Mittwoch, 28. August 2019

Das Evang. der vollen Gnade - #3 Röm. 7

In der letzten Folge haben wir gesehen, dass das “Evangelium der vollen Gnade” auf das Kapitel 7 des Römerbriefes zurück geht. In jenem Bibelteil wird davon berichtet, dass der Mensch zwei Naturen in sich hat, das Böse und das Gute. Also das Gesetz Gottes und das Gesetz der Sünde. Achim Klein belehrt uns, dass diese beiden Naturen im Menschen sind, solange er auf dieser Erde lebt.

Noch einmal zur Wiederholung: Paulus lehre uns, dass diese zwei Naturen stets in uns bleiben. Das gelte, só Achim Klein, für alle Menschen. Auch für Wiedergeborene. Und das Fatale ist, dass es offenbar keinen Weg gibt, dass man aus dem Teufelskreis des Gesetzes der Sünde und der Sünde selbst, entrinnen kann.
Der Mensch – und wir sprechen jetzt vom wiedergeborenen Menschen – hat keine Möglichkeit, dem Fallen, sogar dem siebenmaligen Fallen pro Tag zu entgehen. Das stellt er als FAKT dar mit dem unterschwelligen Drohung, dass, wer etwas anderes behauptet, ein Falscher und Unwissender sei.

Und genau deshalb, weil der “Wiedergeborene” siebenmal im Tag fällt, braucht er die Gnade. Die volle Gnade. Und das ist auch schon das ganze Wesen dieses perversen Evangeliums.

Nun aber müssen wir uns fragen, ist das Kapitel 7 das einzige Kapitel in der Bibel? Oder wenigstens das einzige Kapitel im Römerbrief? Ist das Kapitel 7 etwa auch das Evangelium Christi? Oh Pardon! Wir predigen já nicht das Evangelium Christi! Habe es vergessen.

Also, steht denn dem lutherischen Fakt des “Gerechten und Sünders zugleich” nichts entgegen? Ist das Kapitel 7 für alle Menschen, sagen wir mal für alle Reifegrade der Menschen bezüglich ihrer seelisch/geistigen Entwicklung geschrieben? Oder für wen gilt dieses Kapitel speziell?

Müssen wir uns jedoch vorher noch in einem Punkt klar werden. Für die Evangelikalen, egal welcher Denomination sie angehören, sind alle Bekehrten Wiedergeborene. Das heisst, alle regelmässigen biblischen Rosinenpicker sind also Wiedergeborene und somit richtet sich der Röm 7 an die Wiedergeborenen. Daraus folgt nach dem Vorhergesagten, dass alle Wiedergeborenen zwei Naturen, zwei Gesetze in sich haben, die sich nicht vertragen: Das Gesetz Gottes und das Gesetz der Sünde. Christus in uns und der innere Schweinehund feiern also eine Koexistenz, und die Seele dient zwangsläufig beiden. Je nachdem, von welcher Seite die Einflüsse im Augenblick Oberhand haben.

Das also ist die Erkenntnis der Vertreter des “Evangeliums der vollen Gnade”, die Luther mit seiner Reformation auf die Beine gestellt hat. Heute ist es die Amtskirche und beinahe alle Freikirchen, und unser Achim Klein an vorderster Front, welche die Wiedergeborenen als die Angesprochenen des Röm 7 im Fokus haben. Das heisst, Röm 7 als Basis-Evangelium.

Dass genau diese Annahme in keinem Fall durch das Neuen Testament gedeckt ist und dass diese Annahmen völlig dem Gesamtkonzept des NT entgegen spricht, sollte mit den folgenden Ausführungen klar werden.

Ist ein Mensch gläubig geworden und bekehrt er sich, lässt sich vielleicht auch gleich wassertaufen, dann ist er eben noch nicht wiedergeboren. Das kann já gar nicht sein. Wiedergeboren heisst, dass das Alte vergangen und alles neu geworden ist. Das Denken, die Ausrichtung seines Lebens, also die Perspektive und den Sinn seines Lebens ist wohl neu geworden, aber alles - ? Alles wohl kaum. Und genau hier setzt das Kapitel 7 ein. Es beschreibt den Bekehrten, Es beschreibt den Kampf, die Tränen, den Schweiß und das Leid, welches das Gesetz der Sünde in ihm verursacht und wie ihm eine Handreichung von Seite des Geistes Christi im Herzen in Aussicht gestellt wird.

Wendet man nun das Kapitel 7 auf die Wiedergeborenen an, dann widerspricht das etlichen anderen Teilen des NT. Zum Beispiel dem 1. Johannesbrief
Wer aus Gott geboren ist, der tut nicht Sünde, denn sein Same bleibt bei ihm; und kann nicht sündigen, denn er ist von Gott geboren” (1. Jo 3. 9)
Wer also nicht mehr sündigen kann, der steht auch nicht mehr unter Röm 7. Das dürfte wohl jedem denkenden Wesen klar sein. Aber bleiben wir beim Römerbrief. Das gesamte Kapitel 6 spricht eine andere Sprache als das Kapitel 7 und das Kapitel 8 spricht ebenfalls eine andere Sprache als das Kapitel 7. Davon predigen die Gnadenvollen jedoch nicht.

Das Kapitel 6 ist es, das von Wiedergeborenen spricht.
dieweil wir wissen, daß unser alter Mensch samt ihm gekreuzigt ist, auf daß der sündliche Leib aufhöre, daß wir hinfort der Sünde nicht mehr dienen” (Röm 6. 6)
Jetzt, nach der Wiedergeburt ist plötzlich nicht mehr von einer zweiten Natur die Rede. Nichts von einem Gesetz der Sünde. Weder bei Paulus noch bei Johannes. Wenn der alte Mensch gekreuzigt ist, dann lebt er nicht mehr. Er rührt sich nicht mehr und kann deshalb auch keine Sünde mehr begehen. Eigentlich für ein normal denkendes Wesen ebenso klar wie logisch.

Das Kapitel 7 beschreibt die Phase von der Bekehrung bis zur Wiedergeburt. Das Kapitel 6 beschreibt den Wandel des Wiedergeborenen und das Kapitel 8 beschreibt dann, was nach der Wiedergeburt geschieht – insbesondere verdeutlicht durch den Vers 11 mit der Durchgeistigung des Fleischleibes, was wir já schon im Video “Ein Fell für Adam, 2. Teil” ausführlich besprochen haben. Aber das ist dann eben für Röm. -7-Christen unverdauliche Nahrung.

Bleiben wir somit beim Kapitel 6

Wir erinnern uns, dass von dem Geistlichen gelehrt wird, dass ein “Wiedergeborener” sieben mal am Tag fällt.

Kapitel 6 im Römerbrief aber lehrt das Gegenteil:

Denn die Sünde wird nicht herrschen können über euch, sintemal ihr nicht unter dem Gesetz seid, sondern unter der Gnade” (Röm 6. 14)
Eigentlich lustig, die ganze Sache. Sie sprechen nichts anderes als von Gnade – und genau diese Gnade akzeptieren sie nicht, weil es gerade die Gnade ist, welche sie von der Sünde wegführen will.

Sehen wir hier nicht deutlich die Verkehrtheit der Lehre, dass ein Wiedergeborener weiterhin ein sündiges Leben führen kann? Und dann zum Trost hören darf
Auch wenn wir in der Sünde blieben, wir sind gerettet
Luthers und Calvins Gnaden-Evangelium, das der geistliche Achim Klein hier vertritt, ist absolut unbiblisch. Es entspricht in keinster Weise dem, was z. B. hier geschrieben steht:
Aber Gott sei Dank: Ihr, als frühere Sklaven der Sünde, gehorcht jetzt von Herzen der Lehre, von der ihr inzwischen geprägt worden seid” (Röm 6. 17)

und

Von der Sünde befreit seid ihr nun in den Dienst der Gerechtigkeit gestellt” (Röm 6. 18)

Wer also von der Knechtschaft der Sünde befreit ist, der sündigt eben nicht mehr. Und wer soweit ist, dass er nicht mehr sündigt, dann ist er dem Prozess des Kapitels 7 enthoben und dieses Kapitel wird nur noch in seiner Erinnerung bleiben, weil er das eben auch durchgemacht hat.

Wer von der Knechtschaft der Sünde befreit ist und aber trotzdem noch sündigt, der sündigt já freiwillig, also er kehrt freiwillig in sein Gefängnis, in seine Knechtschaft zurück. Wenn das der Fall ist, dann kommt er in den Clinch mit dem Hebräerbrief:
"Denn so wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, haben wir fürder kein anderes Opfer mehr für die Sünden” (Hebr 10. 26)

Also, halten wir fest:

Römer 7 bezeichnet den Bekehrten, wie er in seinem Kampf mit Tränen und Schweiß sich eingestehen muss, dass er vom Geist Gottes erfasst werden muss, um der Sündensklaverei entfliehen zu können

Römer 6 und 8 bezeichnen der die Ruhe gefundenen Wiedergeborenen, der durch die Gnade und Kraft Christi der Sklaverei ledig geworden ist.

Nun stellen wir uns mal der Frage, was ist denn der Unterschied des “Evangeliums der vollen Gnade” Luthers und des Achim Klein und dem “vollen Evangelium”, wie es im Gesamtkontext des Neuen Testamentes steht?

Das Evangelium der vollen Gnade findet Trost seiner Knechtschaft in den Armen Jesu, sucht aber keinen Kampf, keine aktive Heiligung und keine Überwindung der Sünde. Trotz der Sünde glaubt er errettet und erlöst zu sein.

Das volle Evangelium hingegen ersieht erst in der Gnade Jesu und seinem Tod am Kreuz, bzw. der Kraft des Heiligen Geistes, dass er durch diese die Sünde überwinden kann. Allerdings ein Prozess, der só viele Jahre dauern kann, wie das Kapitel 7 Verse hat.

Wir haben já auch die Möglichkeit, die Wahrheit der beiden Evangelien an den Früchten ihrer Anhänger zu erkennen.

Das Evangelium der vollen Gnade ist, wie bereits in der letzten Folge erwähnt, die Standart-Leier der evangelischen Landeskirchen. Wie sieht es dort aus? Oder in den Freikirchen, wo im Prinzip dasselbe gelehrt wird – wie sieht es dort aus? Sind die Mitglied-Christen von den Weltmenschen in irgendeiner Weise zu unterscheiden?
Wie sieht es bei denen aus, die ihre Sündensklaverei überwunden haben ? Sind diese mit Weltmenschen zu vergleichen? Die Antwort dürfte klar sein.

Die Gnadenvollen haben dieselbe Lebensweise wie Weltmenschen, die Überwinder hingegen haben sich klar von der Liebe zur Welt abgesondert, weil sie keine Freude mehr daran haben.

Dabei muss jetzt schon klar gesagt sein, dass es hier niemals um einen gesetzlichen Vorgang geht. Niemals geht es darum, in irgendeiner Weise ein geschriebenes Gesetz zu erfüllen, Alles spielt sich durch ein inneres Drängen ab, weil beim Überwinder der Wunsch, das Wollen im Vordergrund steht, das leidige Leiden des Römer-Sieben-Prozesses endlich beenden zu können.

Der Gnadenvolle nimmt es mit mehr oder weniger Gleichmut hin, dass er von seinem Fleisch bis ans Lebensende bedrängt wird und damit sieben Mal am Tag wieder fällt.

Bedenke das siebenmalige “Wer überwindet, dem will ich ...” in den Sendschreiben der Offenbarung. Sieben Mal überwinden pro Tag ist auf jeden Fall besser als sieben Mal fallen in der Sünde.

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