Mittwoch, 22. Juni 2011

Die Zehn Gebote (5)

(Teil 2, Verhältnis zu den Mitmenschen)


Das fünfte Gebot


"Ehre deinen Vater und deine Mutter, auf daß deine Tage verlängert werden in dem Lande, das Jehova, dein Gott, dir gibt."  

In der natürlichen Lesart versteht man dieses Gebot genau so wie es hier geschrieben steht. Die Eltern ehren ist neben der Kindesliebe die einfachste Form der Nächstenliebe. Die Eltern bringen viele Opfer für das Gedeihen eines Kindes bis zum Erwachsenenalter und auch noch darüber hinaus. Dafür sollen sie auch geehrt und geachtet werden.
Wie sieht es aber aus, wenn die Eltern sogenannte "Rabeneltern" sind oder gewesen sind, soll man diese auch ehren? Oder – im schlimmsten Falle -  wenn die Mutter den Säugling ausgesetzt hat, das Kindlein dann bei Pflegeeltern aufwächst, soll und kann dieser Mensch seine Leibesmutter noch ehren und achten? Mit dieser Frage ist die wahre Nächstenliebe auf dem Prüfstand. Wenn ein Kind bei Rabeneltern aufwächst ohne Nestwärme, nur mit Streit und Strafen mit all den psychologischen Problemen, sprich: seelischen Schäden, wie ist es möglich, dass ein junger Erwachsener solche Eltern noch ehren und lieben kann?


Ich denke, dass dieses Gebot gerade für solche Menschen in Problemfällen gegeben wurde. Dort, wo die Nestwärme und das traute Heim intakt ist, dort braucht es dieses Gebot nicht, denn dort ist die Liebe zu den Eltern von vorherein gegeben. Ich staune oft hier in Brasilien, hier sind die Familienbande sehr eng und das Für-einander-Dasein der verschiedenen Generationen ist beinahe überall unversehrt.
Dieses fünfte Gebot aber ist wie gesagt für diejenigen Menschen gegeben, welche das Glück nicht hatten, in einem christlichen Haus heranzuwachsen. Diese werden nun mit diesem Gebot an die Nächstenliebe herangeführt und schon oft haben solche "Opfer" die wahre Barmliebe erfahren. Ist man sich bewusst, dass eine verlorene Kindheit nicht aus dem bewussten Willen der Eltern geschah, sondern weil die Eltern selbst Probleme über Probleme haben. Gewinnt ein junger Erwachsener etwas Abstand, dann kann er vielleicht ein Verständnis für seinen Erzeuger und seine Gebärerin entwickeln.
Dieser Gedanke führt uns zu einem weiteren Aspekt. An verschiedenen Stellen steht geschrieben: "Du sollst sie nicht anbeten noch ihnen dienen. Denn ich bin der HERR, dein Gott, ein eifriger Gott, der die Missetat der Väter heimsucht über die Kinder ins dritte und vierte Glied, die mich hassen, " (2.Mose 5, 9). Dass Missetaten der Väter seelische und geistige Folgen für die Nachkommen zeitigen, könnte auf den ersten Blick als Ungerechtigkeit gewertet werden. Aber es steht nun mal so geschrieben und deshalb soll auch bedacht werden, dass seelisch/geistige Missetaten schon zwei oder drei Generationen vorher geschehen sind, und die verlorene Kindheit bei problembeladenen Eltern oder Elternteil einfach eine Folge davon ist. Dieser Fall kommt viel öfter vor, als man gemeinhin denkt!
Die Geistige Lesart dieses Gebotes führt uns aber noch viel tiefer in die Göttliche Wahrheit ein. Es gibt viele geistige Aspekte, von denen wir uns an dieser Stelle die wichtigsten zu Gemüte führen wollen. Da ist einmal die Tatsache, dass die Wahl der Eltern vor der Inkarnation kein Produkt des Zufalles gewesen ist, sondern dass genau diese Eltern genau diese Eigenschaften haben müssen um den Erfolg und den Zweck des Erdenganges zu gewährleisten. Der Zweck des Erdenlebens ist sehr verschieden, je nach dem Entwicklungsstand der Seele. So gesehen, wenn man also diese Eltern ausgesucht hat und damit "A" sagt, soll man auch "B" sagen und die Situationen dankbar so annehmen wie sie eben mal sind, auch wenn es sehr schwer erscheint. Für diejenigen die Gott lieben, heißt es: "Alle Dinge dienen zum Besten". Die andern, die Gott nicht lieben, können meistens nur durch Schmerzen, Not und Pein auf den richtigen Weg gebracht werden.
Um an die Aussagen der Bibel anzuknüpfen, wo gesagt wird, dass die Folgen von schweren Missetaten über Generationen spürbar sind, hat mit der dämonalen Belastung zu tun. Ich kenne einige Fälle, wo der Grossvater eine schwere Untat beging und Sohn wie Enkel dadurch aus der Lebensbahn geworfen wurden. Meistens beginnen die Probleme erst dann, wenn der Übeltäter stirbt und aus dem Jenseits sein Unwesen mit den noch Lebenden treibt. Wie gesagt, das kommt öfters vor, als man denkt! Es gibt nur eine einzige Möglichkeit, aus diesem wahren Teufelskreis auszubrechen: die tätige Nächstenliebe diesen gefallenen Seelen gegenüber!  Das sind aber jeweils sehr lange Umkehr-Prozesse.
Ein anderer Aspekt ist der, dass Vater und Mutter auch eine Entsprechung ist. Vater und Mutter ist, wie alles in der Materie, eine Polarisierung. Alles was irdisch-materiell entsteht, entsteht aus der Polarisierung. Irdisch werden wir aus dem Vater als dem Erzeuger und der Mutter als die Gebärerin geboren. Im Geistigen aber wird die Seele aus dem Geist geboren. Im Geistigen gibt es keine Polarisierung. So entspricht die Inkarnation durch Vater und Mutter auch Geboren aus dem Himmel (Seele) und der Mutter Erde (Fleischleib). Deshalb verstehen wir auch das Gebot so, dass wir nicht nur den Himmel und mit Ihm das Geistige Reich ehren, sondern auch das kurze Leben im schweren Fleischleib mit allen Mühen und Drangsalen, das es mit sich bringt. Wenn wir dem Geistigen und dem Leben in der Materie die nötige Ehre und Dankbarkeit entgegenbringen, so wird das "belohnt" mit einem langen Leben auf eben dieser Erde. Damit bekommen wir noch mehr Zeit, die wir für die seelische/geistige Entwicklung nützen können.
Nochmals einen anderen Aspekt in der Entsprechung finden wir im Büchlein "Die Geistige Sonne", wo es heißt: "[GS.02_077,08] Kinder! Gehorchet der Ordnung Gottes, welche ausgeht aus Seiner Liebe und Weisheit (d.i. Vater und Mutter), auf daß ihr lange lebet auf Erden unter Wohlergehen. Was ist langes Leben, und was ist dagegen ewiges Leben? Das „lange Leben“ bezeichnet das Leben in der Weisheit; und es wird „lang“ nicht als Dauer, sondern als Ausbreitung und stets größere Mächtigwerdung des Lebens verstanden; denn das Wort oder der Begriff „Leben“ schließt ja schon für sich die ewige Dauer ein. Aber das Wort „lang“ bedeutet durchaus keine Dauer, sondern nur eine Ausbreitung der Lebenskraft, mit welcher das lebende Wesen stets mehr in die Tiefen des göttlichen Lebens gelanget, und eben dadurch sein eigenes Leben stets vollkommener, fester und wirksamer macht."
Soweit aus der "Geistigen Sonne". Welche Erkenntnis folgt aber nun daraus?  Für eine Geburt sind beide notwendig. Der Vater als Erzeuger und die Mutter als die Gebärerin. Nun haben wir es wieder, das bi-polare Prinzip, das in der materiellen Welt für jedwede Entstehung  nötig ist. Aber wie ist denn das Geistig zu verstehen, wenn es dort keine Polarisierung mehr gibt? Die Antwort ist einfach: Die Liebe als Vater und die Weisheit als Mutter, das ist der Geist. Es sind die zwei ersten Aspekte des einen Geistes aus Gott. Geboren aus Liebe und Weisheit, geboren aus dem Geist! Das ist die Geistige Zeugung und aus der bei der Geburt noch die Kraft, der Wille hinzukommt. Dabei ist noch interessant zu beobachten, dass die Weisheit aus der Liebe hervorgehen soll, nicht umgekehrt. Das entspricht der Polarisierung des ersten Vaters und der ersten Mutter: Die Eva ging aus dem Adam hervor – nicht umgekehrt!
Die Seele, welche neu geboren wird aus Liebe und Weisheit ist, wie schon gesagt, aus dem Geist geboren. Die Geist-Seele ist dann vollständig und uneingeschränkt Herr des Leibes, das heißt des Fleischleibes und damit seines Todes. Der aus Gott geborene kennt keinen Tod mehr und lebt so lange wie es der Geist, der Wille Gottes für die Seele als nötig erachtet, denn das Ziel des Erdenlebens ist mit der Wiedergeburt erreicht und sein verlängertes Leben – meist im Verborgenen - dient dann nicht mehr der Seele, sondern seinen Mitmenschen und damit natürlich Gott ("… auf dass ihr lange lebet auf Erden unter Wohlergehen").


Geschrieben aus der Erkenntnis, die der Geist Gottes mir ins Herz gegeben hat.















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