Als Gastbeitrag dient uns eine Predigt von Cyprian von Karthago, ein Bischof der Urchristen (gest. im Jahr 258)
Auch sonst werden wir oft genug davor gewarnt, wider den Herrn zu murren.
Diese Geduld
haben die Gerechten stets gezeigt, an dieser
Lehre haben die Apostel nach des Herrn Gebot stets festgehalten: nicht zu
murren im Unglück, sondern mutig und geduldig alles auf sich zu nehmen, was
auch in der Welt kommen möge. Das Volk der Juden hingegen hat dadurch immer
Anstoß erregt, daß es gegen Gott nur zu häufig murrte, wie Gott der Herr im
Buche Numeri bezeugt mit den Worten: "Ihr Murren lasse ab von mir, und sie
werden nicht sterben". Man darf
nicht murren im Unglück, geliebteste Brüder, sondern muß geduldig und mutig
alles ertragen, was auch kommt;
denn es steht geschrieben: "Ein Opfer für Gott ist ein gequälter Geist; ein zerknirschtes und gedemütigtes Herz verachtet Gott nicht". Auch im Deuteronomium mahnt der Heilige Geist durch Moses und sagt: "Der Herr, dein Gott, wird dich plagen und den Hunger über dich schicken, und in deinem Herzen wird man erkennen, ob du seine Gebote wohl beachtet hast oder nicht" und wiederum: "Der Herr, euer Gott, versucht euch, um zu wissen, ob ihr den Herrn, euren Gott, liebet aus eurem ganzen Herzen und aus eurer ganzen Seele" .
denn es steht geschrieben: "Ein Opfer für Gott ist ein gequälter Geist; ein zerknirschtes und gedemütigtes Herz verachtet Gott nicht". Auch im Deuteronomium mahnt der Heilige Geist durch Moses und sagt: "Der Herr, dein Gott, wird dich plagen und den Hunger über dich schicken, und in deinem Herzen wird man erkennen, ob du seine Gebote wohl beachtet hast oder nicht" und wiederum: "Der Herr, euer Gott, versucht euch, um zu wissen, ob ihr den Herrn, euren Gott, liebet aus eurem ganzen Herzen und aus eurer ganzen Seele" .
Wie
Abraham soll der Christ gehorsam alle Drangsale nur als Gelegenheit betrachten,
sich im Kampfe siegreich zu bewähren.
So fand Abraham
Gottes Wohlgefallen, weil er, um Gott zu gefallen, weder den Verlust seines
Sohnes fürchtete noch sich weigerte, den Mord an seinem Kinde auszuführen. Wenn
du es nicht erträgst, deinen Sohn nach dem Gesetz und Los der allgemeinen
Sterblichkeit zu verlieren, was würdest du dann erst tun, wenn dir befohlen würde,
deinen Sohn zu töten? Zu allem sollte dich deine Gottesfurcht und dein Glaube
bereit machen. Sei es der Verlust des Vermögens, der dich betrifft, sei es die
beständige, qualvolle Erschütterung der Glieder infolge verheerender
Krankheiten oder die tiefschmerzliche, traurige Trennung von der Gattin, von
den Kindern, von scheidenden Lieben: dies alles darf für dich kein Anstoß,
sondern nur ein Kampf sein; dies alles soll des Christen Glauben nicht schwächen
oder brechen, sondern vielmehr im Widerstande seine Tapferkeit erweisen.
Denn
alle Unbilden der gegenwärtigen Übel gilt es zu verachten im Vertrauen auf die
künftigen Güter. Geht nicht ein Kampf vorher, so kann es keinen Sieg geben.
Erst wenn im Getümmel der Schlacht der Sieg gewonnen ist, dann wird den Siegern
auch die Krone zuteil. Den Steuermann erkennt man im Sturme, in der Schlacht
bewährt sich der Krieger. Leicht läßt
sich's prahlen, wenn keine Gefahr droht; erst der Kampf in Widerwärtigkeiten
ist die Erprobung der echten Tüchtigkeit. Der Baum, der tief im Boden wurzelt,
wird von den ihn umtosenden Winden nicht erschüttert, und das Schiff, das in
starkem Gefüge gefestigt ist, wird zwar auch von den Wogen hin und her gerüttelt,
aber nicht durchbohrt, und wenn auf der Tenne das Getreide gedroschen wird, so
spotten die kräftigen, schweren Körner des Windes, nur die leere Spreu wird vom
reißenden Luftzug entrafft.
Auch
das Beispiel des Apostels Paulus zeigt, daß Prüfungen nur dazu dienen, den
Glauben zu krönen.
So sagt auch
der Apostel Paulus nach den Schiffbrüchen, nach den Geißelhieben, nach den
vielen schweren Martern des Fleisches und Körpers, die er erlitten hatte, er fühle
sich durch die Widerwärtigkeiten nicht gequält, sondern geläutert, und er könne
sich um so besser bewähren, je schwerer er heimgesucht werde. "Gegeben ist
mir", sagt er, "ein Stachel meines Fleisches, des Satans Engel, daß
er mich mit Fäusten schlage, so daß ich mich nicht überhebe. Deshalb habe ich
dreimal den Herrn gebeten, damit er von mir weiche, und er hat zu mir gesagt:
"Es genügt dir meine Gnade; denn die Kraft wird in der Schwachheit
vollendet'". Wenn also
Krankheit und Schwäche und irgendeine verheerende Seuche wütet, dann wird
unsere Kraft vollendet, dann wird unser Glaube gekrönt, falls er in der
Versuchung standgehalten hat, wie geschrieben steht: "Die Geschirre des Töpfers
bewährt der Ofen, und die gerechten Menschen die Prüfung der Drangsal". Das ist also
der Unterschied zwischen uns und den anderen, die Gott nicht kennen, daß jene
im Unglück klagen und murren, während uns das Unglück von der wahren Tugend und
dem wahren Glauben nicht abbringt, sondern im Leiden erprobt.
Trotz
aller Schrecken, die die Seuche mit sich bringt, hat nur der den Tod zu fürchten,
den danach ewige Verdammnis erwartet.
Daß jetzt beständiger
Durchfall die Körperkräfte verzehrt, daß das tief im Inneren lodernde Feuer
immer weiter wütet und den wunden Schlund ergreift, daß fortwährendes Erbrechen
die Eingeweide erschüttert, daß die Augen durch den Blutandrang sich entzünden,
daß manchen die Füße oder irgendwelche anderen Körperteile von zerstörender Fäulnis
ergriffen und abgefressen werden, daß infolge der schweren Schädigung des Körpers
durch die eintretende Ermattung der Gang gelähmt, das Gehör abgestumpft oder
die Sehkraft getrübt wird, all das dient nur dazu, den Glauben zu erweisen.
Gegen so viele Anfälle der Verheerung und des Todes mit unerschütterlicher
Geisteskraft zu kämpfen, welch großen Mut zeigt das!
Welche Erhabenheit verrät
es, inmitten der Vernichtung des Menschengeschlechts aufrecht zu stehen,
anstatt mit denen am Boden zu liegen, die keine Hoffnung auf Gott haben! Beglückwünschen
dürfen wir uns vielmehr und es als Geschenk der Zeit begrüßen, wenn wir unseren
Glauben standhaft zur Schau tragen, wenn wir durch das Erdulden von Leiden auf
dem engen Wege Christi zu Christus
eilen und so den Lohn dieses Weges und des Glaubens
nach seinem Urteil finden. Der Tod ist allerdings zu fürchten, aber nur für
den, der nicht aus Wasser und Geist wiedergeboren, sondern den
Flammen der Hölle verfallen ist. Den Tod möge fürchten, wer sich nicht auf
Christi Kreuz und Leiden berufen kann.
Den Tod möge fürchten, wer aus diesem nur zu einem zweiten Tod übergeht. Den
Tod möge der fürchten, den bei seinem Scheiden von der Welt die ewige Flamme
mit immerwährender Pein foltern wird. Den Tod möge fürchten, wer von einer längeren
Frist wenigstens den Gewinn hat, daß seine Qual und sein Seufzen einstweilen
noch aufgeschoben ist.
Für
den Christen ist der Tod sogar vielfach ein Erlöser, der ihn vor Schlimmerem
bewahrt; durch seine wohltätige Wirkung werden alle guten Kräfte geweckt und
gesteigert.
Viele von den
Unsrigen erliegen bei der gegenwärtigen Sterblichkeit dem Tode, das heißt:
viele von den Unsrigen werden von der Welt befreit. Diese Sterblichkeit ist den
Juden, den Heiden und den Feinden Christi eine schwere Plage, Gottes Dienern
dagegen ist sie der Hingang zum Heil. Deshalb, weil nun ohne irgendwelchen
Unterschied innerhalb des Menschengeschlechtes mit den Ungerechten auch die
Gerechten sterben, braucht ihr noch nicht zu glauben, daß die Schlechten und
die Guten ein gemeinschaftlicher Untergang trifft. Zur Erquickung werden die
Gerechten gerufen, zur Bestrafung die Ungerechten dahingerafft; besonders
schnell wird so den Gläubigen Schutz, den Ungläubigen Strafe zuteil.
Blind und
undankbar sind wir, geliebteste Brüder, gegen die göttlichen Wohltaten, und wir
erkennen gar nicht, was uns alles erwiesen wird. Siehe, da scheiden im Frieden,
ungefährdet im Besitze ihres vollen Ruhmes, die Jungfrauen, ohne sich vor den
Drohungen des nahenden. Antichrists, ohne sich
vor Schändung und vor den Häusern der Unzucht fürchten zu müssen.
Die Jünglinge entrinnen der Gefahr der schlüpfrigen Jugendzeit, glücklich
gelangen sie zu dem Lohne der Enthaltsamkeit und der Unschuld. Vor den Foltern
bangt nicht mehr die zarte Matrone, der die Furcht vor der Verfolgung und die
Martern unter den Händen des Henkers durch den schnellen Tod erspart bleiben.
Durch die Angst vor der zeitlichen Sterblichkeit werden die Lauen angefeuert,
die Lässigen im Zaume gehalten, die Untätigen angespornt; die Abgefallenen
werden zur Rückkehr getrieben, die Heiden zum Glauben gezwungen, das alte Volk
der Gläubigen zur Ruhe gerufen und ein neues, zahlreiches Heer mit stärkerer
Kraft zur Schlacht gesammelt, um ohne Furcht vor dem Tode zu kämpfen, wenn es
zum Treffen kommt, ein Heer, das in der Zeit der Sterblichkeit unter die Fahnen
tritt.
Die
gegenwärtige Not läßt deutlich den inneren Wert jedes Christen erkennen und ist
die beste Vorschule für das Martyrium.
Wie
bedeutungsvoll, geliebteste Brüder, wie wichtig und wie notwendig ist sodann
die Wirkung, daß diese Pest und Seuche, die so schrecklich und verderblich
erscheint, die Gerechtigkeit jedes einzelnen erforscht und die Herzen des
Menschengeschlechtes daraufhin prüft, ob die Gesunden den Kranken dienen, ob
die Verwandten ihre Angehörigen innig lieben, ob die Herren sich ihrer
leidenden Diener erbarmen, ob die Ärzte die um Hilfe flehenden Kranken nicht im
Stiche lassen, ob die Trotzigen ihr Ungestüm unterdrücken, ob die Habgierigen
die stets unersättliche Glut ihrer Habsucht wenigstens in der Furcht vor dem
Tode löschen, ob die Stolzen ihren Nacken beugen, ob die Ruchlosen ihre
Keckheit mäßigen, ob die Reichen wenigstens jetzt bei dem Tode ihrer Lieben
etwas hergeben und spenden, da sie doch ohne Erben dahingehen werden!
Selbst
wenn diese Sterblichkeit nichts weiter genützt hätte, so hat sie uns Christen
und Dienern Gottes schon damit einen großen Dienst erwiesen, daß wir jetzt
begonnen haben, mit Freuden nach dem Märtyrertum zu verlangen, indem wir
lernen, uns vor dem Tode nicht zu fürchten. Nur Übungen sind das für uns, nicht
Heimsuchungen; sie verleihen dem Herzen den Ruhm der Tapferkeit, und durch die
Verachtung des Todes bereiten sie zur Märtyrerkrone vor.
Auch
der Einwand, als ob Ebola die Pest manchen Christen um den Märtyrerruhm bringe, ist
nicht stichhaltig; denn das Martyrium ist eine Gnade Gottes, der den Menschen
nach seiner inneren Gesinnung richtet.
Aber da könnte
vielleicht einer einwenden und sagen: "Das ist es ja eben, was mich bei
der gegenwärtigen Sterblichkeit betrübt, daß ich, der ich zum Bekenntnis bereit
gewesen war und mich von ganzem Herzen und mit voller Kraft darein ergeben
hatte, das Leiden zu erdulden, meines Märtyrertums verlustig gehe, indem mir
der Tod zuvorkommt." Erstens aber steht das Märtyrerturn nicht in deiner
Macht, sondern bei Gottes Gnade, und du kannst nicht sagen, du habest etwas
verloren, wenn du gar nicht weißt, ob du es zu empfangen verdienst. Zweitens
sodann ist es Gott, der Herz und Nieren prüft und das Verborgene durchschaut
und erkennt; er sieht und lobt dich und zollt dir Beifall, und wenn er es
merkt, daß bei dir der Mut bereit gewesen wäre, läßt er dir auch den Lohn für
deinen Mut zuteil werden.
Hatte etwa Kain, als er Gott sein Opfer darbrachte,
seinen Bruder schon getötet? Und dennoch hat Gott, der alles voraussieht, den
im Herzen geplanten Mord schon vorher verdammt. Wie dort der schlimme Gedanke
und der verderbliche Plan von Gott, der die Zukunft kennt, vorherbemerkt worden
ist, so wird auch bei den Dienern Gottes, die zu bekennen gedenken und das Märtyrertum
im Geiste planen, der dem Guten ergebene Sinn nach Gottes Richterspruch gekrönt.
Es ist zweierlei, ob zu dem Martyrium der Mut fehlt oder ob es dem Mut nur an
der Gelegenheit zum Martyrium mangelte. Wie dich der Herr befindet, wenn er
dich ruft, ebenso richtet er dich auch; er bezeugt und sagt ja selbst;
"Und alle Gemeinden werden erkennen, daß ich ein Durchforscher der Nieren
und Herzen bin". Denn nicht
um unser Blut ist es Gott zu tun, sondern um unseren Glauben. Sind doch auch
weder Abraham noch Isaak noch Jakob getötet worden, und dennoch haben sie,
ausgezeichnet durch die Verdienste des Glaubens und der Gerechtigkeit, unter
den Patriarchen sich den ersten Platz erworben. Ihrer Gemeinschaft wird jeder
zugesellt, der treu und gerecht und rühmenswert befunden wird.
Wer
sich dagegen sträubt, dem Herrn Folge zu leisten, wenn er ihn von der Erde
abberuft, der setzt sich in Widerspruch mit der zweiten und dritten Bitte des
Vaterunsers.
Wir dürfen
nicht vergessen, daß wir nicht unseren, sondern Gottes Willen tun müssen nach
den Worten, die uns der Herr täglich beten hieß. Wie widerspruchsvoll und wie
verkehrt ist es, daß wir zwar darum bitten, daß Gottes Wille geschehe, wenn uns
aber Gott ruft und von dieser Welt abfordert, nicht sofort dem Befehle seines
Willens gehorchen wollen! Wir sträuben und widersetzen uns und lassen uns wie
widerspenstige Knechte voll Trauer und Wehmut vor das Angesicht des Herrn führen,
indem wir nur unter dem Zwange der Not, nicht in willigem Gehorsam von hier
scheiden: und da wollen wir von demselben, zu dem wir so ungern gehen, mit
himmlischen Belohnungen ausgezeichnet werden? Wozu also beten und flehen wir,
daß das Himmelreich zu uns komme, wenn die Gefangenschaft auf Erden uns Freude
macht? Wozu bitten und wünschen wir in häufig wiederholten Gebeten, der Tag des
Reiches möge rasch herannahen, wenn die Sehnsucht größer und der Wunsch stärker
ist, hier auf Erden dem Teufel zu dienen als mit Christus zu herrschen?
Daß
Gott am besten weiß, was zu unserem Heile dient, das ersieht man aus der
Warnung, die jüngst erst ein sterbender Bischof durch eine Vision erhielt.
Damit übrigens
die Beweise für die göttliche Vorsehung noch deutlicher sichtbar werden und
zeigen, daß der Herr, der die Zukunft vorher weiß, auf das wahre Heil der
Seinigen bedacht ist, hört folgendes Geschehnis! Als einer unserer Amtsbrüder
und Mitpriester, durch Krankheit erschöpft und wegen des herannahenden Todes
besorgt, noch um eine Frist für sich flehte, da erschien ihm während seines
Flehens, als er schon fast im Sterben lag, ein Jüngling, verehrungswürdig durch
seinen Glanz und seine Majestät, hoch von Gestalt und blendend anzusehen, eine
Erscheinung, wie sie in der Nähe der menschliche Blick mit fleischlichen Augen
kaum anzuschauen vermöchte und wie sie höchstens einer ansehen konnte, der
schon im Begriffe stand, von der Welt abzuscheiden. Nicht ohne einen gewissen
Unmut in Herz und Ton ließ er ihn an und sprach: "Vor dem Leiden [in der
Verfolgung] fürchtet ihr euch? Von hinnen scheiden wollt ihr nicht? Was soll
ich mit euch tun?" Mit diesen Worten tadelt und mahnt einer, der wegen der
Verfolgung für uns in Angst, wegen unserer Abberufung aber voll Sicherheit ist
und der unserem gegenwärtigen Verlangen nicht zustimmt, sondern für die Zukunft
Sorge trägt.
So bekam unser Bruder und Amtsgenosse vor seinem Tode Worte zu hören,
um sie den übrigen mitzuteilen. Denn er, der sie als Sterbender hörte, bekam
sie doch nur zu dem Zwecke zu hören, um sie weiterzusagen; er hörte sie nicht für
sich, sondern uns zugute. Denn was hätte er noch lernen sollen, der schon am
Abscheiden war? Er hat vielmehr lediglich für uns, die Zurückbleibenden, die
Lehre erhalten, und wir sollen erkennen, was uns allen zum Besten dient, wenn
wir erfahren, daß ein Priester zurechtgewiesen wurde, der noch um eine
Lebensfrist bat.
Fortsetzung folgt
Jesus segne Dich!
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