Mittwoch, 8. September 2010

Zurück zum Reinen und Vollen Evangelium

Einleitung

"Was um alles in der Welt – was soll denn das?" Dies wird sich mancher fragen, wenn er die Aufforderung liest, zum Reinen und Vollen Evangelium zurückzukehren. Vielleicht auch Du, lieber Leser, denn Du wirst mir entgegnen, dass das Heilige Evangelium, das Du vertrittst absolut biblisch sei, und nichts dem Wort Gottes hinzugefügt wurde. Damit hast Du wohl recht und niemand wird das in Abrede stellen. Und trotzdem wir uns immer wieder die Frage werden stellen müssen, liegen wir richtig, haben wir alles gesagt, was wir sagen müssen? Wie es im natürlichen Leben bekannt ist, dass wer engagiert mit seinem Fachwissen sich immer tiefer in seine Materie hineinsteigert und ohne Zweifel brillante Früchte im angestammten Berufszweig hervorzubringen im Stande ist, läuft Gefahr, durch eine sogenannte "Betriebsblindheit" sich in die Details zu verlieren. Dies geschieht oft, wenn die zuweilen nötige Distanz verlorengeht und man sich fragen sollte, "wo stehe ich eigentlich?".


So ist es auch bei uns, den Evangeliumsverkünder und Nachfolger Jesu. Ebenso wir sollten uns hin und wieder fragen, "wo stehe ich?", "habe ich alles gesagt, was ich sagen muss?". Nehmen wir uns die Mühe, unser verkündetes Evangelium einmal unter die Lupe zu nehmen, so stellen wir fest, dass es in der Heiligen Schrift, vornehmlich im Neuen Testament, einige Themen gibt, über die nicht gepredigt wird. Warum? Weil sie unbequem sind? Würden das die Schäfchen nicht gerne hören oder sogar aus unseren Reihen vertreiben? Würde die Abnahme der Gemeindeglieder sogar merkliche Einschnitte im Gemeindebudget hervorrufen?

Die Themen, welche vorwiegend gepredigt werden, sind Verheissungsthemen. "Kommet her zu mir … ich will euch erquicken", "wer glaubt, ist schon gerettet", "er weidet mich auf grüner Aue und führet mich zum frischen Wasser", "alles was ihr bittet im Gebet, wenn ihr glaubt, so werdet ihr's empfangen" und so weiter und so weiter, wie das Beispiel mit dem Versetzen der berühmten Berge.

Und genau hier fragt sich so manches Schäfchen in der Gemeinde: "Wir bitten wohl, aber wir empfangen nicht! – woran liegt das?" Woran das liegt, ist eigentlich kein Geheimnis, es wird uns sofort klar, wenn wir uns von dem Verheissungs-Evangelium lösen und uns auch die andere Seite, die Bedingungen, welche an die Verheissungen geknüpft sind, vor Augen führen. Tun wir das, dann erleben wir sehr schnell, dass das (Reine und Volle) Evangelium noch ganz genau dieselbe Göttliche Kraft innehat wie zur Zeit Jesu und der Apostel. Nur, und das soll schon hier gesagt sein, diese zweite Seite des Evangeliums ist nicht bequem, ist wohl leicht zu verstehen, aber nicht leicht in die Tat umzusetzen. Und hier haben wir schon den dritten und wichtigsten Punkt, das ganze Evangelium macht nur dann einen Sinn, wenn man es in den Alltag umsetzt. In einem Internet-Forum habe ich einmal auf die Frage geantwortet, welches die beste Bibelübersetzung sei, dass die Übersetzung in den Alltag die beste sei. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle ob wir die Luther-, Ebelfelder-, Schlachter- oder eine andere Bibel benutzen.

Nun, dieses heutige gängige Evangelium hat sich im Laufe der Zeit gewandelt, wie wir noch an vielen Beispielen sehen werden. Ich bezeichne es als "Evangelium-Light" und es ist ein entartetes Evangelium. Ich möchte nicht unbedingt sagen dass es eine Irrlehre geworden ist, aber wenn jemand dies behaupten sollte, so werde ich ihm nichts zu entgegnen haben. Es ist nicht meine Aufgabe Schuldige zu suchen oder gar Pfarrer, Prediger und Pastoren zu richten, denn der Gefahr der "Betriebsblindheit" ist jedermann unterworfen. Auch wird diese heutige Lehre an den traditionellen Bibelschulen gelehrt und die Doktrin ist für jeden Bibelschüler eine fixe Vorgabe, der nichts hinzugefügt oder hinweg genommen werden darf. Aber eben, nicht nur der Bibel, sondern auch dem Studienplan!

Wir unterscheiden zwischen den Lehren wie sie heute in den evangelischen Landeskirchen gelehrt wird und jenem Dogma der evangelischen Freikirchen. Bei den Evangelisch-Reformierten Landeskirchen in der Schweiz und in Deutschland ist die Abkehr vom Wahren Evangelium des Neuen Testamentes besonders krass, von Ausnahmen in einzelnen Pfarreien einmal abgesehen. Es wird vielfach nicht mal mehr Jesus als Sohn Gottes anerkannt und teilweise wird der Name Jesus nicht mehr erwähnt. Stattdessen spricht man von "Der Gott". Ebenfalls zeigt uns dieses kirchliche Umfeld, dass nicht die frohe Botschaft im Vordergrund steht, sonder die humanistische Lehre, wo der Gender-Mainstream seinen anscheinend berechtigten Platz hat. Fragen der Abtreibung und Sterbehilfe werden ganz im Sinne des Humanismus beantwortet. Auch hier, wenn jemand behauptet, dass diese Landeskirchen als "Evangelisch-Atheistische" bezeichnet werden kann, so könnte ich dies nur mit allergrösster Mühe verneinen.

Die Freikirchen stehen da vergleichsweise schon sehr viel besser da, weil sie sich zum Namen Jesus bekennen, an die Sündenvergebung durch das Leiden und das Blut Jesu glauben und gewillt sind, das Leben im Willen Gottes zu führen. Dieser Glaube ist gemeint, wenn Jesus sagt, "wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll gerettet werden" (Apg. 2,21). Aber, und das ist der springende Punkt, gerettet sein heißt noch lange nicht, im Himmel sein und als Überwinder die Krone des Lebens in Empfang nehmen dürfen!

Das "Evangelium-Light" besagt zwar, dass nur Heilige in den obersten Himmel kommen werden, aber durch den Glauben seien wir alle geheiligt: "Aber ihr seid reingewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerecht geworden durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes." (1.Kor. 6,11) Tun wir aber trotzdem eine Sünde, so haben wir einen Fürsprecher: "wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist." (1.Joh.2,1).

Damit wäre ja eigentlich alles in Butter, wir sind wiedergeboren und damit geheiligt und, sollten wir einmal das Erdenkleid ablegen müssen, so werden wir das leuchtende Angesicht Jesu schauen dürfen. So einfach ist das. Ist doch alles biblisch belegt, wo soll hier das Problem sein?

Es ist nicht nur ein Problem, sondern es sind viele Probleme, die in dieser vereinfachten Sichtweise verborgen sind. Wir werden im Folgenden schrittweise aufdecken, wo die argen Missverständnisse versteckt sind und wo diese weit verbreitete Lehre des Evangeliums-Light sogar teilweise an die Grenze zur Irrlehre herankommt und sie hin und wieder sogar überschreitet.

Wir wollen die Begriffe klären der "Wiedergeburt", des "Glaubens", das "Kreuz auf sich nehmen", "Heiligung" und so weiter.

In der Reihe "Zurück zum Reinen und Vollen Evangelium" besprechen wir ab kommenden Mittwoch die "Zeichen der Wiedergeburt".

Geschrieben aus der Erkenntnis, die der Geist Gottes mir ins Herz gegeben hat.