Mittwoch, 31. August 2011

Die zwei Himmel

Gibt es zwei Himmel? Oft frage ich Gläubige, ob sie wissen, wo Jesus Christus wohnt, wo Er beliebt, sich aufzuhalten. Und ohne Ausnahme erhalte ich immer dieselbe Antwort: "Im Himmel" und dabei zeigt der Befragte mit den Zeigefinger nach oben. Eigentlich erstaunlich, dass bibelbelesene Christen eine solche Antwort geben. Scheinbar gibt es für sie nur einen Himmel, nämlich den sichtbaren, manchmal blauen und manchmal bewölkten Himmel. Und dort oben wohnt Jesus Christus. Sagen sie.

Also, der Himmel ist für die Christen im Allgemeinen der natürliche, astronomische Himmel, welche von Legionen von Sternguckern mit Fernrohren bewaffneten Augen  allnächtlich aufs intensivste erforscht wird. Diese Meinung deren, wo der Himmel zu suchen ist, wird dadurch bestärkt, da die Schrift sagt, dass Jesus ebenso vom Himmel kommen wird, "wie ihr Ihn habt auffahren sehen". Also, ehrlich, der Himmel muss in der Tat da oben sein! Aber wenn dem so ist, wo genau wäre denn Jesus zu suchen? Dieser Himmel ist gross, weit und sogar unendlich!
Natürliche Menschen, welche die Bibel auf natürliche Weise lesen, also nach dem Buchstabensinne, die landen in ihrer Himmelserforschung bald einmal in einer Sackgasse. Sie erwarten in der Tat Jesus hinter den Cumulus- Wolken hervorkommend auf die Erde herabfahrend. Im biblischen, das heißt im Geistigen Sinne hat der Astronomische oder der Natürliche Himmel nichts mit dem Geistigen Himmel oder dem Reiche Gottes zu tun. Der Geistige Himmel ist etwas ganz anderes. Dort, im Geistigen Himmel ist Jesus Christus, der Himmlische Vater zu finden. Aber wo ist denn der Geistige Himmel, also das eigentliche Jenseits?
"Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden ... sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch!" (Luk 17,20b-21). Um es ganz unmissverständlich auszudrücken, das Eingangstor, der Zugang zum Himmelreich ist inwendig in einem jeden Menschen. Und genau aus diesem Himmel wird Jesus wieder kommen. Denn der Geistige wie der natürliche Himmel hast etwas Gemeinsames: Beide haben Wolken, und der Himmel ist nicht zu erkennen, solange diese Wolken den Blick trüben. (Um mich unmissverständlich auszudrücken: … in diesem Himmel ist Jesus bereits schon wiedergekommen, nämlich dort, wo sich die Wolken im Herzen schon ein bisschen verzogen haben!)
Die Heilige Schrift ist Gottes Wort. Und das Wort Gottes ist Geist. Deshalb sprach Jesus meist in Gleichnissen, um den Geistigen Gehalt den natürlich denkenden Menschen verständlicher zu erklären. Denn nur so konnten und können sie sich mehr oder weniger vorstellen, von was Jesus sprach/spricht. Es ist dann der Geist Gottes in eines jeden Menschen Herzen, welcher Licht für diese Entsprechungen gibt, damit die Seele Kenntnis der Geistigen Aussage erhält.
Ist der Geist Gottes im Herzen durch die Heiligung der Seele einmal soweit gewachsen, dass er der Seele Zugang zu diesem Himmelreich zu geben in der Lage ist, dann tritt die Seele in die verheissene Seligkeit ein und erlebt, was es heißt, im Göttlichen Frieden und der Göttlichen Ruhe zu verweilen. In diesem Zustand vernimmt die Seele die Stimme Jesu, die Stimme Gottes und kann sich immer leichter nach dem Willen Gottes orientieren.  Hier spürt die Seele die Göttliche Liebe und kann die Geschwisterliebe, also die Liebe des Nächsten sehen, fühlen und leben. Es ist das Eins werden mit Jesus und mit dem wahren Bruder oder der wahren Schwester gleichzeitig. Es ist der Geist, der eint, der die Seele eins werden lässt mit Gott und mit allem und allen, was Gottes ist. Dieses Eins sein, diese Liebe ist die wahre Liebe, von der Paulus im 1. Kor. 13 spricht, eine Liebe, die man niemals lernen oder kopieren kann, eine Liebe, welche ein Geschenk, eine Gabe Gottes ist.
Diesen Himmel gilt es jetzt schon, in diesem Erdenleben zu erreichen. Viele Christen meinen, dass wenn sie nur an Jesus glauben, dann kommen sie sowieso in diesen Himmel, wenn sie einmal gestorben sind. Welch ein Irrglaube! Erleben wir diesen Himmel nicht im Erdenleben, so wird es dereinst sehr schwer werden, den Himmel zu erlangen, denn "nur die Reinen werden Gott schauen". Die Reinheit der Seele aber, die zu erreichen, dafür ist uns dieses Erdenleben geschenkt!
Wie wir gesehen haben, wird unsere Seele diesen seligen Zustand nur erleben, wenn der Geist im Herzen frei werden kann und nach und nach die Tiefen der Gottheit erforschen kann. Aber wodurch wird der Geist frei? Wer schon länger auf diesem und auf den von mir gelinkten Blogs weilt, weiß die richtige Antwort natürlich schon längst, denn sie liegt ja sonnenklar auf der Hand.
Eine schon weit schwierigere Frage ist, warum im Allgemeinen die bibeltreuen und bibelfesten Christen sich so schwer tun, diese einfache Wahrheiten anzunehmen und sie im Leben eins zu eins umzusetzen. Es ist dabei sehr interessant zu beobachten, dass die natürlichen Bibelleser die Bibel nach Buchstaben, Strich und Koma lesen und verstehen wollen, aber wenn's um's Umsetzen geht, dann nimmt man es nicht mehr so genau. Also, ich denke, das mangelnde Licht ist darauf zurück zu führen, dass die Volle Wahrheit, das Volle Evangelium nicht gelehrt wird. Oder besser gesagt, in der Gemeinde nicht gelehrt werden kann. Stelle Dir mal vor, der Prediger würde lehren, dass jedes Gemeindeglied die Liebe zur Welt mit allem was dazu gehört, über winden soll und statt dessen das Kreuz mit innerer und tiefster Dankbarkeit annehmen soll. Und weiter, er würde lehren, dass wer kein Kreuz hat, sich eines von Gott erbitten soll, damit er seinem Hochmut, Trotz und Rechthaberei absterben kann. Die Folge würde wahrscheinlich sein, dass dieser Prediger sich bald über keine Zuhörer mehr freuen darf. Die Rechnung mit dem Zehnten geht aber nur auf, wenn möglichst viele Zuhörer sich einer erbauenden Predigt erfreuen.
Das ist eine bittere Tatsache. Das Kreuz wäre aber Thema Nummer Eins. Der Fortschritt im Glaubensleben ist einzig und allein  vom Kreuz abhängig, ob man bereit ist, dieses anzunehmen. Die einzige Voraussetzung dafür ist die innerlich drängende Liebe zu Gott um Seiner Selbst Willen. Über das Kreuz selbst bin ich schon in anderen Aufsätzen eingegangen. Erkennt man die Notwendigkeit des Auf-sich-nehmen des Kreuzes, so ist das Himmelreich schon in greifbarer Nähe. Das Himmelreich, das in uns ist und das sich ewig und ohne Vorstellung von Zeit und Raum, so ganz langsam sich offenbart. Ja, langsam und ohne Hast offenbart sich die Heilige Gegenwart Gottes immer mehr und mehr. Und so stärkt sich das Glaubensleben  täglich wieder ein Stückchen bis uns das Leben nach den Natürlichen Gesetzen mehr und mehr fremd und das Gesetz des Lebens der Gnade mehr und mehr selbstverständlich wird.
  

Geschrieben aus der Erkenntnis, die der Geist Gottes mir ins Herz gegeben hat.

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