Mittwoch, 6. Mai 2015

Mystik in der Bibel II

Nachdem wir nun wissen, dass der innewohnende Geist Gottes, oder wenn Du willst, der innewohnende Heilige Geist erst wachsen muss und nicht nach der Bekehrung schon in voller Wirksamkeit tätig sein kann, so wollen wir nun das anfängliche und fortgeschrittene Leben des Geistes Gottes im Herzen beleuchten, wie uns das Lehrbuch der Mystik, die Heilige Schrift, belehrt.

Das allererste Wirken des Geistes ist immer die Überführung von der Sünde. Dieses Thema haben wir aber in der Vergangenheit schon öfters behandelt und deshalb wollen wir hier nicht weiter darauf eingehen. Wer aber noch keine tiefgreifende Selbsterkenntis durch dieses Wirken des Geistes erhalten hat, dem sei empfohlen, sich um diese Selbsterkenntnis im Gebet zu bemühen. Alles hoffen auf die mannigfaltigsten Verheissungen der Schrift ist nur eitler Glaube in einer abgehobenen Illussionswelt , wenn wir nicht alle unsere Sünden mit dem geistigen Augen gesehen haben und den Wert des Kreuzes somit selbst erfahren haben
.

Nun bekommen wir einen weiteren Beweis, dass der Göttliche Geist im Herzen noch ein Geistfunken ist und von diesem Funken zum Feuerchen und dann zum Feuer, ja bis zum eigentlichen Brand wachsen will. Ist er erst einmal geweckt, so will er wachsen wie das Samenkorn, was wir im letzten Teil schon besprochen haben. Wie der kleine Junge, der eben laufen gelernt hat und nun seine kleine Welt erforschen will, so ist es auch mit dem Geist Gottes. Er erforscht nun alles, aber vor allem natürlich in geistlicher Hinsicht, alles, was mit dem Leben zusammenhängt.  

„... hat Gott uns aber geoffenbart durch seinen Geist; denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen der Gottheit ...“ (1. Kor. 2. 10)

Das Stückwerk

Wäre der innewohnende Geist Gottes schon voll ausgewachsen, dann bräuchte Er nichts zu erforschen, sondern Er wüsste schon alles in Seiner Allwissenheit. Wie sonst könnte Paulus zu den Korinthern sagen, dass das Wissen Stückwerk sei?

Die „Bibeltreuen“, welche die Bibel bis zum letzten Komma absolut wörtlich nehmen, werden jetzt einwenden, dass dieses Forschen des Geistes das Forschen in der Schrift sei, denn es steht geschrieben, dass auch die Beröer in der Schrift geforscht haben „ob es sich so verhielte“. Nun ja, in der Schrift forschen gehört wohl auch dazu, aber dazu ist zu sagen, dass im Sinne der „Bibeltreuen“ nichts zu forschen gibt, sondern nur zu lesen – und das so zu glauben. Was man schon schriftlich vor sich hat, braucht man nicht zu erforschen. Nur derjenige, welcher die tiefere Botschaft hinter den Buchstaben verstehen will, der beginnt zu forschen – und diese Forschung kann dann sehr interessant werden. Die „Bibeltreuen“ werden sich aber davor hüten, den tieferen Sinn  hinter den biblichen Versen ergründen zu wollen. Und somit sind wir schon mitten in der Mystik.

Nun ist es aber so, dass in der Bibel diese „Tiefe der Gottheit“ nur im Ansatz beschrieben ist. Wären diese Göttlichen Wahrheiten alle zu Papier gebracht worden, so könnte der Planet Erde jene Bücher gar nicht fassen!

[GS 2.15.29 (Geistige Sonne, J. Lorber, Bd. 2, Kap. 15. V 29)] „Es hat aber der Herr nach Seiner Auferstehung noch gar vieles mit uns, Seinen Erwählten, gesprochen, welches nicht aufgezeichnet ward; und wäre es auch aufgezeichnet worden, so hätte die Welt die Bücher vor der Menge und vor der Größe und Tiefe des Inhaltes nicht fassen können. Hier aber wird euch so manches davon kundgetan; daher möget ihr wohl aufmerksamen Geistes sein, um in euch zu fassen das große Geheimnis des Lebens und die innere große Weisheit des Geistes! – (Joh.20,30.31. und Joh.21,25.)

Wenn nun der innewohnende Geist an Erkenntnis und Weisheit zunehmen will, und das will Er in jedem Fall, wenn er erweckt ist, dann gibt es für Ihn nur einen Weg und das ist die Meditation und die Kontemplation.

Ein sehr interessantes Beispiel für tiefere Erkenntnis des Geistes ist die „Wiederkunft Jesu“. Wenn der „bibeltreue“ Bruder in der Schrift davon liest, dann „weiss“ er, dass Jesus „hinter den Wolken“ hervorkommt und die Seinen dann zu Sich ruft. Nun gibt es einen grossen Streit unter den Brüdern, ob dieses Ereignis vor der Trübsal, in deren Mitte oder erst danach stattfindet. Und jeder Vertreter einer dieser drei Meinungen bezichtigt die beiden andern als Irrlehrer und „beweist“ anhand der Schrift, dass seine Lehre die einzig richtige ist. Würden aber nicht die sinnlichen Augen dies in der Schrift erforschen, sondern der Geist, dann hätte dieser schon lange gesehen, dass dieses Wiederkommen bereits schon lange zuvor stattgefunden hat. Der Geist Gottes in uns ist Christus! Er ist Jesus! Wenn Er im Herzen erweckt ist, dann hat die Wiederkunft Jesu bereits stattgefunden! Aber das kann natürlich nur ein erweckter und vor allem ein forschender Geist erkennen, ein schlafender Geist, oder ein wieder-eingeschlafener Geist erkennt das natürlich nicht.

Genauso ist es mit der Entrückung. Das sinnliche Auge liest in der Schrift, dass Seine Auserwählten durch die Luft schwirren werden, Ihm entgegen. Und in der Tat, Millionen und Abermillionen von (Luther-)Gläubigen warten sehnlichst auf diesen grandiosen und einmaligen Moment. Der erweckte und forschende Geist aber hat erkannt, dass diese Entrückung laufend stattfindet. Aber nicht eine leibliche Entrückung, denn Fleisch und Blut können nicht ins Himmelreich eingehen. Die Entrückung der Seele von dieser Welt ist das Verdienst des Göttlichen Geistes im Herzen. Gibt die Seele dem Geist Gottes die Führung über ihr Leben und unterstellt sie ihren Willen dem Seinigen, dann wird sie der Welt entrückt und das ist die Überwindung der Welt. Wenn dann die Seele keinen Anteil mehr hat an den Werken der Finsternis (Das Materielle, das Vergängliche, das Sinnliche), dann hat die Entrückung stattgefunden, auch wenn der Leib noch in dieser Welt weiter dahinvegetiert. Aber eines ist sicher: vom Fernseher weg wird keiner entrückt!

Die Korinther waren ja bekanntlich „fleischliche“ und nicht „geistliche“ Brüder (und Schwestern). Zu ihnen hat Paulus gesagt, dass ihr Wissen absolutes Stückwerk sei. Deshalb hat er ihnen wie bei keiner andern Gemeinde, so eingehend empfohlen, dass sie die Gaben des Geistes erbitten sollen. Vor allem die Gabe der Weissagung (siehe 1. Kor. Kap. 12 und 14). Denn nur damit könnten sie dieses Defizit an Wissen und Erkenntnis einigermassen wettmachen. Wer aber keinen erweckten und forschenden Geist hat, ist ein „natürlicher Mensch“ und kein geistlicher, und ein natürlicher Mensch vernimmt bekanntlich nichts von Geiste Gottes. Die Anzahl der Kirchenbesuche und das Verschlingen christlicher Litheratur hat nichts zu sagen  ...

Johannes hingegen schreibt seinen Brüdern, welche offensichtlich in der Entwicklung schon ein bisschen weiter waren, folgendes:

Und die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, bleibt in euch, und ihr bedürfet nicht, daß euch jemand lehre; sondern so, wie euch die Salbung selbst über alles belehrt, ist es wahr und keine Lüge, und wie sie euch belehrt hat, so bleibet darin!“ (1. Joh. 2. 27)

Ich denke, diese Worte müssen wir uns zu Herzen nehmen. Denn diese Worte dürfen wir nun wirklich wörtlich glauben. Wenn Johannes sagt, „... dass euch jemand lehre ...“, so heisst das, er (also der Geistgesalbte) bedarf keiner äusseren Lehre. Eine äussere Lehre ist auch die schriftliche Form des Wortes Gottes, also die Bibel. „... sondern so, wie euch die Salbung (der innewohnende Geist) selbst über alles lehrt ...“.

Nun wissen wir es ganz genau. Die Salbung, ist unser Lehrmeister. Diese Salbung ist der Geist Gottes in uns. Hier kommen wir zu aller Erkenntnis. „Und ihr habt die Salbung von dem Heiligen und wisset alles“ (Vers 20). Johannes spricht hier nicht vom Stückwerk.

Worin liegt aber jetzt der Unterschied der beiden Adressaten? Worin liegt der Unterschied der Johannes-Gemeinde und derjenigen der heutigen Kirchen? Wohl darin, dass die heutigen „Bibeltreuen“ mit den Korinthern eines gemeinsam haben: sie sind fleischlich und weltlich. Sie lieben die sinnlichen Genüsse und können deswegen  den Weltgeist im Herzen niemals überwinden. Die Gesinnung bleibt weltlich, da ändert auch das Bibellesen und der Kirchenbesuch nichts. Wenn nun einer dieser Brüder plötzlich Interesse an Meditation und Kontemplation findet und diesen inneren Weg praktizieren würde – die Katastrophe wäre vorprogrammiert! Der Weltgeist im Herzen – es ist ja klar, dass dies nicht nur einer, sondern deren viele sind!! – würde alle Kunst in Lug und Trug aufbieten, um dem Meditierenden eine Gottesverbundenheit vorzugaukeln (Vorgaukeln heisst: vortäuschen ...) Wir sehen dies bei den esotherischen Meditationen, wo diese Salbung nicht der Geist Gottes, sondern eben ein täuschender Weltgeist ist! Auch hier gilt: Vor dem Fernseher bleibt wirklich alles Wissen und alle Erkenntnis Stückwerk.

Forschung und Innovation

Was im weltlichen Leben den Fortschritt bringt, gilt umsomehr im geistigen Leben. Wenn der Geist forscht, dann erneuert (innovare) er das Innenleben, also das Himmelreich Gottes, „am laufenden Band“. Doch auf welche Weise forscht nun der Geist in der Tiefe der Gottheit?

Er wird zu diesem Forschen angeregt, wenn die Seele Fragen stellt. Wenn ein geistiger/geistlicher Wissensdurst entbrannt ist, dann stellt die Seele Fragen, weil sie die geistigen und unsichtbaren Zusammenhänge erkennen will. Wer an einer Sache wirklich interessiert ist, dann will er bis auf alle Einzelheiten alles wissen. Und wie es im praktischen Leben ist, so ist es auch im Geistigen. Die Seele will erkennen und der Geist nimmt die Frage auf und will sie beantworten. Das Forschen des Geistes aber ist dann nicht ein Forschen im eigentlichen Sinn, sondern ist die Herstellung der Verbindung mit dem Göttlichen, wo all das Wissen vorhanden ist. Gibt man dem Geist die Möglichkeit – und hier liegen die Schwierigkeiten – sich mit dem Göttlichen zu verbinden, dann bekommt man immer und ausnahmslos eine Antwort! Und diese Verbindung ist immer möglich und und jedem Falle garantiert, wenn der Geist Gottes alleine und ungestört im Herzen wohnen kann und nicht von weltlichen und unreinen Geistwesen behindert, abgelenkt oder gar gelähmt wird.

Dieses „Fragen der Seele“ und damit das Verbundensein des Geistes mit dem Göttlichen nennt man Meditation. Begibt man sich in das Stille Kämmerlein, schliesst Türen und Fenster (sinnbildlich gesprochen, das iPhone mit eingeschlossen!) und vergisst man alle weltlichen Belange, Geschäfte und Sorgen, dann begibt man sich auf den inneren Weg und mit diesem stetigen Trachten nach dem Himmelreich finden wir plötzlich ein so bewegtes Leben, wie es der weltliche Alltag nicht bieten kann!



Jesus segne Dich!



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