
Wort Christi. « Römer 10,17.
Wenn der Punkt erreicht ist, wo der lebendige Glaube
die Verheißungen Gottes ergreift und sein Vertrauen in sie setzt, ist die Zeit
für den dritten Schritt gekommen. Du musst zu Christus kommen und um den Segen
bitten. Sprich jedoch nicht wieder dein altes Gebet, das noch nie Erfolg
gebracht hat und das etwa folgendermaßen lautete: »Herr, ich habe gesündigt. Bitte
vergib mir diese Sünde, und hilf mir, sie nicht wieder zu begehen. «
Auf diesem Weg hast du bisher keinen Sieg erlangt und
wirst ihn auch in der Zukunft nicht erlangen. Es muss eine Veränderung
stattfinden, genauso wie bei dem königlichen Beamten, der seine Annäherung an
Jesus ändern müsste. Dein Gebet kann jetzt etwa so lauten: »Herr, ich erkenne
nun, dass die böse Natur in mir das eigentliche Problem ist. Die Macht der
Sünde, das Gesetz der Sünde und des Todes, der todverfallene Leib, die fleischliche
Gesinnung, das steinerne Herz — das ist es, was mir Schwierigkeiten bereitet.
Solange diese Natur in mir ist, bin ich ein fauler Baum und kann nur faule
Frucht bringen, denn mein Leib steht unter der Herrschaft dieser Macht.
Herr, du hast versprochen, das steinerne Herz
wegzunehmen und mir ein vollkommen neues Herz zu geben. Ich glaube ohne
Vorbehalt, dass du es tun wirst, und deshalb gebe ich dir dieses alte Herz
jetzt. Nimm es aus mir heraus. Ich möchte es nicht. Dann setze bitte ein völlig
neues Herz an die leere Stelle. Mache mich zu einem Teilhaber deiner göttlichen
Natur. Ich empfange diesen Segen im Glauben — und deshalb in Wirklichkeit —,
und ich danke dir dafür. In dem errettenden Namen Jesu, Amen.«
Wenn dir lebendiger Glaube zu eigen geworden ist, dann wirst du nicht
darauf warten, dass der Segen sichtbar wird, bevor du weißt, dass du ihn hast.
Vielmehr wirst du sofort wissen, dass du befreit worden bist, dass die Sünde
nicht mehr über dich herrscht und dass du endlich ein wahres Gotteskind
geworden bist. Widerstehe auf jeden Fall der Neigung der
menschlichen Natur, erst die Ergebnisse sehen und dann glauben zu wollen. Warte
nicht darauf, den Wandel in dir zu fühlen. Glaube, dass die Umwandlung
stattgefunden hat, weil das Wort Gottes es sagt; dann wirst du bald
feststellen, dass es so ist.
Der königliche Beamte wollte seinen Sohn nicht erst
lebend und wohlbehalten sehen, bevor er glaubte, dass sein Kind vollkommen
geheilt war. Er brauchte es nicht zu sehen, denn er hatte das Wort Gottes, das
ihn durch Christus erreicht hatte und das ihm die Erfüllung seiner Hoffnung
zusicherte — und das genügte. Der Glaube ruht auf dem Wort Gottes und nicht auf
sichtbaren Beweisen oder Gefühlen, die sich innerhalb eines Augen-blicks ändern
können. Wenn du also Gewissheit über dein Verhältnis zu Gott haben willst, dann
befrage nicht dein Gefühl, sondern geh zu dem Wort Gottes, und dort wirst du
die Antwort finden.
Schluss folgt
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