Über die Allgegenwart Gottes. (Schmetterlinge fangen).
Die Adventszeit, in der wir uns wieder befinden, ist der ideale Zeitraum des Jahres, um uns mit der Gegenwart des Herrn ein wenig im Geiste zu befassen. Noch gibt es Christen auf dieser Welt, Gott sei dank, deren Herzen sich in freudiger Liebe erwärmen, die die Geburt des Herrn auf Erden in ihnen jedes Jahr entfacht. Unser christliches Weihnachtsfest sind die heiligen Nächte der irdischen Niederkunft Gottes, zu unserer Erlösung. Sie sind zur gleichen Zeit die frohe Erinnerung an den unzerstörbaren Bund der Liebe zwischen Gott und der Menschheit, ein Bund der Mensch und Gott in Vater und Kind verwandelt, was wirklich alles verändert, zum Guten. Diese Christen verstehen also, daß unsere Verbindung mit Christus der Weg zum wahren Leben und Herrlichkeit ist (Joh. 14.6).
Darum möchte ich dem Leser diese, meine persönlichen Gedanken über den innigen Wunsch Christus mal sehen zu dürfen -natürlich erst wenn wir unseren Leib abgeworfen haben- mit viel Liebe mitteilen, nicht nur für diese Weihnachtszeit, sondern für jeden Tag in unserem Leben. Diese Gedanken werden nicht um das wo und wann drehen, wie die Fortsetzung erläutern wird, sondern um das wie. Ich hoffe dabei zusammen einen guten Fang machen zu können, wie Jesus seinen Jüngern zu sagen pflegte (GEJ.- J.Lorber). **
Die Aufgabe ist keine Leichte und verlangt die unschuldige Aufmerksamkeit eines wahren Kinderherzen, denn damit wir uns auch nur eine recht grobe Antwort auf diesen Seelenwunsch geben können, und wie er sich erfüllen kann, müssen wir unsere angewöhnte, erwachsene Denkweise ein wenig beiseite legen, um das Heilige des Himmels zu erfassen. Es ist flüchtiger als man denken könnte, weshalb wir nicht mit den üblichen Werkzeugen unseres Verstandes Hand an die Sache legen wollen. Wir wollen lernen, über etwas was man der Mystik zuschreiben würde. Doch wer lernt alles mit grösster Natürlichkeit? Ja, ein Kind. Lasst uns also frei von alten Mutmaßungen sein; lasst uns erneut Kinder sein, die alles aufnehmen als ob es die pure Wahrheit wäre. Ich möchte uns dabei führen, der Herr stehe mir bei.
Wenn wir an den Himmel, bzw. das Jenseits denken, ist es für uns fast unmöglich unsere Vorstellungen über jene Welt von Zeit und Raum zu trennen. Deshalb fragen wir, aus unserer angewöhnten Denkweise, wo der Himmel wohl sei, wie groß er ist und wie weit entfernt von dieser materiellen Welt jenes göttliche Reich wohl liegen mag. Unsere ganze Sprache, also unser Denken, ist auf diese Dimensionen erbaut und kaum gibt es einen sprachlichen Ausdruck, der uns erlaubt etwas ohne dessen räumliche und zeitliche Umstände zu beschreiben. Wo und wann, wie lange und wie weit, ist tief in unserer Denkweise eingeflochten. Wenn es also zum Himmel, die geistige Welt kommt und ‘dort’ zum Herrn, fragen wir uns stille: Wo und wann, kann eine Seele im Jenseits den Herrn, Christus, zu sehen bekommen? Wir sollten jedoch, wie gesagt, besser fragen, wie kann ich den Herrn sehen, also, welcher Zustand der Seele, des Ichs, macht das möglich? Es geht also nicht um wo man sein muss um Christus zu treffen, abgesehen von in Seinem Reich, als wie man sein soll in der Liebe. Das soll unsere Sorge sein, denn diese Frage, also wie, zeigt auf unser Innerstes, dort wo wir lieben. Jeder von uns sollte sich in seiner Liebe zuerst ernsthaft prüfen, bevor er sich diese große Frage stellt.
Dabei kommt auch gleich die noch größere Frage auf, wenn wir etwas ‘weiter’ denken, wie sich der Herr all den Wesen des Jenseits sichtbar machen kann, die aufnahmefähig sind für Göttliches, somit Gott (in Christus) sehen können, und das zur gleichen Zeit, wo die geistige Welt doch an ‘Ausdehnung’ das materielle Universum so unvorstellbar weit übertrifft?
Diese große Frage ist, wie gesagt, mit unseren Worten fast nicht zu beantworten, nicht nur, weil wir sie in unserer räumlichen Sprachweise gleich falsch gestellt haben, indem wir an den Himmel als einen unüberschaubaren Raum gedacht haben, sondern weil uns, hier auf der Erde, das Erlebnis den Herrn zu treffen an sich schon zu schön um wahr zu sein vorkommt. Doch diese Sache ist es schon wert, in unseren Herzen auf die Suche nach Licht darüber zu forschen, denn sie birgt den Schlüssel zum Geheimnis des Himmels und der Liebe als Grundlage von allem was sich himmlisch nennen darf, also wohl auch das sichtbare Erscheinen des Herrn in den himmlischen Gemeinschaften der Engel.
Wir verzagen deshalb nicht auf unserer Suche nach Erleuchtung, denn es wäre uns zu einfach die Sache über Gottes Omnipräsenz mit dem Satz: ‘Bei Gott ist alles möglich’, abzufertigen. So eine universelle, also eine für alles, was den Herrn betrifft, passende Antwort, befriedigt wohl sicher die meisten Denker, jedoch nicht uns, die wir jetzt Kinder geworden sind, die mehr wissen wollen, weil sie lieben wollen was sie wissen, als die reine Wahrheit. Diese reine Wahrheit soll in unserer Liebe zum Herrn als ein himmlisches Licht in uns scheinen. Wahrheit und Liebe sind nämlich immer verbunden, denn was man liebt, das ist wahr für das liebende Herz. Gott lieben muss also auf klare, unverfälschte Kenntnis, soweit es geht, über Sein wahres Wesen begründet sein. Dieses Wesen Gottes soll aber auch geliebt werden können von uns, also nicht unsere Fähigkeiten zu lieben überschreiten, sonst würde allzeit eine Trennung bestehen, wie vor dem neuen Bund den Christus besiegelte mit seiner Ankunft auf dieser Welt. Dieser neue Bund ist das Neue Testament. Wir wollen also vom Alten Testament nichts mehr wissen, weil wir den Herrn persönlich treffen wollen, aus reiner Liebe zu Ihm und nicht aus einem religiösen Gefühl der Ehrfurcht. Gott die Ehre geben ist gut; Ihn als himmlischen Vater lieben, viel besser. Doch das hat nur Christus ermöglicht, weil Gott, durch Seinen Sohn, dem Er Allmacht gab, für uns zum Vater wurde. Gott sollte uns allen nah sein, und dieser Wunsch einer engen und persönlichen Verbindung zum Herrn ist nicht unrecht, denn kann ich Gott als allmächtiges, abstraktes Wesen lieben? Das wäre eine zu große Liebesaufgabe für mich. Die New Age Bewegung hat das versucht und ist dramatisch gescheitert.
Ich will Gott als den Herrn, als Christus, als Vater und Bruder aller Menschen auf der Erde und Engel im Himmel lieben. Mein Verlangen Ihn zu sehen, meinen Blick mit dem Seinen kreuzen, dabei Sein Lächeln spüren, tief im Herz, drängt mich weiter auf dieser kleinen Reise in Sein Reich ohne Zeit und Raum, wo alles ganz einfach ist, verbunden in der Liebe und doch frei.
Ja, wir haben vom Herrn Licht erhalten, unseren Verstand, um das Unbekannte zu erforschen und das Mysteriöse zu enthüllen, zumindest um es zu versuchen, mit dem Bewusstsein, daß wir Gott natürlich nie ganz erfassen werden, was ja der Schlüssel unserer Seligkeit ist, nämlich daß der Herr uns allzeit an Fülle und Vollkommenheit übertrifft, uns aber gleichzeitig aus seiner Liebe beschenkt mit neuen Wundern, denen wir dann nachjagen wie Kinder hinter bunte Schmetterlinge.
Zur Sprache mit unseren Worten, die allzeit Raum und Zeit in Anbetracht nehmen müssen, kann hier gesagt werden, daß Emanuel Swedenborg* in seinen mystischen Werken schreibt, die Sprache der Engel im Himmel sei für den Menschen auf der Erde gänzlich unverständlich. Jeder von uns stellt sich dabei gleich vor, es handelt sich um eine Sprache mit fremden Lauten und Wörtern die wir nicht kennen, die aber gelernt werden können, durch einfache Übersetzung. Dem ist aber nicht so, denn sonst wäre die Sprache der Engel schlicht mit irgendeiner uns noch unbekannten Sprache oder Dialekt der Erde vergleichbar, was wohl zu simpel aufgestellt wäre. Die Sprache der Engel, Wesen die ohne Zeit und Raum leben, ist uns fremd, weil wir, im Gegensatz, Wesen in Zeit und Raum sind. Die Sprache der Engel besteht aus vorbildlichen Gedanken über die Liebe als Lebenssubstrat. Ansonsten ist sie für uns nicht zu beschreiben.
Und so nähern wir uns der Sache die uns hier beschäftigt, denn wie kann der Mensch, dessen Kommunikation auf Zeitliches und Örtliches gegründet ist um sich verständlich zu machen untereinander, eine Welt und ihre Sprache erfassen, die ganz davon befreit lebt? Wie können wir also nur annähernd begreifen, nicht wo der Himmel ist, denn diese Frage wäre schon unnötig, sondern was er ist, ja, wie das Leben ‘dort’ abläuft? Dabei wollen wir uns aber nicht weiter auf die Sprache der Engel konzentrieren, von der wir eh keinen Laut, geschweige denn einen Begriff in unseren Hirnen abspielen lassen können. Nein, hier verfolgen wir eine sehr konkrete Angelegenheit, die direkt den Herrn, also Gott, betrifft, und zwar, wie oben erwähnt, in seiner Allgegenwart. Doch da gibt es zwei Allgegenwärtigkeiten Gottes! Die Erste, verstanden als Sein Heiliger Geist, ist für uns noch relativ vorstellbar, als Kraft oder Energie, sogar Licht, das überall hin strahlt und eindringt. Doch Gott ist uns ja nun, seit Christus auf Erden war, ein liebender Vater und Bruder, ein wahrer Menschenfreund geworden und das hat ja so seine, sagen wir mal, Pflichten’ mit sich gebracht für den Schöpfer, der ja nun nicht mehr im Hintergrund der Schöpfung, unsichtbar und unergründlich verbleiben kann und will, sondern bei all seinen Kindern, die die Ihn über alles lieben, sein möchte, sich also, wie ein König, so nah wie möglich gesehen werden soll von seinem Volk, ja, sogar berührt, also ein hautnaher Gott, ein Vater im Himmel.
Doch was für ein Volk! Es besteht aus einer zahllosen Menge Engel und Geister, in einem grenzenlosen, weil raumlosen Himmel! Das scheint sogar für Gott eine anstrengende Arbeit zu sein. Die göttliche Weisheit hat es aber möglich gemacht, nicht als Korrektur im himmlischen System, sondern von Beginn an, daß die Ihn liebenden Seelen Ihn auch bei sich haben können, nämlich so, daß auch nicht die Letzte eine Sekunde länger warten muss als es die göttliche Vorsehung für notwendig hält. Wir haben dabei mit unserer Sprache, die Zeit in die Gedanken fügt, wieder mal daneben getroffen. Denn im Grunde sind ‘beide’ Allgegenwärtigkeiten Gottes miteinander verbunden. Die Zeit ist also für Gott unbedeutend, denn Gott, als der was ist, kann und brauch sich nicht zu bewegen um zu irgendeinen Ort zu gelangen, der ja sowieso von Ihm, also Seinem Geist, gefüllt und erhalten ist. Würde Er, als schöpfende Kraft, also zu einem Ort reisen, müsste der Rest der Schöpfung sofort zu nichts werden, weil der der ist, dort nicht mehr das was ist aufrecht erhält mit seinem Willen und Gegenwart. Jetzt hat Gott aber Seiner Allgegenwart ein Gesicht gegeben. Mit anderen Worten: Gott kann, durch Christus, bei Milliarden Geistern der Himmel zur gleichen Zeit in Person anwesend sein, sie alle anlächeln, mit ihnen reden, sie stärken und trösten, ohne auch nur einen, wie gesagt, daneben liegen zu lassen.
Wie genau macht Er das? Ich weiß es nicht. Das weiß niemand, aber wir können, durch das was es nicht ist, uns dem was es wohl ist, näher kommen, in unserem Verstand und Liebe zum Herrn, was diese ja auch bekräftigen soll, weshalb wir die Freiheit haben zu versuchen Seine Wege zu verstehen. Wie oben gesagt: es sind bunte Schmetterlinge für glückliche Kinder. Laufen wir diesen schönen Faltern also freudig hinterher.
Die geistige Welt ist, wie mehrmals betont, eine raumlose und nicht an die Zeit gebundene Welt. Was bedeutet das? Sie ist aus Liebe gemacht, und nicht aus Materie die vor das Bewusstsein der Seele gestellt wird als Realität die durch die Sinne von außen erfasst wird, also immer mit Abständen, die dann auch Zeit brauchen um überbrückt zu werden. Die Zeit stammt also aus der Bewegung der Dinge im Raum. Somit ist unser Denken an diesen unumgänglichen Umstand gebunden. Umstand ist etwas was um das Bewusstsein steht, das Ich, also eine Art Gericht oder Gefangenschaft für den Geist bildet. Gefangenschaft bedeutet dabei auch allzeit Trennung, und Trennung ist wiederum aus Zeit und Raum gemacht, die sich zwischen der Seele und ihr Glück stellen. Dieses Glück kann also nur dort sein wo es keine Trennung durch Zeit und Raum gibt, und das ist auch wieder falsch ausgedrückt. Doch das ist exakt unser Leben in der Materie, ein Umstand oder Gefängnis, eine Trennung und eine Hemmung. Zeit und Raum sind Grenzen für die Freiheit der Seele. Sie stellen hier eine Prüfung dar, die uns in der Liebe und die aus einer wahren Liebe zu Gott entstehenden göttlichen Eigenschaften, wie die Geduld oder die Ernsthaftigkeit, festigen sollen. Vor allen Dingen soll es uns zeigen daß wir diese Trennung die Zeit und Raum in unserem Leben verursachen, nur bei Gott überwunden werden können, weil Sein Wesen beide aufhebt, für ihn und eventuell auch für uns, was mit unserem sehr persönlichen Grad geistiger Affinität zu Gott in Bezug steht.
Daher der Wunsch, tief geankert in der Seele, den Herrn zu treffen, denn in dieser Begegnung liegt unsere Erlösung von jeglicher Trennung, Trauer und Einsamkeit, die wir bis zur Ursünde des ersten Menschenpaares zurückführen können, also als eine Konsequenz des Ungehorsam zu Gott. Sich innigst wünschen dem Herrn zu begegnen hat die tiefe Bedeutung einer wiedergewonnenen Harmonie zwischen Schöpfer und Geschöpf, aber diesmal als Vater und Kind. Dieser grösste Wunsch schlummert in jeder Seele des ganzen Universums, aus denselben guten Gründen. Darum muss es den Weg geben diesen Wunsch zu erfüllen, für alle die ihn geduldig und demütig hegen, denn sie leben in dieser Zuversicht. Es gibt ihn, diesen Weg der zum wahren Leben führt, und er heißt Christus.
Wir sind also grundsätzlich getrennt, durch Zeit und Raum und leiden unter aller Art Trennungen in diesem Leben, damit wir Gott als die alles vereinende Macht suchen. Diese Macht erhebt uns über Zeit und Raum, welche der Rahmen der Trennung der Seele vom geistigen, ewigen Leben bilden.
Wer das Leben hier so versteht, der kann sich Zeit und Raum zu seinem geistigen Vorteil machen, denn für ihn dient jeder Schatten dazu, das wahre Licht zu finden. Was uns hier beschäftigt, ist zu verstehen, indem wir unsere an Zeit und Raum gebundene Existenz in ihren von Gott weise gesetzten Grenzen für unsere Entwicklung erkennen, daß das rein geistige Leben im Jenseits davon unabhängig abläuft; daß es keine äußeren Umstände mehr gibt, sondern nur noch innere Hindernisse zur vollkommenen Freiheit der Seele durch ihren göttlichen Geist, der sie über alle Begrenzungen ‘erheben’ kann. Ja, so einfach soll es nicht sein. Wir haben ja gesagt, daß es darum geht, tief in uns zu schauen. Die eigentlichen Fesseln unserer Gefangenschaft sind nicht in der Welt um uns, sondern in unserem Herz. Und wer sich hier in diesem Leben in der Liebe an die Welt fesselt, der kommt auch als Gefangener ins Jenseits.
Ist die Geisterwelt also doch nicht frei von Grenzen? Ja, aber nicht für alle Geister im gleichen Maße. Volle Freiheit kommt aus bedingungsloser Liebe zum Herrn, wie eine Verbindung die eine Befreiung und Bemächtigung der Seele bewirkt, was auch Wiedergeburt im Geist genannt wird. Ist die Liebe einer Seele noch nicht voll zu Gott gerichtet, muss sie also noch Beschränkungen in ihrer Freiheit erleben, was leiden bedeutet, damit sie diese ersehnte Freiheit weiterhin sucht, d.h. ihre Liebe von Unwahrheiten reinigt, an die sie noch fest glaubte, also liebte. Alle inneren Hindernisse zur Freiheit im Jenseits stammen somit aus der individuellen Liebe jeder Seele. Das soll gesagt sein, damit wir besser verstehen, denn das ist unser Ziel in dieser Meditation, wieso Gott die absolute ‘Bewegungsfreiheit’ genießt, ja, die Freiheit ist, auch für uns, was natürlich nun wieder falsch mit unserer Sprache ausgelegt ist. Lassen wir uns aber nicht dadurch einschüchtern, denn der Himmel freut sich über unseren kindlichen Versuch den Geist zu erfassen und damit wie der Herr es möglich macht Ihn sehen zu können, was zum neuen Bund gehört, der unsere einzige Religion sein soll.
Bleiben wir bei der Idee, daß der Himmel einen unvorstellbaren Grad an Freiheit darstellt, so unvorstellbar, daß Raum und Zeit einfach aufgehoben werden. Die geistige Realität, wenn sie rein ist von falscher Liebe, also Liebe die nicht zum Herrn fließt, kehrt, durch die Verbindung der Seele zum Geist Gottes, die uns hier auf der Erde bekannten Lebensbedingungen der Trennung vollständig um, wo Umstand zum Zustand wird, also eine Realität bildet, ein Leben, das sich für die Seele von innen nach außen entfaltet, dabei die Grenzen der Materie aufhebt und die Seele in eine Welt stellt, wo der Raum nur ein Anschein ist und Zeit nicht mehr gemessen werden kann.
Und, je ‘höher’ die Seele sich befindet, d.h. je stärker ihre Liebe zum Herrn ist, desto freier ist sie von Zeit und Raum, was sie befähigt sich blitzschnell zu ‘bewegen’. Ja, wieder mal nicht richtig ausgedrückt. Sagen wir mal, in anderen Worten, daß die im Geist wiedergeborene Seele, weil vollkommen frei von der Materie, teilnehmen kann von der Allgegenwärtigkeit Gottes, was sie befähigt, fast wie Er, dort zu sein wo ihre Gedanken sind, wenn auch nicht ‘überall’ ‘zur gleichen Zeit’.
Bei Gott selbst, da ja die ganze Schöpfung aus Seinen Gedanken entstand und fortwährend besteht, ist Sein Geist wohl ‘überall gleichzeitig’. So kann Christus, in seiner göttlichen Vollmacht, auch jedem erscheinen, rein aus dem Sein das alles erhält so wie es ist und die Wege zur grenzenlosen Herrlichkeit bahnt. Denn wo der Herr nicht wäre, könnte niemand hinkommen. Besser ausgedrückt, was der Herr nicht ist, kann niemand sein. Zu sein wie Christus ist der Kern des wahren Christentums, doch dafür muss jeder von uns seine Liebe prüfen und sich in ihr wenden zu Gott. In dieser Wendung, eine Innere, liegt der Schlüssel der Erfüllung des Wunsches Christus zu begegnen, denn der Herr kann nur kommen, wenn man Ihn empfangen will mit seinem ganzen Wesen. Dann kann Gott die Seele befreien, weil sie frei sein will, im heiligen Bund mit Ihm. Das bezieht sich auch auf unsere Denkweise. Die Sprache des Himmels ist nämlich ein Geschenk Gottes das noch ungeöffnet in uns liegt.
Wir versuchen immer noch, mit der falschen Sprache zu beschreiben, wie das Leben im Reich der Geister ist. Und mit dieser Sprache sagen wir, daß es ein Oben und ein Unten gibt und daß das Unten Hölle heißt. Während die Seele in der Hölle noch den Eindruck hat sie wäre eine Ewigkeit ‘dort’ gebunden, was eigentlich nur ihr eigener Liebeszustand ist, der sie noch verdunkelt oder materiell macht, wird ihr Leben in reineren, ‘höheren’ Schichten stets zeitloser, weil freier. Der ‘Weg’ im Jenseits ist eine progressive Veränderung der Seele ‘hin’ zum Licht. Ihre Erleuchtung ist eine Befreiung von materieller Liebe, die sie in eine geistige Dunkelheit versetzt hatte, was mit dem Urfall verbunden ist, wo die Materie ein Gericht für die gefallenen Geister darstellt. Dieses Gefühl einer ewig lange dauernden Dunkelheit ist ihr durch die göttliche Weisheit gegeben, zur Läuterung und Demütigung der Seele, die sich noch nicht zum Herrn und seinem Licht gewendet hat. Alles was sie schwach gemacht hat, durch Liebe zur Materie, was auch Krankheiten und den Tod betrifft, soll sie die Kraft aus ihrem göttlichen Geist aufsuchen lassen. So soll sie ihre Freiheit in Gott suchen, durch das Leid das die Trennung verursacht. Dazu soll sie erkennen, daß es keinen anderen Weg als Christus gibt (Joh.14.6).
Das kann Jahrhunderte oder Jahrtausende dauern, weil die Seele von ihrer falschen Leidenschaft zur Welt (Materie) vollkommen gereinigt werden muss. Daraus entsteht dann, in den Kirchen, durch das zeitliche Denken, die falsche Vorstellung einer ewigen Verdammung. In dieser falschen Vorstellung liegt der Gedanke daß ewig, ewig lang bedeutet, also eine unvorstellbar lange Zeit. Dabei ist die wahre Ewigkeit die Befreiung von Zeit, wie wir hier versuchen zu begreifen.
Ja, während ich diese Worte hier aufs Papier bringe, kämpfe ich mit der fast unüberwindbaren Denkweise und der Unmöglichkeit die Freiheit eines zeit- und raumlosen Lebens mit unserer Weltsprache zu beschreiben. Doch wir geben nicht auf, denn es gibt noch schöne Schmetterlinge zu erhaschen.
Was die Seele im Jenseits, das gar nicht so jenseitig ist wie das Wort behauptet, nun erlebt, ist ihre eigene Realität, die einzig und allein aus der Art ihrer Liebe, also was und wie sie liebt, gestaltet wird. Sie wird also mit der eigentlichen Kraft der Schöpfung aus sich selbst konfrontiert; mit der Wahrheit ihrer Liebe, d.h., daß ihre Liebe alles ist was sie ist, weil sie ist was sie liebt. Hat sie Gott über alles und gegen die Welt geliebt, kann Gott, aus dieser Liebe, in ihrer neuen Welt, der Geistigen, erscheinen. Ihr Zustand ist der das möglich macht. Und für diese Begegnung mit dem Herrn ‘kommt’ sie in den Himmel, der ihrem individuellen Liebeszustand entspricht. Hat sie aber die Welt über Gott geliebt, macht ihr Zustand es noch nicht möglich den Herrn zu sehen. Das ist kein Umstand, nichts was sie von außen erlebt, sondern ihre eigene innere Lage.
Es gibt nun keine äusseren Umstände mehr, keinen Zeitdruck eines vergänglichen Lebens, das sie besser hätte nützen sollen, anstatt nur vom Leben zu genießen. Ihr innerer Zustand wird ihr Raum und ihre Zeit sein. Ist dieser Zustand der Liebe kaum mit Gott verbunden, leidet sie unter Mangel an Freiheit. Wendet sie ihre Liebe mehr und mehr zum Herrn, spürt sie eine wachsende Freiheit und Seligkeit, die sie ‘schrittweise’ über die Grenzen von Zeit und Raum bringt. Ab diesem Punkt wird unsere Sprache so gut wie nutzlos für diese Meditation.
Grenzenlos ist also zeitlos und raumlos, weil die Welt der Geister aus Gemüts- bzw. Liebeszuständen oder verschiedenen Graden in der Fähigkeit Gott, als Liebe, aufzunehmen, gebildet ist. Der Herr, das kann jeder leicht begreifen, ist die Vollkommenheit selbst, was heisst, Er ist die vollkommene Kraft zu sein, unbegrenzt durch Zeit und Raum. Was ist, ist, und benötigt keinen Raum dazu. So kann der Heilige Geist Gottes die ganze Schöpfung erfüllen, ohne sich jemals nur einen Millimeter bewegt zu haben. In anderen Worten, nichts gibt es nicht und alles was es gibt, ist Gott. Wir kommen der Sache ‘näher’.
Gehen wir eben kurz zur Erde zurück, wo uns Zeit und Raum klare Grenzen stellen und dem Menschen das Gefühl geben nichts zu sein, im Vergleich mit der Grösse des Universums. Diese Einschüchterung durch Raum und Zeit, also durch das Gefühl der Winzigkeit und Vergänglichkeit ihres Lebens, soll die Seele in Demut für die Liebe zu ihrem Schöpfer vorbereiten, eine Liebe die es dann im geistigen Leben möglich macht dem Schöpfer zu begegnen. Diese Begegnung ist ein Zusammenkommen im reinen Sein, welches auch die größte Seligkeit ist, weil in diesem Sein die Freiheit herrscht, denn was ist, ist und kann von nichts in seinem Sein gehindert werden, weder von Zeit noch von Raum. Wir kommen der Antwort auf die Spur, trotz der plumpen Worte.
Denn am anderen Ende dieser an Zeit und Raum gebundenen Existenz jeder Menschenseele ‘steht’ Gott, als Quelle des unbegrenzten Seins, was sich in ein gleichermaßen grenzenloses Dasein ausdrückt. Aber Achtung, die göttliche Allgegenwart ist nicht räumlich und hat weder Anfang noch Ende. Jetzt hätten wir fast einen schönen Schmetterling mit den Händen greifen können.
Doch, so wie wir sind, ist er uns wieder entschlüpft. Trotzdem noch ein paar letzte Gedanken, die uns die Frage beantworten sollen, wie Gott es macht sich all seinen Ihn liebenden Kindern als Himmelsvater zu zeigen. Bleiben wir dafür bei der Liebe.
Nur die Liebe erklärt, daß der Herr vielen, ja, unzähligen Seelen, Geistern und Engeln, auf einmal, man würde nun mit Recht sagen, egal wo und wann, weil ja raum- und zeitlos, erscheinen kann, denn Sein Auftreten ist direkt mit der Liebesaufnahmefähigkeit der von Seiner Gegenwart beschenkten Seelen verbunden, und nicht mit irgendeinem Standort oder Zeitpunkt. Ja, der Herr erscheint nicht hier oder dort und auch nicht an einer Million Stellen auf einmal, als ob Er sich grenzenlos teilen würde, was ja nicht Ihm, sondern seinem gefallenen Bruder geschah. Auch wir waren dort und jetzt sind wir wieder zurück. Dieser Kreislauf von Vereinigung, Trennung und erneuter Vereinigung mit Gott ist eine Wendung unserer Liebe, so einfach und so kompliziert, denn die Liebe ist etwas handfestes das nicht so leicht umgestaltet werden kann. So soll es auch sein, denn unsere Liebe zum Herrn soll auch felsenfest werden, so das nichts und niemand sie jemals wieder von Ihm trennen kann. Alles was uns nicht zum Herrn führt, verursacht Trennung. Wer das begreift, der weiß was er zu tun hat, und er wird immer besser Wahrheit von Lüge unterscheiden. Der Herr, in Christus, ist Vereinigung und diese Vereinigung ist nicht an Zeit oder Raum gebunden, sonst wäre sie nicht wahr, sondern bedingt wahr, was so gut wie falsch ist.
Gott ist die Liebe und die Liebe zu Ihm bringt Ihn zu uns. Doch dafür muss Er vorher in uns erweckt worden sein, nämlich durch unsere Liebe zu Ihm, in diesem Leben!
Daß die unglücklichen Seelen, die sich noch in sozusagen ‘niedrigeren’ Ebenen der Geisterwelt befinden, den Herrn nie sehen oder verspüren, hat also nichts damit zu tun wo sie sich befinden, sondern schlicht mit ihrer Unfähigkeit oder sehr begrenzten Fähigkeit Gottes Liebe in sich aufzunehmen, also Sein Wesen, die wahre Liebe, zu ‘sehen’, denn sie lieben Ihn ja nicht, was sie vom göttlichen Licht ‘entfernt’, also Trennung bringt. Obwohl diese Trennung uns in die materielle Welt mit Zeit und Raum befördert hat, verstehen wir nun schon, daß diese Entfernung zu Gott, nichts mit einem räumlichen Abstand zu Gott zu tun hat, sondern mit der Wellenlänge oder Frequenz unserer Liebe, die zu anderen Sachen, wie zu uns selbst, gerichtet ist, also nicht für den Herrn schwingt, wir ihn sozusagen, genau wie ein Radio das auf eine andere Wellenlänge eingestellt ist, nicht empfangen können. Um diese kleine Analogie ein bisschen zu vertiefen: Zwischen einem Radiosender und einem Empfänger ist die Entfernung, also der Raum zwischen ihnen, nicht das Wichtigste, um eine Verbindung aufzubauen, denn beide könnten nur ein paar Meter voneinander entfernt sein, und der Empfänger würde die Signale des Senders trotzdem nicht empfangen, wenn sie nicht auf derselben Frequenz schwingen. In unserem Fall geht's nicht um Wissen über Gott, sondern um die Liebe zu ihm.
Wer also ‘in den Himmel kommen’ will, der soll erst begreifen, daß selbst Christi Himmelfahrt keine Fahrt in einen Himmel, der irgendwo oben ist, war, sondern eine reine Vergeistigung seines Wesens, eine vollkommene Dematerialisierung die Er in seinem Fall selbst verursacht hat, bei uns aber Sein Geist, in uns, diesen ‘Schritt’ für die Seele macht, bzw. ihr den Weg zeigt und die Tür zum wahren Leben öffnet, was jedoch auch keine Ortsveränderung mit sich bringt, sondern einzig und allein eine Zustandsveränderung der Seele in ihrer Liebe.
Die seligen Geister, wie die Engel aller Art, treffen den Herrn aber genau in dem Grade (und nicht in einem Moment oder einem Ort) wie ihre Liebe zu Ihm schwingt, und das ist für alle Bewohner der ‘oberen’ geistigen Schichten zugleich möglich, weil die Verbindung zum Herrn eine zwischen Gleichgesinnten ist, und nicht eine Räumliche. Es handelt sich um eine geistige Verbindung, die fast einer Verschmelzung gleichkommt, im sinne von Sofortigkeit und Beständigkeit, jedoch dabei nicht das Individuum aufhebt. So können, problemlos, Milliarden von Geistern den Herrn empfangen, weil sie auf Ihn eingestellt sind, mit Seiner Wellenlänge synchronisiert sind, durch die gegenseitige Liebe. Die Liebe ist viel mehr als wir verstehen können, weshalb die Verbindung zum Herrn nicht nur in Form eines Gefühls erscheint, oder als eine Nachricht, Zeichen oder eine innere Stimme. Es ist die komplette Gegenwart Gottes, als Christus, die die seligen Geister erleben, sichtbar und fassbar. So kann jeder den Herrn auf sich zukommen sehen, ihn begrüssen, weil Gott, durch die Liebe, in ihm ist und er in Ihm. Wäre das nicht so, dann würde Gott, wie eine Menschenkönig, umherreisen müssen, was im Himmelsreich bestimmt Äonen in Anspruch nehmen würde. Gott reist also nicht von hier nach dort; das sollte uns eindeutig hell vor den Augen liegen; den geistigen Augen, wohlgemerkt.
Gott teilt sich dabei auch, wie gesagt, nicht auf. Er bleibt immer Einer, eine Liebe, ein Licht und ein Leben, das weder Zeit noch Raum benötigt um zu Der zu sein der Er ist (2 Mose 3,14).
Wer also, in Seinem Reich, nach dem wir doch trachten sollen, ist wie ER IST, aus einer friedlichen Liebe, der kann Gott als den heiligen Vater der Liebe erblicken, den Einzigen, während andere, genauso gleichgesinnte Geister in der göttlichen Liebe, und derer ohne Zahl, ebenfalls dasselbe machen können, natürlich allzeit nach Seinem heiligen Willen, denn ER weiß am besten ‘wo’ und ‘wann’, vor allen Dingen, wie ER sich uns persönlich offenbart.
Wer hat jetzt einen schönen Schmetterling fangen können?
Dem Herrn allen Dank und Liebe. Amen.
René Bijloo. 19-12-2025. renebijloo@fastmail.fm
- Zu den Werken von E. Swedenborg:
https://newchristianbiblestudy.org/de/swedenborg/.
**Zum Grossen Evangelium Johannes von Jakob Lorber:

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