Mittwoch, 16. Juni 2010

Das Vater Unser (4/11)

"Dein Reich komme." (Math.6,10)


In diesem Teil wollen wir erleben, wie wir in Sein Himmelreich, das ja in unserem Herzen ist, eintreten können.

Warum betet Jesus "Dein Reich komme", wenn es ja schon hier ist? Wir wissen wo es ist, nämlich in unserem Herzen und wir wissen wie man es findet, nämlich durch die Erste Liebe in dem wir den erhabenen Namen unseres himmlischen Vaters heilig halten.

Wenn Jesus sagt, dass wir so beten sollen, dann deshalb, weil das Reich zwar schon da ist, aber es steht uns noch nicht zur Verfügung. Das Himmelreichreich ist in uns, aber es hat sich noch nicht offenbart. Wie ist das zu verstehen?

Jesus gibt uns an anderer Stelle eine wunderschöne Erklärung dazu: "Das Himmelreich gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und auf seinen Acker säte; das ist das kleinste unter allen Samenkörnern; wenn es aber gewachsen ist, so ist es größer als alle Kräuter und wird ein Baum, sodass die Vögel unter dem Himmel kommen und wohnen in seinen Zweigen" (Mt.13,31).

Das Himmelreich eines jeden Menschen ist verborgen. Es ist klein, ist verschlossen und bestens geschützt, solange die Seele noch mit der Welt buhlt und suhlt. Werft nicht die Perle vor die Säue kann man auch hier sagen. Wie der Ackerboden das beste Umfeld für ein Samenkorn ist mit der Erde, der Feuchtigkeit und der erforderlichen Wärme, so muss auch das Samenkorn des Himmelreiches in unserem Herzen ein entsprechendes Umfeld haben. Der beste Herzensboden ist die Liebe zu Gott mit dem ganzen Herzen, der ganzen Seele und dem ganzen Gemüt (oder wie in einigen Übersetzungen: mit ganzem Denken). Wenn diese Liebe echt ist, ist sie konsequent und kompromisslos. Diese Liebe flieht von selbst alle Liebe zu Welt, denn wer die Welt liebhat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters. So schliessen sich die Liebe zur Welt und die Liebe zu Gott gegenseitig aus.

Dieses Samenkorn beginnt nun zu keimen, und schon fühlt die Seele eine Seligkeit, welche sie vorher noch nicht erlebt hat. Irrtümlicherweise meinen viele Bekehrte, dass dies schon die Wiedergeburt ist, welche ja erst viel später kommt, wenn die Seele geheiligt ist von allem Unrat, allen Begierden, Leidenschaften usw.; (siehe den Beitrag "Erweckung und Wiedergeburt"). Also, dieses Erlebnis ist die Erweckung, jetzt beginnt sich das Pflänzchen zu entwickeln und zu wachsen bis es dann zur Reife kommt und Frucht bringen kann.

Im Augenblick der Erweckung, wenn also das Samenkorn des Himmelreiches zu keimen beginnt, ist das Reich Gottes gekommen und dann öffnet sich die äusserst schmale Himmelspforte schon ein bisschen. Einen Spalt nur, einen ganz kleinen Spalt. Wenn die Seele aber gewillt ist und sich durch alle Verlockungen dieser Welt mit allen ihren Reizen auf die fünf Sinne nicht beirren lässt, dann öffnet sich diese schmale Pforte immer wieder ein ganz klein wenig mehr.

Ist unsere Seele gegenüber den Welteinflüssen erstarkt und die Bedürfnisse für den Leib auf ein absolutes Minimum beschränkt und unser Herz ganz auf das Leben im Geist ausgerichtet, dann ist das Reich gekommen, wie Jesus betete. Wenn Wir das so beten, geben aber unserem Leib alles, was er sich wünscht, dann beten wir vergeblich. Der Himmel öffnet sich nicht.

Für uns aber hat sich nun der Himmel geöffnet und nun wollen wir im nächsten Teil sehen, welche Konsequenzen dies für uns hat.

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