Nachdem wir
nun wissen, dass der innewohnende Geist Gottes, oder wenn Du willst, der
innewohnende Heilige Geist erst wachsen muss und nicht nach der Bekehrung schon
in voller Wirksamkeit tätig sein kann, so wollen wir nun das anfängliche und
fortgeschrittene Leben des Geistes Gottes im Herzen beleuchten, wie uns das
Lehrbuch der Mystik, die Heilige Schrift, belehrt.
Das
allererste Wirken des Geistes ist immer die Überführung von der Sünde. Dieses
Thema haben wir aber in der Vergangenheit schon öfters behandelt und deshalb
wollen wir hier nicht weiter darauf eingehen. Wer aber noch keine tiefgreifende
Selbsterkenntis durch dieses Wirken des Geistes erhalten hat, dem sei empfohlen,
sich um diese Selbsterkenntnis im Gebet zu bemühen. Alles hoffen auf die mannigfaltigsten
Verheissungen der Schrift ist nur eitler Glaube in einer abgehobenen
Illussionswelt , wenn wir nicht alle unsere Sünden mit dem geistigen Augen
gesehen haben und den Wert des Kreuzes somit selbst erfahren haben
.
Nun bekommen
wir einen weiteren Beweis, dass der Göttliche Geist im Herzen noch ein
Geistfunken ist und von diesem Funken zum Feuerchen und dann zum Feuer, ja bis
zum eigentlichen Brand wachsen will. Ist er erst einmal geweckt, so will er
wachsen wie das Samenkorn, was wir im letzten Teil schon besprochen haben. Wie
der kleine Junge, der eben laufen gelernt hat und nun seine kleine Welt
erforschen will, so ist es auch mit dem Geist Gottes. Er erforscht nun alles,
aber vor allem natürlich in geistlicher Hinsicht, alles, was mit dem Leben
zusammenhängt.
„... hat Gott uns aber geoffenbart durch seinen
Geist; denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen der Gottheit ...“
(1. Kor. 2. 10)
Das Stückwerk
Wäre der
innewohnende Geist Gottes schon voll ausgewachsen, dann bräuchte Er nichts zu
erforschen, sondern Er wüsste schon alles in Seiner Allwissenheit. Wie sonst
könnte Paulus zu den Korinthern sagen, dass das Wissen Stückwerk sei?
Die „Bibeltreuen“,
welche die Bibel bis zum letzten Komma absolut wörtlich nehmen, werden jetzt
einwenden, dass dieses Forschen des Geistes das Forschen in der Schrift sei,
denn es steht geschrieben, dass auch die Beröer in der Schrift geforscht haben „ob es sich so verhielte“. Nun ja, in der
Schrift forschen gehört wohl auch dazu, aber dazu ist zu sagen, dass im Sinne
der „Bibeltreuen“ nichts zu forschen gibt, sondern nur zu lesen – und das so zu
glauben. Was man schon schriftlich vor sich hat, braucht man nicht zu
erforschen. Nur derjenige, welcher die tiefere Botschaft hinter den Buchstaben
verstehen will, der beginnt zu forschen – und diese Forschung kann dann sehr
interessant werden. Die „Bibeltreuen“ werden sich aber davor hüten, den tieferen
Sinn hinter den biblichen Versen
ergründen zu wollen. Und somit sind wir schon mitten in der Mystik.
Nun ist es
aber so, dass in der Bibel diese „Tiefe der Gottheit“ nur im Ansatz beschrieben
ist. Wären diese Göttlichen Wahrheiten alle zu Papier gebracht worden, so
könnte der Planet Erde jene Bücher gar nicht fassen!
[GS 2.15.29 (Geistige Sonne, J. Lorber, Bd. 2, Kap. 15. V 29)] „Es hat aber der Herr nach Seiner
Auferstehung noch gar vieles mit uns, Seinen Erwählten, gesprochen, welches
nicht aufgezeichnet ward; und wäre es auch aufgezeichnet worden, so hätte die
Welt die Bücher vor der Menge und vor der Größe und Tiefe des Inhaltes nicht
fassen können. Hier aber wird euch so manches davon kundgetan; daher möget ihr
wohl aufmerksamen Geistes sein, um in euch zu fassen das große Geheimnis des
Lebens und die innere große Weisheit des Geistes! – (Joh.20,30.31. und
Joh.21,25.)“
Wenn nun der innewohnende Geist an Erkenntnis und Weisheit zunehmen
will, und das will Er in jedem Fall, wenn er erweckt ist, dann gibt es für Ihn
nur einen Weg und das ist die Meditation und die Kontemplation.
Ein sehr interessantes Beispiel für tiefere Erkenntnis des Geistes ist
die „Wiederkunft Jesu“. Wenn der „bibeltreue“ Bruder in der Schrift davon
liest, dann „weiss“ er, dass Jesus „hinter den Wolken“ hervorkommt und die
Seinen dann zu Sich ruft. Nun gibt es einen grossen Streit unter den Brüdern,
ob dieses Ereignis vor der Trübsal, in deren Mitte oder erst danach
stattfindet. Und jeder Vertreter einer dieser drei Meinungen bezichtigt die
beiden andern als Irrlehrer und „beweist“ anhand der Schrift, dass seine Lehre
die einzig richtige ist. Würden aber nicht die sinnlichen Augen dies in der
Schrift erforschen, sondern der Geist, dann hätte dieser schon lange gesehen,
dass dieses Wiederkommen bereits schon lange zuvor stattgefunden hat. Der Geist
Gottes in uns ist Christus! Er ist Jesus! Wenn Er im Herzen erweckt ist, dann
hat die Wiederkunft Jesu bereits stattgefunden! Aber das kann natürlich nur ein
erweckter und vor allem ein forschender Geist erkennen, ein schlafender Geist,
oder ein wieder-eingeschlafener Geist erkennt das natürlich nicht.
Genauso ist es mit der Entrückung. Das sinnliche Auge liest in der Schrift,
dass Seine Auserwählten durch die Luft schwirren werden, Ihm entgegen. Und in
der Tat, Millionen und Abermillionen von (Luther-)Gläubigen warten sehnlichst
auf diesen grandiosen und einmaligen Moment. Der erweckte und forschende Geist
aber hat erkannt, dass diese Entrückung laufend stattfindet. Aber nicht eine
leibliche Entrückung, denn Fleisch und Blut können nicht ins Himmelreich
eingehen. Die Entrückung der Seele von dieser Welt ist das Verdienst des
Göttlichen Geistes im Herzen. Gibt die Seele dem Geist Gottes die
Führung über ihr Leben und unterstellt sie ihren Willen dem Seinigen, dann wird sie der Welt
entrückt und das ist die Überwindung der Welt. Wenn dann die Seele keinen
Anteil mehr hat an den Werken der Finsternis (Das Materielle, das Vergängliche,
das Sinnliche), dann hat die Entrückung stattgefunden, auch wenn der Leib noch
in dieser Welt weiter dahinvegetiert. Aber eines ist sicher: vom Fernseher weg
wird keiner entrückt!
Die Korinther waren ja bekanntlich „fleischliche“ und nicht „geistliche“
Brüder (und Schwestern). Zu ihnen hat Paulus gesagt, dass ihr Wissen absolutes Stückwerk
sei. Deshalb hat er ihnen wie bei keiner andern Gemeinde, so eingehend
empfohlen, dass sie die Gaben des Geistes erbitten sollen. Vor allem die Gabe
der Weissagung (siehe 1. Kor. Kap. 12 und 14). Denn nur damit könnten sie
dieses Defizit an Wissen und Erkenntnis einigermassen wettmachen. Wer aber
keinen erweckten und forschenden Geist hat, ist ein „natürlicher Mensch“ und
kein geistlicher, und ein natürlicher Mensch vernimmt bekanntlich nichts von
Geiste Gottes. Die Anzahl der Kirchenbesuche und das Verschlingen christlicher
Litheratur hat nichts zu sagen ...
Johannes hingegen schreibt seinen Brüdern, welche offensichtlich in der
Entwicklung schon ein bisschen weiter waren, folgendes:
„Und
die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, bleibt in euch, und ihr
bedürfet nicht, daß euch jemand lehre; sondern so, wie euch die Salbung
selbst über alles belehrt, ist es wahr und keine Lüge, und wie sie euch belehrt
hat, so bleibet darin!“ (1. Joh. 2. 27)
Ich denke, diese Worte müssen wir uns zu Herzen nehmen. Denn diese Worte
dürfen wir nun wirklich wörtlich glauben. Wenn Johannes sagt, „... dass euch jemand lehre ...“, so heisst
das, er (also der Geistgesalbte) bedarf keiner
äusseren Lehre. Eine äussere Lehre ist auch die schriftliche Form des
Wortes Gottes, also die Bibel. „... sondern
so, wie euch die Salbung (der innewohnende Geist) selbst über alles lehrt ...“.
Nun wissen wir es ganz genau. Die Salbung, ist unser Lehrmeister. Diese
Salbung ist der Geist Gottes in uns. Hier kommen wir zu aller Erkenntnis. „Und ihr habt die Salbung von dem Heiligen
und wisset alles“ (Vers 20). Johannes spricht hier nicht vom Stückwerk.
Worin liegt aber jetzt der Unterschied der beiden Adressaten? Worin
liegt der Unterschied der Johannes-Gemeinde und derjenigen der heutigen
Kirchen? Wohl darin, dass die heutigen „Bibeltreuen“ mit den Korinthern eines
gemeinsam haben: sie sind fleischlich und weltlich. Sie lieben die sinnlichen
Genüsse und können deswegen den
Weltgeist im Herzen niemals überwinden. Die Gesinnung bleibt weltlich, da
ändert auch das Bibellesen und der Kirchenbesuch nichts. Wenn nun einer dieser
Brüder plötzlich Interesse an Meditation und Kontemplation findet und diesen
inneren Weg praktizieren würde – die Katastrophe wäre vorprogrammiert! Der
Weltgeist im Herzen – es ist ja klar, dass dies nicht nur einer, sondern deren
viele sind!! – würde alle Kunst in Lug und Trug aufbieten, um dem Meditierenden
eine Gottesverbundenheit vorzugaukeln (Vorgaukeln heisst: vortäuschen ...) Wir
sehen dies bei den esotherischen Meditationen, wo diese Salbung nicht der Geist
Gottes, sondern eben ein täuschender Weltgeist ist! Auch hier gilt: Vor dem Fernseher
bleibt wirklich alles Wissen und alle Erkenntnis Stückwerk.
Forschung und Innovation
Was im weltlichen Leben den Fortschritt bringt, gilt umsomehr im
geistigen Leben. Wenn der Geist forscht, dann erneuert (innovare) er das
Innenleben, also das Himmelreich Gottes, „am laufenden Band“. Doch auf welche
Weise forscht nun der Geist in der Tiefe der Gottheit?
Er wird zu diesem Forschen angeregt, wenn die Seele Fragen stellt. Wenn
ein geistiger/geistlicher Wissensdurst entbrannt ist, dann stellt die Seele Fragen,
weil sie die geistigen und unsichtbaren Zusammenhänge erkennen will. Wer an
einer Sache wirklich interessiert ist, dann will er bis auf alle Einzelheiten
alles wissen. Und wie es im praktischen Leben ist, so ist es auch im Geistigen.
Die Seele will erkennen und der Geist nimmt die Frage auf und will sie
beantworten. Das Forschen des Geistes aber ist dann nicht ein Forschen im eigentlichen
Sinn, sondern ist die Herstellung der Verbindung mit dem Göttlichen, wo all das
Wissen vorhanden ist. Gibt man dem Geist die Möglichkeit – und hier liegen die
Schwierigkeiten – sich mit dem Göttlichen zu verbinden, dann bekommt man immer
und ausnahmslos eine Antwort! Und diese Verbindung ist immer möglich und und jedem
Falle garantiert, wenn der Geist Gottes alleine und ungestört im Herzen
wohnen kann und nicht von weltlichen und unreinen Geistwesen behindert,
abgelenkt oder gar gelähmt wird.
Dieses „Fragen der Seele“ und damit das Verbundensein des Geistes mit
dem Göttlichen nennt man Meditation. Begibt man sich in das Stille Kämmerlein,
schliesst Türen und Fenster (sinnbildlich gesprochen, das iPhone mit
eingeschlossen!) und vergisst man alle weltlichen Belange, Geschäfte und
Sorgen, dann begibt man sich auf den inneren Weg und mit diesem stetigen Trachten
nach dem Himmelreich finden wir plötzlich ein so bewegtes Leben, wie es der
weltliche Alltag nicht bieten kann!
Jesus segne Dich!
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