Der heutige
Aufsatz ist für all diejenigen – oder den jenigen – welche meinen Rat am
Schluss von „Die Apokalypse des Christentums II“ beherzigt haben. Es ist mir ja vollauf klar, dass das nur einzelne,
oder gar nur ein einzelner ist, welcher den Weg wirklich nach innen sucht. Und
wenn es wenigstens auch nur einer ist, dann bin ich zufrieden, weil wir uns hier
ja nicht auf dem klerikalen Mainstream befinden, sondern wissen, dass es nur
sehr wenige sind, welche die schmale Pforte finden und den recht steilen,
mühsamen und dornigen Pfad unter die Füsse nehmen. Nun denn, wir wollen also
demjenigen, welcher den Weg in sein Herz finden will, eine kleine Stütze geben
indem wir uns bewusst werden, dass wir eigentlich zwei Leben haben und uns für
das Eine entscheiden sollen.
Da haben wir auf der einen
Seite das sogenannte Aussenleben und auf der andern das Innenleben. Das ist
ganz im Sinne des Paulus, nur sagt er es etwas anders, aber das ändert nichts
an der Tatsache, dass wir uns damit auseinandersetzen müssen. Paulus spricht
von der fleischlichen und der geistlichen Gesinnung.
Das Aussenleben
Das
Aussenleben oder eben die fleischliche Gesinnung brauche ich eigentlich nicht
zu erklären, denn wir alle kennen dies zur Übergenüge. Es ist das Leben, wie es
die Weltmenschen und die Weltchristen leben, wie wir alle es einst gelebt
haben.
Dieses
Aussenleben ist im Alltag geprägt von
Sorgen
jeglicher
Art. Das beginnt bei der Hausfrau am Morgen mit der Frage „was koche ich heute zu Mittag“ und endet beim Obdachlosen „wann bekomme ich wieder was zu essen“.
Sorgen wie diejenige einer Schwester, welche am Samstag noch die Haare färben
muss, weil sie so unmöglich am Sonntagmorgen zur Predigt gehen kann. Das halbe
Leben besteht aus Sorgen und wenn man keine mehr hat, macht man sich welche.
Emotionen
sind ein
weiteres Merkmal des Aussenlebens, denn Emotionen sind die seelische Empfindung
dessen, was ausserhalb von uns geschieht. Es gilt als schlechte Eigenschaft,
wenn man keine Emotionen oder Empfindungen hat oder diese nicht nach aussen
mitteilt. Man gilt dann als gefühllos und seelisch kalt. Auf der anderen Seite
macht man Jagd nach Emotionen b is zum ultimativen Kick, wovon ganze
Wirtschaftsbranchen leben. Man denke nur an die Werbung, welche sich in erster
Linie an das Gefühlsleben der Menschen wendet.
Ärger
Eine
besondere Form der Emotionen ist der Ärger. Läuft etwas nicht nach dem eigenen
Willen, so kommt Ärger auf – oder gar Zorn. Das ist dann der Fall, wenn das
Aussenleben nicht den Erwartungen des Ego entspricht. Es ist dann ein Zeichen,
dass keine Distanz zwischen der Seele und dem Aussenleben besteht. Alle
unliebsmen Einflüsse haben dadurch freien Zugang zur ungeschützten Seele.
Liebe, Neigung, Leidenschaft
Liebe,
Neigungen, Begierden und Leidenschaften sind ebenfalls durchwegs aufs Äussere
fokusiert. Dabei ist zu beachten, dass bereits der eigene Leib im Blick der
Seele zur Aussenwelt gehört. Da der Leib Materie und damit eine andere Substanz
als die Seele oder der Seelenleib ist, steht diese auch im Kampf gegen den
Leib. Nicht nur die Begierden und Leidenschaften geben uns einen Hinweis auf
diese Äusserlichkeit des Leibes, auch die fünf Sinne, mit welchem die Seele
permanent mit der Aussenwelt verbunden ist, um diese überhaupt wahrzunehmen zu
erkennen. Somit sucht die Seele mittelst der Sinne ununterbrochen die
wohltuenden Eindrücke zu ihrer Befriedigung aus der Aussenwelt. Sind diese Eindrücke
einmal nicht so befriedigend, dann macht sich Enttäuschung breit.
Ein
weiteres Merkmal des Aussenlebens sind die ebenfalls fast permanenten
gedanklichen Zwiegespräche
mit allen
möglichen Leuten. In diesen geistigen Dialogen werden Dispute ausgefochten und
man bereitet sich so auf kommende verbale Auseinandersetzungen vor. Oftmals
geschieht dies nicht einmal bewusst, es geschieht einfach. Das wiederum hat zu
tun mit der
unkontrollierte Gedankenwelt
die unsere
Konzentrationsfähigkeit sehr beeinträchtigt und uns manchmal nicht einschlafen
lässt. Aber nicht nur – den ganzen Tag über werden diese unkontrollierten
Gedanken, welche da auf uns einstürmen, zur Plage.
Kommunikation
Extrovertierte Personen sind häufig gesprächiger, ungezwungener, enthusiastischer und kommunizieren lebhafter. Sie interessiert in der Kommunikation weniger, was sein Gesprächspartner hören, sondern vielmehr das, was er selbst mitteilen will. Oft ist der Grund dieser Kommunikation, Zustimmung zu erhalten und um sich bestätigt fühlen zu können.Die Tagesschau
Unter diesem Stichwort möchte ich einfach all das erwähnen, was seine inneren Interessen ausmachen: Alles Geschehen dieser Welt. Er nimmt Teil an den Werken dieser Welt, welche ihn im Prinzip nichts angehen und noch viel weniger er daran etwas ändern kann. Siehe Politik und Wirtschaft. So kann die TV-Tagesschu sehr viel dazu beitragen, dass seine innere Ausgeglicheheit niemals Realität werden kann.
Die täglicher Arbeit
Der Extrovertierte verrichtet seine tägliche Arbeit eines Teils zur Beschaffung der Nahrung und dem Erhalt seiner Wohnung. Der weitaus grössere Teil aber fliesst in die Befriedigung seiner Leidenschaften und Begierden wie stets grösseren Komfort in allen Belangen und der Erhöhung des sogenannten „Lebensstandart“ und Verbesserung der „Lebensbedingungen“, was sich aber im Nachhinein selten zu einem wirklichen Fortschritt führt – sondern nur zu noch mehr Begierden und gesteigerten Erwartungen.
All das und
noch vieles mehr ist das Aussenleben und kaum einer kann sich vorstellen, dass
das nicht normal sein könnte. Man kann sich kaum vorstellen, dass dies es Zwangs-Aussen-Leben
eigentlich nicht sein müsste. Einen Zwang ist es insofern, weil der
Durchschnittsbürger derart in die von der Aussenwelt aufgebürdeten Zwänge sich
nur noch als funktionierenden Automaten des Systems vorkommt. Ja, man
funktioniert für das System – und das nennt man oft „Leben“.
Das Innenleben
Das
Innenleben ist so ziemlich das genaue Gegenteil. Ist die Extraversion komplett
nach aussen gerichtet, so nimmt die Introversion Bezug auf das Innere, also auf
das, was im Herzen vorgeht. Wer sich noch nie damit befasst hat, kann sich
keine Vorstellung darüber machen, was es heisst, das Leben des Herzens zu
erkennen und zu erkunden. Es ist ihm fremd, ja es scheint ihm sogar eine
Unmöglichkeit zu sein. Dem Introvertierten ist hingegen sein Aussenleben eine
Störung des Innenlebens, der Herzensbeschauung. Und trotzdem lebt der
Introvertierte auch im Aussenleben – und das sogar noch bewusster als der
Extrovertierte! Aber darauf kommen wir noch.
Die
Beweggründe seines Handelns sind nicht die äusseren Zwänge sondern die innere
Führung, Beeinflussung oder anders gesagt, das Leben aus der Intuition. Er
steht mit der unsichtbaren Welt in permanenter Verbindung, wogegen der
Extrovertierte nur das Sichtbare, das Materielle, das Vergängliche als Realität
anerkennt. Dieser Vergleich sieht man am Besten bei den Christen. Die einen
erkennen das Wort Gottes nur im Aussenleben, in der gedruckten Form, die
anderen aber als lebendiges, inneres Wort.
Der
Introvertierte erkennt aber das Aussenleben, die Materie nicht als Realität an.
Denn er sagt sich, dass das, was der steten Äenderung unterworfen ist und in
seiner Form keinen Bestand hat, kann nicht die Realität, die Wirklichkeit oder
gar die Wahrheit sein. Diese ändert sich niemals, auch nicht in seiner
Erscheinungsform. Deshalb ist das, was in seinem Herzen geschieht, wenn auch
unsichtbar, doch in seiner Erscheinungsweise wie in seiner Wirkung absolut
beständig und weder der Veränderung noch der Vergänglichkeit unterworfen. Sehen
wir nur als Beispiel wieder die Bibel. Wievielen Änderungen ist dieses Buch der
Bücher unterworfen, wieviele Änderungen hat sie erfahren und trotzdem wird sie
als von Wort für Wort von Gott eingegeben genommen.
Das
Innenleben hat für den Menschen ebenfalls einige untrügliche Aspekte.
Gedankliche Zwiegespräche
Gedankliche
Zwiegespräche kennt auch der Introvertierte. Nur sind seine „Gesprächspartner“
nicht unstete Menschen, sondern es sind die Bewohner der Geistigen Welt, beim
Christen und Nachfolger sind es in erster Linie Jesus Christus, aber auch die
ihm beigesellten Engel. Es ist durchaus erlaubt, auch mit Letzteren zu
kommunizieren, wenn auch Gebete ausschliesslich an Jesus gerichtet werden. Aber
ein Dankeschön an die so mit Göttlicher Geduld gesegneten Schutzengel ist
allemal erlaubt und auch sie werden es zu schätzen wissen.
Wenn Du bei
Deiner täglichen Arbeit in der Aussenwelt irgend etwas vergessen hast und Du
erinnerst Dich plötzlich daran, dann darfst Du gewiss sein, dass dies eine
Eingebung eines der Wesen war, das Dir beigegeben wurde.
Statt in
der Phantasie Zwie-Streit-Gespräche mit dem nicht präsenten Chef oder Nachbar zu
führen, sollen wir Zwiegespräche mit dem stets präsenten Heiland im Herzen haben.
Jemehr wir das tun, desto klarer wird auch dessen Entgegnung, die wir immer
klarer erkennen bis wir eine solche innere Beziehung mit Jesus und der gesamten
Himmelbewohnerschaft in unserem Herzen haben, wie mit unserer leiblichen
Fsmilie am Mittagstisch.
Für einen
Weltchristen ist das natürlich völliger Unsinn. Wir kommen noch darauf, denn es
wird ihm von der Kirche aus strengstens untersagt, ein Inneleben in dieser
Weise zu führen.
Aber
nichtsdestotrotz führt diese innere Kommunikation dazu, dass es uns auch immer
leichter fällt, alles, auch das was das Aussenleben betrifft, in die Hand
Gottes zu legen und auch alles das, was uns widerfährt, aus Dessen Hand zu
nehmen.
Sorgen
Deshalb
kennt der nach innen fokussierte Nachfolger kaum Sorgen. Alles, was nicht so
genau „passt“, legt er Jesu in die Hand und ist durch diese bewährte
persönliche Beziehung auch in der Lage, das zu verstehen, wenn etwas nicht so genau „passt“ oder anders
ist, als er sich vorgestellt hat. Der innere Nachfolger ist lernfähig, weil er
Seine Stimme kennt und bereit ist, das anzunehmen, wie und was ihm geschieht,
was eben nicht „passt“. Diese
Kommunikation geht naturgemäss weit über das einfache Bibellesen hinaus.
Ärger
Derjenige,
welche eine derart tiefe Beziehung durch das stete Bewusstsein der Gegenwart Gottes
hat, bleibt weitgehend vom Ärger verschont, weil er eine natürliche Barriere
gegenüber dem Aussenleben und allen Situationen, welche dies mit sich bringt,
aufgebaut hat. Sein direkter Bezug ist nicht seine mittelbare Umwelt, welche er
nur noch von ferne wahrnimmt, sondern seine Bezugsperson, welche alles und
jedes unter Seiner kontrolle hat: Jesus Christus.
Liebe, Neigung, Leidenschaft
Und so
bringt es mit sich, dass alle seine Neigungen nicht mehr auf das Vergängliche
und Veränderliche gerichtet ist und demzufolge bei ihm keinerlei Reize mehr auslöst.
Nicht nur das, was gehört und gesehen werden kann, auch das was durch den
Tastsinn gefühlt werden kann, also die körperliche Liebe. Dies ist nicht die
Folge einer gesetzmässigen Entsagung, sondern ein unwillkürlicher Vorgang, weil
diese Neigungen und Begierden einfach nicht oder kaum mehr bestehen.
Die Tagesschau
Auch der
Nachfolger Jesu kennt die Tagesschau. Doch ist diese ganz anderer Natur als
diejenige, welche ein TV-Sender übermittelt. Die eigene, persönliche Tagesschau
ist keine Gehirnwäsche, sondern eine kritische Betrachtung seines gelebten
Tages. Er geht mit sich selbst ins Gericht und erkennt, welche Fehler er
bewusst noch beheben muss, erkennt, auf welche Weise Gott die Läuterung seiner
Seele vornimmt und ist dankbar für alles, auf welche Weise auch immer diese
Läuterung vonstatten geht.
Die täglicher Arbeit
Der nach
innen gerichtete Nachfolger Jesu verrichtet seine Arbeit im Wesentlichen um den
Erhalt seines Leibes – und natürlich seiner Familie willen. Die Jagd nach der
Befriedigung seiner Begierden und Leidenschaften ist ihm fremd. Auch bei der
Arbeit ist seine Bezugsperson nicht sein Chef, nicht seine Firma, sondern
wiederum Derjenige, mit Welchem er seine innere Beziehung lebt. So ist es auch
nicht mehr gar so wichtig, welcher Art seine Arbeit ist, der weltliche Aspekt
derer ist nicht so wichtig. Natürlich soll die Arbeit nicht der Ordnung Gottes
widersprechen, aber diese Gefahr ist relativ klein, weil der innewohnende
Christus da längst die Weichen umgestellt hätte.
Rückschlüsse
Wie wir
sehen, geht es niemals darum, ins Kloster zu gehen und den ganzen Tag und die
halbe Nacht zu beten. Vielmehr ist der
insichgekehrte Christ im normalen Erwerbsleben, hat aber im Gegensatz zum
Weltchristen ganz andere Prioritäten.
Auch der
innere Nachfolger hat somit ein Aussenleben. Dieses ist aber nun nicht mehr um
das Aussenleben selbst willen da, sondern eine Folge und in der Art seines
Innenlebens. Das Wort Jesu „Trachtet
zuerst nach dem Reiche Gottes, dann wird euch alles dies zufallen“ wird
somit zur gelebten Wahrheit. Gelebte Wahrheit – nicht gelesene Wahrheit!
Deshalb auch mein Rat an die Bibeltreuen im schon erwähnten letzten Aufsatz,
die Bibel mal für vier Wochen zur Sekite zu legen um genau dieses Innenleben zu
leben.
Nun muss
ich noch einmal darauf zurückkommen, dass die evangelischen Kirchen genau das
verneinen, bzw. immens bekämpfen. Sie belassen ihre Gläubigen bewusst im
Aussenleben und fixieren die Beziehung mit Gott, mit Jesus, alleine auf die
Bibel mit der Begründung, dass das Innenleben auf jeden Fall vom Teufel geprägt
sei. Die Ursache dieser Begründung finden wir im Artikel 5 der evangelischen
Apologie: „.. Und werden verdammt die
Wiedertaufer und andere, so lehren, dass wir ohn das leiblich Wort des
Evangelii den heiligen Geist durch
eigenes Nachdenken und Werk erlangen.“ Eigenes Nachdenken betrifft
dieses Innenleben, und das ist nach Luther strikte Verboten. Alle, welche also
dieses Innenleben pflegen, sind verdammt, obschon Jesus klar lehrte, dass das Reich Gottes inwenig von uns sei!
Mir ist es also schon viel lieber, von Luther
verdammt zu sein, als das Himmelreich zu verpassen!
Wer aber
von Jesus zur Wahrheit geführt wird, kommt gar nicht in die Lage, das Himmelreich
zu verpassen. Es gibt ja trotzdem viele Geschwister in den evang. Kirchen,
welche erkannt haben, welchen Wert das Innenleben für den Glaubensweg hat. Es
ist zum Glück nicht nur eine Lehrfrage, sondern christliche Realität, dass die
Seinen diesen Weg beschreiten dürfen, weil sie ganz einfach auf diesen inneren
Weg geführt werden.
Was dies
für eine praktische Bedeutung für das Leben nach dem „Tod“ (den es ja gar nicht
gibt!) hat, damit wollen wir uns ein andermal auseinandersetzen. Nur soviel:
Das gelebte Innenleben ist die einzige Möglichkeit, die Banden der geistigen
Seele mit dem materiellen Leib soweit zu lockern, dass sie im Zeitpunkt der
vollständigen Trennung auch ohne allen Schmerz vonstatten gehen kann und danach
das wahre Leben ohne alle materielle Behinderung weitgergehen kann.
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Wenn
jemand wünscht, dass ein bestimmtes Thema in diesem Blog behandelt wird, dann
darf er das mitteilen. Es geht nicht darum, dass mir die Themen ausgehen, aber
ich möchte vermehrt auf Themen eingehen, welche die Leser beschäftigen und
interessieren und welche auch im Forum
dann weiter behandelt werden können, sodass jedermann seine Meinung dazu abgeben
kann. Ja, auch hier könnte ja gelten: „ein
jeder bringe etwas mit ...“
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Wie immer
ist die Diskussion über das Thema im Forum offen und auch Gäste können sich einbringen,
können ergänzen oder ihrer kritischen Haltung freien Lauf lassen. Wer will,
kann auch Fragen stellen. Der erste Beitragsschreiber soll bitte das Thema mit
dem Aufsatztitel eröffnen.
Jesus
segne Dich!
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