Eine
Entsprechung ist nichts anderes, als was die bibeltreuen Geschwister unter
Gleichnis verstehen. Der Begriff Entsprechung deckt aber die eigentliche
Botschaft, der innere Wert des Wortes «Gleichnis» etwas besser ab, weil
«Gleichis = gleich» suggeriert, was meistens nicht ganz zutrifft. Wenn die meisten
Bibelübersetzungen schreiben, dass das Himmelreich gleich einem Samenkorn ist, so würde es zutreffender sein zu schreiben,
das Samenkorn «entspricht» dem
Himmelreich, denn ein Samenkorn mit dem Himmelreich gleichzusetzen ist
nicht ganz nachvollziehbar. Deshalb wollen wir beim Term «Entspechung» bleiben,
weil ein Vergleich selten eine Gleichsetzung ist denn ein Entsprechend-Sein.
Ein
Entsprechungs-Vergleich ist immer ein geistiger Vorgang. Jeder kennt, was die
Weltmenschen so lieben: die «zweideutige Rede». Man sagt etwas, meint aber
etwas anderes und der Gesprächspartner versteht auch das andere, was man eben nur gesagt, aber anders gemeint hat. Wie wenn ein Jüngling bei einer vorübergehenden reizvollen
Maid zum andern sagt «möchte mal gerne
auf die Spitzberge gehen», der andere versteht, lacht und sagt «ich komme gleich mit!» Genauso ist es
mit Symbolen. Man interpretiert meist etwas, das sie mit Sicherheit nicht
darstellen. Etwa der Obelisk auf dem Petersplatz im Vatikan. Der Oblisk ist ein
ca. 25 m hoher Stein-Turm und soll einen
männlichen Phallus darstellen. Ja, «darstellen» könnte man auch sagen anstelle
von «entspricht».
Wie kommt
nun eine Doppeldeutigkeit in der Seele zustande? Reden, sehen, hören, alle
Sinnesreize sind immer mit dem Denken verbunden. Entgegen der landläufigen
Meiung, die besagt, dass man mit dem Kopf denkt, wissen wir, dass wir
richtigerweise mit dem Herzen denken. Erst dann, wenn sich die Gedanken im
Herzen geformt haben, steigen sie in den Kopf und aktivieren den Verstand. Der
Futtertrog der Gedanken, wenn man es einmal so ausdrücken will, ist die
Phantasie. Weil in der Phatasie, also im Vorstellungsvermögen im Herzen noch
keine Triage des Verstandes stattfindet, ist in der Phantasie alles möglich,
ohne Einschränkung. Schauen wir nur die Kinder. Man fragt sich da oft, woher
die Kinder solche unrealistische Ideen, eine so grosse, unwirkliche Phantasie
haben können.
Was ist die
Phantasie? Kurz gesagt,
die Phantasie ist der Spielplatz der uns
beeinflussenden unsichtbaren Geister des Jenseits.
Wir können
auch sagen, die Kino-Leinwand unserer Phantasie ist das Dritte Auge oder das
Geistige Auge.
Jeder
Handlung, jedem Wort, das aus unserer Seele entspringt, liegt ein Gedanke zu
Grunde. Es kann wohlüberlegt (vom Verstand kontrolliert) oder im Affekt (direkt
aus dem Herzen) sein. Im zweiten Fall, wenn der Verstand seine Kontrolle noch
nicht einsetzen konnte, sprechen wir von einer «unkontrollierten Handlung» oder
unkontrolliertem Wort. Sind zum Beispiel Zorngeister die Phantasie speisenden
Wesen, dann sind die unkontrollierten
Worte meistens nicht sehr harmonisch. Ist es aber der eigene und erweckte von
Gott gegebene Geist, der die Phantasie unter seiner Fittichen hat, dann sind es
Segensworte.
Damit ist
auch schon gesagt, dass es zwei verschiedene Quellen gibt, welche sich unserer
Phantasie bemächtien.
Da sind einerseits
die unreinen Mächte. Das sind die Wesen, die sich um oder in uns angesiedelt
haben, die sich mit der vorherrschenden Liebe, also die Begierlichkeiten und
Leidenschaften der Seele identfizieren, bezwiehungsweise von deren Liebe
angezogen wurden.
Oder aber
es ist andererseits der eigene Geist, der ungefallene Teil in uns der immer in
Verbindung mit höheren Engeln, beziehungsweise mit Jesus Christus Selbst steht.
Je nach Art
der vorherrschenden Wesen, ob von unten oder oben, ergründet sich das
Seelenleben mit seinen Gedanken, Worten und Taten.
Je nachdem
betrachtet man den Obelisken im Vatikan nun als einen Phallus oder als einen
Fingerzeig nach oben in Richtng Gottes Thron. Jeder kann sich damit selber
erkennnen, ob er die Entspechungen in natürlicher oder geistiger Gesinnung
angezeigt bekommt.
Entsprechungen
kann man nicht lernen. Es gibt zwar schon einige uwillkürliche Beziehungen in
der Entsprechung. So bedeutet zum Beispiel «Haus» gleich Herz, «Wasser» gleich
Geist oder Demut, «Sonne» gleich Christus und so weiter. Es ist jedoch in der
Regel immer das eigene Empfinden, welches einem materiellen Gegenstand eine
geistige Bedeutung zumisst. Je nach Reifegrad und Erfahrungim Glaubensleben. An
der «Leinwand der Phantasie» sieht man das geistige Gegenstück, immer in der der
Art, wie die Seele beschaffen ist!
Man sagt
auch, dass die Entsprechung die Sprache der Engel sei. Wie wir am Beispiel von Offenbarung
14. 6 sehen, wo es heisst: «Und ich
sah einen andern Engel durch die Mitte des Himmels fliegen, der hatte
ein ewiges Evangelium den Bewohnern der Erde zu verkündigen,
allen Nationen und Stämmen und Zungen und Völkern», dann wissen wir, dass
dieser Engel durch Entsprechungen mit den Bewohnern der Erde spricht. Er zeigt
einen Obelisken, und wer darin den Fingerzeig nach oben erkennt, der versteht
das Evangelium – und wer darin jedocch einen Phallus erkennt, versteht das
Evangelium nicht.
Dieser
Engel aber zeigt den Bewohnern der Erde nicht nur einen Obelisken. Er zeugt
diesen Bewohnern auch ein sogenanntes Hohelied eines Salomos. Wer darin die
geistige Bedeutung erkennnt, errkennt auch das Evaneglium des Himmels. Wer aber
darin nur eine vermeintliche
fleischliche Erotik ausmachen kann, kann auch das Evanglium nicht erkennen. Bleiben
wir doch gerade mal kurz bei diesem Beispiel.
Wohl bei
keiner anderen Bibelstelle haben sich die Theologen die Zähne ausgebissen wie
beim Hohelied und geforscht, was wohl es bedeuten solle. Dabei ist es ganz
einfach. Die Bibel ist ja ein geistiges Buch und deshalb soll es zwangsläufig
auch geistig gelesen werden. Wer hier beim Wörtlichen stehen bleibt, muss sich
doch eingestehen, dass das Hohelied im natürlchen Sinne einen fertigen Unsinn
darstellt. Da ist die Rede von «Dein Haar
gleicht einer Ziegenherde, die sich am Berge Gilead lagert» (4.
1). Hier ein Gefühl von Erotik zu spüren, ist mir nicht gelungen. Ein schönes
Haar, ja, aber eine Herde Ziegen?
Oder «Deine Zähne gleichen einer Herde
frischgeschorener Schafe, die von der Schwemme kommen» (4. 2) ist ebenalls
sexuell nicht so anregend wie «Dein Hals
gleicht dem Davidsturm, zum Arsenal erbaut» (4. 4). Der Hals meiner
geliebten Freundin verglichen mit einem Waffenlager?
Wer darin
Erotik ausmachen kann, ist entweder etwas falsch gewickelt oder hat bereits schwache
perverse Anzeichen. So kann das Hohelied sicher nicht gemeint sein. Das
Hohelied und die Offenbarung des Johannes bedürfen besondere Erkenntnis der
Entsprechungen. Und da kommt es eben darauf an, wie die Seele beschaffen ist,
um diese Entsprechungen zu verstehen. Das ewige Evangelium, das der Engel zu
den Bewohnern der Erde bringt, setzt zum Verständnis eine geistige Gesinnung
voraus.
Im Hohelied
ist die Braut die Seele des Menschen und der Bräutigam ist Christus. Die selbe
Entsprechung zieht sich auch durch gesamte das Neue Testament. Liest man das
Hohelied unter diesem Gesichtspunkt, verliert es die vermeintliche Erotik und
wird zu einem wunderbaren Evangelium in schönster Poesieform. Was die einzelnen
Verse nun genau aussagen, dazu gibt es verschiedene Auslegungen und jede für
sich ist richtig, weil für den Ausleger selbst ausgelegt. Lies Du, mein lieber
Freund das Hohelied nach Deiner eigenen Auslegung, nach Deinem
Verständnis der Entsprechung, und dann ist es richtig für Dich! Der Geist
Gottes gibt es dann in Deine Phantasie, das heisst, Du siehst es dann mit
Deinem geistigen Auge, was die einzelnen Verse bedeuten. Das Hohelied ist ein
wunderbares Übungsfeld, die Entsprechungen zu lernen und das Geistige Auge zu
beüben. Es ist wohl unnötig zu sagen, dass das geistige Lesen nur unter
wahrem gläubigem Gebet möglich ist.
Weshalb gibt es Entsprechungen?
Man kann
sich jetzt fragen, weshalb muss das Bibellesen derart kompliziert sein? Weshalb
soll oder kann man die Bibel nicht einfach lesen, wie es dasteht?
Von Paulus
heisst es, dass «... er in das Paradies
entrückt wurde und unaussprechliche Worte hörte, welche keinem Menschen zu
sagen vergönnt ist.»
Eine
Beschreibung dessen, wie der Himmel beschaffen ist und wie das Geistige Leben
beschrieben werden kann, ist mit menschlichen Worten nicht möglich. Worte
können nichts erklären, nur Bilder können das. Und um Geistige Bilder zu
vermitteln, gibt es eben Entsprechungen oder Gleichnisse. Folgt man den
Gleichnissen Jesu über das Himmelreich, so entstehen wieder Bilder an der Kino-Leinwand
der Phantasie und man kann sich damit etwas vorstellen. Diese Bilder im Herzen
ist die Erkenntnis und die Geistige Sicht.
Wer bereit
ist und es bewusst will, diese Geistige Sicht zu erlangen, der hat bereits die
Geistige Gesinnung. Wer es aber ablehnt, die Heilige Schrift in der
Entsprechung zu erkennen und das wörtliche Wort als bare Münze zu nehmen, lebt
noch in der natürlichen Gesinnung. Nun heisst es aber wiederum, dass «der natürliche Mensch nichts vernimmt vom
Geiste Gottes». Somit bleibt ihm die Geistige Botschaft der Bibel
verschlossen.
Nun gibt es
aber für den natürlichen Menschen dennoch eine Möglichkeit, die Bibel geistig
zu verstehen! Gott hat für alle vorgesorgt, wie Er sich für alle sorgt! Wer
nämlich die Bibel partout nur wörtlich verstehen will und sich mit Händen und
Füssen gegen die Geistige Sicht wehrt, der kann dennoch einen sehr grosen
Nutzen aus der Heiligen Schrift ziehen. Er ist nämlich dazu angehalten, sein
Leben auf die Wörtlichkeit zu setzen. Das will heissen, er soll die
Wörtlichkeit genauso wie es geschrieben steht, in die Tat umsetzen. Wenn
diesem Gehorsam Genüge getan wird, dann eröffnet sich dem Herzen ein immer
grösser werdender geistiger Horizont und mit ihm Erkennntnis und Weisheit!
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