Mittwoch, 13. April 2011

Das Wesen der Liebe

Über kaum einen anderen Begriff wurden derart viele umfassende Bibliotheken geschrieben wie über die Liebe. Auch kein anderer Begriff wurde derart besungen, wie eben der der Liebe. Doch was ist Liebe? Wie "funktioniert" sie? An die Liebe glauben alle, auch wenn sie selbst so kühn behaupten, nur das zu glauben, was sie sehen – Liebe sieht man nicht und trotzdem weiß jeder, dass es sie gibt. Das Thema ist derart breitgefächert, dass es fast unmöglich scheint, eine einfache Erklärung darüber zu geben. Und doch, es ist nicht so schwierig, wenn wir den Begriff der Liebe im hellen Lichte des Geistes Gottes betrachten.

Im Buch "die Geistige Sonne", Band 2 finden wir einen wunderschönen Ansatz: "Wie spricht sich aber die Liebe inwendig aus? Die Liebe spricht sich stets mit einem begehrenden Zuge aus, das heißt, sie will alles an sich ziehen! Dieser edle Zug sieht nach allen Seiten um sich her, und was seinem Auge begegnet, das ergreift er in der Art, wie es ist, und bemüht sich, den erschauten Gegenstand sich stets näher zu bringen und endlich gar mit sich zu vereinen."

Diese Erklärung trifft nun auf jede Art der Liebe zu. Sei sie seelisch-materiell oder geistig-seelisch. Dieser sehnende Zug, wie oben beschrieben, ist ein sehnliches Begehren. In der seelisch-materiellen Liebe, welche von der inneren Seele ausgeht, sprechen wir von der Begierde oder der Leidenschaft, bei der geistig-seelischen Liebe aber vom Begehren. Obwohl wir auf diese beiden Ausdrücke nicht allzu viel Gewicht legen wollen, bleibt die Haupteigenschaft der Liebe bei beiden Arten dieselbe: Das Begehren, sich mit dem geliebten Gegenstand (oder Menschen) zu vereinen oder Eins zu werden.

Einer liebt seinen ihn erfüllenden Beruf und der unterstellt dann sein ganzes Leben, seine ganze Zeit, seine gesamte Lebensenergie seinem Beruf. Ein anderer, wie etwa ein Forscher, liebt eine Idee und der unterstellt wiederum sein ganzes Leben, seine ganze Zeit und alle Lebensenergie dieser Idee. Ein Dritter liebt einen Menschen und auch dieser unternimmt alles, um nicht nur eine Antwort auf seine Liebe zu bekommen, sondern um mit diesem geliebten Menschen schlussendlich Eins werden zu können, deren Erfüllung dann in der Heirat sein vorläufiges Ziel findet. Diese seelisch-materielle Liebe hat ihre Quelle in der Seele. Dieser Art von Liebe, eben weil sie aus der Seele kommt, ist die eigentliche Eigenliebe, weil es die eigene Seele ist, welche die Erfüllung sucht. Diese Art von Liebe könnte man auch die tierische Liebe nennen, weil sie sich von der eben beschriebenen Eigenliebe kaum unterscheidet. Ich beobachte das zum Beispiel bei meinen Hühnern. Wie ist es herrlich und wunderbar zuzuschauen, wenn die Henne ihre Küken bei Annäherung auch nur der geringsten Gefahr beschützt! Auch verzichtet sie auf ihre eigene Sicherheit wie des Nachts, wenn sie normalerweise auf dem erhöhten Stängeli sitzt. Mit den Küken aber sitzt sie auf dem Boden und nimmt sie unter ihre Fittiche. Sind die Küken aber einmal gross, so verschwindet die Mutterliebe und die Tochter hackt auf die Mutter ein, oder umgekehrt, wenn es um die letzten Maiskörner geht. Ist das nicht ebenso wie bei den Menschen? Wie oft wird den Eltern einen baldigen und schmerzlosen Tod gewünscht, nur um ans Erbe heran zu kommen! Das findet öfters statt, als man glaubt.

Auch Gott ist die Liebe und Er liebt Seine Geschöpfe, die Menschen. Auch diese Göttliche Liebe ist ein Begehren, eine Liebe, die wie bei den Menschen auf eine Antwort, auf ein Wiederlieben hofft. Bei der Liebe Gottes ist der Quellgrund aber nicht Seine Eigenliebe, bei Gott ist es die Liebe, dass alles von Ihm Erschaffene Eins wird. Es ist die Ur-Eigenschaft Gottes, Eins zu sein mit Seiner Schöpfung und von daher stammt Seine Liebe, die keine engen und weiten Grenzen und keine großen und kleine Hindernisse kennt. Aus der Liebe Gottes stammt das Leben, welches ja Zeugnis von Seiner ewigen Existenz in einem jedem einzelnen Menschen, ja in der gesamten geschaffenen Natur gibt. Diese geistig-seelische Liebe geht nicht vom Menschen und dessen Seele aus, sondern alleine von Gott und erfasst des Menschen Seele. Weil des Menschen Geburt beim Eintritt in dieses Erdendasein nur einzig und allein durch die Göttliche Liebe und daraus hervorgehend durch das Leben Gottes erst möglich ist, nennt man diese Liebe die "Erste Liebe". Wer dann diese Liebe genau so selbstlos erwidern kann, der lebt in dieser Ersten Liebe, was dann die eigentliche Erfüllung des Erdenlebens darstellt, weil dieser Seele damit die himmlische Seligkeit schon im Erdenleben widerfahren ist.

Der Unterschiede der seelisch-materiellen und der geistig-seelischen Liebe sind mannigfaltig.

Der freie Wille. Wenn der Mensch liebt, was es auch immer sei, so zählt für diese Seele vor allem die Erfüllung der Begierde, die Sättigung. Der Wille anderer Menschen ist für sie nicht derart wichtig, denn wenn sich andere Menschen etwa gegen ihn durchsetzen, so erfüllt sich die Begierde nicht, und das vermeintliche Glück stellt sich nicht ein.

Bei der Göttlichen Liebe, der geistig-seelischen, ist es umgekehrt. Der Schöpfer könnte ja ohne Probleme diese Seine Liebe in ein jedes Herz setzen, so dass der Mensch Ihn lieben müsste, also quasi zwangsweise lieben müsste. Aber genau das will Gott nicht. Er will, dass der Mensch ihn freiwillig, ohne Zwang. Aus sich selbst liebt und eine Sehnsucht entwickelt, näher zu Gott zu kommen und Ihn immer mehr zu erkennen. Demjenigen, der diesen Zug, oder eben dieses Begehren in sich verspürt und ihm nachgibt, dem gibt sich Gott immer mehr und mehr zu erkennen.

Der Nutzen der Liebe. Wie bei den Tieren, wo bei fast allen Arten eine Liebe zueinander im Herdentrieb zu erkennen ist, und zum Teil schon recht gut ausgebildet ist wie etwa bei den Wölfen. Dort Werden die Mütter und Welpen in Gefahrensituationen in die Mitte des Rudels genommen, und die männlichen Tiere sind für die Verteidigung besorgt. So ist auch die einfache Liebe der Seele beim Menschen beschaffen. Zuerst nützt die Liebe vor allem sich selber, dann der engeren Gemeinschaft, der Familie, dann der Gemeinde und endlich dem Land, der Nation. Die Eigenliebe besorgt sich die Erfüllung der eigenen Begierde und dann derjenigen des Umfeldes, weil dieses wiederum den eigenen Schutz gewährleistet, bzw. die eigene Begierde erfüllt. Das Begehren der seelischen Liebe ist stets ohne Einschränkung Eigennutz und die Seele befriedigt sich selbst.

In der Liebe aus dem Geist Gottes geht es aber wieder um den Menschen, seine Seele und vor allem um seinen Geist. Die Liebe Gottes sucht nie sich selbst, sondern die Erfüllung, oder in diesem Falle sprechen wir von der Se(e)ligkeit Seines Geschöpfes, dem Menschen. Gott denkt nicht an sich selbst, Er denkt an den Menschen, und weiß, dass wenn der Mensch selig ist in der Ersten Liebe, dann erst wird Sein Ziel erreicht: Das Eins sein mit Ihm und somit der ganzen Schöpfung. Das ist die Erste Liebe: sie gibt, ohne darauf zu achten, was zurückkommt. Wo die Gabe der Liebe auf Gegenliebe stösst, da wird die Gabe der Liebe stets grösser!

Der Erfolg der Liebe. Da wo die seelische oder tierische Liebe Erfüllung findet, hält diese Erfüllung nur ganz kurze Zeit an. Wie die Kühe, die fressen und fressen bis fast zum umfallen, dann wiederkäuen sie und schon geht es wieder von vorne los: sie fressen und fressen und der Bauch hat nie genug. So auch die Seele. Hat sich die Seele durch die Erfüllung seiner Begierde befriedigt, so fällt diese Begierde für kurze Zeit in einen Tiefschlaf und schon geht es wieder von vorne los. Die Sättigung ist nur von kurzer Dauer. Die seelische Liebe ist eine materielle Liebe, und wie alle Materie sich stets verändert und umformt, so geht es auch mit der Sättigung, sie kann niemals Bestand haben.

Bei der Erfüllung durch die Geistige Liebe sieht es allerdings etwas anders aus. Die Erfüllung des Gottes-Begehrens findet eine Seligkeit, die von Dauer ist. Ja, mehr noch: sie ist nicht nur von Dauer, sie nimmt tatsächlich stets zu und eine Voll-Sättigung ist gar nie möglich, weil die Liebe Gottes unbegrenzt ist - es gibt kein Ende, keine Limits und kein Finale der Gefühle!

Wenn der Geist Gottes in einer menschlichen Seele durch die Liebe zu Gott soweit erstarkt ist, dann lebt Er sich selbst durch die Demut des Menschen. Diese ist allerdings von Nöten, denn wäre ihr Gegenpart, der Hochmut noch am wirken, so würde sich der Geist mehr und mehr zurück ziehen. Wenn also die Seele den eigenen Willen soweit überwunden hat, dass sie bereit ist, täglich, minütlich, ja, in jeder Alltagssituation auf den Willen des Geistes zu hören, dann kann der Geist Sein eigenes Leben leben und der Mensch wird zum – salopp ausgedrückt – Zuschauer seines eigenen Lebens!

Ist die Seele bereit, seine eigene seelisch-materielle Liebe aufzugeben und sich stattdessen voll auf den Geist auszurichten, dann tut er bald einmal den Willen Gottes – und glaubt immer noch, seinen eigenen Willen selbst auszuführen! Das ist jetzt zwar nicht ganz richtig ausgedrückt, denn er weiß wohl, dass es die Intuition des Geistes ist, welche ihn dann als Werkzeug Gottes einsetzt.

Dies bedeutet aber niemals, dass die geisterfüllte Seele unter dem Zwang steht, den Willen Gottes zu erfüllen. Vielmehr ist es immer und in jeder Situation der Seele anheimgestellt, unter freiem Willen der Ordnung Gottes gemäss zu handeln.

Wer aber noch immer der tierischen Eigenliebe verfallen ist, das heißt, wer noch den Begierden, Leidenschaften und Gewohnheiten des Fleisches lebt, der hat keine Chance, den Willen Gottes für jede Alltagssituation zu erfahren, und noch vielweniger, kann der innewohnende Geist ihn als Werkzeug benutzen, da Er noch keine Möglichkeit gehabt hat, zu wachsen und der Seele genügend Intuition zu übergeben.

Geschrieben aus der Erkenntnis, die der Geist Gottes mir ins Herz gegeben hat.s

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