Mittwoch, 25. September 2013

Römer 8 (Teil 1)

Römer 8 (Teil 1)


Wir werden uns nun dem achten Kapitel des Römerbriefes zuwenden. Dies ist für viele Kirchenchristen eine Schlüsselstelle in der Bibel, von der Bergpredigt (Math. 5 bis 7) einmal abgesehen. Wir werden hier sehen, auf was sich die Lehre der Freikirchen gründet und werden (für Kirchenchristen) erschreckende Tatsachen im Kontext mit dem ganzen NT finden. Viele Brüder und Schwestern in den freien Evangelikalen werden das Folgende wahrscheinlich noch nie aus diesem Blickwinkel gesehen haben und dem einen oder anderen wird der Glaube nach der üblichen Bibel-Auslegung ein wenig erschüttert werden.



Aber das ist weiter nicht so schlimm, man soll ja hin und wieder eine Standortsbestimmung machen und prüfen, wie es mit dem eigenen Glauben steht.

Ich möchte auf keinen Fall den bekehrten und wiedergeborenen Geschwister auf die Füsse treten. Aber manchmal braucht es trotzdem einen kleinen Stupf (ins Schienbein). Nein, vielmehr geht es mir darum, dass die sich so langsam und unmerklich eingebürgerten Irrungen im Dogma der (Frei-) Kirchen aufgedeckt werden. Ganz besonders am nächsten Mittwoch werden wir im 2.Teil ein ganz krasses Beispiel einer solchen Irrung sehen.

Diese Irrungen aber sind teils verständlich. Jede kirchliche Gemeinschaft ist auf Mitglieder angewiesen, ohne Mitglieder gibt es keine Kirche! Damit aber Mitglieder gewonnen und nicht verärgert werden, sollen sie das zu hören bekommen, was ihnen guttut, was sie aufbaut, was sie gerne hören wollen. Das erste, was sie gerne hören, ist, dass sie in den für sie bereiteten Himmel kommen, dass sie zu den Auserwählten gehören und dass diese Vorsehung ohne eigenes Zutun, alles aus lauter göttlichen Gnade und Liebe absolut garantiert ist. Nur glauben muss man. Das schon. Das ist aber auch alles – und der zugefallene Himmels-Lottoschein kann eingelöst werden.

Damit nun die Mitglieder bei der berühmten Stange gehalten werden können, berieselt man sie mit den herrlichen biblischen Verheissungen. Von den unzeitgemässen Bedingungen redet jedoch niemand, kein Pastor redet davon. Er braucht es ja auch nicht, denn jeder kann diese zu Hause selbst nachlesen – oder nicht?

Wir aber reden hier die volle und unbequeme Wahrheit. Wir reden hier das, was die Mitglieder eigentlich eben nicht hören wollen. Aber wir haben keine zahlendem Mitglieder – deshalb dürfen sie die Wahrheit hören!

Also dann – legen wir los ...



Vers 1

„So ist nun nichts Verdammliches an denen, die in Christo Jesu sind, die nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist.“

Die vielzitierte Aussage „es ist nichts Verdammliches an denen, die in Jesus Christus sind“ ist die Glaubensgrundlage der meisten Christen. Auf dieser Aussage gründet sich der Glaube an die Gotteskindschaft, an die Unsterblichkeit der Seele und an das sofortige Beisammensein mit Jesus Christus nach dem endlichen Ablegen des irdischen Leibes.

Diese Aussage ist Grundbestandteil der Kirchlichen Lehre, die weiter besagt, dass wenn nun nichts Verdammliches mehr an uns ist, auch unsere Seelen geheiligt sind. Das heist dann weiter, dass wir nur durch den Glauben allein und durch die Gnade geheiligt sind. Die Kirchen gehen davon aus, dass jeder Bekehrte (und damit Wiedergeborene) den Heiligen Geist empfangen hat und damit eben der Gotteskindschaft teilhaftig geworden ist.

Nun hat aber dieser erste Halbsatz noch einen zweiten Halbsatz. Und der lautet: „ ... die nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern im Geist“. „Nun gut,“ sagt hier der Gemeindepastor, „das ist schon richtig, dieser Nebensatz gehört auch dazu, aber wer in Christo Jesu ist, ist auch im Geist, denn ohne den Heiligen Geist ist die Bekehrung gar nicht möglich.“ Ja, im Fleiche wandeln die Weltkinder, die Gottesskinder wandeln im Geist. Diese Haltung hat Tradition und hört sich tatsächlich sehr plausibel an.

Aber so einfach ist es nicht. Pauluss hätte sich diesen zweiten Halbsatz ersparen können, wenn alle, die in Christo Jesu sind, auch im Geiste wandeln. Er wusste es ganz genau, dass es absolut möglich ist, in Christo Jesu zu sein und trotzdem nach dem Fleisch zu wandeln. Wenn wir nun den Zeilenabstand in der Bibel etwa vergrössern und zwischen den Zeilen lesen, was Paulus zwar nicht geschrieben, aber auch gemeint hat, so kommt folgende Formulierung heraus:

„Es gibt durchaus Verdammliches an denen, die in Christus Jesu sind, sofern sie nach dem Fleisch wandeln, statt nach dem Geiste.“ Das ist dieselbe Aussage, aber in einem andern Blickwinkel. Nun hat unser Gemeindepastor etwas Mühe, darauf eine Antwort zu finden. Vor allem dann, wenn wir uns überlegen, was der Begriff „Fleisch“ aussagt.

Das Fleisch

Dass mit „Fleisch“ nicht Steak und Hamburger, aber auch nicht Fleisch in Bezug auf Unzucht (natürlich letzteres auch!) gemeint ist, liegt auf der Hand. Vor allem Paulus (Luther-Übersetung) gebraucht gerne den Ausdruck „Fleisch“ und meint im Allgemeinen die „Materie“, also das Grobstoffliche. Genaugenommen geht es ihm um all das, was man mit den fünf Sinnen wahrnehmen kann. Das ist das Fleisch. Die fünf Sinne ist die Vermittlung der materiellen Aussenwelt mit der geistigen Seele. Diese beiden stehen in einer immerwährenden Wechselwirkung. Es ist das Materielle, welches der Seele so viele Wohltaten beschert. Und weil das Materielle, das der Seele am nächsten ist, ihr Leib ist, deshalb nannte Paulus dieses Materielle eben „Fleisch“.

Jesus hat in der Begegnung mit den reichen Jüngling von ihm gefordert, seinen ganzen Besitz zu verkaufen und den Erlös den Armen zu geben. Dieser Besitz ist ebenfalls das „Fleisch“, das Materielle, welches die Seele zu sehr einnimmt und sie gefangenhält. Jesus hätte ja vom wirtschaftlichen Standpunkt aus auch sagen können, der reiche Jüngling solle die Kapitalerträge seiner Besitztümer den Armen geben und für diese hätte damit ein Mehrfaches herausgeschaut. Aber Jesus ging es nicht um die wirtschaftliche Rechnung, sondern darum, dass der Jüngling von der Materie frei wird und nicht mehr nach dem Fleisch wandelt – „... und dann komme wieder und folge mir nach!“

Sind wir ehrlich, nahe die gesamte Christenheit wandelt nach dem Fleisch. Beinahe jeder Christ liebt den Spektakel wie jeder Weltmensch auch. Es ist das Aussenleben das man sucht um die Seele zu befriedigen. Alle äusseren Eindrücke werden begierig aufgenommen, der Fokus der Seele ist unentwegt nach aussen gerichtet. Zeitungen, Fernsehen, (christliche) Unterhaltung und Events in Hülle und Fülle, Tagungen, Seminare, missionarische Aktivitäten und und und ... All das ist Leben nach dem Fleisch.

Das Leben nach dem Geist ist das Gegenteil. Hier ist der Fokus der Seele nicht mehr nach aussen, sondern nach innen gerichtet. Der „Datenstrom“ von aussen wird nahezu unterbunden und dann tritt Stille ein. Und in dieser Stille kann sich die Seele dem Geist im Herzen öffnen und kann in persönlichen und intenssiven Kontakt mit dem Himmlischen Vater treten. Dieses nach Innen-gerichtet-sein bedeutet Leben, Harmonie und Frieden, das nach Aussen-gerichtet-sein aber Chaos und Diharmonie mit all den daraus folgenden seelischen, nervlichen und körperlichen Krankheiten.

Streng genommen heisst erst das nach Innen-gerichtet-sein „in Christo Jesu sein“. Erst wenn das Äussere abgeschaltet ist, kann man in und mit Christus sein, denn Christus ist Geist. Gott ist Geist. Ihm sollen wir uns zuwenden, also nach innen und nicht nach aussen. Nach dem Himmelreich trachten heisst das Himmelreich inwendig von uns suchen und ihm schliesslich Gewalt antun, denn nur wer ihm Gewalt antut, wird das Himmelreich erreichen.

Wenn wir diesen Gedankengang, diese Logik fortsetzen, kommen wir zur Einsicht, dass nach aussen gerichtete Fernseh- und Events-Christen nach dem Fleisch wandeln, weil sie die Seele mit guten Programmen versorgen wollen müssen. Aber nicht nur Neid und Hochmut, auch Eitelkeit gehört zum Kirchenalltag. Schminke, Puder Parfüms und mehr oder weniger phantasievolle Haartrachten, Markenkleider und andere Statussymbole zeugen von nach Aussen-gerichtet-sein, zeugen eben davon, wie man nach dem Fleische wandelt.

Und wie heisst es eben schon wieder zwischen den Zeilen im Römer 8. 1? „Es gibt durchaus Verdammliches an denen, die in Christus Jesu sind, sofern sie nach dem Fleisch wandeln, statt nach dem Geiste.“



Jesus segne Dich!







Geschrieben aus der Erkenntnis, die der Geist Gottes mir ins Herz gegeben hat.



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Aufruf:

Bitte an die Leser dieses Blogs:

Bitte gebt mir die Denominationen oder die Gemeinden bekannt, welche noch nach biblischen Grundsätzen die Heiligung lehren. Gemeinschaften, welche lehren, dass Wiedergeborene nicht mehr sündigen, welche Anleitung und Hilfe geben, das Leben nach dem Vorbild Jesu zu leben.

Wenn möglich auch Hinweise auf Webseiten und/oder Links zu Audiodateien mit entsprechenden Predigten.

Ich werde diese Angaben dann zusammenstellen und veröffentlichen.



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