Der mystische
Glaubensweg ist uns in der Bibel vorgezeichnet. Diese unumstössliche Tatsache
können aber nur diese Gläubige erkennen, welche die lebendige Botschaft der Heiligen Schrift lesen,
jene, welche beim toten Buchstaben
hängenbleiben, können dies nicht erkennen. Das Wort Gottes ist Geist. Geistige Aspekte,
sei es Himmel, Gott, Geistig/Geistliche Entwicklung, die Erlösungstat Jesu am
Kreuz und so manches mehr, kann nicht oder nur kaum mit menschlichen Worten
beschrieben und erklärt werden. Allenfalls dienen Bilder, in menschliche Worte
gefasst, dazu, das Geistige Leben einigermassen für den menschlichen Verstand
zuzubereiten, dass dieser mindestens im Ansatz das Eine oder Andere erahnen
kann. Weshalb beschreibt Jesus das Himmelreich in Gleichnissen? Weil es keine
andere Art gibt, dem beschränkten menschlichen Fassungsvermögen die unsichtbare
Wahrheit begreiflich zu machen.
Denken wir
an die Offenbarung des Johannes. Dort spielt sich das Meiste in der
unsichtbaren Welt ab. Es gibt weder menschliche Worte noch eine menschliche Sprache,
jene Vorgänge konkret zu illustrieren, ebenso die Visionen von Daniel, Hesekiel
und all den anderen Propheten. Wenn nun die „Bibeltreuen“ (besser wäre die
Bezeichnung: die „Buchstabentreuen“, denn sie nehmen die Bibel wörtlich – bibeltreu
ist etwas anderes!), kommen, also die naturgemäss unzureichenden Erklärungmodelle
wörtlich nehmen, so gibt es zwangläufig eine total entstellte Vorstellung und
damit eine falsche Lehre. Beipiel: Entrückung und Wiederkunft Jesu. Wir kommen
in einem zukünftigen Aufsatz noch auf dieses verhängnisvolle „wörtlich nehmen“
zurück, denn das ist ein äusserst wichtiges Thema.
Wir müssen
also grundätzlich davon ausgehen, wenn es um den Beschrieb eines Geistigen,
unichtbaren Vorgangs handelt, dass dann nicht mehr die Worte, Buchstaben,
Formulierung und Grammatik wichtig sind, sondern die Botschaft, welche hinter
den Worten steht! Und so ist es auch, wenn es um die Mystik geht. (Ebenfalls
später werden wir dann auf die Gegenargumente eingehen, aber lassen wir einstweilen
die Kritik und die Kritiker gewähren – eine gebührende Antwort werde ich ihnen
nicht schuldig bleiben.)
Der
Hauptunterschied der Mystiker und der Kirchenleute besteht darin, dass die ersteren
wissen, dass der Heilige Geist als sogenannter „Geistfunken“ seit Pfingsten im
Herzen eines jeden Menschen lebt und daruf wartet, „aufgeweckt“ oder „angefacht“
zu werden (bildhaft ausgedrückt!). Die Buchstaben- „Bibeltreuen“ aber
haben den Heiligen Geist schon ganz umfänglich entweder durch Handauflegen,
durch Bekehrung oder durch die Taufe, je nach Denomination.
Wie es sich
aber in Wahrheit verhält, lehrt uns Jesus
Selbst:
„Man wird
nicht sagen: Siehe hier! oder: Siehe dort ist es! Denn siehe, das Reich
Gottes ist inwendig in euch.“
Und:
„Da
sprach er: Wem ist das Reich Gottes gleich, und wem soll ich es vergleichen?
Es ist einem Senfkorn
gleich, welches ein Mensch nahm und in seinen Garten warf. Und es wuchs und
ward zu einem Baume, und die Vögel des Himmels nisteten auf seinen Zweigen.“
Dieser Vers
ist Mystik. Reine Mystik! Ob nun „Geistfunke“ oder „Samenkorn“, es bleibt sich
gleich, das Bild macht keinen Unterschied. Das Samenkorn ist ein kleines,
unscheinbares Ding, das aber schon alles in sich hat. Etwas beinahe Unsichtbares,
inwelchem sich eine komplette neue Welt manifestiert, eine Reproduktion mit
innewohnenden neuen Reproduktionen. Ein Samenkorn – wie auch der Geistfunke –
ist ein Anfangsstadium für das Werden. Von einem Samenkorn erwartet man nichts
anderes, als dass es keimt. Beim Mais dauert es in der Regel 10 Tage, beim Senforn
im Mittel 9 Tage. Das heisst für uns, es braucht Zeit und mitunter Geduld.
So ist es
auch mit dem Himmelreich, dem Reich Gottes in uns. Ist das Samenkorn einmal „in den Garten geworfen“, braucht es
Geduld und Zeit, bis es keimt und sichtbar wächst. Ist es aber dann einmal
gewachsen, dann wird es zu einem für jedermann sichtbaren Baum.
Dies ist
das Himmelreich in uns. Oder anders gesagt: Der Heilige Geist in uns. Nicht von
heute auf morgen ist er plötzlich da. Aber wenn alle Umweltbedingungen stimmen,
so nach der vorgegebenen Ordnung und Regel, in der Zeit der benötigten Entwicklung.
Das Werden des Himmelreiches in uns, in unserem Herzen, ist ein Werden, ist
eine Entwicklung.
Nur so
nebenbei: das Wort Gottes spricht vom „Werden“ („es werde ...“) , wenn es um sichtbare, materielle Dinge geht. Es
spricht aber vom „Sein“ („es sei ...“),
wenn es um Geistige Dinge geht.
Nun, das „Werden“
ist immer an den Zeitfaktor gebunden, weil es ums Materielle geht. So auch um „das Himmelreich in uns“, da wir ja
bekanntlich noch im Fleisch, also im Materiellen sind. Geduld und Zeit ist vonnöten.
Das Himmelreich (der Geist Gottes) im Herzen muss wachsen und zunehmen.
Es gibt Denominationen,
welche von der „Taufe im Heiligen Geist“ sprechen und versuchen, diesen
Heiligen Geist durch Handauflegen zu vermitteln. Das geht natürlich nicht, denn
das Erfülltwerden mit dem Geist Gottes fusst auf Bedingungen und wenn man diese
ausser Acht lässt, dann kann dieses Handauflegen sehr gefährlich werden.
Aber auch
in der Mystik, wenn die Bedingungen nicht eingehalten werden und man diese
übergeht, dann wird es ebenso gefährlich!
Andere
Denominationen gehen davon aus, dass wenn sich jemand bekehrt, er auch schon
den Heiligen Geist hat und das mit der plausibel scheinenden Begründung, dass
sich niemand bekehren kann ohne den Heiligen Geist.
Wieder
andere Glaubensgruppen sind der festen Überzeugung, dass der Heilige Geist mit
dem Taufakt, nach dem Untergetaucht sein über den Täufling kommt.
Nun, wenn
das so einfach wäre, dann würde sich ja die Frucht des Heiligen Geistes bei
jedem Gläubigen sogleich offenbaren. Dann sähe es allerdings in den Kirchen etwas
anders aus ...
In unserem
Gleichnis vom Samenkorn geschieht aber tatsächlich etwas, wenn es gesät wird.
Genauso bei der Bekehrung oder bei der Taufe. Auch beim sog. Geistfunken, wie der
Geist Gottes in diesem Entwicklungsstadium genannt wird, passiert etwas.
Das Samenkorn
beginnt jetzt die Feuchtigkeit und die Wärme des Bodens aufzunehmen und es
geschieht im Innern des Samenkorns die erste Zellteilung für das Wachstum. Nach
neun Tagen erst beginnt dann das Senfkorn zu keimen.
Damit dies
aber geschehen kann, müssen einige Bedingungen erfüllt sein. Für das Samenkorn
ist es die Feuchtigkeit, die Wärme und nach dem Keimen die Nährstoffe im Boden.
Beim Gläubigen ist es der Geistfunke, also der Geist Gottes, welcher zuerst
einmal von der Sünde überführt und die Seele ist es dann, welche die Bedingungen
für das Wachstum schaffen muss: bereuen, allen(!) vergeben, vom sündigen Weg umkehren,
ernst und fest entschlossen sein, nicht mehr zu sündigen, sich von den Werken
der Finsternis zu trennen und daran nicht mehr teilhaben und auch entschlossen
sein, die Liebe zur Welt zu überwinden und damit sich ganz dem Geistigen, d.h. Jesus
Christus hinzuwenden. Eben: Nach dem Himmelreich Gottes trachten.
Erst wenn
diese Bedingungen eingehalten werden, kann der Gottesgeist im Herzen wachsen. Bleibt
nämlich noch der Weltgeist dort gemütlich sitzen, zieht sich der Göttliche
Geist wieder zurück und kann nicht weiterwachsen!!!! Dies wird in den
Kirchen nicht beachtet und deshalb haben wir dort diese Zustände, wie sie eben
sind. Kaum einer kommt aus dem geistlichen Baby-Alter heraus. Also Zustände wie
bei den Korinthern.
Hier liegt
nun das Problem und die grosse Gefahr für den Mystiker. Wenn er sich in der
Stille, der Meditation oder der Kontemplation übt oder wenn er Weissagungen und
Offenbarungen empfängt, jedoch der Weltgeist, aber auch Hochmut, Gier, Neid usw. noch sein Bleiberecht im Herzen hat,
dann melden sich logischerweise statt der Heilige Geist zahlreiche niedere, ja
böse Geister in seinem Herzen. Und er wird es nicht merken, weil ja die Gabe
der Geisterunterscheidung fehlt, ja fehlen muss.
Es soll
also nur derjenige sich dem Glaubensweg der Mystik hingeben, welcher durchaus
ernstlich sich von der Weltliebe, welche da ist das sinnliche Leben, trennen
will. Und von der Sünde sowieso, das ist klar. Wer weiterhin den sinnlichen Freuden
frönen will, Fernseher, Sex, usw, der soll das tun. Niemand verbietet ihm das
und wer da der Meinung ist, Gott hätte dem Menschen das zur Freude so gegeben,
gut, der soll diese Freuden haben. Aber mit dem geistig/geistlichen Weg ist es
unvereinbar. Jeder muss sich selber entschliessen, was er will. Jesus hat in
einem andern Gleichnis erklärt, was passiert, wenn die Samenkörner auf den Weg
oder in die Disteln gesät werden ...
Doch zurück
zu unserem Samenkorn. Wenn es jetzt so langsam zu keimen beginnt, dann ist es
eine Freude zuzusehen, wie es wächst. Zweige entstehen, Blätter wachsen bis das
Bäumchen eine ansehnliche Grösse hat und dann kommen schon die ersten Vögel,
welche ihre Nester darin bauen. Doch wer sind diese Vögel?
Diese Vögel
sind in der Entsprechung Engel. Sie fühlen sich wohl, wenn der Geist Gottes
wachsen konnte und verbleiben gerne in dieser Nähe. Auch haben diese Boten Gottes
eine Aufgbe. Nein, sogar sehr viele Aufgaben! Sie dienen dem Gläubigen in
mannigfacher Weise. Einige werden auch solange bei ihm bleiben, wie lange er
noch auf dieser Erde weilt. Wir werden auch auf dieses Thema einmal näher eingehen.
Dies ist
also der Einstieg in das Thema, dass die Bibel ein Lehrbuch der Mystik ist. Das
Erste und vielleicht das Wichtigste ist zu wissen, dass der Geist Gottes im
Herzen sich nur ganz unscheinbar zeigt und erst nach der Bekehrung, wenn der
Glaubensweg in allem Ernst und Gehorsam beschritten wird, langsam wachsen kann.
Jesus segne
Dich!
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