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Mittwoch, 13. April 2016

Aussenleben und Innenleben


Der heutige Aufsatz ist für all diejenigen – oder den jenigen – welche meinen Rat am Schluss von „Die Apokalypse des Christentums II“ beherzigt haben. Es ist mir ja vollauf klar, dass das nur einzelne, oder gar nur ein einzelner ist, welcher den Weg wirklich nach innen sucht. Und wenn es wenigstens auch nur einer ist, dann bin ich zufrieden, weil wir uns hier ja nicht auf dem klerikalen Mainstream befinden, sondern wissen, dass es nur sehr wenige sind, welche die schmale Pforte finden und den recht steilen, mühsamen und dornigen Pfad unter die Füsse nehmen. Nun denn, wir wollen also demjenigen, welcher den Weg in sein Herz finden will, eine kleine Stütze geben indem wir uns bewusst werden, dass wir eigentlich zwei Leben haben und uns für das Eine entscheiden sollen.


Da haben wir auf der einen Seite das sogenannte Aussenleben und auf der andern das Innenleben. Das ist ganz im Sinne des Paulus, nur sagt er es etwas anders, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass wir uns damit auseinandersetzen müssen. Paulus spricht von der fleischlichen und der geistlichen Gesinnung.

Das Aussenleben


Das Aussenleben oder eben die fleischliche Gesinnung brauche ich eigentlich nicht zu erklären, denn wir alle kennen dies zur Übergenüge. Es ist das Leben, wie es die Weltmenschen und die Weltchristen leben, wie wir alle es einst gelebt haben.
Dieses Aussenleben ist im Alltag geprägt von

Sorgen

jeglicher Art. Das beginnt bei der Hausfrau am Morgen mit der Frage „was koche ich heute zu Mittag“ und endet beim Obdachlosen „wann bekomme ich wieder was zu essen“. Sorgen wie diejenige einer Schwester, welche am Samstag noch die Haare färben muss, weil sie so unmöglich am Sonntagmorgen zur Predigt gehen kann. Das halbe Leben besteht aus Sorgen und wenn man keine mehr hat, macht man sich welche.

Emotionen

sind ein weiteres Merkmal des Aussenlebens, denn Emotionen sind die seelische Empfindung dessen, was ausserhalb von uns geschieht. Es gilt als schlechte Eigenschaft, wenn man keine Emotionen oder Empfindungen hat oder diese nicht nach aussen mitteilt. Man gilt dann als gefühllos und seelisch kalt. Auf der anderen Seite macht man Jagd nach Emotionen b is zum ultimativen Kick, wovon ganze Wirtschaftsbranchen leben. Man denke nur an die Werbung, welche sich in erster Linie an das Gefühlsleben der Menschen wendet.

Ärger

Eine besondere Form der Emotionen ist der Ärger. Läuft etwas nicht nach dem eigenen Willen, so kommt Ärger auf – oder gar Zorn. Das ist dann der Fall, wenn das Aussenleben nicht den Erwartungen des Ego entspricht. Es ist dann ein Zeichen, dass keine Distanz zwischen der Seele und dem Aussenleben besteht. Alle unliebsmen Einflüsse haben dadurch freien Zugang zur ungeschützten Seele.

Liebe, Neigung, Leidenschaft

Liebe, Neigungen, Begierden und Leidenschaften sind ebenfalls durchwegs aufs Äussere fokusiert. Dabei ist zu beachten, dass bereits der eigene Leib im Blick der Seele zur Aussenwelt gehört. Da der Leib Materie und damit eine andere Substanz als die Seele oder der Seelenleib ist, steht diese auch im Kampf gegen den Leib. Nicht nur die Begierden und Leidenschaften geben uns einen Hinweis auf diese Äusserlichkeit des Leibes, auch die fünf Sinne, mit welchem die Seele permanent mit der Aussenwelt verbunden ist, um diese überhaupt wahrzunehmen zu erkennen. Somit sucht die Seele mittelst der Sinne ununterbrochen die wohltuenden Eindrücke zu ihrer Befriedigung aus der Aussenwelt. Sind diese Eindrücke einmal nicht so befriedigend, dann macht sich Enttäuschung breit.
Ein weiteres Merkmal des Aussenlebens sind die ebenfalls fast permanenten

gedanklichen Zwiegespräche

mit allen möglichen Leuten. In diesen geistigen Dialogen werden Dispute ausgefochten und man bereitet sich so auf kommende verbale Auseinandersetzungen vor. Oftmals geschieht dies nicht einmal bewusst, es geschieht einfach. Das wiederum hat zu tun mit der

unkontrollierte Gedankenwelt

die unsere Konzentrationsfähigkeit sehr beeinträchtigt und uns manchmal nicht einschlafen lässt. Aber nicht nur – den ganzen Tag über werden diese unkontrollierten Gedanken, welche da auf uns einstürmen, zur Plage.

Kommunikation

Extrovertierte Personen sind häufig gesprächiger, ungezwungener, enthusiastischer und kommunizieren lebhafter. Sie interessiert in der Kommunikation weniger, was sein Gesprächspartner hören, sondern vielmehr das, was er selbst mitteilen will. Oft ist der Grund dieser Kommunikation, Zustimmung zu erhalten und um sich bestätigt fühlen zu können.

Die Tagesschau

Unter diesem Stichwort möchte ich einfach all das erwähnen, was seine inneren Interessen ausmachen: Alles Geschehen dieser Welt. Er nimmt Teil an den Werken dieser Welt, welche ihn im Prinzip nichts angehen und noch viel weniger er daran etwas ändern kann. Siehe Politik und Wirtschaft. So kann die TV-Tagesschu sehr viel dazu beitragen, dass seine innere Ausgeglicheheit niemals Realität werden kann.

Die täglicher Arbeit

Der Extrovertierte verrichtet seine tägliche Arbeit eines Teils zur Beschaffung der Nahrung und dem Erhalt seiner Wohnung. Der weitaus grössere Teil aber fliesst in die Befriedigung seiner Leidenschaften und Begierden wie stets grösseren Komfort in allen Belangen und der Erhöhung des sogenannten „Lebensstandart“ und Verbesserung der „Lebensbedingungen“, was sich aber im Nachhinein selten zu einem wirklichen Fortschritt führt – sondern nur zu noch mehr Begierden und gesteigerten Erwartungen.

All das und noch vieles mehr ist das Aussenleben und kaum einer kann sich vorstellen, dass das nicht normal sein könnte. Man kann sich kaum vorstellen, dass dies es Zwangs-Aussen-Leben eigentlich nicht sein müsste. Einen Zwang ist es insofern, weil der Durchschnittsbürger derart in die von der Aussenwelt aufgebürdeten Zwänge sich nur noch als funktionierenden Automaten des Systems vorkommt. Ja, man funktioniert für das System – und das nennt man oft „Leben“.

Das Innenleben

Das Innenleben ist so ziemlich das genaue Gegenteil. Ist die Extraversion komplett nach aussen gerichtet, so nimmt die Introversion Bezug auf das Innere, also auf das, was im Herzen vorgeht. Wer sich noch nie damit befasst hat, kann sich keine Vorstellung darüber machen, was es heisst, das Leben des Herzens zu erkennen und zu erkunden. Es ist ihm fremd, ja es scheint ihm sogar eine Unmöglichkeit zu sein. Dem Introvertierten ist hingegen sein Aussenleben eine Störung des Innenlebens, der Herzensbeschauung. Und trotzdem lebt der Introvertierte auch im Aussenleben – und das sogar noch bewusster als der Extrovertierte! Aber darauf kommen wir noch.
Die Beweggründe seines Handelns sind nicht die äusseren Zwänge sondern die innere Führung, Beeinflussung oder anders gesagt, das Leben aus der Intuition. Er steht mit der unsichtbaren Welt in permanenter Verbindung, wogegen der Extrovertierte nur das Sichtbare, das Materielle, das Vergängliche als Realität anerkennt. Dieser Vergleich sieht man am Besten bei den Christen. Die einen erkennen das Wort Gottes nur im Aussenleben, in der gedruckten Form, die anderen aber als lebendiges, inneres Wort.

Der Introvertierte erkennt aber das Aussenleben, die Materie nicht als Realität an. Denn er sagt sich, dass das, was der steten Äenderung unterworfen ist und in seiner Form keinen Bestand hat, kann nicht die Realität, die Wirklichkeit oder gar die Wahrheit sein. Diese ändert sich niemals, auch nicht in seiner Erscheinungsform. Deshalb ist das, was in seinem Herzen geschieht, wenn auch unsichtbar, doch in seiner Erscheinungsweise wie in seiner Wirkung absolut beständig und weder der Veränderung noch der Vergänglichkeit unterworfen. Sehen wir nur als Beispiel wieder die Bibel. Wievielen Änderungen ist dieses Buch der Bücher unterworfen, wieviele Änderungen hat sie erfahren und trotzdem wird sie als von Wort für Wort von Gott eingegeben genommen.
Das Innenleben hat für den Menschen ebenfalls einige untrügliche Aspekte.

Gedankliche Zwiegespräche

Gedankliche Zwiegespräche kennt auch der Introvertierte. Nur sind seine „Gesprächspartner“ nicht unstete Menschen, sondern es sind die Bewohner der Geistigen Welt, beim Christen und Nachfolger sind es in erster Linie Jesus Christus, aber auch die ihm beigesellten Engel. Es ist durchaus erlaubt, auch mit Letzteren zu kommunizieren, wenn auch Gebete ausschliesslich an Jesus gerichtet werden. Aber ein Dankeschön an die so mit Göttlicher Geduld gesegneten Schutzengel ist allemal erlaubt und auch sie werden es zu schätzen wissen.

Wenn Du bei Deiner täglichen Arbeit in der Aussenwelt irgend etwas vergessen hast und Du erinnerst Dich plötzlich daran, dann darfst Du gewiss sein, dass dies eine Eingebung eines der Wesen war, das Dir beigegeben wurde.

Statt in der Phantasie Zwie-Streit-Gespräche mit  dem nicht präsenten Chef oder Nachbar zu führen, sollen wir Zwiegespräche mit dem stets präsenten Heiland im Herzen haben. Jemehr wir das tun, desto klarer wird auch dessen Entgegnung, die wir immer klarer erkennen bis wir eine solche innere Beziehung mit Jesus und der gesamten Himmelbewohnerschaft in unserem Herzen haben, wie mit unserer leiblichen Fsmilie am Mittagstisch.

Für einen Weltchristen ist das natürlich völliger Unsinn. Wir kommen noch darauf, denn es wird ihm von der Kirche aus strengstens untersagt, ein Inneleben in dieser Weise zu führen.
Aber nichtsdestotrotz führt diese innere Kommunikation dazu, dass es uns auch immer leichter fällt, alles, auch das was das Aussenleben betrifft, in die Hand Gottes zu legen und auch alles das, was uns widerfährt, aus Dessen Hand zu nehmen.

Sorgen

Deshalb kennt der nach innen fokussierte Nachfolger kaum Sorgen. Alles, was nicht so genau „passt“, legt er Jesu in die Hand und ist durch diese bewährte persönliche Beziehung auch in der Lage, das zu verstehen,  wenn etwas nicht so genau „passt“ oder anders ist, als er sich vorgestellt hat. Der innere Nachfolger ist lernfähig, weil er Seine Stimme kennt und bereit ist, das anzunehmen, wie und was ihm geschieht, was eben nicht „passt“.  Diese Kommunikation geht naturgemäss weit über das einfache Bibellesen hinaus.

Ärger

Derjenige, welche eine derart tiefe Beziehung durch das stete Bewusstsein der Gegenwart Gottes hat, bleibt weitgehend vom Ärger verschont, weil er eine natürliche Barriere gegenüber dem Aussenleben und allen Situationen, welche dies mit sich bringt, aufgebaut hat. Sein direkter Bezug ist nicht seine mittelbare Umwelt, welche er nur noch von ferne wahrnimmt, sondern seine Bezugsperson, welche alles und jedes unter Seiner kontrolle hat: Jesus Christus.

Liebe, Neigung, Leidenschaft

Und so bringt es mit sich, dass alle seine Neigungen nicht mehr auf das Vergängliche und Veränderliche gerichtet ist und demzufolge bei ihm keinerlei Reize mehr auslöst. Nicht nur das, was gehört und gesehen werden kann, auch das was durch den Tastsinn gefühlt werden kann, also die körperliche Liebe. Dies ist nicht die Folge einer gesetzmässigen Entsagung, sondern ein unwillkürlicher Vorgang, weil diese Neigungen und Begierden einfach nicht oder kaum mehr bestehen. 

Die Tagesschau

Auch der Nachfolger Jesu kennt die Tagesschau. Doch ist diese ganz anderer Natur als diejenige, welche ein TV-Sender übermittelt. Die eigene, persönliche Tagesschau ist keine Gehirnwäsche, sondern eine kritische Betrachtung seines gelebten Tages. Er geht mit sich selbst ins Gericht und erkennt, welche Fehler er bewusst noch beheben muss, erkennt, auf welche Weise Gott die Läuterung seiner Seele vornimmt und ist dankbar für alles, auf welche Weise auch immer diese Läuterung vonstatten geht.

Die täglicher Arbeit

Der nach innen gerichtete Nachfolger Jesu verrichtet seine Arbeit im Wesentlichen um den Erhalt seines Leibes – und natürlich seiner Familie willen. Die Jagd nach der Befriedigung seiner Begierden und Leidenschaften ist ihm fremd. Auch bei der Arbeit ist seine Bezugsperson nicht sein Chef, nicht seine Firma, sondern wiederum Derjenige, mit Welchem er seine innere Beziehung lebt. So ist es auch nicht mehr gar so wichtig, welcher Art seine Arbeit ist, der weltliche Aspekt derer ist nicht so wichtig. Natürlich soll die Arbeit nicht der Ordnung Gottes widersprechen, aber diese Gefahr ist relativ klein, weil der innewohnende Christus da längst die Weichen umgestellt hätte.

Rückschlüsse

Wie wir sehen, geht es niemals darum, ins Kloster zu gehen und den ganzen Tag und die halbe Nacht zu beten. Vielmehr  ist der insichgekehrte Christ im normalen Erwerbsleben, hat aber im Gegensatz zum Weltchristen ganz andere Prioritäten.

Auch der innere Nachfolger hat somit ein Aussenleben. Dieses ist aber nun nicht mehr um das Aussenleben selbst willen da, sondern eine Folge und in der Art seines Innenlebens. Das Wort Jesu „Trachtet zuerst nach dem Reiche Gottes, dann wird euch alles dies zufallen“ wird somit zur gelebten Wahrheit. Gelebte Wahrheit – nicht gelesene Wahrheit! Deshalb auch mein Rat an die Bibeltreuen im schon erwähnten letzten Aufsatz, die Bibel mal für vier Wochen zur Sekite zu legen um genau dieses Innenleben zu leben.

Nun muss ich noch einmal darauf zurückkommen, dass die evangelischen Kirchen genau das verneinen, bzw. immens bekämpfen. Sie belassen ihre Gläubigen bewusst im Aussenleben und fixieren die Beziehung mit Gott, mit Jesus, alleine auf die Bibel mit der Begründung, dass das Innenleben auf jeden Fall vom Teufel geprägt sei. Die Ursache dieser Begründung finden wir im Artikel 5 der evangelischen Apologie: „.. Und werden verdammt die Wiedertaufer und andere, so lehren, dass wir ohn das leiblich Wort des Evangelii den heiligen Geist durch eigenes Nachdenken und Werk erlangen.“ Eigenes Nachdenken betrifft dieses Innenleben, und das ist nach Luther strikte Verboten. Alle, welche also dieses Innenleben pflegen, sind verdammt, obschon Jesus klar lehrte, dass das Reich Gottes inwenig von uns sei! Mir ist  es also schon viel lieber, von Luther verdammt zu sein, als das Himmelreich zu verpassen!

Wer aber von Jesus zur Wahrheit geführt wird, kommt gar nicht in die Lage, das Himmelreich zu verpassen. Es gibt ja trotzdem viele Geschwister in den evang. Kirchen, welche erkannt haben, welchen Wert das Innenleben für den Glaubensweg hat. Es ist zum Glück nicht nur eine Lehrfrage, sondern christliche Realität, dass die Seinen diesen Weg beschreiten dürfen, weil sie ganz einfach auf diesen inneren Weg geführt werden.

Was dies für eine praktische Bedeutung für das Leben nach dem „Tod“ (den es ja gar nicht gibt!) hat, damit wollen wir uns ein andermal auseinandersetzen. Nur soviel: Das gelebte Innenleben ist die einzige Möglichkeit, die Banden der geistigen Seele mit dem materiellen Leib soweit zu lockern, dass sie im Zeitpunkt der vollständigen Trennung auch ohne allen Schmerz vonstatten gehen kann und danach das wahre Leben ohne alle materielle Behinderung weitgergehen kann.

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Jesus segne Dich!



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