Ist die
Welt in sieben Tagen erschaffen worden? Das heisst in sieben mal 24 Stunden?
Genau genommen müsste man sagen in sechs Tagen, denn am siebenten Tag war
Ruhetag. Und das geschah nicht irgendwann, sondern vor ziemlich genau
sechstausend Jahren, wie man aus den biblischen Zeitangaben entnehmen kann. Für
die Kirchen (1) gibt es dazu keinen Diskussionsbedarf, denn die
wörtliche Interpretation – so sagen sie – sei eindeutig. Aber wir fragen: ist
diese Interpretation wirklich eindeutig? Darf man das hinterfragen und
darf man
gegebenenfalls auch gegenteiliger Meinung sein? "Nein" lautet die
Antwort, denn die Heilige Schrift ist bis in
"... alle ihre
Teile bis zu den Worten des Urtextes von Gott durch göttliche Inspiration
gegeben wurden."
(Chicago-Erklärungen als Bekenntnistext für bibeltreue Organisationen.)
Wir aber wollen uns trotzdem einige Gedanken anstellen
und genauer hinsehen, was denn der Bibeltext über die Schöpfung der materiellen
Welt eigentlich so richtig sagt. Auch wenn jetzt einige einwenden werden, dass
diese Frage nicht heilsrelevant sei, so müsste man das auf den ersten Blick
bejahen. Aber trotzdem bin ich anderer Meinung. Denn sollte es sich
herausstellen, dass der Biblische Schöpfungsbericht keine authentische Widergabe
der historischen Geschehnis ist, dann haben wir ein Problem. Dieses Problem
besteht darin, dass wenn schon im ersten Kapitel der Heiligen Schrift die
Erkenntnis entstehen muss, dass die Schrift nicht wörtlich interpretiert werden
kann, wenigstens teilweise, dann bestünde ja die Gefahr, dass auch in anderen
Teilen der Schrift nicht die wörtliche Auslegung, sondern die Geistige
Entsprechung gälte. Somit könnte es sehr
heilsrelevant sein, ob man die Schrift generell nur wörtlich oder sowohl auch
geistig interpretieren muss.
Nun wollen
wir uns also mal die sieben Tage im Überblick anschauen.
Erster Tag:
Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. Und
die Erde war wüst und leer, und es lag Finsternis auf der Tiefe, und der Geist
Gottes schwebte über den Wassern. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward
Licht. Und Gott sah, daß das Licht gut war; da schied
Gott das Licht von der Finsternis; und Gott nannte das Licht Tag, und die
Finsternis Nacht. Und es ward Abend, und es ward Morgen: der erste Tag.
Zweiter Tag: Und
Gott sprach: Es soll eine Feste entstehen inmitten der Wasser, die bilde eine
Scheidewand zwischen den Gewässern! Und Gott machte die Feste und schied
das Wasser unter der Feste von dem Wasser über der Feste, daß es so ward. Und
Gott nannte die Feste Himmel. Und es ward Abend, und es ward Morgen: der zweite
Tag
Dritter Tag: Es
sammle sich das Wasser unter dem Himmel an einen Ort, daß man das Trockene
sehe! Und es geschah also. Und Gott
nannte das Trockene Land; aber die Sammlung der Wasser nannte er Meer ... Und
Gott sprach: Es lasse die Erde grünes Gras sprossen und Gewächs, das Samen
trägt, fruchtbare Bäume, deren jeder seine besondere Art Früchte bringt, in
welcher ihr Same sei auf Erden! Und es geschah also. Und die Erde brachte
hervor Gras und Gewächs, das Samen trägt nach seiner Art, und Bäume, welche
Früchte bringen, in welchen ihr Same ist nach ihrer Art. ... Und es ward Abend,
und es ward Morgen: der dritte Tag.
Vierter Tag: Es seien Lichter an der Himmelsfeste, zur
Unterscheidung von Tag und Nacht, die sollen zur Bestimmung der Zeiten und der
Tage und Jahre dienen, und zu Leuchtern an der Himmelsfeste, daß sie
die Erde beleuchten! Und es geschah also.
Und Gott machte die zwei großen Lichter, das große Licht zur Beherrschung des Tages und das kleinere Licht zur Beherrschung der Nacht; dazu die Sterne. Und Gott setzte sie an die Himmelsfeste, damit sie die Erde beleuchteten und den Tag und die Nacht beherrschten und Licht und Finsternis unterschieden. Und Gott sah, daß es gut war. Und es ward Abend, und es ward Morgen: der vierte Tag.
Und Gott machte die zwei großen Lichter, das große Licht zur Beherrschung des Tages und das kleinere Licht zur Beherrschung der Nacht; dazu die Sterne. Und Gott setzte sie an die Himmelsfeste, damit sie die Erde beleuchteten und den Tag und die Nacht beherrschten und Licht und Finsternis unterschieden. Und Gott sah, daß es gut war. Und es ward Abend, und es ward Morgen: der vierte Tag.
Fünfter Tag: Und
Gott sprach: Das Wasser soll wimmeln von einer Fülle lebendiger Wesen, und es
sollen Vögel fliegen über die Erde, an der Himmelsfeste dahin! Und Gott schuf
die großen Fische und alles, was da lebt und webt, wovon das Wasser wimmelt,
nach ihren Gattungen, dazu allerlei Vögel nach ihren Gattungen. Und Gott sah,
daß es gut war. Und Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar
und mehret euch und füllet das Wasser im Meere, und das Geflügel mehre sich auf
Erden! Und es ward Abend, und es ward Morgen: der fünfte Tag.
Sechster Tag: Die Erde
bringe hervor lebendige Wesen nach ihrer Art, Vieh, Gewürm und Tiere des Feldes
nach ihrer Art! Und es geschah also. Und
Gott machte die Tiere des Feldes nach ihrer Art und das Vieh nach seiner Art.
Und Gott sah, daß es gut war. Und Gott sprach: Wir wollen Menschen machen nach
unserm Bild uns ähnlich; die sollen herrschen über die Fische im Meer und über
die Vögel des Himmels und über das Vieh auf der ganzen Erde, auch über alles,
was auf Erden kriecht! Und
Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; männlich
und weiblich schuf er sie. Und
Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet
die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und
über die Vögel des Himmels und über alles Lebendige, was auf Erden kriecht! Und Gott sprach: Siehe, ich habe
euch alles Gewächs auf Erden gegeben, das Samen trägt, auch alle Bäume, an
welchen Früchte sind, die Samen tragen; sie sollen euch zur Nahrung dienen; aber allen Tieren der Erde und
allen Vögeln des Himmels und allem, was auf Erden kriecht, allem, was eine
lebendige Seele hat, habe ich alles grüne Kraut zur Nahrung gegeben. Und es
geschah also. Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war
sehr gut. Und es ward Abend, und es ward Morgen: der sechste Tag.
Das also
ist die Schöpfungsgeschichte. So steht es geschrieben. Wenn man aber noch
weiterliest, dann sehen wir, dass die Schöpfung damit noch nicht abgeschlossen
war! Der letzte Satz der Schüpfungsgeschichte steht im 2. Kapitel, Vers 4, also
nach der Stiftung des Sabats, dem siebten Tag:
"Dies
ist die Entstehung des Himmels und der Erde, zur Zeit, als Gott der Herr Himmel
und Erde schuf"
Bevor wir
weitergehen, wollen wir uns diese ersten sechs Tage etwas näher anschauen. Dabei
stellen sich doch einige Fragen, da uns der Wortlaut einige Zweifel aufdrängen
will.
1. Was hat es mit dem Licht auf sich, das den Tag
von der Nacht schied, wenn die beiden grossen Lichter und die Sterne, welche
den "Tag und die Nacht beherrschen" erst am vierten Tag erschaffen wurden?
2. Wie konnte der erste, zweite und
dritte Tag voneinander unterschieden werden, denn erst die Gestirne (vierter Tag) lassen ein Kalendarium
zu, also die "Bestimmung der Zeiten
und der Tage und Jahre". Demzufolge konnten vorher gar keine Tage
bestimmt werden!
3. Am ersten Tag nannte Gott das Licht
Tag und die Finsternis Nacht. Aber wischen Abend und Morgen ist es demnach
nicht Nacht, also keine Finsternis, sondern Tag?
4. Am dritten Tag wurde das Gras und
das Gewächs geschaffen, es spriesste aus der Erde hervor. Also hat Gott deren
Samen in die Erde gelegt. Nur: Samenkörner spriessen nur, wenn Wärme und
Feuchtigkeit vorhand sind. Die Wärme war noch nicht da, da das "Licht, das
den Tag beherrscht" (müsste wohl die Sonne sein?) noch gar nicht
erschaffen war und es auch noch gar nicht geregnet hat, wie wir im 2. Kapitel V
5 lesen.5.
Das sind die vier wichtigsten Punkte,
welche doch offensichtlich in der wörtlichen Interpretation einen völligen
Unsinn ergeben.
Doch die
Bibel ist Gottes Wort und darin gibt es keinen Unsinn. Wie ist denn somit der
Widerspruch zu lösen?
Im Prinzip
ist die Antwort ganz einfach. Auch die bibeltreuen Geschwister gehen mit mir
einig, dass die Bibel Gottes Wort ist. Aber Gott ist Geist. Dann ist Gottes
Wort ein Geistiges Wort. Und ein
Geistiges Wort kann nicht auf natürliche Weise verstanden werden, sondern einzig
nur in geistiger Weise! Wenn ein Mensch eine rein natürliche Gesinnung hat, kann er die Geistige Botschaft in den natürlichen
Worten nicht erkennen und nicht verstehen. Er nimmt dann die natürlichen Worte
für "bare Münze". Und somit können diese Worte im Herzen auch keine
besondere Wirkung haben, es bleibt alles am Verstand hängen.
Somit wird
es verständlich, dass auch die Schöpfungsgeschichte eine geistige Botschaft ist,
zumal die natürliche Botschaft verstandesmässig nichts Sinnvolles ergibt. Neben
der Schöpfungsgeschichte gibt es noch sehr viele andere biblische Aussagen, welche
ebenfalls in wörtlicher Interpretation eine komplett falsche Lehre ergeben.
Fussnote:
(1)
Unter "die Kirchen" sind
die evangelischen Kirchen gemeint. Verallgemeinernd auch alle Denominationen.
Ich unterscheide aber ganz klar zwischen den Dogmen der Kirchen, also der Lehre
und den Geschwistern, die von diesen Lehren auf eine falsche Färte geführt
werden. Meine Kritik gilt ausschliesslich den Lehren und denen, welche – meist in
Unwissenheit - diese lehren.
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Wie immer ist die Diskussion über das Thema im Forum offen und auch Gäste können sich
einbringen, können ergänzen oder ihrer kritischen Haltung freien Lauf lassen. Kritische
und gegenteilige Meinungen ergeben bei uns keine "Streit"gespräche,
sondern sind eine Bereicherung! Wer will, kann auch Fragen stellen.
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Jesus segne Dich!