Mittwoch, 15. Juni 2016

Die 7-Tage-Schöpfung




Ist die Welt in sieben Tagen erschaffen worden? Das heisst in sieben mal 24 Stunden? Genau genommen müsste man sagen in sechs Tagen, denn am siebenten Tag war Ruhetag. Und das geschah nicht irgendwann, sondern vor ziemlich genau sechstausend Jahren, wie man aus den biblischen Zeitangaben entnehmen kann. Für die Kirchen (1) gibt es dazu keinen Diskussionsbedarf, denn die wörtliche Interpretation – so sagen sie – sei eindeutig. Aber wir fragen: ist diese Interpretation wirklich eindeutig? Darf man das hinterfragen und
darf man gegebenenfalls auch gegenteiliger Meinung sein? "Nein" lautet die Antwort, denn die Heilige Schrift ist bis in

"... alle ihre Teile bis zu den Worten des Urtextes von Gott durch göttliche Inspiration gegeben wurden." (Chicago-Erklärungen als Bekenntnistext für bibeltreue Organisationen.)

Wir aber wollen uns trotzdem einige Gedanken anstellen und genauer hinsehen, was denn der Bibeltext über die Schöpfung der materiellen Welt eigentlich so richtig sagt. Auch wenn jetzt einige einwenden werden, dass diese Frage nicht heilsrelevant sei, so müsste man das auf den ersten Blick bejahen. Aber trotzdem bin ich anderer Meinung. Denn sollte es sich herausstellen, dass der Biblische Schöpfungsbericht keine authentische Widergabe der historischen Geschehnis ist, dann haben wir ein Problem. Dieses Problem besteht darin, dass wenn schon im ersten Kapitel der Heiligen Schrift die Erkenntnis entstehen muss, dass die Schrift nicht wörtlich interpretiert werden kann, wenigstens teilweise, dann bestünde ja die Gefahr, dass auch in anderen Teilen der Schrift nicht die wörtliche Auslegung, sondern die Geistige Entsprechung gälte.  Somit könnte es sehr heilsrelevant sein, ob man die Schrift generell nur wörtlich oder sowohl auch geistig interpretieren muss.

Nun wollen wir uns also mal die sieben Tage im Überblick anschauen.

Erster Tag:                  Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es lag Finsternis auf der Tiefe, und der Geist Gottes schwebte über den Wassern. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. Und Gott sah, daß das Licht gut war; da schied Gott das Licht von der Finsternis; und Gott nannte das Licht Tag, und die Finsternis Nacht. Und es ward Abend, und es ward Morgen: der erste Tag.

Zweiter Tag:              Und Gott sprach: Es soll eine Feste entstehen inmitten der Wasser, die bilde eine Scheidewand zwischen den Gewässern! Und Gott machte die Feste und schied das Wasser unter der Feste von dem Wasser über der Feste, daß es so ward. Und Gott nannte die Feste Himmel. Und es ward Abend, und es ward Morgen: der zweite Tag

Dritter Tag:                                Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an einen Ort, daß man das Trockene sehe! Und es geschah also.  Und Gott nannte das Trockene Land; aber die Sammlung der Wasser nannte er Meer ... Und Gott sprach: Es lasse die Erde grünes Gras sprossen und Gewächs, das Samen trägt, fruchtbare Bäume, deren jeder seine besondere Art Früchte bringt, in welcher ihr Same sei auf Erden! Und es geschah also. Und die Erde brachte hervor Gras und Gewächs, das Samen trägt nach seiner Art, und Bäume, welche Früchte bringen, in welchen ihr Same ist nach ihrer Art. ... Und es ward Abend, und es ward Morgen: der dritte Tag.

Vierter Tag:               Es seien Lichter an der Himmelsfeste, zur Unterscheidung von Tag und Nacht, die sollen zur Bestimmung der Zeiten und der Tage und Jahre dienen, und zu Leuchtern an der Himmelsfeste, daß sie die Erde beleuchten! Und es geschah also.
Und Gott machte die zwei großen Lichter, das große Licht zur Beherrschung des Tages und das kleinere Licht zur Beherrschung der Nacht; dazu die Sterne.
Und Gott setzte sie an die Himmelsfeste, damit sie die Erde beleuchteten und den Tag und die Nacht beherrschten und Licht und Finsternis unterschieden. Und Gott sah, daß es gut war. Und es ward Abend, und es ward Morgen: der vierte Tag.

Fünfter Tag:              Und Gott sprach: Das Wasser soll wimmeln von einer Fülle lebendiger Wesen, und es sollen Vögel fliegen über die Erde, an der Himmelsfeste dahin! Und Gott schuf die großen Fische und alles, was da lebt und webt, wovon das Wasser wimmelt, nach ihren Gattungen, dazu allerlei Vögel nach ihren Gattungen. Und Gott sah, daß es gut war. Und Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet das Wasser im Meere, und das Geflügel mehre sich auf Erden! Und es ward Abend, und es ward Morgen: der fünfte Tag.

Sechster Tag:            Die Erde bringe hervor lebendige Wesen nach ihrer Art, Vieh, Gewürm und Tiere des Feldes nach ihrer Art! Und es geschah also. Und Gott machte die Tiere des Feldes nach ihrer Art und das Vieh nach seiner Art. Und Gott sah, daß es gut war. Und Gott sprach: Wir wollen Menschen machen nach unserm Bild uns ähnlich; die sollen herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel des Himmels und über das Vieh auf der ganzen Erde, auch über alles, was auf Erden kriecht! Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; männlich und weiblich schuf er sie. Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel des Himmels und über alles Lebendige, was auf Erden kriecht! Und Gott sprach: Siehe, ich habe euch alles Gewächs auf Erden gegeben, das Samen trägt, auch alle Bäume, an welchen Früchte sind, die Samen tragen; sie sollen euch zur Nahrung dienen; aber allen Tieren der Erde und allen Vögeln des Himmels und allem, was auf Erden kriecht, allem, was eine lebendige Seele hat, habe ich alles grüne Kraut zur Nahrung gegeben. Und es geschah also. Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Und es ward Abend, und es ward Morgen: der sechste Tag.

Das also ist die Schöpfungsgeschichte. So steht es geschrieben. Wenn man aber noch weiterliest, dann sehen wir, dass die Schöpfung damit noch nicht abgeschlossen war! Der letzte Satz der Schüpfungsgeschichte steht im 2. Kapitel, Vers 4, also nach der Stiftung des Sabats, dem siebten Tag:

"Dies ist die Entstehung des Himmels und der Erde, zur Zeit, als Gott der Herr Himmel und Erde schuf"

Bevor wir weitergehen, wollen wir uns diese ersten sechs Tage etwas näher anschauen. Dabei stellen sich doch einige Fragen, da uns der Wortlaut einige Zweifel aufdrängen will.

1.        Was hat es mit dem Licht auf sich, das den Tag von der Nacht schied, wenn die beiden grossen Lichter und die Sterne, welche den "Tag und die Nacht beherrschen"  erst am vierten Tag erschaffen wurden?
 
2.       Wie konnte der erste, zweite und dritte Tag voneinander unterschieden werden, denn erst die  Gestirne (vierter Tag) lassen ein Kalendarium zu, also die "Bestimmung der Zeiten und der Tage und Jahre". Demzufolge konnten vorher gar keine Tage bestimmt werden!

3.       Am ersten Tag nannte Gott das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Aber wischen Abend und Morgen ist es demnach nicht Nacht, also keine Finsternis, sondern Tag?

4.       Am dritten Tag wurde das Gras und das Gewächs geschaffen, es spriesste aus der Erde hervor. Also hat Gott deren Samen in die Erde gelegt. Nur: Samenkörner spriessen nur, wenn Wärme und Feuchtigkeit vorhand sind. Die Wärme war noch nicht da, da das "Licht, das den Tag beherrscht" (müsste wohl die Sonne sein?) noch gar nicht erschaffen war und es auch noch gar nicht geregnet hat, wie wir im 2. Kapitel V 5 lesen.5.        

Das sind die vier wichtigsten Punkte, welche doch offensichtlich in der wörtlichen Interpretation einen völligen Unsinn ergeben.
 
Doch die Bibel ist Gottes Wort und darin gibt es keinen Unsinn. Wie ist denn somit der Widerspruch zu lösen?

Im Prinzip ist die Antwort ganz einfach. Auch die bibeltreuen Geschwister gehen mit mir einig, dass die Bibel Gottes Wort ist. Aber Gott ist Geist. Dann ist Gottes Wort ein Geistiges Wort. Und ein Geistiges Wort kann nicht auf natürliche Weise verstanden werden, sondern einzig nur in geistiger Weise! Wenn ein Mensch eine rein natürliche Gesinnung hat,  kann er die Geistige Botschaft in den natürlichen Worten nicht erkennen und nicht verstehen. Er nimmt dann die natürlichen Worte für "bare Münze". Und somit können diese Worte im Herzen auch keine besondere Wirkung haben, es bleibt alles am Verstand hängen.

Somit wird es verständlich, dass auch die Schöpfungsgeschichte eine geistige Botschaft ist, zumal die natürliche Botschaft verstandesmässig nichts Sinnvolles ergibt. Neben der Schöpfungsgeschichte gibt es noch sehr viele andere biblische Aussagen, welche ebenfalls in wörtlicher Interpretation eine komplett falsche Lehre ergeben.
 


Fussnote:
(1)             Unter "die Kirchen" sind die evangelischen Kirchen gemeint. Verallgemeinernd auch alle Denominationen. Ich unterscheide aber ganz klar zwischen den Dogmen der Kirchen, also der Lehre und den Geschwistern, die von diesen Lehren auf eine falsche Färte geführt werden. Meine Kritik gilt ausschliesslich den Lehren und denen, welche – meist in Unwissenheit - diese lehren.


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